DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

15-03-2021 09:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 15.03.2021 um 10.30 UTC



Zunächst spätwinterlich mit Schneeschauern und einstelligen Höchstwerten, in den
Nächten leichter bis mäßiger, teils strenger Frost. Ab dem Wochenende meist
Hochdruckeinfluss bei trockenen Verhältnissen. Jedoch größere
Prognoseunsicherheit.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 22.03.2021


Donnerstag ... ist die europäische Wetterlage geprägt durch einen mächtigen
Rücken vom Ostatlantik in Richtung Europäisches Nordmeer und einen
Langwellentrog, der von Osteuropa bis zur Iberischen Halbinsel reicht. In diesen
Trog sind dabei mehrere Kurzwellentröge eingelagert, wovon einer davon über den
Nordosten Deutschlands unter Amplifizierung hinwegläuft. Die höhenkalte Luft
sorgt dabei für eine rege Schauertätigkeit, wobei bei T850 von -6 Grad auch
unterhalb von 400 bis 500 m ein paar Schneeflocken dabei sein können. Es sei
gleich vorausgeschickt, dass bereits zu Beginn des Mittelfristzeitraums die
Unterschiede zwischen den Modellen erwähnenswert sind, beispielsweise simuliert
ICON bereits das Übergreifen einer Warmfront auf den Westen. Bei EZMW bleibt
diese noch über den Britischen Inseln. Die Tagesmaxima bewegen sich im mittleren
einstelligen Bereich, der Wind ist mäßig bis frisch aus nordöstlichen Richtungen
mit steifen Böen an der See. In der Nacht zum Freitag weitet sich der Rücken mit
Schwerpunkt über Irland weiter in Richtung der Küstenlinie Festlandseuropa aus,
ein aus dem vorhin erwähnten Kurzwellentrog abgespaltenes Höhentief verlagert
sich gleichzeitig in Richtung Ostfrankreich. Die Regen- und Schneeschauer
verlagern daher ihren Schwerpunkt in die Südhälfte des Landes, der Norden
gelangt zunehmend unter schwachen Hochdruckeinfluss. Da sich an der
Luftmassencharakteristik noch wenig ändert, kommt es zu einer weitgehend
frostigen Nacht. Über Schnee sind Tiefstwerte unter -10 Grad wahrscheinlich. Die
Schneefallgrenze sinkt bei den Schauern im Süden meist bis in tiefe Lagen.

Freitag ... befindet sich der Langwellentrog über dem zentralen Europa in einem
Abtropfprozess, der in Richtung Spanien abläuft. Die verbleibende Trogachse
überquert bis zum Abend die Alpen in Richtung Süden. Gleichzeitig weitet sich
der Einfluss des Rückens über Großbritannien und der Randbereich des Bodenhochs
mit Schwerpunkt über der Nordsee auf den Norden des Landes aus. Die darin
eingelagerte Warmfront verbleibt aber nach Lesart des EZMW über der Nordsee und
Dänemark. Mit dem nun nach Süden schwenkenden scharfen Trog verstärkt sich die
KLA nochmals, in 850 hPa sind im Osten Werte unter -12 Grad möglich. Es steht
daher ein weiterer spätwinterlicher Tag mit Schneeschauern und mäßigem bis
starkem Nordostwind bevor. Allerdings zeigt sich zwischen den Schauern auch
zeitweise die Sonne, am längsten im hochdruckgeprägten Nordwesten. Die
Tagesmaxima bleiben im mittleren einstelligen Bereich. In der Nacht zum Samstag
weitet sich der Randbereich des Rückens bis nach Süddeutschland aus und stützt
damit das nach Mitteleuropa ausweitende Bodenhoch. Der Abtropfprozess findet
seinen Abschluss und die Trogachse verliert in Deutschland an seiner
Wetteraktivität. Die Schauertätigkeit geht daher zurück und der Himmel klart
vielerorts auf. Eine Ausnahme bleibt dabei der Norden, der von der Warmfront des
Tiefs über dem Norden Skandinaviens gestreift wird. Dies paust sich auch auf die
Tiefstwerte durch mit mäßigem bis örtlich strengem Frost im Süden und Minima bis
-5 Grad im Norden. Am Boden kommt es verbreitet zu mäßigem bis strengem Frost.

Samstag ... überdeckt der Randbereich des Hochs mit Schwerpunkt bei den
Britischen Inseln weite Teile Deutschlands, der Rücken verbleibt weitgehend in
seiner Position. Die Warmfront des vorhin erwähnten Tiefs erreicht nun den
Norden Deutschlands und führt dort zu stärkerer Bewölkung und leichter WLA. Der
Süden verbleibt in der kalten Festlandsluft polaren Ursprungs. Zeit- und
gebietsweise zeigt sich die Sonne, teils gibt es aber aus der Nacht heraus
Nebel- oder Hochnebelfelder. Während im Süden Bayerns die Temperatur nur knapp
über 0 Grad hinauskommt, sind am Niederrhein bis 10 Grad möglich. Der Wind kommt
aus Nord und ist meist mäßig. In der Nacht zum Sonntag steht der leichte, im
Süden mäßige Frost wieder im Mittelpunkt. Im schneebedeckten Bergland ist erneut
strenger Frost wahrscheinlich. Im äußersten Norden kann es ein paar Tropfen
Regen oder Schneeflocken geben.

Sonntag ... stößt ein Kurzwellentrog über Polen nach Süden vor und flacht damit
den Rücken etwas ab. Dies ändert am Hochdruckeinfluss am Boden nur wenig, nur
T850 reagiert darauf mit einem Gradienten zwischen +2 Grad im Westen und -4 Grad
im Osten Deutschlands. Somit bleibt es bei einem Wechsel von Sonne und ein paar
Wolken bei spätwinterlichen Höchstwerten. Im äußersten Westen kann dabei die
10-Grad-Marke wieder überschritten werden. Der Wind dreht auf Nordwest und ist
weiterhin mäßig, im Bergland teils frisch. In der Nacht zum Montag bleibt es im
Nordwesten wieder frostfrei, sonst sind Tiefstwerte bis -6 Grad wahrscheinlich
(im Bergland etwas tiefer). Im östlichen Bergland sind ein paar Flocken nicht
ausgeschlossen.

Montag ... weitet sich der Rücken wieder langsam in Richtung Osteuropa aus, der
Schwerpunkt verlagert sich von Großbritannien nach Benelux. An der
Luftmassenverteilung verändert sich unter diesem Hochdruckeinfluss nur wenig,
tagsüber mit zeitweiligem Sonnenschein und wieder vermehrt mit Höchstwerten
knapp über 10 Grad. Die Unsicherheiten in der Prognose sind aber nicht zu
unterschätzen (siehe später).
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz zwischen den letzten EZMW-Läufen ist nur mäßig bis schlecht
ausgeprägt. Das starke Tief über Deutschland am Donnerstag wird nicht mehr
simuliert, das kalte und wechselhafte Wetter ist aber weiterhin im Programm. Am
Freitag und Samstag verstärkt sich die Kaltluftadvektion von Nordosten nochmals.
Bei den letzten beiden Läufen zeigt sich ab Samstag/Sonntag ein sich
verstärkendes Hoch bei Großbritannien, das steht im Widerspruch zum
Tiefdruckeinfluss über Mitteleuropa beim 00-Lauf von gestern. Zum Wochenbeginn
schiebt sich das Hoch nun in Richtung Mitte des Kontinents, sodass die Luftmasse
bei allgemein trockenen Verhältnissen wieder etwas wärmer würde. Die
Unsicherheiten sind damit erheblich.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bereits zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums gibt es deutliche
Unterschiede zwischen verschiedenen Modellgruppen. Während GFS am Donnerstag ein
Zentraltief über Mitteleuropa simuliert, gleichen sich die Wetterlagen bei EZMW
und ICON (der Einfluss der Warmfront von Nordwesten - wie vorher schon erwähnt -
ist bei ICON allerdings größer - inkl. Niederschlägen). In weiterer Folge ist
die Ausprägung des Rückens auf Mitteleuropa bei EZMW am deutlichsten, GFS
simuliert den Abtropfprozess später und ICON gar nicht. Zum Wochenende hin gibt
es also noch eine durchaus erwähnenswerte Wahrscheinlichkeit, dass der
Tiefdruckeinfluss (ICON, GFS) vor allem im Süden des Landes überwiegt. Zum
Beginn der neuen Woche tendieren aber alle drei Modelle in Richtung Hochdruck-
bzw. Hochdruckrandlage Großbritannien.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


EPS:
Die Rauchfahnen für repräsentative Orte in Deutschland zeigen bis inklusive
Freitag bei T850 einen recht sicheren Verlauf. Ab Samstag nimmt der Spread
deutlich zu, wobei der Haupt- und der Kontrolllauf meist im oberen Drittel der
verschiedenen Member verläuft. Dies steht im engen Zusammenhang mit dem
ansteigenden Geopotential. Niederschlag wird ab Freitag nur mehr selten
simuliert. Insgesamt kann man also konstatieren, dass die Unsicherheiten in der
Stärke des nach Mitteleuropa ausweitenden Rückens bergründet sind. Allerdings
darf nicht aus den Augen verloren werden, dass die Konsistenz zwischen den
Hauptläufen nicht gut ausgeprägt ist.

CLUSTER:
+120 ... +168h: Es liegen zwei gleichverteilte Cluster vor, wobei der Haupt- und
Kontrolllauf in C1 zu finden ist. Beide Cluster tendieren mehr oder weniger zu
Atlantic Ridge. Dabei ist der nach Mitteleuropa ausweitende Rücken bei C1 besser
ausgeprägt als bei C2, das von einem verbleibenden Trog über dem westlichen
Mittelmeerraum ausgeht.

+192 ... +240h: Die Clusteranzahl vergrößert sich auf 4, die außer negative NAO
alle Strömungsmuster aufweisen. C1 mit dem Hauptlauf ist am deutlichsten
hochdruckgeprägt, bei C2 mit dem Kontrolllauf ist die positive
Geopotentialabweichung schwächer. Bei C3 und C4 geht die Tendenz in eine
glatteren Nordwest- bis Westströmung.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


FROST:
Vor allem im schneebedeckten Bergland in den Nächten teils strenger Frost. EFI
bringt bei den Tiefstwerten im Süden leichte Signale für eine negative
Abweichung.

WIND:
Am Donnerstag auf den Nordseeinseln einzelne stürmische Böen aus Nordost nicht
ausgeschlossen. Am Sonntag und Montag auf den höchsten Gipfeln ebenfalls
einzelne stürmische Böen aus Nordost bis Nordwest möglich.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-EZMW, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Mag.rer.nat. Florian Bilgeri