DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

17-03-2021 11:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 17.03.2021 um 10.30 UTC



Nach Kaltlufteinbruch überwiegt Hochdruckeinfluss mit Erwärmung.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 24.03.2021


Am Samstag liegt ein blockierendes Hoch über den Ostatlantik. Sein Zentrum liegt
knapp südwestlich von Irland. Bodennah schiebt dieses Hoch einen Keil über
Süddeutschland. Die Achse des korrespondierenden Höhenkeils erstreckt sich über
Groß-Britannien über die Nordsee bis nach Südskandinavien. An seiner
Südostflanke wird dieser von einem Langwellentrog flankiert, dessen Achse von
Osteuropa über Italien bis über die Straße von Gibraltar südwestwärts reicht.
Die Frontalzone wird somit weit nach Norden abgedrängt. Das nächste stärkere
Tief liegt mit Zentrum bei Spitzbergen.
Zwischen dem Hoch und dem südeuropäischen Trog ist ein Schwall kontinentale
Arktikluft angezapft worden, wobei die 850-hPa-Temperatur über dem Osten und der
Mitte unter -10 °C liegt. Im Nordwesten dreht die Strömung allerdings auf
Nordwest, wobei dort massive Warmluftadvektion einsetzt, sodass die
850-hPa-Temperatur dort am Abend wieder über 0°C steigt. Bodennah wird dabei
feuchte Luft advehiert, wodurch sich im Nordwesten Nordseestratus landeinwärts
ausbreitet, der von Absinken überlagert ist. Aus dieser Stratusbewölkung kann
etwas Sprühregen fallen. Im Süden ziehen sich letzte Schneeschauer an den
Alpenrand zurück. Ansonsten dominiert der Bodenkeil bei meist leichter
Bewölkung.

Am Sonntag bleiben wir an der Ostflanke des blockierenden Atlantikhochs, wobei
stromabwärts ein Kurzwellentrog abläuft, der den Osten Deutschlands erfasst und
die Advektion warmer Nordseeluft nach Süden vorandrängt. Die arktische Kaltluft
wird im Tagesverlauf fast vollständig ausgeräumt, bzw. vermischt sich in den
unteren Schichten mit der feuchten Nordseeluft, sodass die 850-hPa-Temperatur
wieder über -5 °C steigt. Die Stratusbewölkung breitet sich bis in die Mitte
Deutschlands aus, wobei daraus etwas Sprühregen im Norden unter dem Trogeinfluss
auch etwas Regen fallen kann.

In der Nacht zum Montag tropft ein Kaltlufttropfen von dem hereinziehenden
Kurzwellentrog ab, der sich am Montag über dem Südwesten festsetzt. Ausgehend
von der Mitte breitet sich ein schauerartige Niederschlagsgebiet bis in den
Südwesten aus, wobei bei 850-hPa-Temperaturen von etwa -5 °C bis etwa 500 m
Schnee fällt. Währenddessen baut das Hoch Rückseitig des abziehenden Troges
einen neuen Keil über die Nordsee, Dänemark und der Ostsee aus, wodurch sich die
Stratusbewölkung im Nordwesten wieder auflöst.

Am Dienstag zieht das Hoch weiter Ostwärts zur Ostsee und beeinfluss ganz
Deutschland. Dabei erwärmt sich die 850 hPa-Temperatur vornehmlich durch
Absinken auf um, im Norden auch knapp über 0 °C.

Am Mittwoch verlagert sich der Hochschwerpunkt nach Osteuropa, wobei von Westen
her erneut ein vergleichsweiser schwacher Höhentrog nachrückt und auf
Deutschland übergreift. Bodennah herrscht nur ein schwacher Druckgardient vor.
Die 850-hPa-Tempertur liegt dabei weiterhin um 0 °C.

Während der schwache Höhentrogeinfluss bei uns auch am Ende der Woche bestehen
bleibt, baut sich über Ostskandinavien ein kräftiges blockierendes Hoch auf.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Im Wesentlichen gibt es keine großen Unterschiede zwischen den vergangenen
Läufen. Entscheidend für das regionale Wetter am Sonntag und Montag ist aber der
kleine Kaltlufttropfen, der in den vorherigen Läufen fehlte. Die starke
Erwärmung am Dienstag, der gestrige 0z noch gezeigt hat, wird vom neuen Lauf und
auch von den Ensemles schwächer gesehen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Im ICON fehlt der Kaltlufttropfen am Sonntag und Montag völlig. Die Warmluft
bricht deutlich schneller durch, wobei am Sonntag besonders am Nordrand der
Mittelgebirge verbreitet Regen und Sprühregen gerechnet wird. Anschließend
rechnet ICON den Hochschwerpunkt deutlich weiter südlich und lässt ab Dienstag
ein Hoch über Frankreich aufbauen, wobei der Südwesten antizyklonal beeinflusst
wird, während der Nordosten in der nordwestlichen Höhenströmung in der
zeitweilig Kurzwellen durchlaufen. GFS 6z verzichtet ebenfalls auf den
Kaltlufttropfen, lässt dann aber das Hoch über Mitteleuropa aufbauen und zeigt
somit die wärmste Frühlingsvariante ab Dienstag.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die ECMWF-Rauchfahnen zeigen nach dem kalten Samstag einen Erwämungstrend, mit
einer großen Streuung am Sonntag, was die 850-hPa-Temperatur und auch ob
Niederschlag einsetzt. Wobei zu bemerken ist, dass auch die potenziellen
Niederschläge in den Ensembles nur sehr gering sind. Auch der Hochdruckeinfluss
zu Beginn der neuen Woche mit Schwerpunkt am Dienstag wird mit leichten
Unsicherheiten bezüglich der Temperaturen noch recht einheitlich simuliert.
Danach nimmt die Streuung bei den Temperaturen und im Geopotenzial zu, wobei die
meisten ENS-Mitglieder im hohen Geopotenzialbereich verweilen und der
überwiegende Teil im Nordosten einen leichten Abkühlungstrend zeigt. Die
Clusteranalysen zeigen ab Montag 5 verschiedene Cluster, alle mit
unterschiedlichen Positionen des Hochs.

Al Fazit lässt sich festhalten, dass nach dem Wintereinbruch eine stärkere
Erwärmung ab Sonntag sicher ist. Ob diese schnell kommt, wie im ICON oder durch
einen Kurzwellentrog bzw. Kaltlufttropfen verzögert stattfindet, ist noch
unsicher. Die Hochdrucklage am Dienstag ist nahezu gesichert. Fraglich ist noch
das Temperaturniveau. Danach geht es wahrscheinlich überwiegend antizyklonal
weiter. Also wahrscheinlich Hochdruck mit ein paar "Schönheitsfehlern". Ein
gewisser leichter Abkühlungstrend im Nordosten ist dabei noch unsicher.

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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Die Lage bietet kaum Potenzial für signifikantes Wetter. In der Nacht zum
Samstag und zum Sonntag gibt es über Schneeflächen vorwiegend im Südosten teils
strengen Frost.

Je nach Szenario lässt sich gefrierender Sprühregen in den zentralen
Mittelgebirgen am Sonntagmorgen nicht ganz außschließen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF-ENS-Mittel, MOS-MIX, Hinweis: Aufgrund der für die Jahreszeit schon etwas
selten niedrigen 850-hPa-Temperatur, sollte man von den MOS-MIX-Temperaturen am
Samstag noch etwa 1 °C abziehen.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christian Herold