DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

22-08-2016 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 22.08.2016 um 10.30 UTC



Hochsommerlich.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 29.08.2016


Am Donnerstag liegt Mitteleuropa im Einflussbereich eines Höhenrückens, dessen
Achse sich im 500 hPa-Niveau vom westlichen Mittelmeer über Deutschland bis zum
Finnischen Meerbusen erstreckt und der sich auch in der Nacht zu Freitag kaum
verlagert. Die von ihm induzierten Absinkprozesse sorgen verbreitet für
wolkenarmes Wetter. Geringe Verlagerungstendenzen zeigt auch ein Höhentief
nordwestlich der Britischen Inseln, welches nur wenig nach Südwesten vorankommt.
Die auf der Südwestflanke des Höhentiefs vom EZMW-Hauptlauf simulierten
Hebungsgebiete bleiben auf die Britischen Inseln und die Bretagne beschränkt.
Somit steht Deutschland ein sonniger Freitag ins Haus, der bei 850er
Temperaturen von bis zu 22 Grad im Südwesten Höchstwerte bis 35 Grad vermuten
lässt. Vor allem in der Westhälfte sind am Rande einer Tiefdruckrinne einzelne
Gewitter nicht ausgeschlossen, in höheren Mittelgebirgslagen weht durch
ageostrophisches Ausströmen mitunter ein lebhafter Wind. Auf den heißen Tag
sollte dann eine milde Nacht mit Werten um 20 Grad folgen.

Am Freitag werden die Hebungs- und Niederschlagsgebiete über den Britischen
Inseln an der Westflanke des Rückens nach Norwegen geführt. Da das Höhentief
nördlich von Schottland etwas nach Osten vorankommt und sich gleichzeitig vor
der Südwestspitze Englands ein neues, flaches Hochdruckgebiet bildet, nimmt die
Strömung über dem nördlichen Westeuropa eine insgesamt mehr zonale Richtung ein.
Die in ihrem nördlichen Teil mit den beschriebenen Niederschlagsgebieten sehr
wetterwirksame Front wird dadurch in ihrem weiter südlich befindlichen Abschnitt
am Tage über die Nordsee bis nach Benelux geführt, in der Nacht greift sie auf
den Norden Deutschlands über. Die Mitte und der Süden unseres Landes werden von
Ihr nicht beeinflusst, da ein Tief über der Biskaya ihre ostwärtige Verlagerung
über Frankreich verhindert. Darüber hinaus wird sie auch nur sehr wenig
wetterwirksam gerechnet, allenfalls im Nordwesten und Norden sind sehr geringe
Regenfälle möglich. Vielmehr gelangt diese Front von Frankreich her recht rasch
wieder unter Absinken, da sich auf dem nahen Atlantik und vor der Küste
Portugals ein neuer Langwellentrog etabliert, dessen vorderseitige WLA den
mitteleuropäischen Höhenrücken vor allem über Frankreich wieder kräftigt. Mit
850er Temperaturen um 20 Grad bleibt es hochsommerlich mit ein paar mehr Wolken
im Norden, in der Nacht zu Samstag sinken die 850er Werte an der Nordsee auf 15
Grad.

Am Samstag bleibt in der Höhe der Rücken dominierend, Deutschland liegt
allerdings auf seiner Nordwestflanke unter einer recht gradlinigen Strömung,
wobei sich aus der mangelnden antizyklonalen Höhenströmung eben auch keine
Absinkimpulse ergeben. Das Bodentief zieht am Tage über den Westen und Norden
Frankreichs und erreicht in der Nacht die Niederlande und zum Morgen
Niedersachsen. Auf seiner Vorderseite wird die wenig wetteraktive Front als
Warmfront rückläufig und auch aktiviert, was im Norden dann, zumindest nach dem
EZMW-Hauptlauf, dann auch kräftigere, auch gewittrige Niederschläge zur Folge
haben soll. Das Temperaturniveau ist gegenüber den Vortagen fast unverändert.

Am Sonntag kann sich der Rücken über der Nordsee in geringfügigem Maße
kräftigen, ohne dass die Strömung dabei deutlich antizyklonaler werden sollte.
Das Bodentief zieht über den Norden Deutschlands hinweg nach Osten, ausgangs der
Nacht soll es schon den Nordosten Polens erreicht haben. Im Zuge dieser
Entwicklung kommt es vor allem über dem Norden zu Hebungsprozessen und
Niederschlägen, die erneut auch mit Gewittern verbunden sein können. Im Norden
gehen die 850er Temperaturen auch etwas zurück, während sie im großen Rest des
Landes weiter zwischen 15 und 19 Grad liegen.

Am Montag bleibt in der Höhe der schwache Rücken erhalten, während bodennah
Tiefdruckeinfluss dominiert. Dabei wird es etwas kühler und allgemein
wechselhafter.

In der erweiterten Mittelfrist greift von Westen ein Trog auf Deutschland über.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis in die Nacht zu Donnerstag zeigen der aktuelle Lauf und seine Vorläufe eine
gute Übereinstimmung. Dann, und damit recht früh, werden die Unterschiede
größer, wobei der aktuelle Lauf schon andeutet, dass er den Rücken über
Westeuropa kräftiger zeichnet als die Vorläufe. Dies hat auch höhere
850er-Temperaturen über Westeuropa am Freitag und ein späteres und schwächeres
Übergreifen der Kaltfront auf den Norden Deutschlands zur Folge. Deutliche
Unterschiede zeigen sich auch im Druckfeld, wo der gestrige 12-UTC-Lauf noch ein
Bodenhoch in der nördlichen Biskaya, der aktuelle Lauf dagegen eines vor der
Südwestspitze Englands und damit etwa 350 km weiter nördlich, errechnet. Zu
diesem Zeitpunkt soll laut den Vorläufen schon ein Langwellentrog auf Benelux
übergreifen, während der aktuelle Lauf von einem Revitalisieren des Rückens
ausgeht. Die Modelläufe finden auch über das Wochenende nicht mehr zusammen, so
dass die Prognose als noch recht unsicher bezeichnet werden muss.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch im Vergleich mit anderen Globalmodellen zeigt sich ab Donnerstag ein
Auseinanderlaufen der Modelllösungen. Auch hier ist EZMW mit der Andeutung einer
Regenerierung des Rückens über der Biskaya am flottesten unterwegs. Speziell
ICON ist dort deutlich troglastiger, GFS bietet eine Kompromisslösung an. Ebenso
unterschiedlich sieht die Druckverteilung aus, sowohl bezüglich des Hochs über
Nordostpolen als auch bezüglich der Druckverteilung über Westeuropa.

Am Freitag bietet dann ICON über Westfrankreich bei den insgesamt niedrigsten
Geopotentialwerten die stärkste antizyklonale Krümmung und damit die deutlichste
Rückenstruktur. Das von EZMW mit einem Kerndruck von über 1020 hPa simulierte
Hoch deuten ICON und GFS schwächer an, die beiden letzteren Modele simulieren
dafür über Benelux eine Tiefdruckrinne statt eines Höhenrückens wie EZMW. Im
weiteren Verlauf ist, wie auch bei der Konsistenzbetrachtung der EZMW-Läufe, an
den Folgetagen keine Konvergenz der Modelle zu erkennen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen für Offenbach zeigen bezüglich der 850er Temperatur bei geringer
Streuung erst einen deutlichen Anstieg bis Donnerstag, dann unter leicht
zunehmender Streuung einen leichten Rückgang. Erst ab Montag wird die Streuung
deutlich größer, und am Dienstag/Mittwoch laufen auch der Haupt- und
Kontrolllauf deutlich auseinander. Im Geopotentialfeld ist ein recht
einheitlicher Anstieg bei allen Ensemblemembern bis zum Mittwoch und dann ein
einheitlicher leichter Rückgang zu erkennen. Ab Samstag nimmt bezüglich des
Geopotentials dann die Streuung deutlicher zu.

Die Ensembles des EZMW zeigen im Zeitraum +72 bis +96 Stunden 5 Cluster, die
zwar alle über den gesamten Zeitraum in der Wetterlagenkategorie "Blocking"
liegen, aber schon die Zahl der Cluster und die Tatsache, dass der Haupt- und
Kontrolllauf nur in dem mit 14 membern zweitgrößten Cluster liegen, deuten auf
eine gewisse Prognoseunsicherheit hin.

Im Zeitfenster +120 bis +168 Stunden werden dann schon 6 Cluster gerechnet, und
der Haupt- und Kontrolllauf liegen im mit 8 membern nur viertgrößten Cluster.
Weiterhin dominiert die Kategorie "Blocking", bei den 2 kleinsten Clustern ist
ein Übergang in andere Kategorien zu beobachten. Insgesamt ergibt sich weiterhin
kein einheitliches Prognosebild.

Die GFS-Ensembles stützen die EZMW-Ensembles bezüglich des Temperaturverlaufs
und der deutlich zunehmenden Streuung ab Sonntag/Montag.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der EFI zeigt für Mittwoch bis Freitag eine teils extrem warme Phase an,
ansonsten deutet er nicht auf extreme Wetterereignisse hin. COSMO-LEPS deutet am
Donnerstag in der Westhälfte und am Freitag im Süden und Westen mit
Wahrscheinlichkeiten von bis zu 90% Temperaturen über 30 Grad an. Für
Temperaturen über 35 Grad liefert COSMO-LEPS allerdings an beiden Tagen keine
Wahrscheinlichkeiten.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, MOS-EZMW, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Martin Jonas