DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

26-02-2021 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 26.02.2021 um 10.30 UTC



Zunächst ruhig mit leichten Unsicherheiten durch Kaltlufttropfen. Zum Ende der
Woche von Norden her markante Abkühlung mit größeren Unsicherheiten.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 05.03.2021


Zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, am kommenden Montag, dominiert nach IFS
ein breiter Höhenrücken das Wettergeschehen. Eine Höhenantizyklone ist dabei
über dem Alpenraum zu finden. Die Lage hat aber einen Schönheitsfehler, der sich
in einem Kaltlufttropfen manifestiert, der am Montag im Bereich der Niederlande
liegen soll. Bodennah liegen wir im Bereich einer Hochdruckzone mit
Schwerpunkten über Schottland und über Polen. Nördlich der Divergenzachse fließt
feuchte Nordseeluft in den Norden und könnte vielfach für Stratus sorgen. Dieser
kann im Umfeld des Kaltlufttropfens auch gehoben werden, so dass vor allem im
Nordwesten etwas Regen fallen kann. Im Süden ist es durchwegs sonnig. Dort
liegen in 850 hPa die Temperaturen wieder bei 4 bis 7 Grad, so dass meist
Höchstwerte zwischen 10 und 15 Grad erwartet werden dürfen. Unter dem Stratus
ist es deutlich kühler.
Am Dienstag soll der Kaltlufttropfen nach Norden zur Nordsee abziehen. Die Achse
des Bodenhochs soll sich ebenso etwas nach Norden verlagern, so dass immer
weiter nach Norden hin sich leichte östliche Windkomponenten durchsetzen und den
Stratus zurückdrängen. Ganz im Norden bleibt es aber wohl wieder vielfach
bedeckt, ansonsten scheint bei kaum geändertem Temperaturniveau die Sonne.
Am Mittwoch beginnt die Umstellung der Wetterlage: Am Randes eines Hochs über
Grönland gelangt arktische Kaltluft von der Ostgrönlandsee Richtung Nordmeer und
in der Höhe erreicht ein Langwellentrog Skandinavien. Dieser nähert sich auch
langsam dem Kaltlufttropfen, der daraufhin auf der Vorderseite des Troges über
Jütland hinweg ostwärts gescheuert wird. Das Höhenhoch zieht sich nach Süden
zurück, ebenso wie das recht flache Bodenhoch, dessen Schwerpunkt sich nach
Südosteuropa verlagert. Damit verbleiben wir im Bereich einer schwachen
Hochdruckbrücke (zum Grönlandhoch hin) mit sehr schwachen Druckgegensätzen. Am
Wetter bei uns ändert sich noch nichts, abgesehen davon, dass das
Kaltlufttropfen vielleicht etwas Regen in Schleswig-Holstein bringt.
Am Donnerstag verlagert sich der Schwerpunkt des Grönlandhochs ins Seegebiet
nördlich von Schottland. Über dem Nordosten Europas fällt der Druck und mit
einer breiten Nordströmung breitet sich Kaltluft südwärts aus. Der Höhentrog
erreicht am Abend den Norden Deutschlands und in seinem Vorfeld formiert sich
eine Kaltfront mit Regenfällen. Bis zum Abend erreicht die -5-Grad-Isotherme in
850 hPa die Norddeutsche Tiefebene, in der Nacht zum Freitag dann schon den
Main. Der Regen zieht dann in der Nacht bis zu den Alpen und im
Mittelgebirgsraum sinkt die Schneefallgrenze deutlich ab, im Osten bis in tiefe
Lagen. Vor allem im Erzgebirge könnte es kräftiger schneien. Zudem frischt der
Nordwind auf.
Am Freitag erreicht die Kaltfront die Alpen, im Süden regnet und schneit es
anfangs noch. Rückseitig breitet sich ein Bodenhochdruckkeil bis nach
Deutschland aus und es kommt wieder zu Wolkenauflockerungen. Bis zum Abend sinkt
in 850 hPa die Temperatur auf -10 Grad in der Oberlausitz und -3 Grad am
Oberrhein. Damit müssen wir uns wieder auf ein deutlich kälteres
Temperaturniveau einstellen.
In der erweiterten Mittelfrist hat der heutige IFS-Lauf einen weiteren
Temperaturrückgang im Angebot. Nachdem am Samstag und in der Nacht zum Sonntag
eine neue Kaltfront durchgehen soll, dreht die Strömung auf Nordost und eine
hochreichend kalte arktische Luftmasse (-40 Grad in 500 hPa und -10 bis -15 Grad
in 850 hPa) soll unser Land erreichen. Das Ganze in einem zyklonalen Umfeld
(Höhentrog) und damit mit schauerartigen Schneefällen garniert.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen IFS-Laufs mit den beiden Vorgängerläufen ist nicht
sehr gut. Schon am Montag wird die Lage des Kaltlufttropfens beim gestrigen
00-UTC-Lauf weiter nördlich gesehen. Am Mittwoch sollte dieser als Trog über
Deutschland hinwegschwenken, wobei er sich noch einen weiteren Kaltlufttropfen
einfängt. Letzterer wird bei den jüngeren Läufen bei Schottland simuliert. Aber
auch der gestrige 12-UTC-Lauf zeigte für den Norden Deutschlands am Mittwoch ein
zyklonaleres Umfeld. Am Donnerstag sollte dann nach dem gestrigen 00-UTC-Lauf
der Trog schon nach Süden schwenken mit einer ersten deutlichen Abkühlung für
Deutschland und Schneefällen im östliche Bergland. Nach den jüngeren Läufen
bleibt es dagegen noch mild, da wir auf der Vorderseite des schottischen
Kaltlufttropfens liegen, der jetzt als Trog über der Nordsee liegt. Am Freitag
soll dann nach allen Läufen die Kaltluft kommen, allerdings steigt bei den
älteren Läufen von Westen des Geopotential schnell wieder an, so dass das
Bodenhoch beim gestrigen 00-UTC-Lauf am Freitagabend schon über Ostdeutschland
und Westpolen liegt, beim gestrigen 12-UTC-Lauf über der Nordsee und beim
00-UTC-Lauf noch über Schottland.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Schon zu Beginn fällt die unterschiedliche Behandlung des Kaltlufttropfens auf,
der bei GFS, UKMO und GEM weiter nordwestlich liegt und bei ICON schon fast
aufgelöst ist. Interessant wird es aber vor allem ab Donnerstag: ICON lässt
schon früher Regen auf Deutschland übergreifen, gleicht sich zum Freitag dann
aber IFS an. GFS lässt dagegen den Regen später übergreifen und die Kaltluft
erst im Laufe des Freitags auf den Nordosten. Ein Höhentief über Frankreich hält
von Südwesten dagegen und sorgt erst einmal für länger anhaltenden Regen.
Höheres Potential zeigt dagegen GEM. Nach den Kanadiern regnet es am Donnerstag
in der Nordhälfte etwas, dann löst sich der Niederschlag auf und unter Hochdruck
erreicht die Kaltluft nur den Nordosten. Blicken wir auf das nächste Wochenende:
So kalt wie bei IFS wird es bei den anderen Modellen nicht: Bei GFS erreicht die
Kaltfront erst am Sonntag den Süden, nachfolgend fließt Kaltluft in den Osten
des Landes, aber das Potential nimmt schnell wieder zu. Bei GEM nimmt das
Potential noch schneller wieder zu und am Ostrand eines Hochs wird es wieder
milder, da die Kaltluft nach Osten abgedrängt wird.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das Ensemble des IFS wird im Zeitraum von Mittwoch, 00 UTC bis Freitag, 00 UTC
fünf verschiedenen Clustern zugeordnet. Alle zeigen am Freitag einen kräftigen
Rücken, der sich von Westeuropa bis nach Grönland erstreckt. Korrespondierend
dazu liegt ein Trog über Osteuropa. Leichte Unterschiede, inwiefern dieser Trog
auch Mitteleuropa beeinflusst, gibt es aber: C1 (15 Mitglieder, Hauptlauf,
Kontrolllauf) zeigt dabei die Variante, bei der sich der Trog am weitesten zu
uns ausweitet. Etwas weniger beeinflusst der Trog unser Land bei C3 (11
Mitglieder). C2, C4 und C5 (insgesamt 25 Mitglieder) zeigen eine Variante mit
noch etwas höherem Geopotential. Bei diesen Varianten sollte sich nicht nur die
Niederschlagsneigung in Grenzen halten, auch die Zufuhr von Kaltluft dürfte dann
weniger stark sein.
Im Zeitraum von Samstag, 00 UTC bis Montag, 00 UTC gibt es vier Cluster. C2 (14
Mitglieder, Hauptlauf, Kontrolllauf) zeigt dabei die Variante des Hauptlaufs mit
der Zufuhr sehr kalter Luft aus Nordosten. C1 und C3 (30 Mitglieder) zeigen den
Trog weiter im Osten und unser Land unter recht hohem Potential. C4 (7
Mitglieder) zeigt eine zyklonalere Variante mit weit im Süden laufender
Frontalzone.

Die Rauchfahnen wollen wir heute an zwei Orten betrachten: Greifswald
(stellvertretend für den Nordosten) und Freiburg (für den Südwesten). Bei der
850 hPa-Temperatur über Greifswald zeigt sich zunächst ein hohes Niveau um +5
Grad, dann aber ein Rückgang auf knapp -10 Grad am Freitag, den die Mehrheit der
Ensemblemitglieder mitmacht, aber nicht alle. Danach vergrößert sich die
Streuung weiter. Der Hauptlauf und einige Mitglieder gehen auf -14 Grad zurück,
während andere nahe 0 Grad liegen. Ähnliche Unsicherheiten tun ich auch beim
Geopotential auf. Nach zunächst trockener Witterung zeigen sich ab Donnerstag
wieder Niederschlagssignale. In Freiburg fällt der Temperaturrückgang zunächst
moderater aus, von +6 Grad auf -4 Grad am Freitag, wobei eine Vielzahl von
Ensemblemitglieder deutlich milder bleibt. Auch in Freiburg nimmt danach die
Streuung weiter zu, der Hauptlauf geht auf etwa -8 Grad zurück, die mildesten
Läufe liegen dagegen um +5 Grad.

Bei den Rauchfahnen des GFS zeigt sich in Greifswald nach Freitag wieder ein
Temperaturanstieg beim Hauptlauf und beim Großteil des Ensembles, so dass man
sagen kann, dass sich GFS-Ensemble im Nordosten generell etwas milder
entwickelt. Im Südwesten vollzieht sich die Abkühlung viel langsamer als bei
IFS, nicht nur im Hauptlauf, sondern auch beim Ensemble. Im Laufe des nächsten
Wochenendes geht es dann noch ein bisschen weiter runter, so dass der
Temperaturgradient über Deutschland dann gar nicht mehr so groß ist. Auch GFS
zeigt ab Donnerstag wieder recht viele Niederschlagssignale.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Derzeit deuten sich allenfalls sehr geringe Wahrscheinlichkeiten für
signifikante winterliche Wettererscheinungen am nächsten Wochenende an.
Allerdings sollte zumindest im Erzgebirge und an den Alpen am Freitag etwas mehr
Schneefall niemanden überraschen. Wenn Schnee gefallen ist steigt auch wieder
die Tendenz zu strengem Nachtfrost.

Bis dahin ist die Lage aber sehr ruhig und signifikante Wettererscheinungen sind
nicht zu erwarten.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, IFS-EPS; IFS-Hauptlauf stellt nächstes Wochenende Extremlösung
bezüglich Winters dar!
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VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann