DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

27-03-2021 17:01
SXEU31 DWAV 271800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 27.03.2021 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Zyklonale Westlage - Übergang zu Hoch Mitteleuropa - Heute Abend noch Schauer
mit Sturmböen im weiteren Verlauf Wetterberuhigung

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
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Aktuell ... herrscht eine zyklonale Westlage vor. Dabei liegt ein kräftiges
Sturmtief an der Südostseite Grönlands und ein weiteres steuerndes Tief über dem
Nordmeer, das gegen ein schwächelndes Hoch über Nordosteuropa anläuft. Auf
Deutschland hat dabei ein Trog mit hochreichend kalter polarer Meeresluft
übergegriffen. Die 850-hPa-Temperatur ist dabei auf Werte um -5 °C gefallen. In
der hochreichend labilen Kaltluft (500-Temperatur < -35 °C) haben sich
zahlreiche Schauer und kurze Graupelgewitter gebildet, die im Bergland oberhalb
von 600 - 800 m eine dünne Schnee-/Graupeldecke brachten. Bodennah ist der
Gradient zwischen einem Hoch über Ostfrankreich und einem mit dem Trog
verbundenen Tief, das über Südschweden liegt, ziemlich kräftig, sodass sich ein
veritabler Low-Level-Jet mit bis zu 30 - 40 kt auf 850-hPa- gebildet hat. In der
labilen Grenzschicht werden vorwiegend bei Schauern und Gewittern Sturmböen bis
zum Boden gemischt. Die bereits beobachteten schweren Sturmböen sollten
allerdings kaum noch auftreten, da das Jetmaximum bereits abgezogen ist.
In der Nacht zieht der Trog rasch nach Osten ab. In der Höhe rückt ein flacher
Rücken nach. Die Strömung dreht auf der Vorderseite des Atlantiktiefs zunehmend
auf Südwest, wobei Warmluftadvektion einsetzt, die stabilisierend wirkt. Dadurch
lösen sich die Schauer von Westen her rasch auf. Dabei lockert die Bewölkung
vorübergehend auf, ehe durch die WLA induzierte Aufgleitbewölkung von Westen her
übergreift. Da die Auflockerungsphasen abgesehen vielleicht vom Südwesten nur
vergleichsweise kurz sind, beschränkt sich der Frost größtenteils auf die
zentralen und südlichen Mittelgebirge und auf das Alpenvorland. Dort ist auch
gebietsweise mit Glätte durch überfrierende Nässe zu rechnen, wobei allerdings
der anfangs noch kräftige Wind und die relativ hohen Ausgangstemperaturen dem
entgegenwirken. SWIS rechnet nur im Bergland mit negativen Belagstemperaturen.
Auch wenn die Temperaturen sicherlich lokal noch etwas tiefer liegen, kann auf
eine flächendeckende Glättewarnung voraussichtlich verzichtet werden.
Der Gradient fächert in der Nacht weiter auf, sodass der Wind deutlich
nachlässt.

Sonntag ... ist der Trog unter weiterer Abschwächung nach Osteuropa abgezogen.
Nachfolgend weitet sich der flache Rücken, dessen Achse über Westeuropa liegt
weiter Richtung Deutschland aus. Dadurch verstärkt sich noch die WLA wobei die
850-hPa-Temperatur von Westen her wieder über 0 °C ansteigt. Während der Süden
unter dem Einflussbereich eines Hochdruckgebietes über Norditalien gelangt, wird
der Norden von der Warmfront des Atlantiktiefs erfasst, das dort mäßigen Regen
bringt. Dabei verschärft sich der Gradient zwischen dem Islandtief und dem
Oberitalienhoch erneut, wobei sich im Norden eine straffe südwestliche Strömung
einstellt, in der es im Binnenland einzelne Windböen, an der Küste stürmische
Böen gibt.
In der Nacht zum Montag kräftigt sich das Höhenhoch über Frankreich weiter in
Folge dessen dehnt auch das italienische Bodenhoch seinen Einfluss weiter
nordwärts aus. Die Warmfrontniederschläge ziehen nach Nordosten ab und die
Auflockerungen greifen immer weiter nordwärts aus. Mit lokalem Frost muss noch
im Süden gerechnet werden.

Montag ... baut sich das Höhenhoch vorderseitig des atlantischen Troges weiter
auf und liegt mit seinem Zentrum über Ostfrankreich und beeinflusst ganz Mittel-
und Westeuropa. Mit großräumigen Absinken geht auch ein Anstieg des Bodendrucks
einher. An der Nordostflanke des Höhenhochs im äußersten Norden und im Nordosten
Deutschlands halten sich noch dichtere Wolkenfelder aus denen es am Vormittag
etwas regnen kann. Ansonsten bleibt es abgesehen von hohen Cirruswolken sonnig
und trocken. Durch Absinken und WLA erwärmt sich die 850-hPa-Temperatur auf etwa
7 °C. Dadurch sind im Westen Temperaturen von über 20 °C möglich.
Die Nacht zum Dienstag verläuft abgesehen vom äußersten Norden klar. Frost gibt
es nur örtlich.

Dienstag ... kommt es zu einem Cut-Off des mittlerweile stark schwächelnden
Atlantiktroges. Vorderseitig eines nachrückenden Troges über den Westatlantik
beginnt sich ein stabiler Block zwischen Island und Grönland aufzubauen, der
unser Wetter zunächst nicht unmittelbar beeinflusst, sondern den nächsten
Kaltlufteinbruch in der Mittelfrist vorbereitet. Bei uns ist aber zunächst
einmal Frühling angesagt. Denn das Höhenhoch verlagert seinen Schwerpunkt ins
südliche Mitteleuropa. Ganz Deutschland befindet sich also unter
Hochdruckeinfluss. Dabei steigen die 850-hPa-Temperaturen nahe 10 °C. Bei
sonnigem Wetter sind Höchstwerte von verbreitet über 20 °C zu erwarten. Im
Westen wird in diesem Jahr voraussichtlich zum ersten Mal die 25°C-Marke fallen.



Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modellsimulationen sind allesamt ähnlich.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Christian Herold