DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

19-03-2021 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 19.03.2021 um 10.30 UTC



Hochdruckeinfluss. Zögernde Milderung, aber in den Nächten vorerst noch frostig.
Insgesamt nur geringe Niederschlagsneigung.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 26.03.2021


Am Montag liegt Deutschland unter der Vorderseite eines Höhenrückens, der sich
vom Seegebiet westlich der Iberischen Halbinsel über die Nordsee hinweg bis nach
Ostgrönland erstreckt. Der bisher wetterbestimmende Trog ist nach Osteuropa
abgedrängt und reicht mit seiner Achse bis nach Tunesien. Somit ergibt sich über
Deutschland eine nördliche Strömung. Das mit dem Rücken korrespondierende
Bodenhoch weitet sich mit einem Keil in den Süden Deutschlands aus, so dass bei
schwachen Luftdruckgegensätzen die eingeflossene Polarluft zur Ruhe kommt.
Geringe Niederschläge, die als Schnee fallen, aber mit nachlassender Tendenz,
zeichnen sich staubedingt noch am Alpenrand ab. Zwar driftet von der Nordsee
teils dichte Sc-St-Bewölkung nach Deutschland, nennenswerte Niederschläge sind
nicht zu erwarten. Die Temperaturen erreichen kaum die 10 Grad-Marke.
Am Dienstag wird an der Nordflanke des Höhenrückens ein kleinräumiger
Kaltlufttropfen in den Westen Deutschland gesteuert. Dieser lässt die
Niederschlagstätigkeit ein wenig aufleben, allerdings reicht es selbst in
Staulagen nur für wenige (weniger als 5) Millimeter Niederschlag. Vielfach
starke und zum Teil auch mittelhohe Bewölkung hält die Temperatur meist unter
der 10 Grad-Marke.
Bis Mittwoch verlagert sich der Rücken unter Verkürzung der Wellenlänge und
Umwandlung in einen Höhenkeil nach Westeuropa, wobei dessen nördlicher Teil mit
seiner Achse bereits bis nach Nordwestrussland schwenkt. Das mit dem Keil
korrespondierende Bodenhoch gelangt nach Süddeutschland und beginnt sich
abzuschwächen. Die leicht zyklonal gekrümmte Frontalzone setzt sich über den
Nordatlantik und Karelien hinweg bis zum nördlichen Ural durch. Bei geringen
Luftdruckgegensätzen stellen sich vermehrt Auflockerungen ein, was einen
Temperaturanstieg zur Folge haben dürfte.
Am Donnerstag wird ein schwacher Trog über Norddeutschland hinweg ostwärts
gesteuert. Das vorgelagerte Frontensystem sorgt in Nordseenähe für ein paar
Millimeter Niederschlag. Von Norden bis in die mittleren Teile Deutschlands
greift mehrschichtige Bewölkung über. Da aber eine schwache südwestliche
bodennahe Windkomponente aufkommt, sollte die Milderung Fortschritte machen.
Nächtliche Fröste sind dann wahrscheinlich auf den Südosten und die östlichen
Mittelgebirge beschränkt.
Am Freitag greift ein in der Frontalzone eingelagerter Trog über die Britischen
Inseln ostwärts über. Mit diesem setzt sich eine straffe Frontalzone bis in die
Nordsee durch. Hierdurch erfassen frontale Prozesse dann wieder das
Vorhersagegebiet, wobei die Niederschlagstätigkeit nach wie vor gering bleibt.
Dabei wird mit einer südwestlichen und zunehmenden Strömung milde Luft
herangeführt. An der Nordsee sowie auf exponierten Berggipfeln können dann Böen
bis Sturmstärke auftreten.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum bleibt zunächst die
antizyklonale Südwestlage bestehen, bevor am Sonntag ein breiter Trog in der
relativ weit nördlich liegenden Frontalzone ostwärts gesteuert wird. Mit diesem
kommen im Nordwesten und Norden vermehrt Niederschläge auf. An der Küste sind
dann Sturmböen etwas wahrscheinlicher. Am Montag setzt sich dann zumindest im
Norden und in der Mitte wieder kühlere Luft durch.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Inkonsistenzen treten bereits zu Beginn der kommenden Woche in Verbindung mit
dem Kaltlufttropfen auf, der Deutschland von Nord nach Süd überquert. Dieser
wurde beim gestrigen 00 UTC-Lauf weiter östlich gerechnet und um ca. 600 km nach
Norden versetzt. Bis einschließlich Freitag lassen sich danach nur noch geringe
Unterschiede zwischen den einzelnen Modellläufen ableiten. So wird das über
Süddeutschland liegende Bodenhoch nach dem aktuellsten Modelllauf rascher
abgebaut als dies noch anhand der beiden gestrigen Läufe zu erwarten gewesen
wäre, was durch die nach dem heutigen 00 UTC-Lauf schnellere Verlagerung des
Troges bis in die Nordsee hinein bedingt ist.
Im erweiterten Vorhersagezeitraum dürften, wenn auch vorerst in abgeschwächter
Form, frontale Prozesse wieder auf das Vorhersagegebiet übergreifen. Die
gestrige 00 UTC-Modellrechnung hatte am Sonntag über Süddeutschland ein
kräftiges Hoch positioniert, wogegen die beiden nachfolgenden Modellläufe eine
schwache, nach Nordwesten hin kräftigere Südwestströmung zeigen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Ähnlich zur Konsistenzbetrachtung ergeben sich auch Modellunterschiede in Bezug
auf die Verlagerung und Ausprägung des Kaltlufttropfens zu Wochenbeginn. Dieser
wird von GFS so ähnlich simuliert wie von EZMW, die anderen Modelle zeigen diese
Struktur schwächer (kanadisches Modell, ICON) oder nicht (UKMO, MeteoFr). Danach
gleichen sich die Modelle weitgehend an, bevor am Freitag GFS die Zyklonalität
rascher zunehmen lässt als die anderen Modelle.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum hat GFS Samstagfrüh eine
markante Trogpassage im Programm, nach dem Modell des kanadischen Wetterdienstes
folgt dieser Trog erst in der Nacht zum Sonntag. Diesem folgt nach den beiden
amerikanischen Modellen am Sonntag ein flacher, aber relativ breiter Rücken,
wogegen nach EZMW dann, bei einer aber weiter nördlich liegenden Frontalzone,
die Strömung eher zyklonal geprägt ist.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFDS stützt bis einschließlich Samstag weitgehend die vom
hauseigenen Modell prognostizierte Entwicklung. Allerdings wird ab Sonntag über
Mitteleuropa zunehmende Antizyklonalität prognostiziert, was danach
möglicherweise auf eine Blockierung hinauslaufen könnte. Das hätte spätestens ab
Wochenbeginn (der Folgewoche) einen Temperaturanstieg zur Folge. Dies lässt sich
auch anhand des Speads erkennen. Die Mehrzahl der Einzelläufe folgt diesem Trend
hin zu höheren Temperaturen, wenngleich einige Member (man kann hier nicht von
Einzellösungen sprechen) einen erneuten Temperaturrückgang im Programm haben.
Das EPS des EZMW favorisiert hingegen eine sich über dem nördlichen Mitteleuropa
hinweg ostwärts durchsetzende mäandrierende Frontalzone mit der Passage eines
breiten Troges am Sonntag. Dessen Wetterwirksamkeit sollte jedoch (wie beim
deterministischen Modell) auf den Norden und die Mitte beschränkt bleiben.
Allerdings tendiert etwa ein Fünftel der Lösungen zur Variante des GFS (mit
einer möglichen Blockierung über Mitteleuropa), was zum Monatswechsel hin als
das wahrscheinlichere Szenario angesehen wird. Der Trend hin zu ansteigenden
Temperaturen ist bis über das letzte Märzwochenende hinaus sehr ausgeprägt. Hier
sind es nur Einzellösungen (deutlich weniger als 10 Prozent), die auf einen
erneuten Temperaturrückgang setzen. Niederschlagssignale zeigen sich erst ab
Freitag. Diese sind vor allem im Nordwesten und Norden Deutschlands ausgeprägt
(aber auch dort nur mit wenigen Millimetern), in den andren Gebieten handelt es
sich meist um Einzellösungen, die vom Hauptlauf nicht gestützt werden.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Bis einschließlich Donnerstag sind sehr wahrscheinblich keine markanten
Wettererscheinungen zu erwarten. Erst am Freitag und in der Nacht zum Samstag
können an der Nordseeküste sowie auf exponierten Berggipfeln der nördlichen
Mittelgebirge Sturmböen bis Bft 9 aufkommen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS + EPS(EZMW)
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann