DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

25-03-2021 08:30
SXEU31 DWAV 250800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 25.03.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
BM, vorübergehend Wz

Samstag windiges, kühles Aprilwetter, dazu Graupelgewitter mit vereinzelten
Sturmböen.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... liegen wir unter einer westsüdwestlichen Strömung, die zwischen
einem Keil, der vom westlichen Mittelmeer nach Nordosten weist und der daran
nach Nordwesten anschließenden Frontalzone zustande kommt. Dabei liegt eine
kurze Welle knapp westlich Deutschlands. Sie schwenkt heute im Tagesverlauf über
Deutschland hinweg ostwärts, kann aber
mangels Dynamik und von leichter Kaltluftadvektion überlaufen, eine
vorgeschaltete Kaltfront nur bedingt stützen.

Über weiten Teilen Mittel- und Südeuropas liegt eine Hochdruckzone unter deren
Einfluss, die sich nach Osten verlagernde Kaltfront über der Mitte und dem Süden
unseres Landes auflöst, während sie nach Norden hin wenigstens halbwegs
erkennbar bleibt und mit dichteren Wolken und örtlich leichtem Regen oder ein
paar Schauern ostwärts Boden gut macht. Auch nach Süden hin zeichnet sich der
Tiefausläufer insbesondere durch Feuchtefelder und zunächst starke Bewölkung
aus, Regen ist nur geringfügig und örtlich im Westen zu erwarten.

Postfrontal lockert die Bewölkung von Nordwesten wieder auf, im Südosten kommt
sie nicht an. Da von Westen dem Trog rasch ein flacher Rücken folgt, bekommt die
Wolkendecke auch dazwischen durch das sich wieder verstärkende Absinken im
Tagesverlauf größere Lücken.
Präfrontal gelangt milde Luft in große Landesteile. Die hinter Kaltfront
einströmende Meeresluft ist zwar etwas kühler, wird aber durch das nachfolgende
Absinken wieder leicht erwärmt. Die von Westen einfließende Luftmasse ist vor
allem aber auch wieder feuchter, siehe Taupunkte aktuell.
Die Höchstwerte liegen zwischen 13 und 18 Grad, mit den höchsten Werten bei
längerem Sonnenschein im Süden und Osten.

In der Nacht zum Freitag ist nordwestlich der Britischen Inseln eine markante
Austrogung zu erkennen, womit verbunden ein umfangreiches Sturmtief an Island
vorbei nach Osten zieht. Mit Annäherung dieses Tiefs setzt über Nordwesteuropa
verstärkt Druckfall ein, was auch im Nordwesten den Gradienten zunehmen lässt.
Für warnwürdige Böen reicht es aber noch nicht.
Ansonsten folgt dem abziehenden Höhentrog von Westen der erwähnte flache
Höhenrücken, der leichten Hochdruckeinfluss bei uns stützt. Kleine
Schönheitsfehler resultieren aus der Passage des Troges im Osten, wo noch ein
paar Wolkenfelder
durchziehen, aus denen vereinzelt etwas Regen fallen kann. Der Nordwesten wird
von Warmluftadvektion am Rand der Warmfront des Sturmtiefs gestreift. Hier gibt
es im weiteren Verlauf starke Bewölkung und eventuell geringen Regen.
Ansonsten überwiegt aufgelockerte, teils geringe Bewölkung, aufgrund des
abendlichen Temperaturniveaus und der höheren Taupunkte bleibt es meist
frostfrei. Vereinzelt ist im Süden wieder Frost möglich; Bodenfrost kann
hingegen vor allem im Osten und Süden gebietsweise auftreten. Dort wo es
auflockert, steigt die Nebelneigung etwas.


Freitag... schwenkt der atlantische Höhentrog ostwärts und erreicht England und
die Bretagne. Das zugehörige Sturmtief kommt nur zögernd nach Osten voran. Die
zugehörige Kaltfront zieht bis in die mittlere Nordsee, bleibt für unsere
Belange aber noch außen vor.
Unter dem Einfluss des langsam ostwärts abziehenden etwas amplifizierenden
Höhenrückens herrscht über Deutschland noch antizyklonal geprägtes Wetter.
Präfrontal verstärkt sich in der mehr nach Südsüdwest drehenden und auflebenden
Strömung die Zufuhr milder Luft sogar noch mal etwas und die Werte steigen in
850 hPa auf +2 bis +6°C, was in Nachmittagstemperaturen von 14 bis 19°C mündet.
Dabei scheint vielerorts bei aufgelockerter Bewölkung die Sonne.

Am Nachmittag setzt sich der Druckfall von Westen fort mit einer Zunahme des
bodennah auf Süd drehenden Windes. An der Nordsee, im äußersten Westen und
exponiert auf einigen Mittelgebirgsgipfeln sind steife Böen zu erwarten.
Dazu zieht im Westen und Nordwesten stärkere Bewölkung auf, für Regen reicht es
noch nicht. Auch im Südwesten werden Feuchtefelder simuliert, die dort für
limitierte Sonnenstunden sprechen.

In der Nacht zum Samstag verlagert sich der markante Höhentrog zügig ostwärts.
An der vorgelagerten Kaltfront nehmen die Temperaturgegensätze zu. Sie selbst
dürfte Samstag früh eine Linie Mecklenburg, Thüringen, Oberschwaben (ICON)
erreicht haben.
Während präfrontal milde Luft mit +5°C in 850 hPa in den Osten gelangt, folgt
rückseitig ein Schwall kalter Meeresluft mit -6°C über dem Westen. Dazu breiten
sich von Westen schauerartige Regenfälle aus, unter dem folgenden Trog sind
nachfolgend kurze Gewitter mit Graupel und steifen bis stürmischen Böen über dem
Nordwesten nicht ausgeschlossen. Die Schneefallgrenze sinkt im Westen auf 400
bis 600m. Präfrontal zwischen Vorpommern und Sachsen, sowie in Südostbayern
merkt man von alledem aber noch nichts.

Vor allem mit Durchzug der Front, ausgelöst durch eine schöne Druckwelle, und
ansonsten im Bergland kommt es zu steifen, exponiert stürmischen Böen. Darüber
hinaus sind in Gipfellagen Sturmböen bis exponiert schwere Sturmböen möglich.


Samstag... gelangt Deutschland unter den Höhentrog, der über dem Norden und der
Mitte des Landes mit Höhenkaltluft teils unter minus 37 Grad angefüllt ist.
Aufgrund der frontsenkrechten Windkomponente kommt die vorlaufende Kaltfront
rasch weiter ostwärts voran und überquert auch den Osten im Laufe des
Vormittags. Die rückseitig einfließende Kaltluft (T850 hPa zwischen 0 und minus
6 Grad) flutet ganz Deutschland.
Entsprechend zeigt sich bei den Höchstwerten im Vergleich zum Vortag ein
deutlicher Temperatursturz mit Maxima zwischen 7 und 13 Grad. Die frontalen
Niederschläge ziehen rasch ostwärts über uns hinweg und ostwärts ab.

Nachfolgend erwartet uns im Trogbereich typisches Aprilwetter mit wiederholten
Schauern, vor allem im Norden und der Mitte mit Graupelgewittern und stürmischen
Böen Bft 8, vereinzelt Sturmböen Bft 9. Im höheren Bergland fällt Schnee, wobei
die Schneefallgrenze etwa bei 500 bis 700 m, Richtung Süden auch etwas oberhalb
davon liegt. Die Neuschneemengen sind aber gering.

Der Druckgradient bleibt allgemein hoch, sodass auch abseits der Konvektion
recht verbreitet mit starken bis stürmischen Böen (Bft 7 bis 8), im oberen
Bergland mit Sturmböen Bft 9 oder schweren Sturmböen Bft 10 und auf dem Brocken
mit orkanartigen Böen Bft 11 aus West bis Südwest gerechnet werden muss.

In der Nacht zum Sonntag zieht der Trog nach Osten ab und vor allem über der
Mitte und dem Süden macht sich nachfolgend wieder der Einfluss einer
Hochdruckzone über dem Alpenraum und Süddeutschland bemerkbar. Die Schauer
ziehen entsprechend ab und nachfolgend lockern die Wolken stärker auf. Damit
verbunden kann es in der kalten Luftmasse wieder häufiger leichten Frost geben,
vor allem über dem Süden und gebietsweise über der Mitte und dem Osten.
Auf den Norden greift rasch Warmluftadvektion auf der Vorderseite neuer
Tiefausläufer über, die zu Wolkenaufzug führt und im Nordseeumfeld vielleicht
auch etwas Regen bringt.
Der Gradient fächert auf, stärkere Böen Bft 7 bis 8 sind vor allem anfangs an
den Küsten und im höheren Bergland wahrscheinlich, nehmen aber auch dort von
Westen her ab.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren sehr ähnlich. Erst zum Samstag divergieren die Modelle in
Details, die grundsätzliche Entwicklung ist unstrittig.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner