DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

20-02-2021 08:30
SXEU31 DWAV 200800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 20.02.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
SWa
Sehr mildes und nach teils zögernder Nebelauflösung vielerorts sonniges Wetter.

Auf dem Brocken zeitweise Böen Bft 8 bis 9, in Ostsachsen zeitweise Böhmischer
Wind mit Böen Bft 7, in den Alpen leicht föhnig.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
--------------------------------------------------------------
Samstag... zeigt sich über dem nahen Ostatlantik und Europa ein ausgeprägtes
Langwellenmuster. Dabei erstreckt sich ein Höhenrücken vom westlichen
Mittelmeerraum und Nordafrika über den Alpenraum und Mitteleuropa hinweg bis
nach Skandinavien, wobei sich Deutschland knapp westlich seiner Achse befindet.
Demgegenüber steht ein umfangreicher Höhentrog, der von Grönland weit nach Süden
bis westlich der Iberischen Halbinsel reicht. Korrespondierend dazu stehen sich
im Bodenniveau ein umfangreiches zentralsteuerndes Tiefdruckgebiet mit mehreren
Drehzentren über dem Seegebiet südöstlich von Island (mit einem Kerndruck
anfangs unter 960 hPa) und eine umfangreiche Hochdruckzone über Südosteuropa
gegenüber, von der aus ein Keil Richtung Mitteleuropa gerichtet ist. Deutschland
befindet sich zwischen beiden Druckgebilden, wobei der antizyklonale Einfluss
dominiert. Die Frontalzone verläuft nordwestlich von uns über die nördliche
Nordsee und Großbritannien hinweg Richtung Portugal, sodass sie auf unser Wetter
keinen Einfluss nimmt. Entsprechend erwartet uns nach Auflösung örtlicher
Nebelfelder ein vielfach sonniger Tag, zeitweise "getrübt" durch dünne
Cirrusbewölkung. Dazu kann sich im Westen und Süden etwas Saharastaub gesellen,
der für eine zusätzliche Trübung der Luftmasse bzw. für eine Verdichtung der
Cirrus-Bewölkung sorgen kann. Ausnahme bleibt noch der Norden und Nordosten des
Landes, wo sich anfangs noch mitteltroposphärische WLA anhand dichterer hoher
und mittelhoher Wolkenfelder bemerkbar macht.
Mit einer kräftigen südwestlichen Strömung gelangen zunehmend sehr milde
Luftmassen subtropischen Ursprungs zu uns. Bis zum Abend steigt die 850
hPa-Temperatur auf Werte zwischen 5 Grad in der Osthälfte und knapp über 10 Grad
im Lee der westlichen Mittelgebirge und (aufgrund der Überströmung der Alpen) am
Alpennordrand. Entsprechend ergeben sich im 2 m Niveau Höchstwerte von 14 bis 17
Grad im Westen und Südwesten sowie unmittelbar am Alpenrand. Bei schwachem bis
mäßigem, im Westen sogar teils frischem Süd- bis Südostwind sind bei Überströmen
der westlichen bzw. südwestlichen Mittelgebirge im Lee sogar Temperaturen bis 19
Grad zu erwarten - je nach Bewölkungsverhältnissen. Etwas niedriger liegen die
Höchstwerte im Norden, Osten und Südosten bei Werten zwischen 10 und 14 Grad, an
der See bleibt es noch etwas kälter.
Apropos Wind: Durch die Entwicklung und Vertiefung einer Frontalwelle bei Irland
kommt es zu einer leichten Gradientverschärfung, sodass der Wind im Westen und
auch in höheren Lagen auffrischt. Meist reicht es nicht für warnwürdige Böen.
Einzig auf dem Brocken kann es stürmische Böen Bft 8, am Abend auch erste
Sturmböen Bft 9 aus Süd bis Südwest geben. In den Alpen wird es leicht föhnig,
für einen Föhndurchbruch bis in die Alpentäler sollte es aber nicht reichen.

In der Nacht zum Sonntag kommt der Höhentrog ein wenig ostwärts voran und greift
mit seinem Südteil allmählich auf die Iberische Halbinsel über. Damit steilt die
südsüdwestliche Höhenströmung noch etwas auf und der sich zögernd nach Osten
verlagernde Höhenrücken wird erneut in seinem Westteil regeneriert. Im Bodenfeld
zieht das aus der Frontalwelle hervorgegangene Tief von den Hebriden ins
Seegebiet südöstlich von Island, während sich der vom Hochdruckgebiet über
Südosteuropa Richtung Mitteleuropa und dem Alpenraum gerichtete Keil etwas
verstärken kann. Somit ändert sich am Druckgradienten über dem Vorhersagegebiet
nur wenig. Auf dem Brocken treten weiterhin Sturmböen Bft 9 auf. Auch in den
Gipfellagen einiger Mittelgebirge kann es bedingt durch nächtliche
Low-Level-Jets zu einer Windzunahme mit einzelnen Böen Bft 7 kommen. In
Ostsachsen macht sich der Böhmische Wind etwas bemerkbar, sodass dort einzelne
Böen Bft 7 auftreten. Sonst gestaltet sich die Nacht ruhig bei vielfach klarem
Himmel. Insbesondere im Süden muss bei nur schwachen Luftbewegungen gebietsweise
mit Nebelbildung gerechnet werden, vor allem in Flussnähe. Zudem sinkt im Süden
die Temperatur vielfach in den leichten Frostbereich. Somit ist bei Nebel lokal
Glättebildung nicht ausgeschlossen.


Sonntag... greift der Langwellentrog mit seinem Südteil auf Portugal und Spanien
über. Der vom zentralen Mittelmeerraum bis nach Skandinavien reichende
Höhenrücken verändert seine Position kaum. Er wird flankiert von einem weiteren,
vom Ural bis in den östlichen Mittelmeerraum reichenden Höhentrog, sodass sich
insgesamt eine stabile Omegalage über weiten Teilen Europas eingestellt hat. Der
Höhenrücken stützt weiterhin eine ausgedehnte Hochdruckzone über Südosteuropa,
von der aus weiterhin ein Keil Richtung Deutschland gerichtet ist und der sich
sogar noch etwas weiter westwärts Richtung Benelux ausweiten kann. Der
Druckgradient fächert etwas auf, sodass der Wind insgesamt nachlässt. Auf dem
Brocken muss aber weiterhin mit Sturmböen Bft 9 gerechnet werden, die aber im
Laufe des Tages ebenfalls nachlassen. Mit Annäherung des westlichen Troges kommt
es über Spanien zu einer Zyklogenese, wodurch sich die föhnige Überströmung der
Alpen etwas verstärken kann und auf den Gipfeln einzelne stürmische Böen Bft 8
auftreten. Dabei ist nicht ausgeschlossen, dass der Föhn auch in einzelne Täler
durchgreift. Auch der Böhmische Wind bleibt ein Thema, denn der
Temperaturunterschied zwischen dem mit Kaltluft gefüllten Böhmischen Becken und
dem Erzgebirgsvorland verstärkt sich weiter. Entsprechend sind im Elbtal sowie
in der Lausitz einzelne Böen Bft 7 zu erwarten.
Der Wettercharakter ändert sich gegenüber dem Vortag nur wenig. Nach
Nebelauflösung, die im Südosten Bayerns durch den schwachen Wind zögernd sein
kann, ist es oft sonnig. Auch im Norden und Nordosten werden die Wolkenanteile
geringer. So kann auch die Temperatur insgesamt noch etwas ansteigen. Es werden
meist Werte zwischen 15 und 19 Grad erreicht, mit den höchsten Werten am
Nordrand von Eifel und Rothaargebirge. Da der Einfluss von Saharastaub und
Cirrusbewölkung etwas abnimmt, könnte es dort sogar lokal bis zu 20 Grad geben.
Kälter bleibt es im Nordosten und Südosten bei Werten zwischen 10 und 14 Grad
sowie an der See.

In der Nacht zum Montag beginnt der Trog über der Iberischen Halbinsel
abzutropfen. Die stabile Omegastruktur in der Höhenströmung bleibt aber
weiterhin erhalten. Der Höhenrücken kann sich sogar noch weiter verstärken,
sodass sich ein abgeschlossenes Höhenhoch südöstlich von Deutschland etabliert.
Auch das Bodenhoch kräftigt sich noch etwas und bleibt für uns weiter
wetterbestimmend. Die Föhnsituation an den Alpen hält an und auch der Böhmische
Wind kann in Ostsachsen weiterhin für Böen Bft 7 sorgen. Bei klarem Himmel und
schwachen Windverhältnissen steigt die Wahrscheinlichkeit für leichten Frost
auch in der Mitte und im Norden wieder etwas an, bleibt aber ein lokales
Phänomen. Im Süden hingegen ist wieder recht verbreitet mit Frost zu rechnen.
Zudem bilden sich in der Mitte und im Süden wieder gebietsweise dichte
Nebelfelder.

Montag... zeigt die Höhenströmung über Europa weiterhin eine Omegastruktur. Das
Höhenhoch kann sich weiter kräftigen und reicht schließlich etwa von Südpolen
bis nach Sizilien. Im Bodendruckniveau dominiert bei uns weiterhin der Einfluss
des Südosteuropäischen Hochs, das sich noch Richtung Frankreich und Nordsee
ausdehnen kann. Die Frontalzone verläuft immer noch westlich bzw. nordwestlich
von uns, wenngleich sie im Vergleich zu den Vortagen ein wenig ostwärts
vorankommt. Dies hat zur Folge, dass sich im Tagesverlauf in den Westen einige
hohe Wolkenfelder schieben können. Sonst ist abgesehen von einigen zähen
Nebelfeldern (insbesondere in der Donauregion) wieder viel Sonnenschein zu
erwarten. Der Druckgradient fächert weiter auf, sodass der Wind kaum noch eine
Rolle spielt. Somit lässt auch die Durchmischung nach, was einerseits dazu
führt, dass sich die Nebelfelder insbesondere in Bayern nur sehr zögerlich
auflösen. Auch die Temperaturen steigen nicht mehr überall auf so hohe Werte wie
am Vortag. Bei Höchstwerten zwischen 13 und 17 Grad, im Westen und Südwesten
nochmals bis 19 Grad bleibt es aber sehr mild. Kälter ist es bei Werten um 10
Grad bei zähem Nebel und an den Küsten. In den Alpen bleibt es weiterhin leicht
föhnig, wobei maximal Böen Bft 8 auf den Gipfeln erreicht werden sollten.

In der Nacht zum Dienstag schwenkt ein Randtrog von Großbritannien über die
Nordsee hinweg Richtung Skandinavien und flacht den Höhenrücken in seinem
nördlichen Teil etwas ab. Damit verbunden ist auch im Bodendruckfeld eine
Frontalwelle, die sich Richtung Norwegen verlagert und schließlich zu einem Tief
entwickelt. Dadurch kommt auch die Frontalzone etwas näher an das
Vorhersagegebiet heran und über dem Norden Deutschlands stellen sich leicht
zyklonale Verhältnisse ein. Klingt aber schlimmer als es ist, denn außer dem
Aufzug mehrschichtiger Bewölkung zeigt dies zunächst keinen Effekt. Sonst
dominiert weiterhin Hochdruckeinfluss, sodass in den anderen Landesteilen wieder
weitgehend klare Verhältnisse herrschen. Gebietsweise bildet sich Nebel. Im
Süden gibt es erneut leichten Frost, sonst bleibt es frostfrei. Der Föhn an den
Alpen bricht zusammen.

Modellvergleich und -einschätzung
--------------------------------------------------------------
Die Wetterentwicklung der kommenden Tage wird von den Modellen sehr ähnlich
prognostiziert.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Johanna Anger