DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

21-02-2021 18:01
SXEU31 DWAV 211800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 21.02.2021 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Überwiegend warnarmes Hochdruckwetter. In den Tälern Ostsachsens Böhmischer Wind
mit steifen Böen. In der Nacht gebietsweise leichter Frost, im Südosten teils
Nebel. Am Alpenrand vorübergehend leicht föhnig.
Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC
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Aktuell ... überdeckt ein breiter Rücken weite Teile Mitteleuropas, der von
Langwellentrögen über dem nahen Ostatlantik und über der Türkei/dem östlichen
Mittelmeerraum begrenzt wird. Damit ergibt sich eine klassische Omegastruktur,
die die Wetterlage heute und in den nächsten Tagen in unterschiedlich starker
Ausprägung bestimmen wird. Der Rücken stützt dabei ein von Italien bis zum
Kaukaskus reichendes Hochdruckgebiet am Boden, an dessen Nordostflanke sich
Deutschland im Zustrom sehr milder Luft subtropischen Ursprungs befindet. Die
10-Grad-Isotherme (850 hPa) reicht dabei bis in die nördlichsten Landesteile.
Trotz dieser warmen Luftmasse und Tageshöchstwerten von verbreitet mehr als 15
Grad, ist die nächtliche Auskühlung doch weiterhin beachtlich. Besonders im
Süden und in manchen Tälern der Mitte sinken die Temperaturen während der Nacht
bei klarem Himmel gebietsweise in den leichten Frostbereich, in den anderen
Regionen sollte dies nur örtlich passieren. Eine Ausnahme von diesem starken
Tagesgang ist die untere Donau, denn dort hielt sich der Hochnebel etwas zäher
als von vielen Modellen simuliert. Aus den am Abend noch vorhanden Resten wird
sich dieser während der Nacht wieder ausweiten und ein starkes Absacken der
Temperatur (aus einem Niveau von etwa 5 Grad) verhindern. Auch sonst kann sich
da und dort ein Nebelfeld bilden, abseits des Südens sollte dies aber eine
Seltenheit darstellen. Erwähnenswert ist noch der Wind, der in den Tälern
Ostsachsens als Böhmischer Wind in Erscheinung tritt (wirkt dort ebenfalls stark
dämpfend auf die Tageshöchstwerte). Dieser hält mit steifen Böen (Bft 7) bis in
den Montag hinein an. An den Alpen macht sich der Föhn bemerkbar, wenngleich
dieser ziemlich schwach auf der Brust ist. In manchen prädestinierten Föhntälern
sind bei einem delta p (Bozen-Innsbruck) von 8 hPa einzelne Windböen (Bft 7)
möglich, mehr sollte es aber aufgrund mangelnder Unterstützung aus der Dynamik
nicht sein. In den mittleren und höheren Lagen sind einzelne stürmische Böen
oder Sturmböen (Bft 8 bis 9) denkbar.

Montag ... bleibt die stabile Omegastruktur über Mittel- und Osteuropa erhalten,
das Höhenhoch stärkt sich sogar noch etwas (die 576-gpdm-Isohypse 500 hPa weitet
sich deutlich aus, Schwerpunkt über Ungarn und dem nördlichen Balkan).
Gleichzeitig findet auf dem nahen Ostatlantik ein Abtropfprozess des
Langwellentroges zur Iberischen Halbinsel hin statt, der eine Geopotentialbrücke
von Mitteleuropa zu einem Rücken über dem Atlantik entstehen lässt. Im
Bodenniveau dominiert weiterhin das Hoch mit Schwerpunkt über Südosteuropa und
der Türkei. An der Luftmassencharakteristik wird auch noch viel gerüttelt,
wenngleich die 10-Grad-Isotherme (850 hPa) den Norden nicht mehr flächendeckend
erreicht. An der Donau wird es wieder eine gewisse Zeit benötigen, bis die
Strahlung dem Hochnebel zu Leibe gerückt sein wird. Sonst scheint, von örtlich
begrenzten Nebelfeldern abgesehen, von der Früh weg die Sonne, die im
Tagesverlauf im äußersten Westen von höheren Wolken der Luftmassengrenze über
Westeuropa verdeckt sein kann. Außerdem ist die Konzentration an Saharastaub
leicht erhöht, sodass in den westlichen Landesteilen eine gewisse optische
Trübung nicht ausgeschlossen ist. An der einen oder anderen Stelle in den
Leeregionen der westlichen Mittelgebirge wird die Marke von 20 Grad aber
wahrscheinlich trotzdem knapp überschritten, sonst sind es in der Westhälfte
meist über 15 Grad, im Osten über 10 Grad, an der unteren Donau bei längerem
Hochnebel um 5 Grad. Der eh schon schwache Föhn in den Alpen verliert weiter an
Kraft und geht im Laufe des Nachmittags zu Ende. Auch der Böhmische Wind in
Ostsachsen sollte zum Abend hin nicht mehr warnwürdig sein.
In der Nacht zum Dienstag flacht der wetterbestimmende Rücken im Nordwesten
etwas ab, sodass ein Kurzwellentrog (Residuum des Abtropfprozesses) die
Nordwestflanke umlaufen kann. Im Bodendruckfeld zeigt sich dieser in Form einer
schwachen Kaltfront, die Dänemark und den äußersten Norden überquert. Bemerkbar
macht sich dieser Prozess in der Nordwesthälfte durch hohe und mittelhohe
Wolkenfelder, die die nächtliche Auskühlung dort stark unterbinden werden. Somit
ergibt sich die Wahrscheinlichkeit für leichten Frost primär in Bayern sowie
Oberschwaben, dort kann auch das eine oder andere Nebelfeld entstehen.
Niederschlag wird aktuell nicht simuliert, der eine oder andere Tropfen entlang
der Nordsee ist aber nicht ausgeschlossen. In den Kammlagen der zentralen
Mittelgebirge (Brocken) kann außerdem die eine oder andere stürmische Böen
auftreten.

Dienstag ... ist der Cut-Off über der Iberischen Halbinsel abgeschlossen und die
Geopotentialbrücke vom Atlantik nach Mitteleuropa festigt sich. Der Schwerpunkt
des Höhenhochs wird am Nachmittag über der oberen Adria erwartet, womit das
Bodenhoch weiter gestützt wird. Dieses dehnt dabei seinen Schwerpunkt weiter in
Richtung Frankreich und Spanien aus. Eine "Schachstelle" bleiben weiterhin die
nordwestlichsten Landesteile, die ein paar Wolkenfelder der Warmfront eines
Tiefs über dem nördlichen Atlantik abbekommen. Sonst geht das sonnenscheinreiche
in der Südosthälfte in die Verlängerung (zähe Nebelfelder sollten die Ausnahme
sein), sehr milde Verhältnisse mit Höchstwerte von mehr als 15 bis 17 Grad
dürfen mit Ausnahmen der küstennahen Regionen überall erwartet werden. Dazu
trägt besonders im Westen auch eine recht gut Durchmischung bei, denn in freien
Lagen können ein paar frische bis starke Böen auftreten. Auf dem Brocken besteht
weiterhin eine gewisse Wahrscheinlichkeit für stürmische Böen (Bft 8).
In der Nacht zum Mittwoch steilt der Rücken über Europa weiter auf, das
Bodenhoch verändert seinen Schwerpunkt kaum. Warntechnisch dürfte auch diese
Nacht sehr ruhig sein. Frost ist bevorzugt südlich der Donau noch ein Thema,
Nebelfelder sollten örtlich begrenzt sein. Auf der einen oder anderen
Nordseeinsel sind frische bis starke Böen aus Südwest möglich, auf dem Brocken
einzelne stürmische Böen wahrscheinlich.

Mittwoch ... gilt weiterhin "business as usual": die Rückenachse verläuft zum
Mittagstermin von Mittelitalien zu östlichen Ostsee und kippt am Nachmittag in
Richtung Baltikum. Der Nordwesten ist dabei weiterhin anfällig für Wolkenfelder
der Frontalzone, die in diesem Bereich vom Tief bei Island gesteuert wird. An
der Nordsee ist ein bisschen Regen nicht ausgeschlossen. Sonst überwiegt nach
Auflösung von örtlichen Nebelfelder eindeutig der Sonnenschein, die Temperaturen
reichen vielerorts an die Marke von 20 Grad heran, überschreiten diese aber nur
örtlich. Dem generell schwachwindigen Süden steht mäßiger bis frischer Wind im
Westen und Nordwesten gegenüber, an der Nordsee sind einzelne starke Böen
möglich.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die verschiedenen Modelle simulieren die Wetterlage sehr ähnlich, eine
weitergehende Diskussion erübrigt sich damit. Naturgemäß beschränken sich die
wenigen Unterschiede auf die Ausprägung der Nebel- oder Hochnebelfelder, die
aber mit einer Persistenzvorhersage ausgeglichen werden können.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Mag.rer.nat. Florian Bilgeri