DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

25-03-2021 17:30
SXEU31 DWAV 251800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 25.03.2021 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
In der Nacht auf Samstag übergreifen einer Kaltfront mit Windböen, am Samstag
von der Mitte bis in den Norden einzelne Gewitter mit Sturmböen und Graupel.
Sonntag nur noch im Norden windig bis stürmisch.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC
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Aktuell ... überquert ein sich abflachender Kurzwellentrog Deutschland von West
nach Ost. Frontales Geschehen lässt sich daraus am Boden nicht mehr erkennen,
wenngleich die 850 hPa Temperatur rückseitig etwas zurückgeht. Immerhin lässt
sich im Satellitenbild in Zusammenhang mit dem Kurzwellentrog eine Feuchteband
erkennen, in das nach Nordwesten schwache konvektive Niederschläge eingelagert
sind.

In den Nachtstunden zieht der Kurwellentrog ostwärts ab und löst dabei
allenfalls im Mittelgebirgsumfeld noch schwache Schauer aus. Sonst bleibt es
weitgehend trocken. Mit den dichten Wolken bleibt es weitgehend frostfrei.
Einzig im Süden ist die Bewölkung weiter aufgelockert. Teils ist es gering
bewölkt oder klar und damit kann es in diesen Regionen vereinzelt leichten Frost
geben. Nicht ausgeschlossen, dass sich in den windschwachen Verhältnissen auch
mal ein Nebelfeld bildet. Davon abgesehen bleibt es in großen Teilen des Landes
warnfrei.

Freitag ... amplifiziert sich ein scharfer Langewellentrog über Westeuropa.
Damit dreht die Höhenströmung stromabwärts über Deutschland auf südwestliche
Richtungen, sodass noch etwas milder Luft als am Vortag advehiert wird.

Während gestützt durch Absinken insgesamt über großen Teilen des Landes
freundliches und sonnige Wetter dominiert, können die Wolkenfelder nach Westen
und Nordwesten auch dichter sein. Beim Blick auf die ICON-D2 fällt auf, dass
sich die Feuchte in den westlichen Landesteilen auf eine dünne Schicht zwischen
800 und 850 hPa konzentriert, an die sich in höheren Troposphärenschichten eine
Abtrocknung anschießt. Das schaut also sehr nach breitlaufender Sc-Bewölkung
aus, die vorübergehend auch kompakter sein kann.

Im Nordwesten handelt es sich bei der im Tagesverlauf verdichtenden Bewölkung
hingegen eher um präfrontales Gewölk der nahenden Kaltfront.

Blickt man auf die Zutaten für Konvektion, so fällt auf, dass im Osten und
Nordosten eine leicht labile Schichtung mit etwas erhöhter Grenzschichtfeuchte
überlappen kann. Die Prognosesoundings zeigen aber einen Oberrand von etwa 700
hPa und größer als -10 Grad. Dementsprechend sind von Brandenburg nach MeckPomm
durchaus Schauer zu erwarten, für Gewitter dürfte dies aber aller Voraussicht
nicht reichen.

Im Tagesverlauf frischt der Südwind vor allem in den westlichen und
nordwestlichen Landesteilen auf, was sich auch gut in der Verstärkung der
Luftdruckgegensätze zeigt. Für erste warnwürdige Windböen kann es in den
Abendstunden vor allem in für Südwind anfälligen Lagen und an der Nordsee
reichen.

In der Nacht auf Samstag schiebt sich die Trogspitze von Frankreich kommend
ostwärts und erreicht den Westen Deutschlands in den Morgenstunden. Knapp
vorderseitig befindet sich die Bodenkaltfront, die den Westen gegen Mitternacht
erreicht und die mittleren Landesteile in den Frühstunden überquert. Bei den
Advektionsfeldern sieht man vorderseitig des Troges kräftige Kaltluftadvektion,
die auch die Bodenfront überlagert. Damit wird dem frontalen Geschehen etwas die
Luft rausgenommen. Man erkennt in den simulierten Radarreflektivitäten zwar
durchaus noch eine definierte Linie, die aber auf dem Weg nach Osten zunehmend
verschwimmt. Zudem zeigt sich postfrontal ein skaliges Regenfeld. Damit handelt
es sich um eine klassische Anafront.

Die konvektive Aktivität greift erst in den Morgenstunden mit der Trogspitze und
damit der stärksten Höhenkaltluft auf den Westen über. Die 500 hPa Temperatur
geht dann immerhin auf -35 Grad zurück, sodass sich etwa 30K Unterschied
zwischen 850 hPa und 500 hPa ergeben. Damit steigt dann auch das Potential, dass
einzelne kurze Gewitter eingelagert sind.

Bis dahin ist vor allem der Wind warntechnisch relevant, der insbesondere in
Verbindung mit Passage der Kaltfront stark böig auffrischt. Der deterministische
Lauf von ICON simuliert sogar stürmische Böen, die aber weder vom eigenen
Ensemble und noch vom EZ-EPS gestützt werden. Sie scheinen entsprechend etwas
"too much" zu sein. Zumindest die Höhenwinde geben die Böenstärke her, sodass
man das Potential für stürmische Böen wenigstens im Hinterkopf behalten sollte.
Auch mit den in den Morgenstunden im äußersten Westen/Nordwesten aufkommenden
Schauern und kurzen Gewitter können starke bis stürmische Böen verbunden sein,
wie man den Höhenwinden in 925 hPa entnehmen kann.

Samstag ... zieht die Kaltfront mit seinem Niederschlagsband rasch über dem
Osten und Südosten Deutschlands ostwärts ab. Dahinter greift der Trog nun
vollends auf Deutschland über. Die stärkste Höhenkaltluft zieht von West nach
Ost über den Norden und die Mitte des Landes hinweg. Nur der Süden wird davon
nicht erfasst.

Während im Süden nur an den Alpen noch länger Niederschlag fällt und es am
Nachmittag dann weitgehend trocken ist, stellt sich weiter nördliche
wechselhaftes Aprilwetter ein. Die 500 hPa Temperatur geht nach ICON bis nahe
-38 Grad zurück und es ergibt sich eine Differenz von 32 K im Vergleich mit dem
850 hPa Niveau. Wiederholte Schauer und auch eingelagerte Gewitter sind die
Folge. Die Prognosesoundings zeigen durchaus das Potential für etwas CAPE bis
etwa 500 hPa hinauf.

In dem Haupttrog lässt sich noch ein Sekundärtrog identifizieren, der den Westen
am später Vormittag bzw. Mittag erreicht und anschließend ost-südostwärts
wandert. Daran ist dann auch die stärkste konvektive Aktivität gekoppelt.

Die teils kräftigen Schauer und kurzen Gewitter sind begleitet von Graupel und
vor allem Wind. Schaut man auf die 925 hPa Winde, die bis 40 kn reichen, so muss
durchaus mit einigen stürmischen Böen und vereinzelten Sturmböen gerechnet
werden.

Im Laufe des Nachmittags beginnt die Luftmasse von Westen her zu stabilisieren,
sodass dort die Schaueraktivität schwächer wird. Dies liegt vor allem auch an
einem Feld von WLA, die sich rückseitig der Trogachse nach Deutschland schiebt.

Vielleicht noch ein paar Worte zum Schnee. Natürlich sinkt die Schneefallgrenze
deutlich ab, sodass es durchaus auch mal bis 400 m hinab schneien kann. Die
Nullgradgrenze liegt dann aber doch noch ziemlich hoch. Die Höchstwerte werden
von MOS selbst in den höchsten Lagen leicht positiv vorhergesagt. Damit kann
sich allenfalls kurzzeitig in höheren Lagen mal eine dünne Schneedecke bilden.
Die Gefahr eine Graupelschicht am Boden bei kräftiger Konvektion und sich daraus
kurzzeitig ergebende Glätte ist deutlich höher einzuschätzen.

In der Nacht auf Sonntag wandert der Trog ostwärts ab und ein kurzwelliger
Rücken überlagert von doch recht kräftiger WLA schiebt sich nach Deutschland.

Zum einen stabilisiert damit die Luftmasse schnell und die Schaueraktivität
kommt bereits in den Abendstunden rasch zum Erliegen. Gleichzeitig schiebt sich
aber wieder mehrschichtige Bewölkung vor allem in den Norden, teils aber auch in
die mittleren Landesteile. Einzig der Süden profitiert nachhaltig vom Rücken,
sodass es dort länger gering bewölkt oder klar ist. In diesen Regionen kann es
Frost zwischen 0 und -5 Grad geben. Im Rest des Landes verbleibt man hingegen
danke der Wolken oft oberhalb der Nullgradgrenze. Je nachdem wie dicht diese
sind und wie schnell sie sich nach Osten ausbreiten, gibt es aber durchaus in
anderen Regionen das Potential für leichten Frost und in jedem Fall Bodenfrost.
Im Bergland sollte es ohnehin dafür reichen.

Der Wind spielt allenfalls noch im Küstenumfeld und auf den höchsten Berggipfeln
eine warnwürdige Rolle, sonst lässt er deutlich nach, vor allem nach Süden hin.

Sonntag ... glättet sich die westliche Höhenströmung, weist aber noch eine
leicht antizyklonale Krümmung auf. Diese Konstellation ist klassischerweise mit
unterschiedlichem Wetter zwischen Nord- und Süddeutschland verbunden. So
dominieren in der Nordhälfte bei anhaltender WLA dichte Wolkenfelder. Vor allem
in der zweiten Tageshälfte fällt im Norden auch Regen. Über der Mitte schafft es
auch die Sonne hin und wieder mal die Oberhand zu gewinnen. Im Süden ist es
ganztags sonnig.

Gerade nach Süden sind damit durchaus auch wieder 15 Grad zu erwarten, während
die Werte an der Grenze zu Dänemark oft unter 10 Grad liegen.

Am Boden sind die Luftdruckgegensätze über der Nordhälfte noch ganz ordentlich,
sodass dort im Tagesverlauf gebietsweise Windböen auftreten. Den Norden erreicht
am Nachmittag ein Windmaximum in 925 hPa von 50 kn. Allerdings ist die
Schichtung dank WLA doch recht stabil. In Nordseenähe und in Teilen
Schleswig-Holsteins sind aber zumindest stürmische Böen und einzelne Sturmböen
zu erwarten.

Abgesehen von den Windwarnungen verläuft der Sonntag ruhig ohne weitere
Warnrelevanz.


Modellvergleich und -einschätzung
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Der kurzfristige Vorhersagehorizont wird von den Wettermodellen recht
einheitlich und ohne nennenswerte Diskrepanzen prognostiziert. Kleinere
Unsicherheiten wurden im Haupttext benannt.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer