DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

16-03-2021 09:01
SXEU31 DWAV 160800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 16.03.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
N z

An den Alpen weitere Schneefälle, Verlängerung der Unwetterwarnungen dort. Sonst
spätwinterlich mit Schnee und Glätte vor allem im Bergland. Nachlassender Wind,
anfangs auf einigen Berggipfeln Sturmböen.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
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Dienstag... dominiert ein stark meridional geprägtes Strömungsmuster das Wetter
über Europa. Einem Höhenrücken über dem Nordostatlantik und Westeuropa steht ein
großer Langwellentrog über Nord- und Osteuropa gegenüber. Sowohl der Rücken, als
auch der Trog vergrößern ihre Amplitude sogar noch etwas und der Rücken streckt
seine Fühler Richtung Island aus, der Trog weitet sich in Richtung der Südküsten
des östlichen Mittelmeers aus.
Auch im Bodendruckfeld spiegelt sich diese Verteilung wider und einem kräftigen
Hochdruckgebiet bei Irland steht eine Tiefdruckzone mit Schwerpunkten nahe dem
Schwarzen Meer und bei Karelien gegenüber. Die nordwestliche bis nördliche
Strömung bleibt über Deutschland erhalten und mit ihr die Zufuhr von subpolarer
und teilweise feucht instabiler Meereskaltluft.
Eine leichte Abtrocknung im Lee der skandinavischen Gebirge macht sich durch
geringere Schauerneigung im Norden (dort bleibt es weitgehend trocken) und in
Teilen der Mitte bemerkbar. Im Osten und Süden ist die Luftmasse hingegen weiter
feucht und es kommt zu weiteren Niederschlägen, die an den Nordrändern der
Gebirge teils länger anhalten. Die Schneefallgrenze steigt mit dem Tagesgang
wieder etwas an, auf meist 500 bis 700 m. Oberhalb davon fallen 1 bis 5 cm, an
den Alpen 5 bis 15 cm Schnee.

In Kamm- und Gipfellagen vor allem der östlichen Mittelgebirge und der Alpen
sind Sturmböen (Bft 8, 9) aus Nordwest auf dem Plan. Die Labilität ist zwar
nicht mehr so groß wie an den Vortagen, einzelne Gewitter sind vor allem im
Süden aber nicht völlig ausgeschlossen, teils in Verbindung mit Graupel und
Windböen.

Auch darüber hinaus ist der Gradient vor allem nach Südosten hin einigermaßen
gut ausgeprägt, sodass dort auch abseits der Schauer mal eine 7er Böen möglich
erscheint. Da das aber die Ausnahme bleiben dürfte, lohnen sich Warnungen dafür
nicht unbedingt.
Im Tagesverlauf greift auf den Westen und Südwesten die Warmluftadvektion eines
okkludierenden Frontensystems über, das über Westeuropa südwärts zieht. In der
Folge kommen vom Nieder- bis zum Oberrhein skalige Niederschläge auf, oberhalb
600/700m mit etwas Neuschnee, darüber hinaus stabilisiert die Schichtung im
Westen und Südwesten deutlich.

In der Nacht zum Mittwoch schwenkt ein Randtrog von der Nordsee kommend über
Deutschland hinweg südwärts. Daran gekoppelt ist im Bodendruckfeld ein flaches
Tief, das über Westdeutschland unter Abschwächung nach Süden zieht und auch eine
Okklusion, die aber ebenfalls nur schwach ausgeprägt ist.
Gestützt durch den Trog werden dennoch recht verbreitet, meist aber leichte
Niederschläge ausgelöst, welche sich etwas zur Mitte, besonders aber über dem
Süden nach Osten ausbreiten. Die Modellaussagen diesbezüglich haben sich
deutlich angenähert.

Die Schneefallgrenze sinkt im Westen und Südwesten auf etwa 300 m, sonst kann es
bis in tiefe Lagen schneien. Die prognostizierten Schneemengen liegen in den
Mittelgebirgen meist zwischen 1 und 5 cm, im Schwarzwald fallen teils um 10 cm.
An den Alpen sind weitere 5 bis 15 cm möglich, in Staulagen vereinzelt mehr.
Abseits der Gebirge sind höchstens geringe Mengen von 1 bis 3 cm zu erwarten,
nach Osten hin ausgelöst durch einzelne Schauer. Darüber hinaus kann es durch
gefrierende Nässe glatt werden.

Mit Ausnahme einiger Gebiete im Westen/Nordwesten sowie entlang des Rheins und
eventuell stellenweise ganz im Nordosten sinkt die Temperatur verbreitet in den
Frostbereich ab. Auf höheren Alpengipfeln muss zunächst mit Sturmböen aus
Nordwest gerechnet werden.


Mittwoch... ändert sich an der Höhenkonstellation nur recht wenig, der
Höhenrücken weitet sich Richtung Nordmeer aus und an seiner Südostflanke zieht
ein weiterer Randtrog westlich unseres Bereichs nach Süden bis Südwesten, was
die Strömung über Mitteleuropa etwas nach Nordost kippen lässt. Wenngleich sich
das Bodenhochdruckgebiet bei Irland kräftigt und auch bei uns der Druck steigt,
überwiegt nach wie vor der Einfluss des Höhentroges über Deutschland mit der
höhenkältesten Luft über dem Osten und Süden des Landes.

Zwischen dem o.e. Hoch und einem Tief über dem Schwarzen Meer dreht die Strömung
über Deutschland bodennah auf Nord,
sodass die Zufuhr überwiegend feuchter, generell aber kalter Luftmassen (T850
hPa -6 bis -8°C) anhält. Gebietsweise kommt es zu weiteren, meist leichten
Niederschlägen. Am ehesten trocken bleibt es im Norden und nach Abzug der
nächtlichen Niederschläge auch im Nordwesten. Die Schneefallgrenze steigt wieder
etwas an auf 300 bis 600 m, sodass insbesondere im Bergland auch tagsüber mit 1
bis 5 cm, an den Alpen um 10 cm Neuschnee zu rechnen ist.
Die Labilität befindet sich weiter auf dem Rückzug, der ein oder andere Blitz
kann aber im Südosten nicht ganz ausgeschlossen werden.
Der Druckgradient fächert auf und von warnwürdigen Böen im Tiefland kann nicht
mehr die Rede sein und auch auf den Berggipfeln sollten die Böen unter die
Warnschwellen sinken.
Die besten Chancen für längeren Sonnenschein bestehen ganz im Norden und die
Temperaturen erreichen mit +4 bis +8 Grad ihre Maxima.

In der Nacht zum Donnerstag nähert sich wahrscheinlich über Skandinavien ein
nächster Kurzwellentrog, vor dem die Strömung wieder mehr nach Nord dreht. Damit
verbunden entwickelt sich eine Warmfrontwelle, die über Skandinavien nach Süden
zieht. Die aufkommende Hebung, ausgelöst durch vorderseitige Warmluftadvektion
und später auch PVA, kommen im Nordwesten wieder Niederschläge auf, die dort bei
Temperaturen etwas über dem Gefrierpunkt meist als Regen fallen.

Ansonsten lässt die Schauerneigung unter einem flachen nach Süden ablaufenden
Rücken nach und am ehesten in einigen Staulagen gibt es noch etwas Neuschnee.
Sonst lockert die Bewölkung zum Teil stärker auf und es gibt verbreitet
leichten, im Süden und im Mittelgebirgsraum mäßigen Frost. Stellenweise wird es
glatt.


Donnerstag... bleiben die großräumigen Strömungsverhältnisse nahezu gleich. Der
Kurzwellentrog kann sich intensivieren und zieht über Deutschland nach Süden bis
Südwesten. Gestützt durch Warmluftadvektion auf seiner Vorderseite werden recht
kräftige Hebungsvorgänge ausgelöst, die die Bildung eines eigenständigen Tiefs
aus der Warmfrontwelle zur Folge haben und zum anderen kommen verbreit
Niederschläge zustande, die sich von Nord nach Süd über nahezu ganz Deutschland
ausbreiten.
Die Schneefallgrenzen steigt tagsüber auf 200m im östlichen Mittelgebirgsraum
und bis 600m im Südwesten. In Lagen darüber sind 2 bis 8, stellenweise an die 10
cm Neuschnee zu erwarten, wobei der Niederschlagsschwerpunkt nach aktueller
Lesart eher im Westen zu finden sein dürfte. Wobei es hier, wie auch im Timing
und bei den Mengen insgesamt, noch zu einigen Verschiebungen kommen kann und
wahrscheinlich auch wird.
In den Westen wird vorübergehend eine weniger kalte Luft eingesteuert, mit 850
hPa Temperaturen bis -2°C, ansonsten bleibt die Luftmasse kalt mit 850er Werte
von -5 bis -8°C.
Der Wind spielt keine große Rolle, die Temperaturen steigen auf +3 bis +8°C und
Auflockerungen sind vor Ankunft der Niederschläge zunächst im Süden, dann nach
Abzug des Tiefs wieder im Norden zu erwarten.

In der Nacht zum Freitag weitet sich der Langwellentrog hinter dem nach Süden
abziehenden Kurzwellentrog nach Westen aus, während das Tief im Bodendruckfeld
uns in Richtung Westalpen verlässt. Dahinter verstärkt sich mit Winddrehung nach
Nordost die Zufuhr der kalten Luft erneut und die Temperaturen gehen in 850 hPa
auf nahe -10 Grad über dem Nordosten zurück.
Die Niederschläge, zunehmend bis ganz runter als Schnee, ziehen sich in den
Südwesten zurück. Bevor es soweit ist, kommen 1 bis 5 cm Neuschnee zustande, die
ja nach Timing auch in tiefen Lagen zu Glätte führen können. Und wenn nicht
durch den Schnee, dann indirekt durch gefrierende Nässe, weil die Temperaturen
im Laufe der Nacht nahezu überall in den Frostbereich zurückgehen. Im
Mittelgebirgsraum und an der Ostsee sind weitere Schneeschauer möglich.
In einigen Staulagen im Westen und Südwesten sind auch höhere Schneemengen,
eventuell im markanten, laut ICON bis in den Unwetterbereich nicht
ausgeschlossen.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren zunächst einheitlich, ab Donnerstag ergeben sich größere
Unterschiede bei der Zugbahn des Tiefs und der Simulation der Niederschläge. Der
Grundtenor bleibt spätwinterlich, wechselhaft. Aufgrund der anhaltenden
Schneefälle an den Alpen werden die dort zunächst bis in die kommende Nacht
laufenden Warnungen bis Donnerstag verlängert.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner