DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

29-03-2021 06:30
SXEU31 DWAV 290800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 29.03.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL Wa
Im äußersten Norden und Nordosten noch verhaltenes Temperaturniveau und teils
bis Dienstag dichter Wolkenfelder. Zum Mittwoch auch dort wie im Rest des Landes
Hochglanzfrühlingswetter mit großem Tagesgang und Spitzenwerten nahe am maximal
Möglichem für Ende März.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... verstärkt sich ein Höhenhoch mit Zentrum über der Schweiz und
Ostfrankreich und dehnt seinen Einfluss als breiter Rücken auf große Teile von
Europa aus. An seiner Nordflanke ist noch die Frontalzone aktiv, die aber mit
leichter Nordostverlagerung des Höhenhochzentrums weiter nordwärts abgedrängt
wird, sodass auch bodennah ein Anstieg des Druckniveaus zu verzeichnen ist.

Damit ist heute über dem Norden und Teilen des Ostens von Deutschland zunächst
noch WLA mit der ostwärts ziehenden Warmfront aktiv und sorgt für dichtere
Wolkenfelder und auch noch etwas Regen. Dieser zieht im Tagesverlauf ostwärts ab
und von Westen her wird es nachfolgend auch im Norden freundlicher. Am längsten
bedeckt bleibt es demnach im Nordosten.

Von der Mitte bis in den Süden ist dank des kräftigen Absinkens durch den Rücken
bereits langanhaltend die Sonne aktiv. Mit dem Absinken beginnt auch eine
Abtrocknung in unteren und mittleren Troposphärenniveaus. Gleichzeitig erwärmt
sich die Luftmasse und die Temperatur in 850 hPa steigt auf Werte zwischen 5 und
7 Grad. Unter Annahme des trockenadiabatischen vertikalen Temperaturgradienten
können 15 K draufgeschlagen werden und man landet bei den Höchstwerten, die im
Südwesten bis 22 Grad steigen. Noch eher usselig ist es hingegen in Schleswig
und Vorpommern mit nur 10 bis 15 Grad.

Warntechnisch relevant ist nochmal der Wind. Dieser frischt in der Nordhälfte im
Tagesverlauf böig auf, vereinzelt kann es Windböen geben. Wiederholt können
diese im direkten Küstenumfeld erwartet werden, wo entsprechend auch
Windwarnungen notwendig sind. Auf den Nordfriesischen Inseln ausgreifend bis ins
Schleswiger Binnenland sind zudem einzelne stürmische Böen zu erwarten.

Mit der Ausweitung des Rückens etwas nach Norden, wird auch der schärfste
Gradient am Nachmittag nordwärts gedrängt, sodass dann der Wind bereits langsam
nachzulassen beginnt. Eingang der Nacht sind nur noch auf den Nordfriesischen
Inseln und an der Grenze zu Dänemark einzelne Windböen zu erwarten. Im weiteren
Verlauf bleibt es auch dort warnfrei.

In der Nacht auf Dienstag weitet sich der Rücken weiter nach Norden aus und das
Höhenhochzentrum schiebt sich bis nach Süddeutschland. Die deutsche Modellkette
und auch externe Modelle simulieren immer noch ein Feld mit dichter
niedertroposphärischer Bewölkung am Unterrand einer Inversion bei etwa 850 hPa,
sodass es vor allem nordöstlich einer Linie Berlin - Bremen oft noch stark
bewölkt oder bedeckt ist. Etwas überraschend zeigt im Gegenzug EZ eigentlich gar
keine Wolken. Schaut man auf die EZ-Soundings, so ist auch dort eine
Absinkinversion zu sehen, allerdings ohne Sättigung. Euro4 passt hingegen viel
besser zu ICON. Insofern mag es sein, dass die deutsche Modelllösung vielleicht
etwas zu aggressiv ist, wolkenloser Himmel wie bei EZ erscheint aber nicht
realistisch.

Im Norden bleibt es in den Nachtstunden recht mild mit 10 bis 5 Grad. Von der
Mitte bis in den Süden liegen die Taupunkte hingegen deutlich niedriger und es
ist mit einem großen Tagesgang von 20 bis 25 K zu rechnen. Demnach dürfte es in
einigen Regionen bei der trockenen Grundschicht und nun auch wolkenfreiem Himmel
kälter werden, als noch in der Vornacht. Vereinzelt ist leichter Frost zu
erwarten, vor allem in den südlichen Landesteilen. Dort werden bis -3, in
Bodennähe bis -8 Grad erwartet. Das gilt für die Niederungen, in höheren
Berglagen bleibt es hingegen deutlich milder.

Nebel und Glätte sollten bei der trockenen Luftmasse keine Rolle spielen.

Dienstag... ist für viele Regionen Bilderbuchfrühlingswetter zu erwarten. Der
Rücken mit Höhenhochzentrum in Süddeutschland bestimmt das Wettergeschehen. Das
korrespondierende Bodenhoch wird über der Mitte des Landes vorhergesagt. Mit dem
kräftigen Absinken trocknet die Luftmasse in der unteren und mittleren
Troposphäre weiter ab. Prognosesoundings zeigen einen großen Spread. Einzig in
höheren Luftschichten lässt sich etwas mehr feuchte Luft. Damit dürfte der
Himmel nicht ganz blank geputzt sein, sondern von ein paar hohen Schleierwolken
verziert werden.

Der einzige Verlierer ist am morgigen Dienstag der Nordosten. Dort trocknet zwar
die Luftmassen ebenfalls ab. Unterhalb der langsam auf 950 hPa sinkenden
Absinkinversion hält sich aber immer noch die Restfeuchte aus den Niederschlägen
von Montag. Erst im Laufe des Nachmittags schafft es der Rücken auch dort die
hochnebelartige Bewölkung zu verdrängen. Das EZWMF zeigt auch weiterhin keine
tiefen Wolken, aber das ist, wie bereits erwähnt eher unglaubwürdig.

Die Maxima sind damit im Nordosten und auch in Schleswig-Holstein eher verhalten
mit 15 bis 20 Grad, an der See werden nur um 12 Grad erwartet. Im großen Rest
des Landes kann sich die Luftmasse weiter erwärmen. Bei 850 hPa Temperaturen,
die im Südwesten bereits über die 10 Grad Marke steigen, können 20 bis 25 Grad
erwartet werden.

Der Wind frischt im Norden tagesgangbedingt wieder leicht böig auf, Warnungen
sind aber wohl keine notwendig (Bft 6). Von der Mitte bis in den Süden ist es
mit dem Bodenhochzentrum nur schwachwindig.

In der Nacht auf Mittwoch bleib der Rücken wetterbestimmend. Damit ist es
landesweit gering bewölkt oder klar. In Richtung Nordosten liegt immer noch
etwas Restfeuchte, sodass ein erhöhtes Nebelrisiko besteht. Das ist auch gut an
den höheren Taupunkten dort zu sehen. Im Rest des Landes sollte Nebel im
Allgemeinen keine Rolle spielen.

Es ist abermals ein kräftiger Tagesgang zu erwarten. Mit Ausnahme des Nordostens
(feuchtere Luft) und von NRW (Südostwind) besteht vereinzelt in den Niederungen
die Möglichkeit von leichtem Frost bis -2 Grad und Bodenfrost bis -6 Grad. In
Lagen oberhalb der Inversion bleibt es entsprechend milder.


Mittwoch... beginnt der mitteleuropäische Rücken zusehend abzuflachen. Das hat
zunächst aber keine größeren Auswirkungen auf das Wettergeschehen in
Deutschland. So bleibt die Luftmasse in unteren und mittleren Schichten weiter
sehr trocken. Allenfalls oberhalb von 500 hPa lässt sich eine gewisse
Anfeuchtung erkennen. Das drückt sich aber nur in hohen, und vorübergehend auch
mal mittelhohen Wolkenfeldern aus. Die Sonne kann dennoch in vielen Regionen
nahezu ungehindert scheinen. Die Höchstwerte erreichen 20 bis örtlich 26 Grad,
sodass es die ersten Sommertage in diesem Frühjahr geben kann. Ob auch
Rekordwerte für den März überschritten werden ist aber eher fraglich. Die
stammen häufig aus den Jahren 1989 und 1968 und liegen bei etwa 26 bis 27 Grad.
Dennoch bewegen wir uns mit den Temperaturen auf sehr hohem Niveau für Ende
März.

Das so viel über die Temperatur in der synoptischen Übersicht geschrieben wird,
lässt schlussfolgern, dass keine Warnungen zu erwarten sind.

In der Nacht auf Donnerstag flacht der Rücken weiter ab und von Norden nähert
sich eine Kaltfront vorderseitig eines Kurzwellentroges, der sich vom Nordmeer
kommend südostwärts bewegt. Damit greifen in den Morgenstunden dichtere
Wolkenfelder auf den Norden über, die gelegentlich auch ein paar Spritzer Regen
bringen. Mit Kaltfrontpassage dreht der Wind auf Norden und frischt etwas auf,
allerdings ohne Warnrelevanz.

Von der Mitte bis in den Süden bleibt alles beim Alten. In einer klaren Nacht,
wo allenfalls dünne Schleierwolken zu finden sind, geht die Morgentemperatur
wieder weit zurück. Im Süden kann es örtlich wieder Werte um den Gefrierpunkt
geben. Zudem gibt es abgesehen vom Norden gebietsweise leichte Bodenfröste.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die kurzfristige Entwicklung wird von allen Modellen konsistent vorhergesagt.
Differenzen gibt es in Bezug auf die tiefen Wolken im Nordosten in der Nacht auf
und am Dienstag selbst. Dies wurde bereits im Haupttext diskutiert.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer