DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

11-03-2021 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 11.03.2021 um 10.30 UTC



Wechselhaft und nasskalt, im Bergland winterlich. An den Alpen markanter
Neuschnee. Anfangs noch windig.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 18.03.2021


Nach einer turbulenten Westwetterlage stellt sich die Großwetterlage in der
Mittelfrist bereits wieder um und kehrt zurück zur Blockierung. Die Blockierung
wird durch eine Aufwölbung eines kräftigen Rückens über dem Nordostatlantik
erreicht, wobei der Keil sich im Wochenverlauf bis nach Grönland und Island
aufwölbt. Dies ist eine Ausgleichsbewegung für einen stark nach Süden, von
Kanada über Neufundland in Richtung Atlantik amplifizierenden Trog.

Am Sonntag ist ein weiterer Trog über dem Nordmeer und Skandinavien zu finden,
der bis in den Löwengolf reicht und große Teile Mitteleuropas umfasst. Am Boden
korrespondiert diese Konstellation mit tiefen Druck über Skandinavien und einem
Azorenhoch, zwischen denen sich über Deutschland eine nordwestliche Strömung
einstellt. In dieser gelangt feuchte und über dem Meer erwärmte Luft polaren
Ursprungs mit T850 hPa von -3 bis -5 Grad zu uns.

Durch den sich aufwölbenden Keil amplifiziert dieser Trog bis zum Dienstag weit
bis ins zentrale Mittelmeer. Dabei bewegt er sich kaum noch progressiv, sodass
aus der zonalen Strömung wieder eine mäandrierende wird. Infolge der Aufwölbung
steigt der Druck über den Britischen Inseln und bis nach Island, womit die
Strömung bei uns auf Nord dreht und nunmehr die Polarluft direkter zu uns kommen
kann. Damit sinken die T850 hPa auf -6 bis -9 Grad. Durch den Trogeinfluss
bleibt es wechselhaft.

Ab Mittwoch zeigen sich beim Trog Abspaltungstendenzen, während er sich über dem
europäischen Kontinent sowohl nach Westen als auch nach Osten ausdehnt. Am Boden
etabliert sich dann ein Hoch über den Britischen Inseln und ein Tief über der
Ukraine, das bis Donnerstag nach Südwestrussland zieht. Damit dreht die Strömung
sogar noch ein wenig auf Nord-Nordost und die T850 hPa sinken auf -7 bis -10
Grad. Weiterhin werden in der Strömung Feuchtefelder zu uns geschleust und das
wechselhafte Wetter hält an.

Im Januar würde solch eine Konstellation den Winter bis ins Tiefland bringen,
Mitte März hat die Sonne aber schon einige Kraft. So dürfte es vor allem im
Bergland der "Märzwinter" Einzug halten, aber auch im Tiefland ist die ein oder
andere vorübergehende Schneedecke insbesondere in den Nächten möglich.

In der erweiterten Mittelfrist ab Freitag bleibt es zunächst noch kühl bei
zunächst leicht ansteigendem Druck. Da sich über Skandinavien aber ein neuer
Trog samt Bodentief formiert, könnten mit den Ausläufern des Tiefs ab Samstag
allmählich etwas milderer Meeresluft mit T850 hPa nahe 0 Grad einfließen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des heutigen 0 UTC-Laufs des EZMW zu seinen beiden gestrigen
Vorläufen ist hoch. Zwar treten vornehmlich ab Donnerstag einige
Detailunterschiede zutage, die auch im zeitlichen Ablauf der Niederschläge
kleine Unterschiede bringen. Das allgemeine Szenario aber mit der Blockierung
und dem Trogeinfluss samt kühler Luft inklusive dem "Märzwinter" vor allem im
Bergland bei uns wird im neuesten Lauf bis in die erweiterte Mittelfrist
beibehalten.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bei den meisten Globalmodellen finden sich keine signifikanten Unterschiede zum
obigen Ablauf. Bei NAVGEM hingegen setzt sich ab der Wochenmitte ein Keil des
britischen Hochs bei uns durch, bei dem aus Nordwesten früher mildere Luft den
Weg nach Deutschland finden würde. Eine ähnliche Lösung deutete auch der
gestrige 12 UTC-Lauf des JMA an.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


RAUCHFAHNEN:
Die Rauchfahnen des EZMW zeigen für diverse deutsche Städte bis mindestens
Mittwoch einen sehr engen Verlauf. Danach nimmt der Spread etwas zu und bietet
vor allem ein paar wärmere Lösungen bei steigendem Geopotenzial an. Das mag der
Trograndlage geschuldet sein, die bei leichter Verlagerung nach Osten hin dem
Rücken und dem Hoch mehr Platz lassen würde. In genau diese Bresche stoßen ja
NAVGEM und JMA, womit es vom Ensemble Andeutungen gibt, dass es auch noch in
diese Richtung gehen könnte.

CLUSTER:
Von Montag (0 UTC) bis Mittwoch (0 UTC) wird nur ein Cluster analysiert. Von
Donnerstag (0 UTC) bis Samstag (0 UTC) gibt es 6 Cluster mit teils deutlich
unterschiedlichen Lösungen. 40 der 51 Member in den ersten 4 Clustern bestätigen
allerdings mit kleinen Nuancen die Version des Hauptlaufes.

FAZIT:
Am wechselhaften und kühlen Wetter bis zum Mittwoch mit Winterwetter in den
Bergen und nasskalten Bedingungen oder vorübergehend auch mal "Stundenschnee" im
Tiefland im Rahmen der Großwetterlage "Nz" gibt es kaum Zweifel. Danach nehmen
die Unsicherheiten zu, wobei die Mehrzahl der Modelle bzw. Ensembles aber zu
einer Fortdauer des kalten und dann immer noch eher wechselhaften Wetters neigt.

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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


WIND:
Am Sonntag schlägt der EFI mit Werten bis 0.7 beim Wind an. In den Ensembles
finden sich gebietsweise recht hohe Wahrscheinlichkeiten für stürmische Böen Bft
8, im Norden auch noch sehr geringe Wahrscheinlichkeiten für Sturmböen Bft 9.
Am Montag zeigt EFI zwar keine Signale, die Ensembles geben aber gebietsweise
noch gute Wahrscheinlichkeiten für stürmische Böen Bft 8 her.

REGEN/SCHNEE:
EFI hat am Montag im Süden Werte bis 0.7 für überdurchschnittlich viel
Niederschlag. Die Ensembles zeigen hohe Wahrscheinlichkeiten für mehr als 30 mm
in 24 Stunden im Schwarzwald und an den Alpen. In höheren Lagen etwa oberhalb
von 800 m fällt dabei durchweg Schnee, sodass dort gebietsweise 20 bis 35 cm
Neuschnee in 24 Stunden zusammenkommen können. In tieferen Lagen bildet sich
meist nur eine dünne Schneedecke und das vornehmlich nachts.
Auch in den Folgetagen können in der nördlichen Strömung im Stau der Alpen
weiterhin markante Schneefälle vorkommen.

GEWITTER:
Von Sonntag bis Dienstag zeigt EFI Hinweise für erhöhte CAPE-Werte. Die Gewitter
können durch den Wind markant ausfallen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZMW, EZMW-EPS. Nach hinten raus bei den Temperaturen eher EZMW-EPS,
MOSMIX ist da zu "klimalastig".
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler