DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

02-03-2021 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 02.03.2021 um 10.30 UTC



Freitag teils Schneefall im Bergland, am Wochenende Wetterberuhigung, teils
sonnig. Kommende Woche wieder wechselhaft.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 09.03.2021


Zu Beginn der Mittelfrist am Freitag liegt Deutschland im Bereich der Spitze
eines Troges, der sich von Nordwestrussland eben Richtung Deutschland erstreckt.
Im Tagesverlauf überquert die Trogspitze Deutschland von Nord nach Süd/Südost.
Auf der Trogvorderseite befindet sich am Boden die Kaltfront eines Tiefs über
Osteuropa, die sich tagsüber etwa von der Mitte Deutschlands nach Süden an den
Alpenrand verlagert. Auf der Trogrückseite steigt das Geopotenzial, ein Rücken
mit Achse über den Britischen Inseln wölbt sich auf bzw. verlagert seine Achse
etwas nach Osten und es stellt sich eine nördliche Strömung ein. Auch am Boden
steigt der Druck, hinter der Front kommt es zu einer meist zügigen
Wetterberuhigung und mit einer nördlichen Strömung werden polare Luftmassen
herangeführt. Damit gehen die Temperaturen in 850 hPa meist auf Werte zwischen
-5 und -10 Grad zurück, die Schneefallgrenze sinkt auf Werte um 300 bis 400 m in
den östlichen Mittelgebirgen, am Alpenrand liegt sie mit Werten 600 bis 800 m
höher, damit kann es aber bis in Alpentälern vorübergehend schneien. Die
Schneefälle insbesondere am Alpenrand dürften im Laufe der Nacht zum Samstag
abklingen.

Am Samstag befindet sich Deutschland unter weitgehend störungsfreiem
Hochdruckeinfluss. Die Hochdruckzone erstreckt sich von den Britischen Inseln
bis nach Südosteuropa. In der Höhe wird zwar ein flacher Randtrog simuliert,
daran werden aber im Prinzip keine Hebungsvorgänge simuliert, so dass sich die
Wetterwirksamkeit sehr in Grenzen hält. Es überwiegt also Hochdruckeinfluss und
meist sonnenscheinreiches, allerdings nicht ganz so mildes Wetter. Bei 850
hPa-Temperaturen zwischen -1 Grad im Süden und -7 Grad im Nordosten dürften die
Tageshöchstwerte bei etwa der Jahreszeit entsprechenden 5 bis 10 Grad liegen.
Lediglich im Norden, der sich in Hochdruckrandlage zum Tiefkomplex über
Skandinavien bzw. dem Nordmeer in einer zunehmend westlichen Strömung befindet,
können feuchtere Luftmassen und damit dichtere Wolkenfelder durchziehen.
Niederschläge werden aber auch dort kaum auftreten.

Am Sonntag schwächt sich das Hochdruckgebiet über Deutschland ab und verlagert
seinen Schwerpunkt gen Südosteuropa, Bodendruck und Geopotenzial fallen. Der
Trog über Skandinavien schwenkt gen Osteuropa, das korrespondierende Bodentief
liegt über Nordwestrussland und sein okkludiertes Frontensystem schleift in den
Norden Deutschlands mit Bewölkung und später auch leichtem Regen. Außerdem nimmt
vor allem im Norden der Gradient zu, im Ostseeumfeld weht der West- bis
Nordwestwind in Böen stark, an exponierten Küstenabschnitten (Kap Arkona) auch
mal stürmisch. Auch nach Süden hin fallen Druck und Geopotenzial, in der Höhe
zeigt sich ein Randtrog, der auch im Süden für Bewölkung und auch ein wenig
Regen sorgen kann. Am Temperaturniveau ändert sich wenig.

Am Montag sind vor allem in der Mitte und im Süden die "Ausläufer" des von
Skandinavien nach Westrussland verlagerten Troges relevant. Dort gibt es
dichtere Bewölkung und in der Mitte ein paar Regentropfen, nach Süden zeitweilig
leichten Regen. Nach Norden und Nordwesten sorgt Zwischenhocheinfluss
vorübergehend für Wetterberuhigung und ein paar Auflockerungen.

Am Dienstag greift das Frontensystem eines Tiefs südlich von Island von Westen
auf Deutschland über. In der Höhe ist es mit einem Kurzwellentrog verbunden, dem
der Folgetrog allerdings das Wasser abgräbt. Damit geht auch eine Abschwächung
der sich über Deutschland ostwärts verlagernden Front einher. Es breitet sich
also ein Regengebiet von West nach Ost aus, im Osten bleibt es aber noch länger
trocken, wenn dann überhaupt noch Regen dort ankommt. Zu dem erwähnten Folgetrog
stromauf gehört ein Tief bei den Britischen Inseln, das sich im weiteren Verlauf
in die südliche Nordsee verlagert. Das Frontensystem erreicht mit Niederschlägen
bereits in der Nacht zum Mittwoch den Westen, außerdem nimmt der Gradient zu
(mindestens stark böiger Wind im Bergland).

Dies ist der Beginn der sich in der erweiterten Mittelfrist fortsetzenden
Witterungsphase, die durch eine zyklonal geprägt West- bis Nordwestlage
gekennzeichnet ist. Damit dürfte wechselhaftes Wetter mit in etwa der Jahreszeit
entsprechenden Temperaturen vorherrschen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen IFS-Laufes zu seinen Vorgängern kann bis
einschließlich Sonntag als sehr gut bezeichnet werden. Danach stellt sich nach
Kaltfrontdurchgang am Freitag mit Schnee in den östlichen Mittelgebirgen und am
Alpenrand erneut eine ruhige Hochdrucklage ein, in der Luft polaren Ursprungs
das Temperaturniveau bestimmt. Kleinere Phasenunterschiede, die sich auf die
Andauer des Schneefalls vor allem am Alpenrand auswirken können, sind vorhanden.

Zu Beginn der kommenden Woche erfolgt der Übergang zu einer zunehmend zyklonal
geprägten Westlage mit zeitweiligen Niederschlägen unter Beteiligung etwas
milderer Luftmassen. Hierbei zeigen sich in den vorliegenden Modellläufen
größere Unterschiede in der Ausprägung und im zeitlichen Ablauf, wobei die
neueren IFS-Läufe den Übergang etwas flotter simulieren.
Auch im erweiterten Mittelfristzeitraum soll sich die unbeständige, zyklonal
geprägte Witterung fortsetzen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich des Wochenendes lassen sich kaum Unterschiede in den
Vorhersagen anderer Globalmodelle (wie ICON oder GFS) zu den Vorhersagen des
aktuellen IFS-Laufes finden.
Zu Beginn der kommenden Woche zeichnen sich aber zunehmend Abweichungen ab.
Hierbei zeigt der aktuelle IFS-Lauf die zyklonalste Variante. ICON ist mit der
Umstellung auf das zyklonale Wettergeschehen etwas langsamer und zeigt eine
Andeutung einer nachhaltigen Umstellung eigentlich erst zum Ende des
Mittelfristzeitraums, bis dahin dominiert noch mehr oder weniger hoher
Luftdruck, gestützt von einem flachen Keil, der von Südwesteuropa gen
Skandinavien gerichtet ist. Auch GFS ist deutlich weniger zyklonal aufgestellt.
Zwar stützt GFS die Variante der Hochrandlage für den Norden am Sonntag, zeigt
nachfolgend dann aber auch (ähnlich ICON) einen Rücken und sogar im Bodenniveau
ein veritables 1025er Hoch, das sich erst in der erweiterten Mittelfrist (zweite
Wochenhälfte) gen Osten verabschiedet und erst dann können nach Lesart des GFS
von Westen Tiefausläufer auf Deutschland übergreifen.

Fazit: Die Umstellung der Wetterlage auf zyklonal bereits zu Beginn der
kommenden Woche steht wohl etwas auf wackeligen Füßen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse des IFS zeigt bis +168h (Dienstag), also eigentlich für den
gesamten Mittelfristzeitraum nur einen Cluster der Kategorie "Atlantic Ridge".
Das spiegelt eine relative Sicherheit der Vorhersage wieder, die in Anbetracht
der Lösungen anderer Modelle (siehe Vergleich mit ICON und GFS) nicht ganz
nachvollziehbar ist. Erst in der erweiterten Mittelfrist ab Mittwoch werden 4
Cluster angeboten, die aber alle eine zyklonal geprägte Wetterlage für
Deutschland anvisieren.

Bei der Betrachtung der Rauchfahnen zeigt sich wiederum die sehr zyklonale
Variante von Haupt- und auch Kontrolllauf. Bis einschließlich Sonntag wird eine
gute Bündelung der Geopotenzialkurven in 500 hPa gezeigt. Nachfolgend zu Beginn
der kommenden Woche wird der Spread deutlich größer. Der Hauptlauf liegt dabei
zunächst zwar im Bereich der Mehrheit der Member und zeigt einen
Geopotenzialrückgang, allerdings gibt es tatsächlich auch einige Member, die auf
höherem Geopotenzialniveau verbleiben. Vor allem in der erweiterten Mittelfrist
liegen Haupt- und Kontrolllauf eher am unteren Rand der Kurvenschar, deren
Spread nochmal ordentlich zugenommen hat. Die Niederschlagskurven zeigen das
deutliche Niederschlagsminimum am Wochenende nach erfolgtem Kaltfrontdurchgang
Donnerstag/Freitag und die wieder zunehmende Regenwahrscheinlichkeit ab Beginn
der kommenden Woche. In punkto Temperatur in 850 hPa lässt sich festhalten, dass
auch hier der Spread relativ groß wird, die Mehrheit der Member aber den
gesamten Zeitraum unter 0 Grad verbleibt und damit der Jahreszeit entsprechende
Temperaturen vorherrschen sollten.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


SCHNEE:
Am Freitag Schneefall in den östlichen Mittelgebirgen oberhalb etwa 300 bis 400
m ohne markante Neuschneemengen (allerhöchstens 5 cm) und an den Alpen oberhalb
600 bis 800 m. Dort Neuschneemengen voraussichtlich zwischen 5 und 10, in
Staulagen bis 20 cm. Der EFI liefert hier leichte Signale mit erhöhten
Niederschlagsmengen, daher sind vielleicht in höheren Staulagen auch mal über 20
cm nicht auszuschließen.

FROST:
Am Wochenende liefert der EFI leichte Signale für negative Abweichung der
Tiefstwerte. Verbreitet gibt es Nachtfrost, in der Südhälfte nachts gebietsweise
mäßigen Frost, bei Aufklaren über Schnee in den Mittelgebirgen und am Alpenrand
ist lokal strenger Frost unter -10 Grad nicht ausgeschlossen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger