DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

15-03-2021 18:01
SXEU31 DWAV 151800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 15.03.2021 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Im Bergland wiederholt Schneefall, an den Alpen länger anhaltend und teils
ergiebig. Im höheren Bergland teils stürmisch. Am Dienstag im Osten und Südosten
einzelne Gewitter.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC
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Aktuell ... erstreckt sich ein Langwellentrog vom Europäischen Nordmeer über
Skandinavien und Mitteleuropa hinweg bis in den zentralen Mittelmeerraum.
Westlich daran anschließend wölbt sich ein Höhenrücken vom nahen Ostatlantik
über die Britischen Inseln und Island hinweg bis nach Grönland auf. In der Nacht
verlagert sich das Langwellenmuster ein wenig ostwärts, Deutschland verbleibt
aber weitgehend im Einflussbereich des Höhentroges.
Gestützt durch den Höhenrücken wird im Bodendruckniveau ein Hochdruckgebiet,
dessen Schwerpunkt schließlich in der Nacht von der Biskaya bis nordwestlich
Irland reicht. Demgegenüber steht eine umfangreiche Zone tiefen Luftdrucks, die
sich von Skandinavien über Polen bis in den Südosten Europas erstreckt und
mehrere Tiefdruckzentren aufweist. Dazwischen hat sich über Deutschland eine
nordwestliche Strömung eingestellt, mit der Meeresluft polaren Ursprungs zu uns
gelenkt wird. In der feuchten Luftmasse kommt es hierzulande recht verbreitet zu
meist schauerartigen Niederschlägen. Diese stehen auch im Zusammenhang mit einem
Tief, das sich in der Nacht von der südlichen Ostsee unter Auffüllung über Polen
hinweg südostwärts verlagert. Gleichzeitig steigt von Westen der Luftdruck etwas
an. Entsprechend muss auch in der Nacht weiterhin mit Niederschlägen gerechnet
werden, wobei sich deren Schwerpunkt allmählich in den Süden und Osten
Deutschlands verlagert. Die Schneefallgrenze sinkt in der Nacht auf 300 bis 100
m ab, in stärkeren Schauern kann es auch bis in tiefe Lagen mit entsprechender
Glättegefahr schneien. Auch im Süden schneit es teils bis in die Niederungen.
Die Niederschlagsmengen betragen 12-stündig 1 bis 5, im Stau der östlichen und
südlichen Mittelgebirge bis zu 10 l/qm bzw. cm. An den Alpen kommt es durch den
Nordanstau zu länger anhaltenden Schneefällen. Bis zum Morgen fallen dort 5 bis
15 cm, in höheren Staulagen 15 bis 20 cm Neuschnee. Neben Glätte durch
Schneefall muss gebietsweise bei leichtem Frost auch mit Glätte durch
überfrierende Nässe gerechnet werden.
Der Druckgradient fächert auf, sodass der Wind insgesamt nachlässt. In den Kamm-
und Gipfellagen der Mittelgebirge muss aber weiterhin mit stürmischen Böen Bft 8
und Sturmböen Bft 9 aus Nordwest gerechnet werden, auf Alpengipfeln mit schweren
Sturmböen (Bft 10). Dadurch kann es in höheren Lagen Schneeverwehungen geben.

Dienstag ... weitet sich der Höhenrücken etwas weiter Richtung Osten aus,
wodurch der Höhentrog zunächst ebenfalls ein Stück nach Osten weichen muss. Auch
im Bodendruckfeld kann sich der Einfluss des Hochs, dessen Schwerpunkt westlich
der Britischen Inseln verbleibt, weiter Richtung Deutschland ausweiten. Die
nordwestliche Strömung bleibt aber erhalten. Eine gewisse Abtrocknung der
Luftmasse macht sich durch eine geringere Schauerneigung im Norden (dort bleibt
es weitgehend trocken) und in Teilen der Mitte bemerkbar. Im Osten und Süden ist
hingegen noch feuchtere Luft vorhanden, in der es zu weiteren Niederschlägen
kommt, die an den Nordrändern der Gebirge länger anhalten. Die Schneefallgrenze
steigt wieder auf 400 bis 600 m, im Süden auf 600 bis 800 m an. Oberhalb davon
fallen 1 bis 5 cm, an den Alpen 5 bis 15 cm Schnee.
In den Kamm- und Gipfellagen insbesondere der östlichen Mittelgebirge und der
Alpen treten weiterhin Sturmböen (Bft 8, 9) aus Nordwest auf, auf exponierten
Alpengipfeln sind anfangs noch schwere Sturmböen Bft 10 zu erwarten. Die
Labilität hat im Vergleich zum Vortag abgenommen, einzelne Gewitter sind vor
allem im Osten und Südosten aber nicht völlig ausgeschlossen, teils in
Verbindung mit Graupel und Windböen.

In der Nacht zum Mittwoch schwenkt auf Basis des ICON ein Randtrog von Dänemark
kommend über Deutschland hinweg südwärts. Daran gekoppelt ist auch im
Bodendruckfeld ein flaches Tief, das über Benelux zieht und sich über dem Westen
Deutschlands rasch auffüllt. Bezüglich des Tiefs gibt es nach wie vor deutliche
Modellunterschiede. Bei EZMW existiert dieses Tief auch, es zieht aber
westlicher und deutlich rascher südwärts und hat nur wenig Einfluss auf das
Niederschlagsgeschehen in Deutschland. GFS lässt das Tief etwas langsamer und
etwas weiter landeinwärts über uns hinwegziehen. Das englische Modell ist
mittlerweile mehr auf der Seite von GFS und ICON. Insofern scheint es
wahrscheinlicher, dass in der Nacht insbesondere im Westen und Süden sowie in
Teilen der Mitte mit Niederschlägen zu rechnen ist. Die Schneefallgrenze liegt
im Westen und Südwesten bei 300 bis 500 m, sonst kann es bis in tiefe Lagen
schneien. Die prognostizierten Schneemengen liegen in den Mittelgebirgen
zwischen 1 und 5 cm, im Schwarzwald fallen teils um 10 cm. An den Alpen werden
nochmals 5 bis 15 cm erwartet. Abseits der Gebirge sind nur geringe Mengen von 1
bis 3 cm zu erwarten. Mit Ausnahme einiger Gebiete im Westen und Nordwesten
sowie entlang des Rheins sinkt die Temperatur verbreitet in den Frostbereich ab.
Auf höheren Alpengipfeln muss noch mit Sturmböen aus Nordwest gerechnet werden.


Mittwoch ... ändert sich an der Höhenkonstellation wenig, wenngleich der
Einfluss des Höhentroges über Deutschland dominiert mit der höhenkältesten Luft
über dem Osten und Süden des Landes. Im Bodendruckfeld befindet sich weiterhin
das umfangreiche Hoch mit Schwerpunkt westlich von Irland, das seine Fühler bis
nach Deutschland bzw. Mitteleuropa austreckt. Zwischen diesem Hoch und einem
Tief über dem Schwarzen Meer dreht die Strömung über Deutschland auf Nord,
sodass die Zufuhr kalter Luftmassen weiter anhält. Gebietsweise kommt es zu
weiteren, meist leichten Niederschlägen. Am ehesten trocken bleibt es erneut im
Norden. Die Schneefallgrenze steigt auf 400 bis 600 m, sodass insbesondere im
Bergland nochmal mit 1 bis 5 cm, an den Alpen um 10 cm Neuschnee zu rechnen ist.


In der Nacht zum Donnerstag ergeben sich erneut deutliche Modellunterschiede.
Während bei ICON der Höhenrücken ein wenig mehr an Einfluss bei uns gewinnt,
schwenkt bei EZMW und GFS erneut ein Randtrog über Deutschland hinweg.
Entsprechend unterschiedlich fällt die Niederschlagsbilanz aus, sodass noch
keine eindeutige Aussage möglich ist. Fällt Niederschlag, so teils bis in tiefe
Lagen als Schnee. Es muss verbreitet mit leichtem, im Süden teils auch mäßigem
Frost gerechnet werden.

Donnerstag ... bleiben die teils deutlichen Modellunterschiede sowohl zeitlich
als auch räumlich erhalten. Während es nach ICON am Rande des Troges vornehmlich
noch im Südosten regnen/schneien soll, sorgen auf Basis von EZMW und GFS weitere
Randtröge für verbreitetere Niederschläge. Insofern ist diesbezüglich weiterhin
keine eindeutige Aussage möglich. Da sich an der Großwetterlage und somit an den
Temperaturverhältnissen nichts ändert, ist bei Auftreten von Niederschlügen im
Bergland weiterhin mit Schnee zu rechnen.


Modellvergleich und -einschätzung
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Bereits ab der Nacht zum Mittwoch gibt es erste nennenswerte Modellunterschiede,
die sich in der weiteren Folge fortsetzen. Die Unterschiede und Auswirkungen
wurden bereits im Text angesprochen. Somit müssen für die genauere Entwicklung
ab der Nacht zum Mittwoch weitere Modellläufe abgewartet werden.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Johanna Anger