DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

13-03-2021 08:30
SXEU31 DWAV 130800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 13.03.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
W z, Übergang zu N z

WIND/STURM:
Von Westen her auffrischender, auf Süd rückdrehender Wind, mit stürmischen Böen
(Bft 8), im höheren Lagen Sturmböen (Bft 9). Tagsüber im ganzen Land zunehmender
Wind, von Süd bis Südwest auf Südwest bis West drehend. Stürmische Böen (Bft 8),
vor allem im Westen, Südwesten und in der Mitte Sturmböen (Bft 9), bei Schauern
und Gewittern schwere Sturmböen (Bft 10). In den Kamm- und Gipfellagen der
Mittelgebirge sowie der Alpen (schwere) Sturm- oder Orkanböen (Bft 10 bis 12).
Am Nachmittag an der gesamten Nordseeküste Sturmböen und schwere Sturmböen (Bft
9-10).
In der Nacht zum Sonntag meist nachlassender Wind. Im Süden vom Schwarzwald bis
zu den Alpen stürmische Böen (Bft 8), exponiert Sturmböen (Bft 9). Im Norden im
Binnenland noch stürmische Böen, vor allem an der Nordseeküste anfangs auch
Sturmböen (Bft 9). In der zweiten Nachthälfte auch dort abflauender Wind.
Am Sonntag im Osten erneut verbreitet stürmische Böen. Im Bergland, in
Verbindung mit kurzen Gewittern sowie in der Lausitz Sturmböen Bft 9, auf
exponierten Gipfeln darüber. Später auch dort abflauender Wind. In der Nacht zum
Montag nur an der Nordseeküste und auf exponierten Gipfeln noch einzelne
Sturmböen Bft 8/9.

GEWITTER:
Im Laufe des Tages zunächst im Westen und Nordwesten, später auch weiter nach
Osten und Süden ausgreifend einzelne kurze Gewitter mit Sturmböen 9 Bft,
vereinzelt mit schweren Sturmböen 10 Bft. In der Nacht zum Sonntag im Südwesten
und Süden kurze Gewitter mit stürmischen Böen Bft 8, einzelne Sturmböen Bft 9
nicht ausgeschlossen.
Am Sonntag nahezu überall und am Montag abgesehen vom Westen wiederholt kurze
Gewitter, teils mit Graupel, dabei Gefahr von Sturmböen Bft 8/9.

SCHNEEFALL:
Am Sonntag an den Alpen einsetzender Schneefall, mit nur kurzen Unterbrechungen
wahrscheinlich bis in den Donnerstag hinein andauernd. Im alpennahen Vorland 10
bis über 30, in den Staulagen der Alpen 30 bis 80, im Allgäu bis 100 cm
Neuschnee (Unwetter).


Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... liegt Deutschland im Bereich der Frontalzone. Ein darin eingelagerter
Trog überquert unter Verschärfung die Britischen Inseln. An dessen Vorderseite
liegt entwicklungsgünstig ein Randtief, das sich vor allem gestützt durch
positive Vorticityadvektion zu einem Sturmtief entwickelt. Dieses wird unter
weiterer leichter Intensivierung über die mittlere Nordsee hinweg zum südlichen
Dänemark gesteuert. Da der Trog und dieses Tief zusehends eine achsenparallele
Lage aufweisen, sind der weiteren Intensivierung dieses Tiefs Grenzen gesetzt.
Dennoch ist die Gradientverschärfung an der Südostflanke dieses Tiefs
hinreichend für eine weitere Windzunahme, wodurch im Laufe des Vormittags im
Westen, Südwesten und in Teilen der Mitte und bis zum frühen Nachmittag auch
größtenteils im Süden und im Osten großflächig Sturmböen Bft 8/9 aufkommen. Im
Bergland sind schwere Sturmböen, in Kamm- und exponierten Gipfellagen Böen bis
Orkanstärke (Bft 12) zu erwarten. Etwas entspannter stellt sich zunächst die
Lage von Vorpommern bis zur Lausitz und im Alpenvorland dar. Dort wird in Böen
vorerst wahrscheinlich nur Bft 7 erreicht.
Bedingt durch den ostwärts vorstoßenden Trog setzt von Nordwesten her und bis
zum frühen Nachmittag auch auf die Mitte und den Osten übergreifend kräftige
Kaltluftadvektion ein, was mit einem Temperaturrückgang im 500 hPa-Niveau
deutlich unter -30 Grad einhergeht. Mit der staffelartig vorstoßenden, labil
geschichteten maritimen Polarluft sind im Norden und in der Mitte zum Teil
wiederholt kurze Gewitter zu erwarten, die bis in tiefe Lagen mit schweren
Sturmböen einhergehen können. Ein Oberwind, der im 850 hPa-Niveau 60 kt und
selbst in 925 hPa 50 kt erreicht, dürfte hierfür maßgeblich sein.
Ein paar Auflockerungen kommen allenfalls noch am Alpenrand, bedingt durch
leicht föhnigen Einfluss, zustande. Ansonsten hält sich mehrschichtige und meist
geschlossene Bewölkung. Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 6 bis 12, am
Alpenrand Werte um 14 Grad.

In der Nacht zum Sonntag weitet sich, bedingt durch einen Vorstoß grönländischer
Polarluft, der o.g. Trog über Frankreich hinweg zu den Westalpen aus. Dies lässt
die hochreichend labil geschichtete Polarluft (mit Temperaturen, die im 500
hPa-Niveau deutlich unter -35 Grad liegen) auch auf den Süden Deutschlands
übergreifen. Somit sind im gesamten Vorhersagegebiet einzelne kurze Gewitter
vorstellbar. Diese können mit Sturmböen Bft 9 einhergehen, im Norden sind
aufgrund des kräftigeren Oberwindes bis ins Binnenland hinein schwere Sturmböen
Bft 10 möglich.
Das Sturmtief vom Vortag wird von dem Kurzwellentrog, der einst die Entwicklung
dieses Tiefs zu einem Sturmtief getriggert hatte, überlaufen, so dass sich
dieses Tief aufzufüllen beginnt. Aufgrund dessen Zugbahn über die dänischen
Inseln hinweg ostwärts dauert der Sturm im Norden mit Böen Bft 8/9 und an der
Nordsee vereinzelt auch mit schweren Sturmböen in der ersten Nachthälfte
unvermindert an. Auch im Süden, d.h. im Alpenvorland sowie im Nordosten legt der
Wind zu und erreicht in Böen Bft 7 und in freien Lagen Bft 8, was an den Alpen
durch den Leitplankeneffekt bedingt ist. Ansonsten flaut im Binnenland der Wind
weitgehend ab; Sturmböen Bft 9 sind auf höhere Berggipfel beschränkt.
Aufgrund der ausgeprägten Durchmischung sollte leichter Frost (und somit auch
Glätte) auf Lagen oberhalb 600 bis 800 m beschränkt bleiben, wobei im Westen die
Nullgradgrenze tiefer liegt als im Osten und im Süden.

Sonntag... gelangt Mitteleuropa unter einen breiten Trog. Dessen wetteraktivster
Teil verlagert sich, bedingt durch die Ausweitung des Troges nach Süden, nach
Südeuropa. Das zuvor wetterbestimmende Tief wird unter weiterer Auffüllung zu
den Baltischen Staaten gesteuert. Ein in der Westflanke des wetterbestimmenden
Troges nach Süd-Südost ablaufender Kurzwellentrog induziert eine erneute, wenn
auch schwächere Zyklogenese. Das hieraus resultierende Tief gelangt nach
Südnorwegen. An dessen Südflanke bleibt der kräftige Gradient über Deutschland
bestehen. Vor allem legt aber an der Südflanke des zum Baltikum ziehenden Tiefs
der Wind noch einmal zu, wovon hauptsächlich der Osten Deutschlands betroffen
sein dürfte. In diesen Gebieten kann, gestützt durch den bereits ausgeprägten
Tagesgang, der Wind in Böen noch einmal Sturmstärke (Bft 8/9) erreichen. Aber
auch sonst muss in höheren Berglagen noch mit Sturmböen Bft 8/9 gerechnet
werden. Nahezu überall treten Windböen Bft 7 auf, in freien Lagen können
einzelne stürmische Böen nicht ganz ausgeschlossen werden.
In Verbindung mit dieser Troglage hält sich überall hochreichend labil
geschichtete maritime Polarluft. Bedingt durch kurzwellige, nach Südosten
ablaufende Keil-Trog-Strukturen werden zum Teil wiederholt kurze Gewitter
ausgelöst, bei denen die Böen gegenüber den oben angegebenen Werten um 1 Bft
höher anzusetzen sind. Hier ist der Tagesgang bereits wirksam. In Verbindung mit
diesen Gewittern kann auch Graupel oder Schneeregen auftreten; oberhalb etwa 600
m fällt durchweg Schnee, aber für die Ausbildung einer Schneedecke sollte es nur
in den Kamm- und Gipfellagen der höheren Mittelgebirge sowie an und in den Alpen
reichen. Auflockerungen zeichnen sich am ehesten in den Leegebieten und im
Küstennähe ab. Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 5 bis 10, im höheren
Bergland kaum über 0 Grad.

In der Nacht zum Montag erfasst der o.g. Sekundärtrog, der den über Mitteleuropa
liegenden Haupttrog regeneriert, den Norden und Nordosten Deutschlands. Das
korrespondierende Bodentief wird unter leichter Intensivierung über Jütland
hinweg in das Kattegat gesteuert. An dessen Südflanke frischt der Wind erneut
auf, in Küstennähe wird in Böen Bft 7 erreicht, an der Nordsee sind stürmische
Böen möglich. Ansonsten ist der Wind, abgesehen von höheren Berggipfeln, wo nach
wie vor Sturmböen Bft 8/9 auftreten können, wahrscheinlich nicht mehr
warnrelevant. Im Westen setzt eine leichte Stabilisierung ein. Gewitter sollten
aber auch in den anderen Landesteilen kaum noch auftreten.
Da der Wind zusehends schwächer wird, dürfte zumindest oberhalb von etwa 400 m
die Gefahr von Frost (und auch Glätte durch überfrorene Nässe) wieder zunehmen.


Montag... bleibt unverändert die Troglage bestehen, wenngleich die Hauptachse
des Troges über Westpolen liegt. Stromaufwärts wölbt sich ein Rücken auf, der
sich bis nach Ostgrönland erstreckt. In der hieraus resultierenden nördlichen
Strömung laufen weitere kurzwellige Anteile nach Süden ab. Hierdurch kommen am
Alpenrand und auch im Schwarzwald oberhalb etwa 1000 m länger andauernde, aber
nicht allzu intensive Schneefälle auf, die innerhalb von 12 Stunden 10 bis über
15 cm Neuschnee ergeben können.
Das in diesen Trog eingelagerte Bodentief wird vom Kattegat über die Südspitze
Schwedens hinweg in Richtung Nordwestpolen gesteuert. Auch wenn sich dieses Tief
aufzufüllen beginnt, so bleibt an dessen Südwestflanke ein kräftiger Gradient
bestehen, so dass im Norden und in der Mitte, nicht zuletzt gestützt auch durch
den Tagesgang, erneut Windböen und im Bergland Sturmböen Bft 8/9 aufkommen. Im
Süden ist hingegen der Wind abseits der Gebirge wahrscheinlich nicht
warnrelevant. Bei unveränderter Luftmassenverteilung ist tagsüber die
Wahrscheinlichkeit von Gewittern nur noch gering. Im Westen und Südwesten sollte
eine leichte Stabilisierung Gewitter unterbinden. Die Temperaturen ändern sich
gegenüber Sonntag nur unwesentlich.

In der Nacht zum Dienstag bleibt bei nahezu unveränderter Luftmassenverteilung
die nördliche Strömung bestehen. Hierdurch dauert die Stausituation an den Alpen
unverändert an, wo 10 bis über 20 cm Neuschnee hinzukommen können. An den Alpen
dauert die Schneefallsituation über die Wochenmitte hinaus an, was entsprechend
(mit Unwetter) abgewarnt wird. Aber auch im Schwarzwald und im Erzgebirge kann
es für ein paar Zentimeter Schnee reichen.
Das sich nunmehr nach Mittelpolen verlagernde Bodentief füllt sich weiter auf.
Hierdurch wird der Gradient schwächer, warnrelevante Böen (dort immerhin
Sturmböen Bft 8/9) sind auf die Kamm- und Gipfellagen der nördlichen und
östlichen Mittelgebirge beschränkt. Der nach wie vor bestehende Gradient sollte
großflächig leichten Frost unterbinden, so dass Temperaturminima unter 0 Grad
(und somit auch Glätte durch überfrorene Nässe) auf Lagen oberhalb etwa 400 m
beschränkt ist.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle stützen weitgehend die oben beschriebene Entwicklung.
Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich kaum prognoserelevante
Unterschiede ableiten. So lässt sich lediglich herausarbeiten, dass GFS keine
Hinweise auf eine mögliche Stabilisierung ab der Nacht zum Montag im Westen
liefert.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann