DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

25-03-2021 10:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 25.03.2021 um 10.30 UTC



Vorübergehend viel Sonne und warm. Nur im Norden etwas Regen. Zu Ostern
unbeständig und kühler, Entwicklung aber noch sehr unsicher.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 01.04.2021


Am Sonntag liegt Deutschland am warmen Rand einer relativ zonal verlaufenden
Frontalzone. Ein im Küstenbereich rückläufig werdendes Frontensystem sorgt im
Norden für mehrschichtige Bewölkung und vor allem im Nordwesten für etwas
Niederschlag und an der Nordsee für stürmische Böen. In der Mitte und im Süden
dominiert antizyklonaler Einfluss, großräumiges Absinken lässt nach Süden hin
keine nennenswerte Wolkenbildung zu.
Am Dienstag wölbt sich, ausgehend vom westlichen Mittelmeer, ein Höhenrücken
über Mitteleuropa hinweg in Richtung Baltikum auf. Dieser verlagert sich
allmählich nach Osten. Durch diesen Rücken wird die Frontalzone nach Norden
gedrückt, letzte Niederschläge ziehen zur Ostsee ab. Eine über Südschweden und
der nördlichen Nordsee schleifende Kaltfront wird durch eine Welle
zurückgehalten. Abgesehen vom Nordosten und vom äußersten Norden, wo sich noch
stärkere Bewölkung hält, erfolgt sowohl advektiv als auch aus Absinken
resultierend eine Erwärmung auf Maxima von verbreitet über 20 Grad.
Am Mittwoch schwenkt der Rücken unter Abflachung zur Ukraine, so dass sich die
Frontalzone wieder mehr südwärts durchsetzt. Ein darin eingelagerter markanter
Trog greift auf die Nordsee über. Dessen vorgelagerte stabile Kaltfront dringt
wahrscheinlich am Nachmittag von der Nordsee her in den Nordwesten Deutschlands
vor und bringt in Nordseenähe etwas Regen und vor allem einen markanten
Temperaturrückgang. Im Süden und Osten hält sich dagegen noch trockene Warmluft.

Am Grün-Donnerstag erfolgt, bedingt durch einen Vorstoß arktischer Polarluft aus
dem Raum Ostgrönland, die Entwicklung eines kräftigeren Troges, der sich nach
Schottland ausweitet. Dies lässt die Strömung auf West und später auf
West-Südwest rückdrehen. Als Ergebnis setzt an der Kaltfront, die sich bis dahin
in den Mittelgebirgsraum vorgearbeitet hat, zunehmendes Schleifen ein. Die
postfrontal in den Norden Deutschlands vorstoßende Polarluft lässt den
horizontalen Temperaturgradienten zwischen Norddeutschland und Alpenrand auf
deutlich mehr als 15 K steigen, was frontogenetisch wirkt und die
Niederschlagstätigkeit an der Front etwas verstärken dürfte, ohne jedoch
annähernd in die Nähe warnrelevanter Schwellenwerte zu gelangen.
Karfreitag weitet sich der Trog mehr in Richtung Südwesten, d.h. zur Biskaya,
aus, was die Strömung vollends auf Südwest drehen lässt. Stromaufwärts weitet
sich ein Keil bis nach Grönland aus. Zwischen diesem Keil und dem in die Biskaya
gerichteten Trog stößt arktische Polarluft auf direktem Wege bis zur Iberischen
Halbinsel vor. Die nach wie vor über Deutschland schleifende Kaltfront dürfte
dann im Westen bis zu den südwestdeutschen Mittelgebirgen vorankommen. Abgesehen
möglicherweise vom Südosten erfolgt ein markanter Temperaturrückgang, unter
Wolken und bei Regen dürften die Maxima zum Teil nur um 10 Grad liegen.
Am Samstag tropft der Trog über der Biskaya aus, was über Mitteleuropa die
Strömung annähernd auf Süd rückdrehen lässt. Dies lässt die Kaltfront rückläufig
werden lassen. Die Warmluft aus dem Südosten Deutschlands könnte sich dann
wieder im gesamten Süden bis in den östlichen Mittelgebirgsraum hinein
durchsetzen, was mit einer Zunahme der frontalen Niederschläge einhergehen kann.
Allerdings ist diese Entwicklung noch sehr unsicher.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Mittwoch ist der aktuelle Modelllauf gegenüber den gestrigen
beiden Modellrechnungen weitgehend konsistent. Allerdings ergibt sich nach der
aktuellsten Simulation am Mittwoch ein leicht beschleunigtes Übergreifen der
o.g. Kaltfront. Der antizyklonale Einfluss, der am Donnerstag nach den beiden
gestrigen Modellläufen noch sehr ausgeprägt war, wurde nach der neuesten
Modellrechnung abgeschwächt.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum wurde von den beiden
Simulationen des Vortages eine Ausweitung des Troges zur Irischen See und nicht,
wie beim aktuellen lauf, zur Biskaya, erwartet. Auf die südwestliche Strömung
und somit die Temperaturverteilung über dem Vorhersagegebiet hat dies jedoch nur
einen geringen Einfluss.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Mittwoch ergeben sich nur geringe Unterschiede zwischen den
Vorhersagen der verfügbaren Modelle. So schleift nach GFS bereits am Mittwoch
die Kaltfront über Norddeutschland. Nach ICON wird das Übergreifen der Kaltfront
gegenüber EZMW weiter verzögert. Am Donnerstag deuten EZMW und ICON eine
ähnliche Entwicklung an, wogegen GFS den auf Schottland übergreifenden Trog
nicht im Programm hat und stattdessen dort einen markanten Keil simuliert. Dies
stellt im Modellportfolio eine Einzellösung dar.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum ergibt sich bei den
verfügbaren Modellen ein weitgehend ähnliches Bild, wobei GFS wie auch das
Modell des kanadischen Wetterdienstes den Trog über der Biskaya nicht austropfen
lassen. Somit steilt die Strömung nach den beiden amerikanischen Modellen
weniger auf als nach EZMW, d.h. Kaltluft sollte sich (nach dem kanadischen
Modell ausgeprägter als nach GFS) auch in den südlichen und südöstlichen
Landesteilen durchsetzen.
Die größten Unsicherheiten ergeben sich in der Frage, wie ausgeprägt das
Aufsteilen der Strömung ausfällt und wie es um die Niederschlagsaktivität an der
über Deutschland schleifenden Kaltfront bestellt ist. Bei ähnlicher Frontlage im
Vergleich zum EZMW zeigt das kanadische Modell bis über 30 mm Niederschlag
innerhalb von 24 Stunden.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS favorisiert eine Blockierung im Raum Island/Grönland und in
Verbindung mit einem über Osteuropa liegenden Langwellentrog eine nördliche
Strömung, mit welcher auf direktem Wege arktische Polarluft nach Deutschland
gelangt. Diese Entwicklung lässt sich auch aus dem EPS-Mittel ableiten.
Allerdings liegt ein hoher Spread vor, besonders der jüngste Modelllauf stützt
dieses Szenario nicht mehr so eindeutig bzw. deutet nur vorübergehend einen
Temperaturrückgang an. Zudem kommen vermehrt Niederschlagssignale ins Spiel;
Indizien für eine Überschreitung von Warnschwellen lassen sich nicht finden;
genauso wenig lässt sich eine Regionalisierung bzgl. der Niederschläge ableiten.

Das EPS des EZMW lässt mit der Mehrzahl seiner Member (31 von 51) den Trog, der
nach dem Hauptlauf in Richtung Biskaya austropfen soll, mehr oder weniger weit
auf Mitteleuropa übergreifen. Die Version des Hauptlaufes wird von weniger als
einem Viertel der Einzellösungen gestützt. Daher ist es als eher
unwahrscheinlich anzusehen, dass ab Samstag und erst recht zu den
Osterfeiertagen die Warmluft im Süden und Südosten sich wieder nordwärts
durchsetzt. Wahrscheinlicher ist es, dass sich auch in den südlichen und
südöstlichen Landesteilen die Kaltluft durchsetzt (wie es u.a. auch die
amerikanischen Modelle gezeigt hatten). Die Mehrzahl der Lösungen pendelt sich
bzgl. der Temperaturen im 850 hPa-Niveau um oder knapp unter -5 Grad ein. Wie
beim EPS des GFS wächst auch beim EPS des EZMW ab Donnerstag der Spread rapide,
wobei eine Vielzahl von Lösungen diese Abkühlung nur andeuten oder nicht
nachvollziehen. Zwar zeichnet sich während der Osterfeiertage ein leicht
unbeständiger Wettercharakter ab; größere oder vielleicht sogar warnrelevante
Niederschlagsereignisse sind nicht in Sicht.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Sonntag und Montag können mit abnehmender Wahrscheinlichkeit an der
Nordseeküste sowie auf exponierten Berggipfeln (vor allem Brocken im Oberharz)
einzeln Sturmböen auftreten. Ähnliches Gilt für Donnerstag. Ansonsten sind
markant zu bewarnende Wetterereignisse unwahrscheinlich.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS(EZMW) - Median, MOS zeigt den Temperaturrückgang ab Donnerstag zu schwach
ausgeprägt.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann