DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

23-02-2021 07:01
SXEU31 DWAV 230800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 23.02.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL:SWa

Unter Hochdruckeinfluss ungewöhnlich mildes Wetter. Nachts im Südosten Frost und
gebietsweise Nebel.


Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
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Dienstag... und die gesamte Kurzfrist über bestimmt eine kräftige
Höhenantizyklone das Wettergeschehen in Deutschland. Diese wandert mit ihrem
Zentrum zunächst unter Verstärkung von Ungarn nach Italien und zum Donnerstag
wieder ostwärts in Richtung Rumänien. Mit Blick auf die Anomaliewerte des
Geopotenzials in 500 hPa sticht der Mittwoch mit den höchsten positiven
Abweichungen über Deutschland heraus, besonders der Westen und Norden
Deutschlands liegen eher peripher am Westrand der Antizyklone. Zum Donnerstag
bildet sich über Nordwesteuropa eine weitere Antizyklone, die in der Folge das
Zepter in die Hand nimmt. Die Anomaliewerte vom Bodendruck heben besonders Ost-
und Südeuropa hervor (mit den höchsten Druckwerten über zentralrussischem
Gebiet), sodass auch hier Deutschland im Randbereich verbleibt (was zudem die
vergleichsweise mobile Lebensweise der Höhenantizyklone erklärt). Von daher
gestaltet sich die Kurzfrist als warntechnisch ruhig, wenngleich nicht
vollkommen störungsfrei.

Heute starten wir besonders über der Mitte und dem Osten noch mit ausgedehnten
hohen Wolkenfeldern, die einem sich auflösenden Trog (vorticity lobe)
zugeschrieben werden können. Viel sollte davon zur Mittagszeit nicht mehr übrig
sein, sodass in der Folge die Sonne dominiert - wie schon im Süden abseits teils
dichter/zäher Nebelfelder. Nachmittags werden über den Nordwesten und Norden
ausgedehnte Wolkenfelder geführt, die zeitweise auch dicht ausfallen können.
Nennenswerter Niederschlag sollte abgesehen von einzelnen Tropfen im Norden kein
Thema sein. Der im Süden schwache Südost-, sonst Südwestwind frischt im Westen
nachmittags etwas auf mit einzelnen Windböen Bft 6-7 im Lee der westlichen
zentralen Mittelgebirge. Auf dem Brocken weht der Südwestwind teils stürmisch.
Dank nachlassendem Aerosolgehalt in der Troposphäre sollte der Sand nur noch
eine dekorative Rolle bei Sonnenauf- und untergängen spielen, jedoch sonst die
Sonneneinstrahlung nur vermindert beeinträchtigen, sodass heute erneut mit
Höchstwerten von 15 bis lokal 20 Grad zu rechnen ist. Ausnahmen sind die
Nebelregionen in Bayern, wo zwar bis zur Mittagszeit mit einer Nebelauflösung
gerechnet wird, der dann noch vorherrschende feuchte Dunst dürfte die Maxima
dort jedoch auf 8 bis 12 Grad drücken. Ähnliche Maxima im Küstenumfeld.

In der Nacht zum Mittwoch ändert sich wenig. Über den Norden ziehen ausgedehnte
Wolkenfelder, ab der Mitte südwärts ist es klar und deutschlandweit trocken.
Erneut bilden sich bevorzugt im Süden gebietsweise dichte Nebelfelder. Leichte
Frostgefahr besteht entlang und südlich der Alb sowie im Großteil von Bayern (0
bis -4 Grad). Sonst wird es über der Mitte und dem Südwesten mit +5 bis +1 Grad
kalt, und im Norden unter den Wolken mit +10 bis +6 Grad vergleichsweise mild.
Auf dem Brocken treten Sturmböen aus Südwest auf, sonst weht in schwacher
Südost- bis Südwestwind.

Mittwoch... verläuft unter den höchsten Schichtdickewerten während der Kurzfrist
deutschlandweit störungsfrei, sieht man von sonnendurchlässigen Cirrenfeldern im
Norden sowie den sich auflösenden Nebelfeldern der Vornacht ab. Einzig in
Richtung Nordfriesische Inseln könnte Stratusbewölkung nicht nur die
Sonnenfreude mindern, sondern auch für den einen oder anderen Tropfen sorgen.
Der Wind weht weiterhin im Süden schwach aus Ost bis Südost und sonst aus
Südwest, im Westen teils mäßig und auf dem Brocken stürmisch. Die Höchstwerte
verbleiben mit 15 bis lokal 20 Grad auf einem ungewöhnlich hohen Niveau. Einzig
im Küstenumfeld sowie bei späterer Nebelauflösung bzw. vorherrschendem Dunst
verbleiben die Höchstwerte um 10 Grad.

Die Nacht zum Donnerstag verläuft wie die vorherige Nacht meist klar und trocken
mit etwas Gewölk im äußersten Norden. Gebietsweise bildet sich im Süden Nebel
und dort muss auch weiterhin mit leichtem Frost von 0 bis -3 Grad gerechnet
werden. Ansonsten verbleiben die Tiefstwerte wie in der Nacht zuvor zwischen +11
und +1 Grad mit ähnlicher geografischer Verteilung.

Donnerstag... wandert die Höhenantizyklone nach Osten und westlich vor Europa
tropft der nächste Langwellentrog ab, wobei dessen kurzwelliges Residuum über
England ostwärts geführt wird und in der Nacht zum Freitag Benelux erreicht.
Tagsüber verdichtet sich die Bewölkung daher zunehmend von Nordwesten/Westen und
bereits zum Abend fallen im Westen die ersten Tropfen (mit vorhandener,
allerdings überschaubarer Modelldiskrepanz bezüglich "timing" und "Intensität").
Der Süden und Osten bekommt davon bei viel Sonnenschein und trockenen
Verhältnissen noch nichts mit. Die Höchstwerte liegen mit 14 bis 19 Grad
weiterhin sehr hoch, allerdings mit abnehmenden Spitzenwerten im Westen. Der
Südwestwind frischt über Schleswig-Holstein/ der Deutschen Bucht zeitweise böig
auf und auf dem Brocken werden Sturmböen erwartet. Sonst dauert jedoch die
schwache bis mäßige Brise aus Südost bis Südwest an.

In der Nacht zum Freitag wird dann mit der Annäherung des Troges ein wellender
Frontenzug nach Deutschland gedrückt, sodass im gesamten Westen und Norden
anhaltende Regenfälle aufkommen (12-std. 4-8 l/qm, in Staulagen um 10 l/qm),
während es im Südosten noch trocken bleibt. Luftfrost gibt es dann nur noch im
äußersten Südosten (um -1 Grad), sonst bleibt es bei +8 bis +2 Grad frostfrei.
Allerdings könnte der Nordwesten dank postfrontalem Aufklaren mit leichtem Frost
in Bodennähe in den Fokus rücken, denn dies könnte gebietsweise auf exponierten
Abschnitten wie Brücken für Glätte sorgen. Außer einer allgemeinen Winddrehung
auf West ändert sich beim Thema "Wind" wenig.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle haben die Entwicklung der Kurzfrist sehr gut im Griff. Erst bei der
Annäherung des Troges zum Ende der Kurzfrist ergeben sich geringe Diskrepanzen
bezüglich "timing" und Intensität (IFS geringfügig schneller, GFS etwas
schleppender).

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Helge Tuschy