DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

20-03-2021 18:01
SXEU31 DWAV 201800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 20.03.2021 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
In der Südhälfte leichter bis mäßiger, im südlich Bergland teils strenger Frost.
An den Alpen langsam abklingende Schneefälle. An der See steife bis stürmische
Böen. Im Verlauf der Nacht besonders in den mittleren Regionen Glätte durch
geringen Schnee oder örtlich Glatteis durch gefrierenden Regen.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
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Aktuell ... reicht ein zunehmend schmal konturierter Langwellentrog vom
südlichen Russland über den nördlichen Balkan bis in den westlichen
Mittelmeerraum. Dieser wird zunehmend vom Randbereich eines Rückens über dem
Nordostatlantik nach Süden abgedrängt. Gleichzeitig formiert sich über dem
Europäischen Nordmeer ein Kurzwellentrog, der in weiterer Folge über
Skandinavien in Richtung Ostsee abläuft. Darin eingebettet sind die Fronten
eines Tiefs über dem Polarmeer bzw. dem nördlichen Skandinavien, wobei die
Warmfront in der Analyse von 12 UTC den äußersten Nordwesten Deutschlands
bereits erreichte. Die Schneeschauer in Südbayern sowie in Sachsens nehmen
entsprechend dem abnehmenden Tagesgang und der nun kaum mehr vorhandenen
höhenkalten Luft in ihrer Intensität ab, in der Nacht zum Sonntag gibt es dann
nur noch am östlichen Alpenrand ein paar Flocken. Besonders in der Mitte und im
Süden ist der Himmel in der Nacht klar, damit sinken die Temperaturen wieder
verbreitet in den leichten bis mäßigen Frostbereich (Taupunkte teils zweistellig
negativ). Im schneebedeckten Bergland ist stellenweise strenger Frost unter -10
Grad wahrscheinlich. Besonders in jenen Regionen, in denen tagsüber noch Schauer
hinwegzogen (südlich der Donau, Sachsen), kommt es teils zu Glättebildung durch
überfrierende Nässe. Im Norden dämpft dagegen die aufziehende Bewölkung der
Warmfront die nächtliche Auskühlung deutlich. Außerdem setzt im Laufe des Abends
von der Nordsee her leichter Niederschlag ein, der sich in der Nacht bis etwa
zur Mainlinie hin ausweitet. Ab der nördlichen Mittelgebirgsschwelle lassen die
Modelle zunehmend auch die feste Phase zu, außerdem trifft der leichte
Regen/Sprühregen dort auf teils frostigen Boden. Damit sollte der Fokus
einerseits auf Glätte durch geringen Schnee, andererseits auf Glatteis durch
geringen gefrierenden Regen gelegt werden. Eine abschließende Beurteilung ist
aufgrund der geringen Niederschlagssignale nur eingeschränkt möglich, daher
werden etwaige (ocker) Warnungen im Laufe der Nacht situativ ausgegeben.
Außerdem frischt der Nordwestwind von der Küste her etwas auf und dreht im Laufe
der Nacht im Norden zunehmend auf westlichen Richtungen. An der See sind steife
bis stürmische Böen wahrscheinlich, im unmittelbar angrenzenden Binnenland
sollte es bei Windstärke 7 bleiben.

Sonntag ... baut sich der Rücken über dem Nordostatlantik hinter dem nach Osten
abziehenden Trog auf, damit steigt das Geopotential über Deutschland von Norden
her langsam wieder etwas an. Die in die Nordströmung eingelagerte und nun
okkludierte Front erreicht im Tagesverlauf den Süden und sorgt abseits des
äußersten Nordens für weitere geringe Niederschläge. Dabei überwiegt im Süden
die Schneephase mit 1 bis 3 cm Neuschnee im Bergland und Glättebildung in den
tieferen Lagen. Besonders am Vormittag ist da und dort nochmals gefrierender
Regen nicht ganz ausgeschlossen. Am Nachmittag fokussieren sich die
Niederschlagsprozesse zunehmend auf die Staulagen des Erzgebirges und die
Regionen südlich der Donau. Der Wind frischt im Tagesverlauf in der Nordhälfte
weiter auf, teils kommt es zu steifen Böen, in freien Lagen der zentralen und
nördlichen Mittelgebirge sowie auf den Nordseeinseln sind auch stürmische Böen
nicht ausgeschlossen. In den Kammlagen sind Sturmböen aus Nordwest
wahrscheinlich. In der Nacht zum Montag weitet sich der angesprochene Rücken
weiter in Richtung Mitteleuropa aus, der Zustrom von Luft polaren Ursprungs
bleibt aber erhalten (T850 zwischen -2 Grad im Westen und -6 Grad im Osten). An
den Alpen kommt es auch in der Nacht zu Staueffekten, dort summiert sich der
Schneefall auf 1 bis 5, örtlich sowie in höheren Lagen auf bis zu 10 cm
Neuschnee. Sonst sind nur och einzelne Schauer mit entsprechender Glättebildung
wahrscheinlich. Mit Ausnahme des Nordwestens steht außerdem erneut leichter
Frost auf der Karte. Der Gradient fächert im Laufe der Nacht etwas auf, sodass
wahrscheinlich auch im Norden keine warnrelevanten Böen mehr auftreten sollten.

Montag ... ist weiterhin die Hochdruckrandlage für Deutschland das Maß aller
Dinge. Gestützt wird das Bodenhoch weiterhin durch den nach Mitteleuropa
ausweitenden Rücken. In der Luftmasse polaren Ursprungs entstehen im
Tagesverlauf wieder ein paar Schauer, die im Bergland zu geringem Neuschnee
führen können. Die Sonne zeigt sich kaum, am ehesten entlang der Grenze zu
Polen. Die Tageshöchstwerte steigen zwar langsam etwas an, die Überschreitung
der Marke von 10 Grad erscheint aber nur vereinzelt möglich. Der Wind spielt nur
noch eine untergeordnete Rolle und hat maximal in den exponierten Kammlagen der
nördlichen Mittelgebirge noch eine gewisse Warnrelevanz. In der Nacht zum
Dienstag muss im Süden und Osten mit weiteren Schauern gerechnet werden, die
sich im Bergland als geringer Neuschnee bemerkbar machen. Frostig wird es
nochmals im Süden und Teilen der Mitte des Landes, im Norden verbleiben die
Tiefstwerte etwas über 0 Grad. Dort kommt es außerdem zu einer allmählichen
Veränderung der Luftmassencharakteristik, denn schwache WLA für zu positiven
Werten in 850 hPa.

Dienstag ... reicht die Achse des Rückens von der Iberischen Halbinsel bis zum
Baltikum und Finnland. Das Bodenhoch positioniert sich mit seinem Schwerpunkt
über Süddeutschland und dem Alpenraum. Gleichzeit setzt sich auf der Vorderseite
des Landwellentroges auf dem Atlantik die WLA über dem Norden und dem Westen
Deutschlands fort, die negativ temperierte polare Luftmasse hält sich noch am
längsten im Südosten. Damit steigen die Höchstwerte im Westen meist über 10 Grad
hinaus, im Südosten verbleiben diese im mittleren einstelligen Bereich. Der Tag
verläuft meist trocken, am ehesten treten vereinzelte Schauer noch in den
östlichen Mittelgebirgen auf. In der Nacht zum Mittwoch wird der Nordosten von
einem schwachen Kaltlufttropfen tangiert, der aber keine unmittelbaren
Wetterauswirkungen aufweise - zumindest bis jetzt. Sonst ist der Himmel teils
klar, teils wolkig, leichter Frost tritt vor allem in der Südhälfte auf. Die
Wahrscheinlichkeit für Nebelbildung steigt im Vergleich zu den Vornächten wieder
etwas an.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle zeigen die Wetterlage der kommenden Tage meist einheitlich. Bei der
möglichen Glätte in der Nacht zum Sonntag ist etwas "Nowcasting" erforderlich.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Mag.rer.nat. Florian Bilgeri