DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

14-03-2021 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 14.03.2021 um 10.30 UTC



Weiterhin nasskalt, im Bergland Schnee.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 21.03.2021


Am Mittwoch hat sich westlich von uns über dem östlichen Atlantik ein mächtiger
Keil aufgebaut. Über Mittel- und Osteuropa liegt dagegen ein Langwellentroges,
auf dessen Westseite wir in einer nördlichen Strömung liegen. Somit werden kalte
subpolare Luftmassen zu uns geführt. Am Mittwoch und Donnerstag schwenkt auf der
Rückseite des Langwellentroges ein Randtrog über Deutschland südwärts. Der
Randtrog schnürt sich zu einem kleinen abgeschlossenen Höhentief ab und
verlagert sich in Richtung Südwesten. Am Tagesende liegt er bereits über dem
Alpenraum und wandert am Donnerstag in Richtung Südfrankreich ab. Bei
Temperaturen im 850 hPa Niveau von meist unter -7 Grad kommt es im Tagesverlauf
zu Schneeschauern, am Alpenrand auch durch Stau auch zu länger andauernden
Schneefällen. Es ist meist bedeckt bei mäßig kalten Tageshöchstwerten zwischen 3
und 9 Grad. Lediglich im Norden, in Küstennähe, wirkt der Skandinavien Föhn,
sodass es auch längere freundliche Abschnitte gibt. Am Donnerstag überquert uns
ein Bodentief von Nord nach Süd und erreicht bis zum Freitagfrüh bereits den
Golf von Genua. Es bleibt jedoch weiterhin wechselhaft und nasskalt. Auch am
Freitag verbleiben wir im Bereich des Troges. Allerdings schnürt er sich im
Tagesverlauf über dem Löwengolf ab, sodass die Kaltluftzufuhr zu dem
verbleibenden Trogresiduum über der Ostsee und Skandinavien abgeschnitten wird.
Im Bodendruckfeld sorgt der nach Skandinavien kippende Keil dort für
Druckanstieg am Boden, sodass sich eine High-over-Low Situation mit meist
östlichen Winden bei uns einstellt.

Am Samstag verbleibt das Cut-Off-Tief im nordwestlichen Mittelmeerraum und auf
seiner Vorderseite wird zunehmend etwas mildere Luft in den Süden und Osten
Deutschlands geführt, sodass dort die T850 langsam in Richtung 0 Grad ansteigt.
Auch am Sonntag ändert sich am Gesamtbild nicht viel. Das Cut-Off Tief sorgt vor
allem auf der Alpensüdseite für kräftige Niederschlag. Bei uns bleibt es aber
zumeist trocken und vor allem im Westen steigen die Höchsttemperaturen mal
wieder über 10 Grad.

In der erweiterten Mittelfrist schwächt sich das Cut-Off Tief ab und wird vom
osteuropäischen Höhentrog über der Balkanhalbinsel eingefangen. Über
Südskandinavien dominiert weiterhin das Höhenhoch, die Höhenströmung bei uns
kippt aber zunehmend auf Nordost.
Weiterhin simuliert IFS im Trogbereich einen weiteren Cut-Off und das
entstehende Höhentief wandert als Kaltlufttropfen von der Ukraine in Richtung
Kroatien. Die daran befindlichen Niederschlagsgebiete erreichen jedoch unseren
Vorhersageraum nicht.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis Freitag simulieren sowohl der aktuelle Lauf als auch die Vorläufe die
zyklonale Nord- bis Nordostlage. Erst am Freitag gibt es Unterschiede, denn der
aktuelle Lauf betont den Cut-Off-Prozess über dem südlichen Frankreich und dem
Löwengolf deutlicher als die Vorläufe. Das verbliebene Residuum über der Ostsee
und Skandinavien wird deutlich schwächer vorhergesagt als von den Vorläufen.
Dadurch stellt sich schneller eine High-over-Low Situation ein. Dem gegenüber
hatte bei den Vorläufen das osteuropäische Höhentief einen deutlicheren Einfluss
auf unser Wettergeschehen. Im erweiterten Mittelfristzeitraum gibt es dann
markante Unterschiede zwischen dem aktuellen IFS-Lauf und seinen Vorläufen. Das
Bodenhoch über Skandinavien haben die Vorläufe überhaupt nicht auf der Karte.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Zwischen dem IFS und den anderen Modellen gibt es schon am Donnerstag deutliche
Unterschiede. Den abschnürenden Randtrog bei uns zeigen ICON und GFS nur in
recht abgeschwächter Form. Bei der sich einstellenden High-over-Low-Situation am
Freitag sind sich die Modelle wiederum einig. Somit unterstützen die anderen
globalen Modelle den aktuellen Lauf des IFS. Am Wochenende fällt beim IFS
weiterhin die im Unterschied zu den anderen globalen Modellen starke Betonung
des Cut-Offs über dem westlichen Mittelmeer auf. Dagegen simulieren ICON und GFS
einen kräftigen Vorstoß des Hochkeils in Richtung Mitteleuropa. Dadurch ist beim
IFS vor allem die Entwicklung in Süddeutschland deutlich zyklonaler geprägt als
bei den anderen globalen Modellen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Ensemblevorsagen zeigen von Freitag bis Sonntag insgesamt 6 Cluster, wobei
der aktuelle Lauf des IFS dem Cluster 1 zugeordnet ist. Cluster 1 ist im
Unterschied zu den anderen Clustern der einzige, der durchweg über 3 Tage eine
Blocking-Situation simuliert. In den anderen Clustern stößt der ostatlantische
Keil nicht so weit nach Skandinavien vor, sodass sie dem klimatologischen Regime
"Atlantischer Rücken" zugeordnet werden. Von daher ist bei uns im
Vorhersagegebiet keine eindeutige Tendenz auszumachen.

Die Rauchfahne eines Ortes in der Mitte von Deutschland zeigt erst am nächsten
Wochenende einen Trend in Richtung ansteigende Temperatur. Zuvor pendelt die
T850 meist um -5 Grad. Stärkere Niederschlagssignale zeigen sich vor allem am
Mittwoch und Donnerstag mit Passage des Randtrogs, respektive dem Bodentief.
Hier findet sich auch ein Minimum im Geopotential. Die Höchsttemperaturen liegen
meist deutlich unter 10 Grad und damit auch unter dem Mittel des Modellklimas,
erst in der Karwoche steigen die Temperaturen auf Werte über dem Mittel des
Modellklimas an.

Insgesamt gesehen können die Ensembles die bestehenden Unsicherheiten
hinsichtlich der Entwicklung am nächsten Wochenende nicht auflösen. Zuvor jedoch
verdichten sich die Hinweise auf die Fortdauer der recht unbeständigen und
kühlen Witterung.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der Extreme Forecast Index (EFI) gibt keine Hinweise auf im Vergleich zur
Modellklimatologie markante Wind- und Niederschlagsereignisse. Allerdings wird
ab Donnerstag, wie nicht anders zu erwarten, für Bereiche in Süddeutschland ein
kühler Witterungsabschnitt prognostiziert.

Niederschlag:
Die Ensembles prognostizieren für Donnerstag für Teile der westlichen
Mittelgebirge und für das Allgäu erhöhte Wahrscheinlichkeiten für über 10 cm
Schneefall in 24h. In darauffolgenden Tagen beschränkten sich die Schneefälle
allerdings auf die zentralen Alpen.

Wind:
Die höchsten Wahrscheinlichkeiten für ein Überschreiten der Warnschwellen für
Bft 8 besteht am Donnerstag. Davon betroffen sind vor allem die Küstenbereiche
von Nord- und Ostsee.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSmix, IFS, EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Rolf Ullrich