DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

04-03-2021 11:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 04.03.2021 um 10.30 UTC



Zunächst unter Hochdruckeinfluss meist ruhiges Wetter und häufig Nachtfrost. Ab
Mittwoch Umstellung der Wetterlage auf West zyklonal und dabei zunehmende
Sturmgefahr. Am Donnerstag Orkanböen möglich. Nachts dann deutlich milder.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 11.03.2021


Am Sonntag zieht der Trog eines nordosteuropäischen Höhentiefs langsam über uns
hinweg nach Südosten. Er reicht bis nach Südwesteuropa und steht über
Südwestdeutschland recht schwachgradientig da. Rückseitig steigt bereits der
Luftdruck und es zeigt sich zum Tagesende ein Hoch über Südostengland mit einem
Keil nach Österreich. Von Nordwesten und Westen strömt dabei kühle, subpolare
Meeresluft nach Deutschland mit 850-hPa-Temperaturen zwischen -9 Grad im Osten
und 0 Grad am Hochrhein.

Am Montag zieht an der Nordostflanke des sich von Westen her nähernden
Höhenkeiles noch ein Randtrog über den Nordosten hinweg südostwärts und
aktiviert einen dort liegenden Frontenzug, der arktische Luft im Nordosten von
subpolarer Meeresluft über dem größten Teil Deutschlands trennt. Das Bodenhoch
verlagert sich derweil zum östlichen Mitteleuropa.

Am Dienstag wandert der von den Azoren ausgehende Höhenkeil über uns hinweg nach
Osten und von Westen folgt ein schwacher Kurzwellentrog, der aber die zugehörige
Kaltfront überläuft, so dass insgesamt kaum Wetteraktivität resultiert. Die vom
Südwesteuropa-Hoch über den Süden Deutschlands zum osteuropäischen Hoch
reichende Brücke wird dabei zu den Alpen abgedrängt, so dass
niedertroposphärisch die Strömung auf Südwest zurückdreht.

In der nunmehr recht kräftigen westlichen Höhenströmung zieht am Mittwoch ein
Kurzwellentrog nach Deutschland, an den ein Frontensystem gekoppelt ist. Der
Okklusionspunkt erreicht etwa um 18 UTC die Odermündung und die Kaltfront die
Eifel. Die Südhälfte Deutschlands kommt damit in den Warmsektor des Sturmtiefs
nördlich von Schottland, so dass die 850-hPa-Temperatur im Süden und Südwesten
auf 0 bis +3 Grad steigt.

Bereits zu Beginn des Donnerstages schleift die Kaltfront etwa am Main und geht
über in die Warmfront eine Frontalwelle dicht südwestlich von Irland, die um 18
UTC über dem Nordwesten Niedersachsens simuliert wird und sich dabei sehr stark
intensiviert (Kerndruck bei 969 hPa!)
Seine Kaltfront erreicht dann den Bodensee und das nachfolgende Orkanfeld im
Bereich der ´herumgeholten´ Okklusion den Westen und zieht am Abend über die
Mitte und weite Teile Süddeutschlands hinweg.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der neue Modelllauf vom IFS zeigt ab Dienstag einige Unterschiede zu den beiden
Modell-Runs von gestern.
Die Simulationen von Mittwoch bringen für den Dienstag noch der Durchgang der
Kaltfront eines Islandtiefs mit Regen. Der aktuelle Lauf lässt zwar immer noch
eine Kaltfront nebst Höhentrog durchgehen, jedoch ist die Front so schwach
ausgeprägt, dass die Feuchte in 700 hPa kaum erhöht ist und praktisch kein Regen
simuliert wird.
Am Mittwoch greift das Frontensystem eines Tiefs nördlich von Schottland auf
Deutschland über, das im gestrigen 00-UTC-Luf 12 Stunden und im Lauf von 12 UTC
um etwa 6 Stunden schneller simuliert wird. Nach dem aktuellen Lauf erreicht die
Okklusion um 18 UTC den Oderraum und der Regen Südostbayern.
Am Donnerstag erreicht uns eine kräftige Frontalwelle, wobei es als Sturmtief im
aktuellen Lauf um 18 UTC über Nordwestdeutschland liegt und im gestrigen
00-UTC-Lauf am Nordrand der Mittelgebirge. Im Mittags-Lauf liegt es gar über
Südostpolen. Der stärkste Wind wird dabei vom aktuellen Lauf berechnet und zwar
im Westen und in der Mitte ab dem Nachmittag (Böen Bft 10 bis 11, örtlich Bft
12).
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bei ICON entwickelt sich kommenden Donnerstag im Bereich eines Troges ebenfalls
ein Tief, das sich aber nördlich des Frontenzuges befindet und zur Nordsee
zieht. Es kann insofern sich nicht ideal entwickeln und erreicht um 12 UTC einen
Kerndruck von knapp unter 975 hPa. ICON simuliert dabei am Ostausgang des
Ärmelkanals immerhin 10er Ben und im Westen 8er und 9er Böen.

GFS zeigt am Donnerstag ebenfalls eine imposante Entwicklung, allerdings mit
einer deutlich nördlicheren Zugbahn als IFS und mit einer größeren
Zuggeschwindigkeit. Das Orkantief erreicht um 18 UTC bereits Estland mit einem
Kerndruck von 965 hPa. Sein Sturmfeld geht morgens, am Vormittag und am frühen
Nachmittag durch und betrifft den Westen, das südliche Norddeutschland, den
Mittelgebirgsraum und den Osten.
Ähnlich schnell ist auch GEM, jedoch mit einem schwächeren Gradienten bei uns.
Bei NAVGEM ist die Wellenentwicklung zwar ansatzweise drin, jedoch weiter
südlich und über Frankreich eher in Form einer stabilen Welle, also ohne
markanten Entwicklung.
Letztlich ist der Zeitraum noch zu lang für eine genaue Prognose. Tatsache ist,
dass die Westdrift am Mittwoch und Donnerstag stark zunimmt und daher eine
Sturmlage recht wahrscheinlich ist.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse zeigt heute bis zum 7. Folgetag nur 2 Cluster, wobei die
Wetterlage von ´Atlantischer Höhenrücken´ in eine kräftige zyklonale Westlage
übergeht. Die Wetterumstellung nach dem Zwischenhocheinfluss ist damit so gut
wie sicher. Damit wird auch ab Mittwoch Sturm wieder wahrscheinlicher und im 2.
Cluster erkennt man belegt mit 24 Simulationen bereits die Frontalwelle
südwestlich von Irland am Donnerstag, 00 UTC. Auch im Zeitraum von Freitag bis
Sonntag (erweiterte Mittelfrist) dauert die Westlage an.
Die Rauchfahne von Offenbach zeigt im Kurzfristzeitraum die geringsten
850-hPa-Temperaturen (massiver Kaltlufteinbruch am Freitag). Anschließend gibt
es zu Beginn des Mittelfristzeitraumes aber immer noch negative Temperaturen bei
allen EPS-Modellläufen des IFS, wobei die Regenwahrscheinlichkeit praktisch
gleich null ist. Erst am Mittwoch erkennt man einen vorübergehendenden
Temperaturanstieg und am Donnerstag bei gut 50 Prozent der Modellruns erneut
einen vorübergehenden Anstieg (Durchzug der Frontalwelle über Norddeutschland
oder weiter nördlich). Die Regenwahrscheinlichkeit steigt auf fast 100 Prozent.


In den EPS-Meteogrammen liegen vor allem nachts nach zunächst ´unterkühlten´
Temperaturen die Tagestageswerte ab Dienstag bei 10 Grad im Bereich der
Erwartungswerte und nachts dank der Bewölkung sogar über den Mittelwerten.
Auch im übrigen Deutschland schwanken die Tagestemperaturen ab Mittwoch nahe am
Modellklima oder geringfügig darüber und die Nachtwerte sind dann
überdurchschnittlich.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Die Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen ist dank
Zwischenhocheinfluss zunächst gering. Ab Mittwoch nimmt die Sturmgefahr zunächst
im Bergland und an der Nordsee, ab Donnerstag auch landesweit zu. Sogar
Orkanböen sind möglich (siehe Hauptlauf IFS).
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mosmix, EPS, oper. Modelle.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Olaf Pels Leusden