DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

21-03-2021 08:30
SXEU31 DWAV 210800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 21.03.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
BM
Im südöstlichen Bergland leichte, an den Alpen teils mäßige Schneefälle, lokal
auch gefrierender Regen. In der Nordhälfte windig. In den kommenden Nächten
gebietsweise Frost, Glätte und Nebel.


Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... zeigt sich immer noch das Muster der Blockierung, die sich durch
einen umfangreichen, bis nach Island und dem Nordmeer aufragenden und leicht
positiv geneigten Rücken über dem nahen Nordostatlantik und einem von
Skandinavien über Osteuropa bis ins zentrale Mittelmeer reichenden
Langwellentrog manifestiert. Das ganze Gebilde bewegt sich im Tagesverlauf
leicht progressiv, womit über Deutschland das Geopotenzial allmählich ansteigt.
Am Boden existiert korrespondierend zu einem Drehzentrum in der Höhe über
Finnland/Nordwestrussland auch am Boden ein Tief namens OTTO und mit nahezu
achsensenkrechter Position, was dem Tief kaum noch Entwicklungschancen bietet.
Ist das Tief also genauso wie eine blau-weiß-gefärbte Fußballmannschaft aus dem
Ruhrpott auf dem absteigenden Ast, so ziehen Warm- und Kaltfront im Tagesverlauf
eingebettet in einer nordwestlichen bis nördlichen Strömung zwischen OTTO und
dem Hoch MARGARETHE mit Schwerpunkt knapp westlich von Irland heute noch über
Deutschland hinweg.
Mit den okkludierenden Ausläufern werden vormittags von der Mitte bis in den
Nordosten leichte Niederschläge generiert, die sich durch WLA und durch PVA
durch einen Randtrog, der an der Westflanke des Langwellentrogs südwärts läuft,
gespeist werden. Die Niederschlagsmengen betragen meist 1 bis 5 l/qm, in
Nordstaulagen kann punktuell ein wenig mehr fallen. Die Schneefallgrenze liegt
vormittags in der alternden Kaltluft polaren Ursprungs recht niedrig, mit
Ankunft der Warmfront und einem Schwall etwas milderer Meeresluft steigt sie
aber rasch auf 500 bis 800 m an. Vor allem im Erzgebirge können so noch einmal 1
bis 3 cm Neuschnee zusammenkommen. Zudem ist mit Ankunft der Niederschläge
anfangs gefrierender Regen nicht ausgeschlossen, wenn auch die Hinweise seitens
der Modelle eher dünn sind. Der Sounding von Lindenberg um 6 UTC offenbart
immerhin eine Abtrocknung der mittleren Atmosphäre ab etwa 750 hPa, wobei die
Luft nicht oberhalb von -10 Grad gesättigt ist und die fehlende Eisphase die
Möglichkeit von unterkühltem und daher am Boden gefrierenden Regen in höheren
Lagen offenlässt.
Am Nachmittag verlagert sich das Niederschlagsgeschehen mit den Fronten und
ähnlichen Niederschlagsmengen immer weiter in den Süden Deutschlands. An den
Alpen kommt es zu leichten Staueffekten, sodass dort lokal bis zu 8 l/qm möglich
sind. Die Schneefallgrenze liegt bei 500 bis 800 m, weil sich die etwas mildere
Luft im Süden nur zögerlich ausbreitet. So werden bei Höchstwerten von 1 bis 6
Grad im Süden von den Modellen südlich der Donau und im Bayerischen Wald in
entsprechenden Höhenlagen 1 bis 3, lokal bis 5 cm Neuschnee angeboten. Die
Glatteisregengefahr ist am Nachmittag in höheren Lagen noch gegeben, aber
weiterhin nicht überbordend ausgeprägt. In der Mitte und im Norden steigen die
Temperaturen auf 4 bis 11 Grad.
Postfrontal gibt es vormittags im Norden, nachmittags auch in der Mitte
zeitweise Auflockerungen, allerdings driften von der Nordsee her teils dichte
Stratuswolken herein.
Als weiterer Parameter ist der Wind zu beachten, da der Gradient zwischen den
Druckgebilden und dem Durchzug der Tiefausläufer vorübergehend zunimmt. So
werden gebietsweise bis in die Mitte Deutschlands starke Böen Bft 7 aus Nordwest
vorhergesagt, an der Nordsee stürmische Böen Bft 8. Auf dem Brocken, dem
Fichtelberg und auf exponierten Alpengipfeln treten Sturmböen um 85 km/h (Bft 9)
aus Nordwest auf.

In der Nacht zum Montag verlagern sich Trog und Rücken langsam etwas weiter nach
Osten. Die Ausläufer des Tiefs OTTO, das nun weiter nach Osten zieht, verlassen
Deutschland nach Südosten hin. An den Alpen kommt es aber noch zu
Stauniederschlägen, dabei sinkt die Schneefallgrenze bis in tiefe Lagen. So
fallen im Alpenvorland wenige Zentimeter, direkt an den Alpen bis 5 bis 10 cm,
lokal in Staulagen noch ein wenig mehr.
Ansonsten verstärkt sich der Einfluss von Hoch MARGARETHE, das ihren Schwerpunkt
in Richtung Ärmelkanal verlegt. Größere Auflockerungen bleiben durch weiteren
Nachschub von dichten Nordseestratus jedoch eher Mangelware. Am ehesten lockern
die Wolken im Osten auf, da dort der Lee des Skandinavischen Gebirges helfen
könnte. Bei größeren Auflockerungen bildet sich lokal Nebel.
Darüber hinaus werden im Nordwesten Deutschlands durch ein Tief über dem
Nordmeer ein wenig feuchtere Luftmassen eingeschleust, die quasi in der
Verlängerung der morgens über Skandinavien befindlichen Warmfront begründet
sind, bei uns aber durch das dominierende Absinken des Hochs nicht mehr als
Front zu analysieren sind. Vereinzelt zeigen die Modelle daran sogar schwache
Niederschläge, die Mengen überschreiten jedoch kaum die 1 l/qm-Marke.
Die Temperaturen sinken unter den Wolken im Nordwesten auf 5 bis 1 Grad, sodass
die Glättegefahr beschränkt bleibt. Sonst gibt es bei Tiefstwerten von 2 bis -5
Grad gebietsweise Frost, in höheren Lagen wird es bis -10 Grad kalt.
Der Nordwestwind flaut postfrontal wieder ab, einzig auf höheren Alpengipfeln
sind noch stürmische Böen Bft 8 oder sogar Sturmböen Bft 9 unterwegs.

Montag... kippt der Rücken leicht in Richtung Skandinavien, sodass sich die
positive Achsneigung etwas verstärkt. Dabei macht der Rücken weiterhin ein wenig
Boden nach Osten hin gut und verdrängt den Langwellentrog in Richtung Russland.
Am Boden steigt der Druck über Mitteleuropa weiter, sodass dort eine neue
Hochparzelle entsteht, in der auch Reste des Hochs MARGARETHE inbegriffen sind.
Das Feuchtefeld aus der Nacht zieht im Zuge dessen weiter nach Osten, vermag
aber durch das anhaltende Absinken nur lokal schwache Niederschläge bis maximal
1 oder 2 l/qm zu produzieren. Allerdings wird das Ganze durch häufig starke
Bewölkung "erkauft". Im Osten scheint die Sonne am längsten.
An den Alpen lassen die Stauniederschläge nur zögernd nach. Bei
Höchsttemperaturen von 1 bis 5 Grad kann es dort in höheren Lagen nochmals
wenige Zentimeter Neuschnee geben. Ansonsten werden Höchsttemperaturen von 4 bis
10 Grad erreicht.
Der Nordwestwind bleibt schwach bis mäßig, auf Alpengipfeln kommt es aber noch
zu stürmischen Böen Bft 8, exponiert zu Sturmböen Bft 9.

In der Nacht zum Dienstag überdeckt der Rücken weite Teile Deutschlands. Die
Achse liegt auf einer Linie Iberische Halbinsel - Ärmelkanal - Skandinavien und
damit noch knapp nordwestlich von uns.
An den Alpen lassen die Stauniederschläge nun vollends nach und auch sonst
fallen höchstens lokal mal wenige Tropfen oder Flocken, die immer noch aus den
Resten der eingeschleusten feuchte Luft des Nordmeertiefs resultieren können.
Glätte spielt bei den geringen Niederschlägen und Temperaturen meist knapp über
0 Grad unter den dichten Wolken nur eine untergeordnete Rolle.
Sowieso bleibt es vielerorts komplett trocken bei nur wenigen Auflockerungen und
bei schwachen Winden aus unterschiedlichen Richtungen möglicher lokaler
Nebelbildung. Bei Auflockerungen sinken die Temperaturen auf 2 bis -5 Grad, an
den Alpen auch darunter.

Dienstag... neigt sich der Rücken noch leicht nach Südosten, sodass die Achse am
Abend von der Iberischen Halbinsel über die Nordsee bis zum Baltikum und
Westrussland reicht. Damit befinden wir uns noch auf seiner Vorderseite. Der
Rücken unterstützt das neue Hoch über Mitteleuropa weiterhin. Allmählich nehmen
die Sonnenscheinanteile etwas zu, da das Absinken anhält, die nordwestliche
Strömung aber mehr zu einer westlichen wird und folglich auch der Nachschub von
Nordseestratus nachlässt. Es sei noch erwähnt, dass einzelne Modelle im Osten
ganz schwache Niederschlagssignale prognostizieren, die sich immer noch mit
Resten der eingeströmten und nicht gänzlich ausgeräumten feuchten Luft erklären
lassen. Abermals sind kaum Niederschlagsmengen höher als 1 l/qm zu sehen.
Die Temperaturen erreichen 3 bis 11 Grad im Süden und 7 bis 13 Grad sonst.
Der Westwind weht schwach bis mäßig, an der Küste in Böen frisch.

In der Nacht zum Mittwoch erreicht die Achse des Rückens den Nordwesten
Deutschlands, während das Hoch seinen Schwerpunkt in Richtung Alpen verlagert.
Weiterhin dominiert Absinken und Fronten sind weit und breit so wenig zu sehen
wie das Ende der unsäglichen Pandemie.
Gebietsweise lockern die Wolken auf, womit die "Chancen" für Nebel bei meist nur
schwachem Wind steigen.
Im Norden können ein paar mehr Wolken unterwegs sein (immer noch
Nordseestratus), sodass die Temperaturen dort nur auf 5 bis -1 Grad sinken,
während nach Süden hin 1 bis -5, an den Alpen wieder bis zu -10 Grad zu erwarten
sind.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle erzielen im Großen und Ganzen Einigkeit. Geringe Unterschiede
ergeben sich heute beim
Wind, wobei die räumliche Zuordnung von starken Böen nicht ganz übereinstimmt
und bei den bisherigen Warnungen eventuell noch nachgesteuert werden muss. Auch
die sehr leichten Niederschläge, die hier und da in den Nächten Glätte
hervorrufen können, sind in den Modellen unterschiedlich und bei manchen sogar
gar nicht vorhanden. Diese müssen daher im Nowcast beobachtet werden.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Simon Trippler