DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

22-02-2021 18:01
SXEU31 DWAV 221800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 22.02.2021 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Weiterhin überwiegend warnarmes Hochdruckwetter. In der Nacht in der
Südosthälfte leichter Frost, stellenweise Nebel. Am Dienstag in vielen Regionen
wieder sehr mild, im Norden und Nordwesten allerdings dichtere Wolken.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC
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Aktuell ... ist die Wetterlage bestimmt durch einen umfangreichen Höhenrücken
über Mittel- und Osteuropa sowie einen Cut-Off-Prozess über Westeuropa. Dort
tropft der Trog in Richtung Iberische Halbinsel und den Norden Algeriens ab.
Dieser Abtropfprozess wird im Laufe der Nacht zum Dienstag vollendet, wobei das
Höhentief seinen Weg in die Sahara mit großem Elan fortsetzt. Damit entsteht
über Westeuropa eine Geopotentialbrücke zwischen dem Höhenhoch mit Schwerpunkt
über der oberen Adria und dem nach Nordspanien gerichteten Rücken auf dem
Atlantik. Ein aus dem Abtropfen übrig gebliebener Kurzwellentrog umläuft im
Laufe der Nacht das Höhenhoch auf der Nordwestflanke und erreicht ausgangs der
Nacht Mittel- und Südschweden. Am Boden bleibt das Hoch mit Schwerpunkt über
Südosteuropa dominierend, wobei die mit dem KWT in Verbindung stehende Welle die
Luftmassengrenze dem Nordwesten etwas näher rücken lässt. Damit weiten sich
dichtere Wolkenfelder vom Westen im Laufe der Nacht etwas in Richtung Mitte
unter Verdichtung aus (weiterhin mit etwas Saharastaub kontaminiert), auch ein
paar Tropfen Regen sind möglich (v.a. ICON setzt auf diese). Im Südosten rückt
dagegen die Grenzschichtmeteorologie in den Mittelpunkt, denn auch in dieser
Nacht wird sich der Hochnebel wieder ausweiten bzw. neu bilden, die Verbreitung
dürfte aber geringer sein als in der vergangenen Nacht. Sonst zeigt sich der
Himmel klar oder gering bewölkt, damit sinken die Temperaturen in der
Südosthälfte wieder in den leichten Frostbereich. Glättegefahr besteht in den
Nebelregionen durch überfrierende Nebelnässe, sonst im Südosten vereinzelt durch
Reif.

Dienstag ... zieht der angesprochene Kurzwellentrog rasch in Richtung Ostsee und
Finnland ab. Dem weiterhin markanten Höhenhoch, nun mit Schwerpunkt über
Mittelitalien, kann dieser aber nur wenig anhaben. Etwas "markanter" sind die
Auswirkungen im Bodendruckfeld, denn die Kaltfront tangiert dieses auf seiner
Nordwestflanke und umläuft den Hochschwerpunkt über Tschechien in Richtung
Polen. Besonders in den Vormittagsstunden sind in der Nordhälfte weiterhin ein
paar Tropfen Regen möglich, am Nachmittag sollte es weitgehend trocken bleiben.
Dementsprechend gibt es auch bei der Bewölkung einen Nord-Süd-Unterschied:
Südlich der zentralen Mittelgebirge scheint nach Auflösung der Nebel- und
Hochnebelfelder häufig die Sonne, nach Norden zu ist es stark bewölkt, später
wolkig. Außerdem nähert sich ein gut entwickeltes Tief auf dem nahen Ostatlantik
Irland und Schottland an, das zu einer leichten Gradientverschärfung im
Nordwesten des Bundesgebiets führt. Im Westen sind in freien Lagen einzelne
frische bis starke, vereinzelt steife Böen aus Südwest möglich, auf dem Brocken
treten ab und zu stürmische Böen oder Sturmböen auf (im Harzlee sind einzelne
starke Böen nicht ganz ausgeschlossen). Die Luftmassentemperatur (850 hPa)
reicht von +4 Grad im Norden bis +9 Grad im bayerischen Raum, damit sind mit
Ausnahme der nördlichsten Regionen verbreitet Höchstwerte von mehr als 15 Grad
wahrscheinlich, entlang des Rheins ist die Überschreitung der Marke von 20 Grad
möglich.
In der Nacht zum Mittwoch amplifiziert sich der Langwellentrog auf dem Atlantik
deutlich, gleichzeitig steilt der Rücken über Festlandseuropa auf und erreicht
mit seiner Spitze das südliche Nordeuropa. Der Schwerpunkt positioniert sich
unverändert über den mittleren Regionen Italiens. Die Frontalzone über
Nordwesteuropa verbleibt ebenfalls in ihren angestammten Regionen, entfernt sich
sogar etwas von Deutschland. Der Gradient fächert im Nordwesten leicht auf,
sodass die Wahrscheinlichkeit für starke Böen zurückgeht und sich gegebenenfalls
auf Nordfriesland beschränkt. Im Süden verläuft die Nacht abseits der Nebel- und
Hochnebelgebiete klar, im Norden nimmt die Bewölkung ebenfalls etwas ab. Die
höchste Frostwahrscheinlichkeit besteht südlich der Donau, sonst sollte in der
Südhälfte die Temperatur nur ganz vereinzelt in den negativen Bereich sinken.

Mittwoch ... festigt sich erneut die Omegastruktur im Potentialfeld, die
Rückenachse kippt dabei etwas ostwärts in reicht vom Osten Österreichs bis zum
Baltikum. Am Boden ändert sich an der antizyklonalen Krümmung über Mitteleuropa
nicht viel, der Schwerpunkt des Hochs befindet sich zum Mittagstermin über
Südosteuropa. Der Gradient ist dabei im Nordwesten weiterhin stärker ausgeprägt
als im Südosten, damit ergibt sich eine höhere Wahrscheinlichkeit für frische
bis starke, vereinzelt steife Böen aus Südwest im Nordwesten des Landes.
Besonders in den auflandigen Bereichen Nordfrieslands sind entsprechende "gelbe"
Warnungen nicht ausgeschlossen. Die Sturmböen auf dem Brocken bleiben bestehen.
Die Luftmassencharakteristik ändert sich nicht viel, im Süden werden in 850 hPa
weiterhin bis 10 Grad erreicht, im Norden bis 6 Grad. Die Kombination aus
längerem Sonnenschein und relativ guter Durchmischung dürften vielerorts für
Höchstwerte um oder über 20 Grad sorgen. Mit etwas weniger Sonnenschein muss man
sich im äußersten Norden zufriedengeben, denn die über Nordwesteuropa
verlaufende Frontalzone sorgt dort für dichtere Wolken, ICON simuliert sogar ein
paar Tropfen Regen im Bereich der Nordsee. In den typischen Hochnebelregionen
entlang der Donau dürfte sich außerdem wieder länger Nebel oder Hochnebel
halten, zum Nachmittag sollte aber auch dort der Sonnenschein die Überhand
gewinnen. Die Thematik "Saharastaub" ist außerdem noch nicht vom Tisch, der
Himmel könnte daher gebietsweise optisch getrübt sein.
In der Nacht zum Donnerstag setzt sich der Amplifizierungstrend des Troges auf
dem Atlantik fort, gleichzeitig flacht der Rücken über Nordwesteuropa etwas ab.
Damit kann sich die Frontalzone etwas annähern und sorgt im Nordwesten für
dichtere Wolkenfelder, Niederschlag wird aber nach übereinstimmender Modelllage
noch keiner dabei sein. Sonst verläuft die Nacht bei ungebrochenem
Hochdruckeinfluss klar bis locker bewölkt, wobei sich in den typischen Lagen im
Südosten wieder Nebel oder Hochnebel bilden wird. Dort sinken die Tiefstwerte
gebietsweise unter 0 Grad, sonst dürfte Luftfrost kein großes Thema mehr sein.
Die Sturmböen auf dem Brocken stehen weiterhin auf der Karte und auch in
Nordfriesland ist die eine oder andere steife Böen möglich.

Donnerstag ... erfolgt wie schon am Beginn des Kurzfristzeitraum ein
Abtropfprozess über der westlichen Iberischen Halbinsel. Der übrig gebliebene
Langwellentrog nimmt damit auf seinem Weg nach Osten Fahrt auf und drängt den
mittel- und osteuropäischen Rücken leicht südostwärts ab. Damit kann die
Frontalzone in den Nordwesten Deutschlands rücken und dort für einen eher
wechselhaften, stark bewölkten Tag sorgen. Der Südosten "profitiert" dagegen
weiterhin vom Bodenhoch über Südosteuropa, daher setzt sich dort das sonnige und
trockene Wetter fort. Hochnebel- und Nebel können sich aber stellenweise etwas
länger halten. Beim Wind ändert sich nicht viel, der Brocken ist weiterhin mit
Sturmböen dabei, die nordfriesische Küste mit einzelnen steifen Böen. In vielen
Regionen bleibt es mild bis sehr mild, im äußersten Nordwesten ist aber
wahrscheinlich bei Höchstwerten von 15 Grad aufgrund der einsickernden kühleren
Luftmasse Schluss.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die synoptischen Basisfelder werden von den Modellen ähnlich simuliert. Kleiner
Abweichungen gibt es bei den möglichen geringen Niederschlägen im Nordwesten und
Norden, die vor allem von ICON propagiert werden. Die anderen relevanten Modelle
sind etwas defensiver aufgestellt.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Mag.rer.nat. Florian Bilgeri