DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

09-03-2021 10:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 09.03.2021 um 10.30 UTC



Zyklonale Westlage. Zeitweise stürmisch.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 16.03.2021


Am Freitag liegen wir unter einer kräftigen, zyklonalen westlichen Strömung am
Rand eines steuernden Tiefs bei Island. Zu uns gelangt eine erwärmte
Meereskaltluft, die instabil geschichtet ist. Die Folge sind zahlreiche Schauer,
einzelne Graupelgewitter und in Böen teilweise stürmischer Südwest- bis
Westwind. An den Küsten und im Bergland kommt es zu Sturmböen.
Am Samstag nähern sich über Westeuropa markantere Tröge, an der Westlage ändert
sich nichts Grundsätzliches, allerdings zieht ein Sturmtief über die Nordsee
nach Südskandinavien. Die zugehörigen Ausläufer überqueren uns schnell nach
Osten. Gleichzeitig frischt der Wind stürmisch auf. Es deutet sich wieder eine
Sturmlage an mit Sturmböen, möglicherweise schweren Sturmböen im Flachland und
orkanartigen Böen oder Orkanböen auf einigen Berggipfeln. Der Schwerpunkt dürfte
über dem Westen, Süden und der Mitte liegen.
Am Sonntag verschmelzen die erwähnten Tröge zu einem Einzigen, der Mitteleuropa
mit Ostkurs überquert. Wechselhaftes und windiges Schauerwetter ist die Folge,
wobei aber nicht mehr die Böen des Vortages erreicht werden. Bodennah ändern
sich die Temperaturen dank guter Durchmischung kaum, im höheren Bergland sind in
der frischeren Meereskaltluft aber Schneeschauer zu erwarten. Ansonsten sind
auch wieder lokale Gewitter auf dem Plan, teils mit Graupel und Sturmböen.
Am Montag bildet sich durch kräftige Kaltluftadvektion über Osteuropa ein großer
Langwellentrog, an dessen Westflanke weitere kurzwellige Tröge von Skandinavien
nach Südosten ablaufen. Die Strömung über Deutschland dreht auf Nordwest mit
weiteren schauerartigen Niederschlägen, wobei vor einem kurzwelligen Trog
vorübergehend sogar wieder etwas mildere Luft zu uns eingesteuert wird. Der
Gradient fächert wahrscheinlich noch etwas auf.
Am Dienstag steilt die Strömung zwischen einem sich kräftigenden Höhenrücken
über dem Nordostatlantik und dem Osteuropatrog weiter auf und dreht auf
nördliche Richtungen. Das Temperaturniveau sinkt durch die direktere Zufuhr der
kalten Luft wieder ab, die schauerartigen Niederschläge fallen teils bis in
tiefe Lagen als Schnee und in Nordstaulagen sind ergiebigere Niederschläge nicht
ausgeschlossen.

In der erweiterten Mittelfrist soll sich der Schwerpunkt des Hochs ins Nordmeer
verlagern. Bei uns dreht die Strömung auf nordöstliche Richtungen und unter
einem großen Langwellentrog könnte sehr kalte Luft zu uns gelangen. Die
Entwicklung wird dann aber unsicher.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des europäischen Modells ist gut. An der Westlage besteht kein
Zweifel und auch die Windmaxima werden in den letzten Läufen recht gut
übereinstimmend simuliert. Unterschiede sind in Phase und Amplitude der kurzen
Wellen vorhanden.
Erwartungsgemäß wird dann zum Ende und vor allem in der erweiterten Mittelfrist
die Konsistenz schlechter.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Ähnlich wie bei der Konsistenzbetrachtung zeigen auch alle anderen betrachteten
globalen Modelle mittelfristig zyklonales Westwindwetter. Wiederholte Regenfälle
auf mäßig kaltem Temperaturniveau sind in Aussicht. Auch seitens der
Windentwicklung sind die Modelle zumindest halbwegs einig. Sogar die Austrogung
über Osteuropa beim Übergang zur erweiterten Mittelfrist wird von ICON und GFS
mitgetragen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Anhand der Rauchfahnen stützen die Ensembles die Aussagen des Haupt- und
Kontrolllaufs. Bei geringem Spread folgt die Kurvenschar den Kurven des
Hauptlaufs. Mit Beginn der nächsten Woche laufen die Members zunächst was die
Temperatur in 850 hPa angeht auseinander, danach wird auch der Spread bei 500
hPa deutlich größer, so dass in der erweiterten Mittelfrist kaum belastbare
Aussagen möglich sind. Auffällig ist, dass für T850 und Geo500 hPa die Kurven
des Haupt- und des Kontrolllaufs dann am unteren Rand der Ensembles verlaufen.
Die Nordostlage mit der sehr kalten Luftmasse dürfte entsprechend eine
Außenseiterlösung sein.

Die Clusterung zeigt im Hauptmittelfristzeitraum bis +168h nur ein Cluster.
Danach werden 2 Cluster gebildet mit dem Hauptlauf in Cluster 2, 23 Member.
Erstaunlicherweise ist es aber gerade Cluster 1, wo der Höhenrücken weit nach
Norden vorrücken soll und eine Blockierung einsetzt. In Cluster 2 bleibt der
Rücken auch westlich von uns, aber flacher und an seinem Rand kommt es eine
nordwestliche Strömung zustande.
Bei allen Unwägbarkeiten im Detail scheint die Mittelfristvorhersage somit recht
sicher zu sein. In der erweiterten Mittelfrist erübrigen sich irgendwelche
detaillierten Aussagen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Vor allem der Wind ist von Freitag bis Montag von Interesse mit einer
neuerlichen Sturmlage vor allem am Samstag. Im Gegensatz zur Kurzfristigen
scheint dann aber eher die Mitte und der Süden betroffen mit Sturmböen, einer
geringen Wahrscheinlichkeit für schwere Sturmböen und im Bergland mit
orkanartigen Böen.
Insbesondere im höheren Bergland lässt auch der Winter nicht locker. Zu Beginn
der nächsten Woche nimmt mit Drehung der Strömung auf nördliche Richtungen die
Neigung zu kräftigen Stauniederschlägen vor allem an den Alpen zu. Diese können
dann bis in Täler als Schnee fallen. Darüber hinaus sind in Schauern und
Graupelgewittern immer wieder mal stürmische Böen oder Sturmböen möglich.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS (EPS), MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner