DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

03-03-2021 18:01
SXEU31 DWAV 031800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 03.03.2021 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Am Donnerstag von Westen auf die Mitte übergreifend einzelne Gewitter,
Starkregen nur wenig wahrscheinlich. Danach markante Abkühlung. Am Freitag in
Staulagen der Alpen mehr als 10 cm Neuschnee. In der Nacht zum Samstag vor allem
im Nordosten und im Bergland mäßiger, bei Aufklaren über Schnee strenger Frost.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
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Aktuell ... hält sich der Einfluss eines ausgedehnten Bodenhochs, das anfangs
von einem breiten, bis nach Mitteleuropa reichenden Rücken gestützt wird. Dieser
flacht zusehends ab. Bedingt durch einen kräftigen Trog, der sich vom Nordmeer
nach Skandinavien ausweitet, wird die Frontalzone nach Süden gedrückt, wobei
Deutschland noch an deren warmen Rand verbleibt. Eine darin eingelagerte erste
Kaltfront greift schleifend auf den Norden Deutschlands über, bringt aber keine
nennenswerten Niederschläge. Zumindest nach Südosten hin dürfte es in der
kommenden Nacht noch einmal größtenteils klar bleiben, so dass dort (und auch am
Alpenrand) leichter Frost auftreten kann.
Gleichzeitig greift ein sich von Westeuropa nähernder Trog in unser
Wettergeschehen ein. Dieser wird von der Frontalzone aufgenommen, wobei
kurzwellige Anteile aus diesem Trog herauslaufen und nach Deutschland gelangen.
Mit diesem Trog geht ein Feuchteeinschub einher, wodurch der Gehalt an
niederschlagbarem Wasser im Westen Deutschlands auf etwa 15 mm steigt.
Vorderseitig schiebt sich vermehrt hohe und auch mittelhohe Bewölkung in den
Südwesten Deutschlands, die weiter nordostwärts übergreift. Auch Saharastaub
wird wieder eingesteuert. Zudem ist die Schichtung relativ labil, so dass
ausgangs der Nacht die Niederschläge in Westen zusehends konvektiv durchsetzt
sind.

Donnerstag ... stößt in Verbindung mit einem kräftigen Trog arktische Polarluft
auf direktem Wege über Skandinavien hinweg nach Süden vor. Zwischen Schottland
und Island hat sich ein kräftiges Hoch in Position gebracht, zwischen diesem
Hoch und einem Tiefdruckkomplex über Nordwestsibirien lässt eine nördliche bis
nordöstliche bodennahe Strömung eine zweite Kaltfront auf den Norden
Deutschlands übergreifen, die einen markanten Temperaturrückgang einleitet. Aber
auch diese Kaltfront, die einen stabilen Charakter aufweist, ergibt keine
nennenswerten Niederschläge.
Vielmehr konzentriert sich das Niederschlagsgeschehen auf die "erste" Kaltfront,
die leicht schleifend den Mittelgebirgsraum überquert. Diese Front wird nunmehr
durch den von Westeuropa übergreifenden Trog aktiviert. Der oben beschriebene
Einschub feuchter und labil geschichteter Luft (mit MU-CAPE bis deutlich über
100 J/kg) dürfte mit der durch den Trog induzierten Hebung zur Auslösung
einzelner (vielleicht auch in konvektive Niederschlagsstrukturen eingelagerter)
Gewitter führen, die vom Westen und Südwesten auf den zentralen
Mittelgebirgsraum und später bis aufs Vogtland übergreifen können. Meist handelt
es sich hierbei um schwächere Entwicklungen, für welche die unterste Warnstufe
hinreichend wäre. Mit geringer Wahrscheinlichkeit sind auch Starkniederschläge
um 15 mm vorstellbar.
Auflockerungen zeichnen sich am ehesten südlich der Mittelgebirge und
postfrontal in Schleswig-Holstein ab. Während im Norden und in der Mitte
Deutschlands, d.h. postfrontal, nur Maxima zwischen 3 und 9 Grad zu erwarten
sind, bleibt es weiter südlich mit 10 bis 14 Grad noch relativ mild.

In der Nacht zum Freitag greift der Trog von Skandinavien kommend auf
Deutschland über. Die vorgelagerte "erste" Kaltfront erreicht die Alpen, was
oberhalb etwa 1500 m die Niederschläge in Schnee übergehen lässt. Dabei macht
das Entrainment trockenerer Luft von Norden her der Konvektion alsbald den
Garaus. Die "zweite" Kaltfront überquert den Mittelgebirgsraum. Während in den
westlichen Mittelgebirgen die Frontpassage antizyklonal geprägt ist und nur
geringe Niederschläge ergibt, gehen in den zentralen und östlichen
Mittelgebirgen die Niederschläge oberhalb etwa 400 m in Schnee über. Im Nordstau
des Erzgebirges sind durchaus mehr als 5 cm Neuschnee möglich, sonst reicht es
nur für wenige Zentimeter in den Hochlagen. Problematisch ist das rückseitige
Aufklaren, das bis auf Teile der Mitte übergreift. Nach vorherigen
Niederschlägen besteht dann erhöhte Glättegefahr durch überfrorene Nässe. In
diesen Gebieten und erst recht weiter nördlich erfolgt postfrontal eine rasche
Abkühlung in den Bereich leichten Frostes. Im Süden und in tieferen Lagen
Westdeutschlands dürfte es hingegen noch weitgehend frostfrei bleiben.

Freitag ... setzt sich mit dem Schwenken des wetterbestimmenden Troges nach
Südosten die nördliche Strömung bis zu den Alpen durch. Im 850 hPa-Niveau geht
die Temperatur in ganz Deutschland unter -5, im Nordosten bis -10 Grad zurück.
Als Folge gehen die Niederschläge bis in tiefe Lagen in Schnee über. Da die
arktische Polarluft auf direktem Wege einströmt, ist deren Feuchtegehalt gering,
so dass keine nennenswerten Niederschläge mehr zusammenkommen. In den Staulagen
der Mittelgebirge reicht es nur für ein paar Schneeflocken, im Stau des
Erzgebirges für wenige Zentimeter Neuschneezuwachs. An den Alpen hingegen kommt
Stau zusehends zum Tragen, was dort, wenn auch mit geringer Intensität, die
Niederschläge noch etwas andauern lässt. Dort können 5 bis über 10, im Allgäu
auch um 15 cm Neuschnee zusammenkommen.
Im Norden (durch Skandinavienföhn) und im Westen (bedingt durch großräumiges
Absinken am Rande des nunmehr über Schottland liegenden Bodenhochs) sind längere
sonnige Abschnitte vorstellbar. Aber auch südlich der Mittelgebirge, etwa von
der Pfalz bis zum Oberpfälzer Wald hin, kommen vermehrt Auflockerungen zustande.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen nur noch 2 bis 7 Grad. Oberhalb 600 bis
800 m herrscht leichter Dauerfrost.

In der Nacht zum Samstag schwenkt der wetterbestimmende Trog zur Ungarischen
Tiefebene. Nachfolgend stellt sich eine nordwestliche Strömung ein.
Kaltluftadvektion bewirkt eine Ausweitung des Bodenhochkeils, der von dem über
Schottland liegenden Hoch ausgeht, über Deutschland hinweg bis zu den
Waldkarpaten. In dessen Bereich kommt die eingeflossene arktische Polarluft zur
Ruhe. Letzte Schneeflocken sind in der ersten Nachthälfte am Alpenrand zu
erwarten, bevor es auch dort wie bereits in den anderen Gebieten zuvor aufklart.
Flächendeckend ist leichter bis mäßiger, bei klarem Himmel über Schnee sowie im
höheren östlichen Bergland auch strenger Frost zu erwarten.

Samstag ... greift ein weiterer Trog, der in der nordwestlichen Strömung
eingelagert ist, vom Nordmeer auf Nordskandinavien über. Das korrespondierende
Bodentief, das aus einer Okklusionspunktzyklogenese hervorgeht, wird nach
Karelien gesteuert. Dessen Warmfront kann allenfalls den Küstenbereich mit
geringen Niederschlägen (unter 1 mm / 12 Stunden) streifen. Meist reicht es nur
für etwas Sc-St-Bewölkung. Mit der Passage der Warmfront frischt im Norden und
Nordosten der Wind auf, an der Ostseeküste können hierdurch Windböen Bft 7
auftreten. Ansonsten ist der Wind sehr wahrscheinlich nicht warnrelevant.
Im weitaus größten Teil Deutschlands hält sich der Einfluss einer Hochbrücke,
die, ausgehend von einem Bodenhoch mit Schwerpunkt über England, über
Mitteleuropa hinweg in den Karpatenraum gerichtet ist. Hierdurch sind die
Luftdruckgegensätze gering. Großräumiges Absinken lässt keine nennenswerte
Wolkenbildung zu. Mit Tageshöchsttemperaturen zwischen 3 und 9 Grad bleibt es
relativ kalt.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle stützen weitgehend die oben beschriebene Entwicklung.
Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten
Unterschiede ableiten.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann