DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

24-03-2021 18:01
SXEU31 DWAV 241800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 24.03.2021 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Allgemein ruhiges Wetter, teils sehr mild. Am Samstag Aprilwetter und wieder
deutlich kälter.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
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Aktuell ... erstreckt sich ein Höhenrücken von der Iberischen Halbinsel über
Mitteleuropa hinweg bis in den Westen Russlands. Er stützt eine umfangreiche
Hochdruckzone im Bodendruckfeld, die vom Ostatlantik über Deutschland hinweg bis
weit nach Russland hineinreicht. Im Laufe der Nacht
verlagert sich die Achse des Höhenrückens weiter ost-/südostwärts, da ein
Höhentrog von den Britischen Inseln Richtung Nordsee und Nordfrankreich
schwenkt. Dadurch schwächt sich das Hochdruckgebiet etwas ab, weite Teile
Deutschlands verbleiben aber unter antizyklonalem Einfluss. Entsprechend
gestaltet sich die Nacht ruhig und zunächst überwiegend klar, bevor sich von
Nordwesten mehrschichtige Bewölkung allmählich landeinwärts vorarbeitet. Diese
Bewölkung steht im Zusammenhang mit einer Kaltfront, die vorderseitig des Troges
verläuft und zu einem zur Barentssee ziehenden Tief gehört. Sie greift im Laufe
der Nacht auf den Nordwesten und äußersten Norden Deutschlands über. Die Front
ist wenig wetteraktiv, sodass Niederschlag nur geringfügig in Form von wenigen
Regentropfen etwa zwischen Emsland und der westlichen Ostsee zu erwarten ist.
Postfrontal gelangt niedertroposphärisch wieder ein Schwall kälterer Meeresluft
zu uns (bis minus 1 Grad in 850 hPa). Im Süden und Osten, wo es länger klar
bleibt, ist nochmal gebietsweise leichter Frost zu erwarten. Die Nebelneigung
ist gering und beschränkt sich meist auf Flussniederungen.

Donnerstag ... schwenkt der Trog über Deutschland allmählich ostwärts. Die
Kaltfront kommt im Tagesverlauf weiter bis in den Süden und Osten voran, wobei
sie sich unter Hochdruckeinfluss zunehmend auflöst und eigentlich nur noch
anhand der Feuchtefelder zu erkennen ist. Sie zeichnet sich insbesondere durch
zeitweise dichtere Bewölkung aus, Regen ist nur geringfügig und nur vereinzelt
zu erwarten. Postfrontal lockert die Bewölkung von Norden auf und auch im Süden
bleibt es gebietsweise noch länger sonnig. Die Höchstwerte liegen meist zwischen
12 und 17 Grad, mit den höchsten Werten bei längerem Sonnenschein im Süden.
Unmittelbar an den Küsten bleibt es kühler. Warnungen sind nicht zu erwarten.

In der Nacht zum Freitag zieht der Höhentrog ostwärts ab und von Westen gelangen
wir unter einen flachen Höhenrücken. Weiter westlich, genauer gesagt
nordwestlich der Britischen Inseln erfolgt aber bereits eine erneute markante
Austrogung. Damit verbunden ist ein umfangreiches Tief mit Kern bei Island. Mit
Annäherung dieses Tiefs setzt auch im Nordwesten und Norden Deutschlands
leichter Druckfall ein und der Druckgradient nimmt leicht zu, für warnwürdige
Böen reicht es aber noch nicht. Sonst dominiert weiterhin schwacher
Hochdruckeinfluss, wenngleich sich gebietsweise noch dichtere Bewölkung hält.
Die Kaltfront hat sich über dem Süden und Südosten weitgehend aufgelöst, dennoch
kann es mit Abzug des Troges vereinzelt etwas Sprühregen geben. Der Nordwesten
wird von der Warmfront des erwähnten Tiefs gestreift, was sich durch starke
Bewölkung und eventuell ebenfalls geringfügigem Regen bemerkbar macht. Aufgrund
des allgemein gestiegenen Temperaturniveaus bleibt es überwiegend frostfrei,
Bodenfrost kann hingegen vor allem im Osten und Süden gebietsweise weiterhin
auftreten.

Freitag ... schwenkt der atlantische Höhentrog weiter ostwärts und erreicht
schließlich Großbritannien und den Westen Frankreichs. Das zugehörige Bodentief,
das mittlerweile mehrere Kerne aufweist, zieht allmählich ost-/nordostwärts. Der
flache Höhenrücken wandert im Tagesverlauf allmählich ostwärts ab und
Deutschland gelangt zunehmend auf die Vorderseite des Troges. Der Druckfall
setzt sich von Westen/Nordwesten fort mit einer Zunahme des bodennah auf Süd
drehenden Windes. In windanfälligen Lagen des äußersten Westens sowie an der
Nordsee sind erste Böen bis Bft 7 zu erwarten. Auf dem Brocken gibt es erste
stürmische Böen Bft 8. Die leicht wellende Kaltfront des Tiefs bleibt noch außen
vor und verläuft am Abend von Norwegen über die Nordsee bis in den Nordwesten
Frankreichs. Dennoch kann sich im Westen und Nordwesten bereits mehr Bewölkung
zeigen und im Nordseeumfeld sind erste Spritzer Regen möglich. Mit der
auflebenden und auf Süd bis Südwest drehenden Strömung verstärkt sich die Zufuhr
milder Luft noch etwas, sodass die Höchstwerte recht verbreitet zwischen 14 und
17 Grad, im Süden sogar örtlich bis 18 Grad liegen. Kälter bleibt es an den
Küsten sowie im äußersten Norden.

In der Nacht zum Samstag schwenkt der Höhentrog weiter ostwärts zur Nordsee,
wobei seine markant ausgeprägte und mit Höhenkaltluft gefüllte Trogspitze in der
zweiten Nachthälfte bereits auf den äußersten Nordwesten Deutschlands
übergreift. Auch die Kaltfront kommt rasch weiter ostwärts voran und verläuft
auf Basis von ICON und GFS in den Morgenstunden etwa von Fehmarn über
Westthüringen hinweg bis in den Südwesten BaWüs. EZMW zeigt eine geringfügig
langsamere Verlagerung. Die Kaltfront zeichnet sich nicht nur durch einen
deutlichen Temperaturgegensatz aus, sondern auch durch einen markanten
Windsprung und eine Druckwelle mit einer kurzzeitigen deutlichen Windzunahme mit
Frontpassage. So sind durchaus stürmische Böen bis 75 km/h denkbar. Auch abseits
der Front frischt der Wind durch die Zunahme des Druckgradienten in der
Westhälfte allgemein auf, sodass dort Böen Bft 6 bis 7, in exponierten
Höhenlagen einiger Mittelgebirge Sturmböen Bft 9 oder sogar schwere Sturmböen
Bft 10 aus West bis Südwest auftreten. Mit Frontpassage kommt es zudem zu
schauerartigen Niederschlägen. Da die Temperatur postfrontal in 850 hPa auf
Werte zwischen 0 und minus 6 Grad zurückgeht, fallen die Niederschläge oberhalb
von etwa 500 bis 600 m zunehmend als Schnee. Mit Übergreifen der Trogspitze und
einem vertikalen Temperaturgradienten um 30 Grad können sich im Nordwesten erste
kurze Gewitter in Verbindung mit Graupel und teils stürmischen Böen entwickeln.
Präfrontal merkt man von alledem noch nichts, im Osten und Südosten bleibt es
sogar noch trocken.

Samstag ... gelangt Deutschland unter den Höhentrog, der über dem Norden des
Landes mit Höhenkaltluft teils unter minus 37 Grad angereichert ist. Aufgrund
der frontsenkrechten Windkomponente kommt die vorlaufende Kaltfront rasch weiter
ostwärts voran und hat uns bis zum Mittag überquert. Die rückseitig einfließende
Kaltluft (T850 hPa zwischen 0 und minus 6 Grad) hat bereits ganz Deutschland
geflutet. Entsprechend zeigt sich bei den Höchstwerten im Vergleich zum Vortag
ein deutlicher Temperatursturz mit Maxima zwischen 7 und 13 Grad. Die frontalen
Niederschläge ziehen rasch ostwärts über uns hinweg. Nachfolgend erwartet uns im
Trogbereich typisches Aprilwetter mit wiederholten Schauern, vor allem im Norden
in Verbindung mit Graupelgewittern und Sturmböen Bft 8 bis 9. Im höheren
Bergland fällt Schnee, wobei die Schneefallgrenze etwa bei 700 bis 800 m,
Richtung Süden auch oberhalb davon liegt. Die Neuschneemengen sind aber gering.
Der Druckgradient bleibt allgemein erhöht, sodass recht verbreitet mit starken
bis stürmischen Böen (Bft 7 bis 8), im oberen Bergland mit Sturmböen Bft 9 oder
schweren Sturmböen Bft 10 und auf dem Brocken mit orkanartigen Böen Bft 11 aus
West bis Südwest gerechnet werden muss.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Wetterentwicklung der kommenden Tage wird von den betrachteten Modellen
ähnlich prognostiziert.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Johanna Anger