DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

07-03-2021 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 07.03.2021 um 10.30 UTC



Übergang zu einer wechselhaften Westwetterlage. Am Donnerstag verbreitet Gefahr
von Sturmböen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 14.03.2021


Im mittelfristigen Vorhersagezeitraum stellt sich die Wetterlage um hin zu einer
Westwetterlage, die wiederholt Regen und zeitweise viel Wind mit sich bringen
wird.
Dabei hat die Umstellung der Großwetterlage zu Beginn der Mittelfrist am
kommenden Mittwoch bereits eingesetzt. Deutschland liegt zunächst noch im
Einflussbereich eines Höhenrückens, der vom nahen Ostatlantik über Frankreich
und Deutschland bis nach Skandinavien reicht. Auch im Bodendruckfeld dominiert
zunächst noch hoher Luftdruck, sodass sich der Mittwoch hierzulande noch
überwiegend ruhig gestaltet.
Nordwestlich des Höhenrückens schließt sich eine umfangreiche Zone tiefen
Geopotentials an, die durch Kaltluftvorstöße ausgehend von Grönland immer wieder
regeneriert wird. Davon ausgehend ist ein Randtrog etwa von Island Richtung
Nordsee gerichtet, ein weiterer und in der weiteren Folge bedeutenderer Randtrog
befindet sich nordwestlich der Britischen Inseln. Korrespondierend dazu zeigt
sich auch im Bodendruckniveau eine umfangreiche Zone tiefen Luftdrucks, die von
Grönland bis zur Biskaya reicht und zwei Tiefdruckzentren aufweist. Eines
befindet sich südöstlich von Island, von dem aus ein Tiefausläufer Richtung
Nordsee gerichtet ist und der im Tagesverlauf auf den äußersten Nordwesten mit
erstem Regen übergreifen soll. Das zweite Tief ist an den Randtrog nordwestlich
der Britischen Inseln gekoppelt, das sich durch einen neuerlichen
Kaltluftvorstoß weiter vertiefen kann und Mittwochabend einen Kerndruck etwas
unter 965 hPa besitzt. Es verlagert sich ein wenig ostwärts, wodurch auch der
Druckgradient über dem Nordwesten Deutschlands ein wenig zunimmt und der Wind
beginnt aufzufrischen.

In der Nacht zum Donnerstag weitet sich der Randtrog weiter südostwärts aus und
wird schließlich zum Haupttrog, der am Donnerstag von Nordwesten Europas bis
nach Frankreich und dem Alpenraum reicht. Über dem nahen Ostatlantik und
Westeuropa ergibt sich dadurch eine relativ glatte westliche Höhenströmung. Der
zuvor wetterbestimmende Höhenrücken wird ostwärts abgedrängt.
Das Bodentief zieht vom Seegebiet nordwestlich von Irland unter gleichbleibender
Intensität nordostwärts und befindet sich schließlich Donnerstagabend vor der
Westküste Norwegens. Dadurch nimmt der Druckgradient auch über Deutschland
deutlich zu, wobei sich im Tagesverlauf eine Druckdifferenz von Süd nach Nord
von etwa 25 hPa über Deutschland ergibt. Entsprechend ist am Donnerstag
verbreitet mit einer Sturmlage zu rechnen. Dabei gelangt vorübergehend ein
Schwall milderer Meeresluft zu uns (T 850 hPa 0 bis 8 Grad), bevor am Nachmittag
von Nordwesten die Kaltfront des Tiefs übergreift und postfrontal wieder kältere
Luft zu uns einfließt (T 850 hPa -2 bis -5 Grad).
Am Freitag bleibt die Großwetterlage erhalten, wobei nun weite Teile Europas
unter tiefem Geopotential bzw. tiefem Luftdruck liegen. Das Sturmtief hat nun
Skandinavien erreicht. Über Deutschland macht sich vorübergehend schwacher
Zwischenhocheinfluss bemerkbar, wobei der Gradient etwas auffächert und der Wind
nachlässt. Weitere in die westliche Strömung eingelagerte flache Randtröge
sorgen aber rasch für den erneuten Aufzug von Regenwolken.

Eine neuerliche Sturmlage könnte uns am kommenden Wochenende erwarten, wenn ein
Randtief unter Intensivierung auf ähnlicher Zugbahn wie das vorherige Tief
zieht. Aus jetziger Sicht sollte die Windentwicklung aber nicht so kräftig
ausfallen, wie am kommenden Donnerstag.

Weiterhin wechselhaft und mitunter stürmisch gestaltet sich das Wetter auch in
der erweiterten Mittelfrist.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die großräumige Wetterentwicklung mit der Umstellung der Großwetterlage hin zu
einem wechselhaften und mitunter stürmischen Witterungsabschnitt wird von dem
EZMW-Modell konsistent vorhergesagt. Entsprechend kann auch die Sturmentwicklung
am Donnerstag als sicher bezeichnet werden. Im Detail gibt es ab Donnerstag
durchaus Phasenunterschiede bezüglich der Zugbahn des Sturmtiefzentrums. So ist
das Windmaximum auf Basis des heutigen 00 UTC Laufs etwas später am Tage zu
erwarten als in gestrigen beiden Läufen. Zudem war das Sturmfeld insbesondere
nach dem gestrigen 12 UTC Lauf über Deutschland etwas kräftiger ausgeprägt. Auch
die erneute Windzunahme am kommenden Wochenende in Verbindung mit einem weiteren
Sturmtief wurde bereits in den gestrigen Läufen prognostiziert. Dabei sind
allerdings noch größere Unterschiede in der Lage des Tiefkerns vorhanden.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch die weiteren betrachteten Globalmodelle GFS und ICON verfolgen eine sehr
ähnliche Wetterentwicklung in den kommenden Tagen. Bezüglich des Sturmtiefs am
Donnerstag wird die Zugbahn des Tiefkerns sehr ähnlich vorhergesagt, wobei das
Tief auf Basis des GFS noch einen etwas tieferen Kerndruck (unter 960 hPa)
besitzt. Der Druckgradient über Deutschland ist aber vergleichbar. Unterschiede
gibt es auch bei der Passage der Kaltfront, die bei GFS deutlich früher bzw.
rascher erfolgt und am Nachmittag bereits den Süden Deutschlands erreicht. Auf
Basis des EZMW greift sie erst im Laufe des Nachmittags von Nordwesten über.
ICON stellt eine Zwischenlösung dar.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen des EZMW zeigen für diverse deutsche Städte einen sehr engen
Verlauf über nahezu den gesamten Vorhersagezeitraum. Somit wird die beschriebene
Wetterentwicklung auf Basis des Hauptlaufs vom Ensemble gestützt. Erst ab
Sonntag und in die erweiterte Mittelfrist hineinreichend nimmt der Spread zu.
Die Mehrheit der Member zeigt einen leichten Anstieg des Geopotentials und der
Temperatur in 850 hPa, während Haupt- und Kontrolllauf auf niedrigerem Niveau
verbleiben.

Die Clusterung des EZMW besitzt für den Zeitraum von 72 bis 96 h zwei Cluster
und für den Zeitraum von Freitag bis Sonntag sogar sechs Cluster. Alternative
Szenarien zu der beschriebenen Entwicklung ergeben sich daraus aber nicht.
Für die erweiterte Mittelfrist von Montag bis Dienstag gibt es drei Cluster.
Dabei deutet sich an, dass die Westwetterlage spätestens am Dienstag wieder
beendet sein könnte.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


WIND:
Am Mittwoch treten zunächst nur an der Nordsee und auf dem Brocken erste
stürmische Böen Bft 8 um Süd auf.
In der Nacht zum Donnerstag frischt auch im Westen und Nordwesten der Wind mit
Böen Bft 8 aus Südwest auf. An der Nordsee sowie im höheren Bergland sind Böen
Bft 9 wahrscheinlich, auf dem Brocken erste Orkanböen Bft 11 bis 12.

Am Donnerstag (Nachmittag) wird der Höhepunkt der Windentwicklung erreicht.
Verbreitet treten Böen der Stärke Bft 8 bis 9, im Westen und Nordwesten
vereinzelt Bft 10 aus Südwest auf. An der Nordseeküste und auf exponierten
Berggipfeln muss mit Böen Bft 10 bis 11, auf dem Brocken mit Orkanböen Bft 12
gerechnet werden.

Am Freitag lässt der Wind geringfügig nach, es bleibt aber weiterhin stürmisch
mit Böen Bft 8 bis 9, im höheren Bergland Bft 10 bis 11, auf dem Brocken
Orkanböen Bft 12 aus Südwest.

Am Samstag ist nach einer vorübergehenden Abschwächung des Windes im
Tagesverlauf eine erneute Windzunahme möglich, die genaue Entwicklung ist aber
aufgrund der unterschiedlich prognostizierten Zugbahn des neuerlichen Sturmtiefs
noch unsicher.

REGEN:
Auf Basis der deterministischen Modelle gibt es keine Hinweise auf warnwürdige
Regenmengen. Einzig COSMO-Leps und ICON-EPS zeigen insbesondere für den
Schwarzwald bis Freitag 00 UTC geringe Wahrscheinlichkeiten (bis 30 %) für
Mengen über 30 mm in 24 Stunden.

GEWITTER:
Am Donnerstagabend und eingangs der Nacht zum Freitag sind einzelne kurze
Gewitter nicht ausgeschlossen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, EZMW, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Johanna Anger