DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

18-03-2021 08:30
SXEU31 DWAV 180800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 18.03.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
NEa

Spätwinterlich, teils bis in tiefe Lagen Schneeschauer, tagsüber im Bergland,
nachts auch in tiefen Lagen Glätte. Häufig leichter, in der Nacht zum Samstag
auch mäßiger, vereinzelt strenger Frost. Im Alpenraum heute Ende der
Unwetterlage "Schneefall".

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... Deutschland liegt zwischen einem langgestreckten Trog, der sich
von Nordosteuropa über Polen bis nach Italien erstreckt (mit einem Cut-Off-Tief
über dem nordwestlichen Balkan) und einer hochreichenden und damit steuernden
Antizyklone dicht westlich von Irland in einer nördlichen Strömung. Die Strömung
ist vor allem im Osten und Südosten leicht zyklonal beeinflusst, während im
Westen stabilere Bedingungen herrschen. Hier macht sich allerdings eine
Warmfrontwelle bemerkbar, die von der Nordsee über Belgien nach
Nordostfrankreich zieht. Dies geschieht hauptsächlich in Form von hoher
Bewölkung, an der Westgrenze auch durch etwas Regen, in der Eifel Schnee.
Schnee-, Graupel- und Regenschauer beeinflussen besonders den Osten und Südosten
sowie den Mittelgebirgsraum. Die Niederschlagsmengen innerhalb von 12 Stunden
liegen zwischen 1 und 4 mm, in einigen Staulagen knapp über 5 mm, wobei an den
Alpen das Gros vormittags fällt und daher mittags die Unwetterlage Schnee
beendet ist. Den meisten Sonnenschein gibt es heute im Raum Schleswig-Holstein,
wo sich leichter Skandinavienföhn bemerkbar macht. Die Höchstwerte liegen meist
zwischen 4 Grad in mittleren Lagen der östlichen Mittelgebirge und 7 Grad im
Westen. Im Rheintal sind örtlich 8 Grad drin. In Lagen oberhalb 700 m liegen die
Werte um 0 Grad und ab 800 bis 900 m gibt es Dauerfrost. Der Wind spielt auf der
kalten Seite der Frontalwelle kaum eine Rolle und weht schwach bis mäßig aus
Nord bis Nordwest.

In der Nacht zum Freitag überquert der Kurzwellentrog unter Ausweitung den Süden
Deutschlands und erreicht Oberitalien. Nachfolgend wird die Antizyklonalität vor
allem in Nordwestdeutschland wieder ausgeprägter. Ausgehend von dem
blockierenden Hoch bei Irland weitet sich ein Keil nach Nordskandinavien aus,
was die Strömung auf Nordost drehen lässt. Mit der Kräftigung des über
Skandinavien liegenden Bodenhochkeils bis hin zu einem abgeschlossenen Hoch
stellt sich auch in der niedertroposphärischen Strömung eine nordöstliche
Komponente ein. Im Norden und Nordwesten, d.h. im Randbereich des nach
Skandinavien gerichteten Bodenhochkeils, klart es auf. In den anderen Gebieten
wird die Niederschlagstätigkeit kaum schwächer, so dass die Niederschlagsmengen
erneut zwischen 0,5 und 4 mm liegen. Vor allem in Staulagen der Mittelgebirge
muss daher mit bis zu 5 cm Neuschnee gerechnet werden und örtlich kann es auch
in tiefen Lagen mal eine weiße Überraschung geben. Vor allem im Osten fällt
dabei bis in tiefe Lagen Schnee, im Westen örtlich unterhalb von 200 m auch
Schneeregen. In Ostvorpommern könnte der Lake-Effekt für kräftigere
Schneeschauer sorgen (1 bis 4 cm Schnee). Nahezu überall stellt sich leichter,
im östlichen Bergland und in Alpennähe mäßiger Frost ein. Somit besteht
verbreitet Glättegefahr durch überfrorene Nässe.

Freitag... setzt sich an der Nordflanke des vor Island liegenden Höhenhochs die
Frontalzone über Island hinweg nach Lappland durch. Ein darin eingelagertes Tief
wird in die Barents-See gesteuert. Dessen Warmfront bewirkt über Skandinavien
einen Luftmassenwechsel hin zur milderen Meeresluft. Die mit dieser Warmfront
verbundene Warmluftadvektion und der hierdurch einsetzende Druckfall baut den
über Skandinavien liegenden Hochkeil ab, bzw. drückt diesen nach Süden, so dass
die Achse dieses Keils am Abend bereits über der Deutschen Bucht und Südschweden
liegt. An dessen Südflanke dauert die nordöstliche bodennahe Strömung an, wobei
im Nordosten die Temperatur in 850 hPa auf unter -10 Grad sinkt. Bedingt durch
die noch vorhandene Zyklonalität im Osten und Süden sind vor allem in den
Staulagen der östlichen Mittelgebirge und an den Alpen weitere geringe
Schneefälle zu erwarten (Mengen zwischen 0,5 und 4 cm, am östlichen Alpenrand
bis 7 cm). Allerdings dürfte der Schnee unterhalb von 500 bis 600 m durch das
diffuse Strahlungsangebot nicht allzu lange halten.
An der Südflanke des Bodenhochkeils legt der Gradient etwas zu, aber für steife
Böen sollte es nur in den im Raum Rügen und in einigen Höhenlagen reichen.
Abgesehen vom östlichen Mittelgebirgsraum sind, bedingt durch das Übergreifen
des Bodenhochkeils, Auflockerungen wahrscheinlicher als bisher. In Küstennähe
und im Nordwesten sind auch längere sonnige Abschnitte vorstellbar. Die
Tageshöchsttemperaturen liegen zwischen 3 Grad im östlichen Bergland und 7 Grad
im Westen, am Niederrhein können 8 Grad erreicht werden. Oberhalb 700 bis 800 m
herrscht leichter Dauerfrost.

In der Nacht zum Samstag wird durch einen breiten, auf das Nordmeer
übergreifenden Trog die Frontalzone weiter nach Süden gedrückt. Das Hoch vor
Irland verliert seine blockierende Wirkung, aber der von diesem Hoch ausgehende,
nach Finnland gerichtete Keil hält frontale Prozesse vorerst von Mitteleuropa
fern. Erst ausgangs der Nacht kann mit dem Übergreifen der Warmfront des Tiefs
über der Barents-See auf Dänemark und die Nordsee im Norden Deutschland
mehrschichtige Bewölkung aufziehen.
Bedingt durch den nunmehr in die Mitte Deutschlands schwenkenden Bodenhochkeil
dauert im weitaus größten Teil Deutschlands das Absinken an. Verbreitet klart es
auf, geringer Schneefall in den Staulagen der östlichen Mittelgebirge und der
Alpen sind aber anfangs möglich und die Straßen können glatt sein. Ansonsten ist
bei leichtem bis mäßigem Frost die Glättegefahr nur noch gering.

Samstag... schwenkt ein Keil des atlantischen Rückens bis zur deutsche Nord- und
Ostseeküste. Dadurch wird die schmale, zonal orientierte Hochdruckzone (das
Zentrum liegt immer noch bei Irland) bis in die mittleren Landesteile gedrückt.
Im Bereich der Divergenzachse sind die meisten Sonnenstunden zu erwarten, also
etwa von RP/Saarland und dem südlichen NRW bis hinüber nach Brandenburg und
Sachsen.

Südlich davon halten sich zunächst noch viele Wolken, aus denen südlich der
Donau sowie Richtung Grenze zur Schweiz noch ein paar Schneeschauer fallen.
Tendenziell nimmt die Schaueraktivität im Tagesverlauf aber ab und die
Wolkendecke beginnt von Norden und Nordosten her aufzulockern. Im Süden BWs wird
die Bise etwas bissiger mit Böen 7 bis 8 Bft im Hochschwarzwald und meist 6er
Böen am Bodensee. Auch auf Alpengipfeln sind Böen Bft 8 aus Nordost möglich.

Nördlich der Hochdruckzone wagt sich die o. e. Warmfront bis ins Norddeutsche
Tiefland und ins nördliche NRW vor, was dort mal mehr, mal weniger dichte
Bewölkung und gebietsweise etwas Regen oder Nieselregen bringt (reicht aber kaum
für 1 bis 2 mm innerhalb von 12 h). Anfangs kann auch etwas Schnee mit am Start
sein.
An der Küste frischt der auf Südwest rückdrehende Wind auf, wobei wahrscheinlich
steife Windböen (Stärke 7) dabei sind und einzelne 8er Böen sind möglich.

Während sich die niedertroposphärische Temperatur in weiten Teilen des Landes
nur zögerlich erholt (am Abend immer noch verbreitet -8 bis -11°C in 850 hPa),
ist im Nordwesten ein klarer Trend nach oben erkennbar (-3 bis 0°C, an der
Nordsee später sogar leichte Plusgrade). Es bleibt spätwinterlich kalt mit
Werten zwischen 1 Grad im Alpenvorland sowie in den östlichen Mittelgebirgen und
7°C im Rheinland, oberhalb von 500 bis 700 m gibt es leichten Dauerfrost.

In der Nacht zieht der Warmfrontniederschlag zu den zentralen und östlichen
Mittelgebirgen, wo es anfangs schneit. Die Mengen bleiben allerdings meist unter
4 mm in 12 Stunden. Im Norden und Westen geht der Niederschlag in Regen oder
Nieselregen über. Die Tiefstwerte liegen in Nordwestdeutschland bei +1 bis +4
Grad und sonst gibt es Frost zwischen 0 und -5 Grad, im Südosten auch darunter.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Warmfront wird bei ICON fast 12 Stunden schneller nach Südosten verlagert
als bei IFS und GFs. Ansonsten sind die Unterschiede nicht warnrelevant.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden