DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

12-03-2021 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 12.03.2021 um 10.30 UTC



Wechselhaft und nasskalt. Im Bergland winterlich, an den Alpen markante
Neuschneemengen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 19.03.2021


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am Montag hat sich die
Großwetterlage umgestellt hin zu einer Blockierungslage. Dabei reicht ein
Höhenrücken vom nahen Ostatlantik über Irland und Island hinweg bis nach
Grönland. Sein Gegenspieler ist ein von Spitzbergen über Mitteleuropa bis in den
Norden Afrikas reichender Höhentrog, sodass sich über Europa und dem Osttalantik
ein ausgeprägtes Langwellenmuster etabliert hat. An dieser Höhenkonstellation
ändert sich auch am Dienstag kaum etwas, wenngleich das Muster insgesamt ein
wenig ostwärts wandert. Deutschland verbleibt aber insgesamt im Einflussbereich
des Troges.
Im Bodendruckfeld korrespondiert diese Konstellation mit einem Hochdruckgebiet
mit Schwerpunkt nordwestlich der Biskaya und einer umfangreichen Zone tiefen
Luftdrucks, die von Skandinavien über das östliche Mitteleuropa hinweg bis in
den östlichen Mittelmeerraum reicht und mehrere Tiefkerne aufweist. Zwischen
diesen beiden Druckgebilden hat sich eine nördliche Strömung eingestellt, mit
der erwärmte Meeresluft polaren Ursprungs zu uns gelangt. Dabei liegt die
Temperatur in 850 hPa zunächst um minus 3 Grad und sinkt am Dienstag weiter ab
auf Werte zwischen minus 5 und minus 7 Grad.
In der einfließenden feuchten Luftmasse kommt es wiederholt zu Niederschlägen,
die im Bergland als Schnee fallen und teils für erhebliche Neuschneemengen
sorgen, insbesondere an bzw. in den Alpen.

Am Mittwoch beginnt das Strömungsmuster leicht zu kippen. Der Höhenrücken macht
einen Vorstoß Richtung Skandinavien, wodurch der Trog in seinem Südteil
Abtropftendenzen zeigt. Zudem kann er sich über Deutschland bzw. dem Alpenraum
wieder ein wenig nach Westen ausweiten. Im Bodendruckfeld verlagert sich der
Schwerpunkt des Hochs zu den Britischen Inseln. Im Zusammenspiel mit einem Tief
über der Ukraine dreht die Strömung über Mitteleuropa sogar auf Nord bis
Nordost, wodurch die Temperatur noch weiter absinkt auf Werte in 850 hPa bis
knapp minus 9 Grad. Bei wiederholten Schauern kann es auch bis in tiefe Lagen
schneien, sodass sich zumindest in den Nächten auch dort eine vorübergehende
Schneedecke ausbilden kann.

Am Donnerstag bleibt die Blockierungslage weiterhin erhalten. Allerdings kann
sich der Einfluss des Hochs etwas Richtung Deutschland ausweiten, sodass die
Niederschlagstätigkeit insgesamt nachlässt, bzw. sich in den Südosten des Landes
verlagert, der weiterhin im Einflussbereich des Troges liegt.

Am Freitag nimmt die Höhenströmung wieder vermehrt zonale Verhältnisse an. Der
Höhenrücken reicht vom Ostatlantik über die Britischen Inseln hinweg bis nach
Skandinavien. Sein Gegenspieler, der Höhentrog, wurde in seinem nördlichen Teil
weiter ostwärts abgedrängt, wohingegen sich sein Südteil nach Westen ausgedehnt
hat. Entsprechend reicht er nun von Nordrussland über den Alpenraum hinweg bis
zu den Kanaren und Madeira. Im Bodendruckfeld liegt Deutschland zwischen einem
Hoch über Dänemark und Südschweden und tiefem Luftdruck über dem Mittelmeerraum
in einer nordöstlichen bis östlichen Strömung. Dabei nimmt der Einfluss des
Hochs bis in die erweiterte Mittelfrist hinein hierzulande zu, sodass es
überwiegend trocken bleibt.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des heutigen 00 UTC-Laufs des EZMW-Modells kann insgesamt als gut
bezeichnet werden. Zwar treten vornehmlich ab Donnerstag im Detail einige
Unterschiede auf, an der Großwetterlage und dem zu erwartenden Wettercharakter
ändert sich dadurch aber wenig.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die großräumige Entwicklung wird von den betrachteten Globalmodellen ICON, GFS
und EZMW sehr ähnlich gesehen. Nennenswerte Unterschiede gibt es für Donnerstag
und Freitag. Während nach ICON der Hochdruckeinfluss zunimmt und kaum noch
Niederschläge zu erwarten sind, bleibt es bei EZMW und insbesondere bei GFS noch
zyklonaler geprägt. Letzteres lässt am Donnerstag bzw. Freitag nochmals einen
Randtrog über Deutschland hinwegschwenken, sodass die Niederschlagstätigkeit
stärker ausgeprägt ist als bei den anderen Modellen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahne für Offenbach zeigt über nahezu den gesamten Vorhersagezeitraum
einen sehr engen Verlauf bei kontinuierlich absinkenden Temperaturen in 850 hPa,
aber leicht ansteigendem Geopotential. Ab Donnerstag, vor allem aber ab Freitag
nimmt der Spread zu, wobei die Mehrheit der Member einen leichten Anstieg der
Temperatur in der erweiterten Mittelfrist zeigen, während Haupt- und
Kontrolllauf auf dem kälteren Niveau verbleiben. Betrachtet man diesbezüglich
die Clusterung des EZMW, so gibt es für den Zeitraum ab Samstag sechs Cluster.
Die Mehrheit der Cluster deutet aber auf eine Fortdauer der kälteren Witterung
hin.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


SCHNEE:
Am Montag gibt es an den Nordseiten der Mittelgebirge oberhalb etwa 300 bis 400
m leichten Schneefall. Markante Mengen gibt es im Hochschwarzwald (10 bis 20 cm)
und an den Alpen 15 bis 30 cm, im Allgäu fallen 25 bis 40 cm Neuschnee in 24
Stunden.

Am Dienstag gibt es vor allem am Erzgebirge und an den Alpen weitere
Schneefälle. Dabei sind nochmals markante Mengen zwischen 10 und 20 cm in 24
Stunden wahrscheinlich, im Berchtesgadener Land um 30 cm.

Am Mittwoch und Donnerstag gibt es in den östlichen Mittelgebirgen und an den
Alpen weiteren Neuschnee, allerdings bei nachlassender Intensität.

WIND:
Am Montag sind in den Gipfellagen einiger Mittelgebirge und der Alpen Sturmböen
Bft 9, teils auch schwere Sturmböen Bft 10 aus Nordwest wahrscheinlich. Am
Dienstag treten nur noch in den Gipfellagen der Alpen und der östlichen
Mittelgebirge Sturmböen oder schwere Sturmböen aus Nordwest auf.


GEWITTER:
Am Montag und Dienstag treten einzelne Graupelgewitter auf, teils in Verbindung
mit stürmischen Böen Bft 8. Am Mittwoch sind einzelne Gewitter nur noch gering
wahrscheinlich.

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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Johanna Anger