DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

25-02-2021 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 25.02.2021 um 10.30 UTC



Hoch Mitteleuropa; deutlich zu warm. Ab Donnerstag eventuell Block über
Groß-Britannien und dem Nordmeer mit nachfolgenden Kaltlufteinbruch, dabei
weiterhin antizyklonal.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 04.03.2021


Am Sonntag liegt ein kräftiges Hoch über Mittel- und Westeuropa, das von einem
kräftigen Höhenkeil gestützt wird. Zwei darin eingelagerte schwache
Kaltlufttropfen über der Nordsee und über Frankreich sind weitestgehend inaktiv
uns spielen für das Wettergeschen zunächst keine Rolle. Flankiert wird dieser
Keil von jeweils einem Langwellentrog über dem Atlantik und über Osteuropa.
Rückseitig des osteuropäischen Troges ist maritime Polarluft nach Mitteleuropa
eingeflossen (850-hPa-Temperatur ~ 0°C), die sich durch das Absinken unter dem
Hoch mittlerweile schon erwärmt hat. Mit einer nordwestlichen Strömung wird
bodennah feuchte Nordseeluft in den Norden und Nordosten Deutschlands geführt.
Somit breitet sich dort an der Absinkinversion Stratocumulusbewölkung aus.
Ansonsten bleibt es bei Ost bis Südostwind unter Hochdruckeinfluss sonnig, bei
Höchstwerten um 12 °C.

Bis einschließlich Dienstag ändert sich wenig an der Wetterlage. Das Bodenhoch
verlagert seinen Schwerpunkt allmählich nach Osteuropa, während bei uns immer
noch der Höhenkeil wirksam ist, sodass weiterhin sonniges Hochdruckwetter
vorherrscht. Abgesehen vom Norden, der immer noch zeitweise von SC-Feldern
beeinflusst wird. Die Erwärmung setzt sich dabei weiter fort, sodass tagsüber
wieder Temperaturen von bis zu 15 °C erwartet werden können.

Erst ab dem Mittwoch ändert sich voraussichtlich die Wetterlage. Vorderseitig
eines Langwellentroges über dem Westatlantik schiebt sich ein neuer Keil von
Irland bis nach Island und erreicht sogar Ostgrönland Korrespondierend baut sich
über dem Nordmeer ein kräftigeres Bodenhoch auf. Die Strömung über der Nordsee
dreht auf Nordwest, wodurch der über der Nordsee liegende Kaltlufttropfen von
ihr eingefangen wird und unter Verstärkung Richtung Deutschland gesteuert wird.
Über Mitteleuropa wird dabei das hohe Geopotenzial abgebaut und das Bodenhoch
zieht sich allmählich nach Südeuropa zurück. Während Süddeutschland tagsüber
noch unter Hochdruckeinfluss verbleibt, ziehen ansonsten von Nordwesten die
Wolken des Kaltlufttropfens auf, die Regen, im Bergland bei auf -5°C sinkender
850-hPa-Temperatur auch Schnee bringen.

Am Donnerstag zieht der Kaltlufttropfen, der mittlerweile Verbindung zum
Osteuropatrog aufgenommen hat nach Südosten ab, nachfolgend rückt das kräftige
Bodenhoch, das sein Zentrum nach Südskandinavien verlagert, nach. Dabei fließt
mit einer nördlichen Strömung maritime Polarluft ein, sodass die
850-hPa-Temperatur im Osten bei etwa -7°C liegt.

Im weiteren Verlauf verlagern sich die Strukturen wieder ostwärts, währen
Mitteleuropa unter dem Einfluss des Höhenhochs gelangt. Dabei setzt ab dem
Wochenende wieder Erwärmung durch Absinken ein.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis Mittwoch sind die Vorläufe im Wesentlichen gleich. Die Version mit dem
Kaltlufteinbruch zeigt ECMWF erst ab dem 12z Lauf. In den Vorläufen wurde noch
die Fortdauer des milden Hochdruckwetters berechnet.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


GFS lässt den Kaltlufttropfen nach Südskandinavien zieht. Die Abkühlung kommt
etwas später und wird durch einen weiteren Kurzwellentrog verursacht.
Anschließend setzt sich auch hier wieder Hochdruckeinfluss durch, jedoch nur
vorübergehend, ehe die Wetterlage ab Sonntag in eine zyklonale Westlage
übergeht.
ICON lässt den Kaltlufttropfen ab Mittwoch nach Westen ziehen. Die Kaltluft
fließt dann an der Ostflanke des neuen Hochs antizyklonal ein.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Bis Mittwoch sind die Rauchfahnen relativ stark gebündelt. Ab dann ist der
Spread bei den 850-hPa-Temperaturen enorm. Ein gewisser Abwärtstrend bei den
Temperaturen und beim Geopotenzial lässt sich besonders im Osten erkennen. Der
Hauptlauf ist dabei aber mit am kältesten. Auch am übernächsten Wochenende lässt
sich der Aufwärtstrend bei Temperatur und Geopotenzial erkennen. Die
Niederschlagssignale sind in den Ensembles relativ gering.
Als Fazit lässt sich festhalten, dass die zunehmend wieder warme Hochdrucklage
bis Dienstag als sicher erscheint. Danach ist die Entwicklung äußerst unsicher.
Zumindest eine vorübergehende gewisse Abkühlung ab Donnerstag scheint besonders
im Osten als wahrscheinlich, auch wenn es nicht der große Kälterückfall wird. Ob
dabei allerdings Niederschlag fällt, hängt sehr stark von der Involvierung des
Kaltlufttropfens ab, dessen vorhersage naturgemäß wahrscheinlich noch einige
Läufe lang unsicher bleibt.
Interessanter ist jedoch, ob Potenzial besteht, dass sich in der erweiterten
Mittelfrist wieder eine zyklonalere Variante durchsetzt, wie sie GFS berechnet.
Die ECMWF-Clusteranalysen zeigen ab +264 h diesbezüglich mehrere Möglichkeiten,
dass sich der Block Richtung Atlantik verlagert, bis hin zu zyklonalen West bzw.
Nordwestlage.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Die Wetterlage bietet kein Potenzial für signifikantes Wetter.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, ECMWF, ab Mittwoch ECMWF-ENS-Mittel
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christian Herold