DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

05-03-2021 09:01
SXEU31 DWAV 050800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 05.03.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HB
In der Mitte und im Süden heute noch zeitweilige Schneefälle. In den kommenden
Nächten verbreitet Frost, gebietsweise Nebel und Glätte. Ab Samstag an der
Ostsee starke bis stürmische Böen.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
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Freitag... dominiert in der Höhe über Nord- und Mitteleuropa ein Langwellentrog,
dessen positiv geneigte Achse sich von Nordwestrussland über dem Baltikum bis
nach Deutschland erstreckt. Im Tagesverlauf kommt diese nach Südosten voran,
womit Deutschland mehr auf die Rückseite des Trogs in eine antizyklonal
deformierte Höhenströmung gerät. Diese gehört zu einem Rücken über dem
Nordostatlantik, welche das neue Bodenhoch KESJA über den Britischen Inseln
stützt.
Korrespondierend zum Trog sind am Boden Tief FRIEDRICH mit Zentrum über
Nordwestrussland und Tief GERD etwas südlich davon zu finden. Von beiden gehen
Kaltfronten aus, die bis nach Deutschland reichen und durch die
Druckkonstellation nach Süden geführt werden. Sie bringen staffelartig kalte
Polarluft nach Deutschland. Während sich die heute Morgen noch analysierte
Kaltfront des Tiefs FRIEDRICH über der Mitte Deutschlands allmählich auflöst,
zieht die im Süden liegende Kaltfront des Tiefs GERD gen Alpen weiter.
Die nördliche Kaltfront verliert durch Absinken im frontolytischen Umfeld auf
der Rückseite des Troges und durch einfließende trockene Polarluft im
Tagesverlauf weitgehend an Substanz, sodass leichte Niederschläge in der Mitte
am Nachmittag nachlassen. Zumeist fällt dabei Schnee, der sich vor allem in
höheren Lagen der zentralen östlichen Mittelgebirge bis zum Mittag noch auf 1
bis 4 cm Neuschnee akkumulieren kann und durch Warnungen gut abgedeckt ist.
Am Nachmittag übernimmt in der Mitte wie schon zuvor im Norden Absinken das
Zepter und lässt den Einfluss von Hoch KESJA immer weiter südwärts vorankommen.
Im Norden scheint heute also vielerorts länger die Sonne, am Nachmittag dann
auch zunehmend in der Mitte.
Im Süden dagegen ist noch die Kaltfront des Tiefs GERD aktiv. Sie sorgt für
dichte Wolken und Regen- bzw. Schneefälle, die an den Alpen etwas gestaut
werden. Durch die von Norden nachströmende Polarluft sinkt die Schneefallgrenze
im Tagesverlauf langsam ab. An den Alpen gibt es daher oberhalb etwa 800 m in
einem Zeitraum von Donnerstagabend bzw. Freitagmorgen bis in die Nacht zum
Samstag hinein 1 bis 5 cm, oberhalb 1000 m 5 bis 15 und in Staulagen bis 25 cm
Neuschnee. Entsprechende Warnungen sind bereits aktiv.
Der Wind um Nord weht heute schwach bis mäßig, auf höheren Alpengipfeln kann es
starke bis stürmische Böen geben.
Die Temperaturen erreichen 1 bis 8 Grad, im Erzgebirge und bei Schneefall nur 0
Grad.

In der Nacht zum Samstag schwenkt der Langwellentrog weiter nach Südosten durch
und hinterlässt über Deutschland die leicht antizyklonale Höhenströmung. Hoch
KESJA bildet dann einen Ableger über Mitteleuropa, sodass weite Teile
Deutschlands unter ihrem Einfluss liegen. Letzte Schneefälle an den Alpen lassen
in der zweiten Nachthälfte nach.
Ansonsten ist es gering bewölkt oder wolkenlos und es kann stark auskühlen.
Entsprechend sinken die Temperaturen auf -1 bis -9, über Schnee lokal unter -10
Grad. Ganz im Süden ist Glätte durch überfrierende Nässe möglich.
Frostfrei bleibt es nur an wenigen Stationen direkt an der Küste.
Dort hilft auch aufziehende Bewölkung, die am Rande des Hochs in der
nordwestlichen Strömung durch die Warmfront des Tiefs HARTMUT über
Nordskandinavien auftaucht und sogar hier und da etwas Regen oder wenige
Schneeflocken bringt. Die Niederschlagsmengen bleiben meist unter 1 mm, sodass
es kaum für Schneeakkumulationen reicht. In den meisten Fällen sind daher
Glättewarnungen - wenn überhaupt - hinreichend.
Im Zusammenhang mit der sich nähernden Warmfront wird die Luft im Norden zudem
leicht angefeuchtet, sodass dort lokale Nebelfelder denkbar sind.
Außerdem kann es im Schwarzwald und auf höheren Alpengipfeln zu starken,
exponiert zu stürmischen Böen kommen.

Samstag... bleibt die nordwestliche Höhenströmung, die nunmehr fast glatt wird,
bei uns erhalten. Hoch KESJA verändert dabei ihre Position über den Britischen
Inseln nur marginal, während der Ableger über Mitteleuropa hinter dem weiter
nach Osten wandernden Langwellentrog seinen Einfluss ein wenig auf Südosteuropa
ausdehnt. Hoch und Ableger bilden dadurch mehr und mehr eine Brücke, die
insbesondere über Nordostdeutschland eine kleine Schwachstelle aufweist.
An dieser kleinen Schwachstelle streift die Warmfront des Tiefs HARTMUT über
Skandinavien den Norden und Nordosten Deutschlands. Die teils dichtere Bewölkung
der Nacht breitet sich damit vom Norden noch ein wenig landeinwärts und auf den
Nordosten aus, erreicht aber voraussichtlich nicht ganz die
Mittelgebirgsschwelle. Leichte Regenfälle werden von den Modellen zwar auch
angeboten, sind mit maximal 1 oder 2 mm jedoch arg limitiert und treten nicht
überall auf.
Weiter nach Süden ist es unter Hochdruckeinfluss sowieso trocken und vielerorts
scheint lange die Sonne.
Die Temperaturen steigen in der eingeflossenen arktischen Polarluft auf 1 bis
knapp 10 Grad, wobei die Kraft der Sonne jetzt Anfang März durchaus schon einen
Anteil beisteuert.
Bleibt noch zu erwähnen, dass im Norden bzw. Nordosten der Gradient mit dem
Durchzug des Tiefausläufers ein wenig zunimmt und an der Küste und dort
insbesondere an der Ostsee die eine oder andere starke Böe Bft 7 aus West bis
Nordwest bringt. Im Binnenland dagegen weht der Wind meist nur schwach und kommt
nach Süden hin aus Ost bis Nordost.

In der Nacht zum Sonntag ändert sich im Prinzip wenig an der Großwetterlage. So
befinden wird uns weiterhin unter der nordwestlichen Höhenströmung, die nun ein
wenig zykonaler wird. Tief HARTMUT verlagert sich angetrieben von einem vom
Nordmeer hereinziehenden Trog nach Westrussland. Sein Frontensystem wird
weiterhin über den Nordosten Deutschlands hinweggeführt, wobei die Warmfront
bald nach Osten abzieht, danach aber die Kaltfront folgt.
So bleibt es im Norden häufiger stark bewölkt mit örtlich geringem Regen oder
Schnee mit geringen Niederschlagsmengen, die voraussichtlich nur Glättewarnungen
notwendig machen. Der Wind hält sich auf dem Niveau des Tages, womit vor allem
an der Ostsee weitere starke Böen Bft 7, exponiert stürmische Böen Bft 8 aus
West bis Nordwest auftreten. Im Binnenland bleibt es schwachwindig.
In der Mitte und im Süden ist es erneut nur gering bewölkt oder klar, in der
nördlichen Mitte lokal wieder Nebel möglich.
Die Temperaturen gehen auf 0 bis -9, über Schnee teils unter -10 Grad zurück.
Frostfrei bleibt es zum Teil unter den dichten Wolken über dem Nordosten
Deutschlands.

Sonntag... lässt sich keine große Änderung der Wetterlage ausmachen. Hoch KESJA
über den Britischen Inseln steht immer noch in Verbindung mit dem Ableger über
Südosteuropa, Tief HARTMUT über Russland versucht immer noch, die Lücke der
Hochdruckbrücke zu vergrößern. Es gelingt dem Tief zunächst aber nur sehr
spärlich, gegen die Brückenvormacht aufzubegehren, sodass die Kaltfront im
Tagesverlauf nur bis auf eine Linie Deutsche Bucht - Mecklenburg - Uckermark
vordringt. Die leichten Niederschläge dabei fallen tagsüber bei Höchstwerten von
4 bis 7 Grad meist als Regen.
Auch ganz im Süden ziehen ein paar dichtere Wolken auf, die durch Feuchtefelder
im Zusammenhang mit tieferem Druck über dem westlichen Mittelmeer eingeschleust
werden. Inwieweit damit Schneefälle über die Alpen hinauskommen, wird von den
Modellen noch unterschiedlich beantwortet.
Zwischen diesen beiden Gebieten mit mehr Bewölkung und vereinzelten
Niederschlägen scheint unter Hochdruckeinfluss wieder länger die Sonne und es
bleibt trocken. Bei längerem Sonnenschein sind nach Süden hin lokal 10 bis 11
Grad möglich.
Der Wind weht im Nordosten allgemein lebhaft, an der Ostsee in Böen stark.

In der Nacht zum Montag erhält die Kaltfront von Tief HARTMUT durch einen
Randtrog, der vom Nordmeer um den Langwellentrog herum nach Süden und damit nach
Skandinavien zieht, einen kleinen Schub. Damit dringt die Kaltfront nun etwas
weiter ins Landesinnere vor und erreicht bis zum Morgen eine Linie Emsland -
Harz - Lausitz. An ihr fallen leichte Niederschläge (1 bis 2, lokal auch mal bis
3 mm), die zum Teil bis in tiefe Lage in fester Form niedergehen können. Da
erneut verbreitet leichter bis mäßiger Frost auftritt, ist mit Glätte durch
geringen Neuschnee oder durch überfrierende Nässe zu rechnen.
Postfrontal lockern die Wolken im Norden schon wieder auf und lokal bildet sich
Nebel.
Nebel ist auch präfrontal bei bereits leicht zunehmender Feuchte möglich,
ansonsten ist es in der Mitte nur gering bewölkt oder klar.
Südlich der Donau dagegen sind die Wolken ebenfalls dichter, da die
Feuchtefelder des Mittelmeertiefs über die Alpen hinweg bis in den Süden
Deutschlands ausgreifen können. Die Mehrzahl der Modelle simuliert direkt am
Alpenrand zeitweilige Schneefälle bis in tiefe Lagen mit Mengen von 1 bis 5 cm.
Es gibt aber weiterhin Unterschiede, ICON beispielsweise lässt es weitgehend
trocken.


Modellvergleich und -einschätzung
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Vor allem am Sonntag und in der Nacht zum Montag zeigen sich im Süden einige
Unterschiede in den Modellen, die im obigen Text bereits angesprochen würden.
Ansonsten simulieren die Modelle einheitlich.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Simon Trippler