DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

19-02-2021 10:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 19.02.2021 um 10.30 UTC



Weitgehend trockener und vielfach sonniger Witterungsabschnitt. Dabei sehr mild,
teils sogar ungewöhnlich mild.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 26.02.2021


Betrachtet man die Höhenströmung in 500 hPa zu Beginn der Mittelfrist am Montag
so erkennt man ein umfangreiches Höhenhoch, das vom Norden Afrikas über den
zentralen Mittelmeerraum und Mitteleuropa hinweg bis in den Süden Skandinaviens
reicht. Flankiert wird dieses Hoch von zwei Trögen, sodass sich eine stabile
Omegalage über weiten Teilen Europas eingestellt hat. Deutschland befindet sich
westlich der Höhenhochachse. Im Bodendruckniveau reicht der Einfluss eines Hochs
mit Schwerpunkt über Südosteuropa bis nach Deutschland, sodass ruhiges und
vielfach sonniges Wetter herrscht. Die in allen Höhenniveaus vorherrschende
südliche Strömung sorgt für die Zufuhr sehr milder Luftmassen. In 850 hPa liegen
die Temperaturen zwischen 6 und 10 Grad. Somit werden frühlingshafte Höchstwerte
zwischen 10 und 16 Grad erwartet, vor allem im Lee einiger Mittelgebirge im
Westen können für die Jahreszeit ungewöhnlich milde 18 Grad erreicht werden.

Am Dienstag beginnt der westliche flankierende Trog südwärts abzutropfen. An der
Großwetterlage ändert dies aber wenig, denn weite Teile Europas verbleiben unter
dem Höhenrücken bzw. Höhenhoch, dessen Zentrum sich nun über dem Norden Italiens
befindet. Das Bodenhoch verlagert seinen Schwerpunkt nach Westen Richtung
Italien und den Alpenraum. Entsprechend verbleiben auch wir weitgehend in dessen
Einflussbereich. Einzig der Norden Deutschlands wird von den Resten einer
Kaltfront eines Tiefs über dem Baltikum gestreift, die aber vor allem Wolken
bringen. Geringfügiger Regen bleibt die Ausnahme. Mit der Verlagerung des
Bodenhochs dreht der Wind vermehrt auf Südwest. Das Temperaturniveau geht ein
wenig zurück, insgesamt bleibt es aber sehr mild.

Am Mittwoch schwächt sich das Höhenhoch zwar etwas ab, der verbleibende
Höhenrücken erstreckt sich aber weiterhin über weite Teile Europas. An dieser
Konstellation ändert sich auch am Donnerstag wenig. Entsprechend dominiert auch
im Bodenniveau weiterhin hoher Luftdruck. Somit hält das vielfach sonnige und
milde Wetter weiter an. Etwas außen vor bleibt der Norden des Landes, der am
Rande der Hochdruckzone von dichteren Wolkenfeldern gestreift wird. Es bleibt
aber überwiegend trocken.

Am Freitag wird der Höhenrücken aufgrund einer Austrogung über Skandinavien
etwas nach Süden abgedrängt. Von Nordwesten greift die Kaltfront eines Tiefs mit
Kern über Finnland auf Deutschland über und erreicht am Abend etwa die Mitte des
Landes. Im Bodendruckfeld hat sich ein neues Hoch mit Schwerpunkt über den
Britischen Inseln etabliert, von dem ausgehend ein Keil nach Deutschland
gerichtet ist. Entsprechend gelangt die Front zunehmend unter antizyklonalen
Einfluss, sodass zumindest auf Basis des EZMW zwar viele Wolken, aber kaum Regen
zu erwarten sind. Allerdings gelangt postfrontal ein Schwall kühlerer Meeresluft
zu uns, wodurch die Temperatur in 850 hPa in der Nordhälfte zwischen 0 und minus
5 Grad und in der Südhälfte zwischen 0 und plus 7 Grad liegt. Entsprechend sind
die Höchsttemperaturen nicht mehr ganz so hoch wie an den Vortagen. Bei Werten
zwischen 9 und 15 Grad bleibt es aber für Ende Februar überwiegend sehr mild.

In der erweiterten Mittelfrist scheint sich die Großwetterlage Hoch Britische
Inseln zu festigen. Die Kaltfront schwenkt mit nur geringer
Niederschlagstätigkeit weiter südwärts. Insgesamt setzt sich also das von
Hochdruckeinfluss dominierte Wetter fort, wenngleich mit etwas kälteren
Verhältnissen als zuvor.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des EZMW-Modells kann als sehr gut bezeichnet werden, sodass das
gestrige Vorhersagekonzept überwiegend beibehalten werden kann. Leichte
Unterschiede zu den gestrigen Läufen gibt es bei der Frontpassage gegen Ende der
Mittelfrist. So erfolgt die Frontpassage und damit die Abkühlung auf Basis des
heutigen 00 UTC Laufs etwas langsamer als in den Vorläufen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die Globalmodelle GFS und ICON zeigen bis einschließlich Donnerstag einen sehr
ähnlichen Verlauf der Wetterentwicklung. Signifikante Unterschiede gibt es
ebenfalls nur bezüglich der Frontpassage am Freitag bzw. am kommenden
Wochenende. So erfolgt die Frontpassage bei ICON früher und unter deutlich
zyklonaleren Vorzeichen. Entsprechend unterschiedlich ist die
Niederschlagsausprägung. Während sich die Frontpassage bei EZMW nahezu trocken,
bei GFS nur mit geringfügigem Regen vollzieht, prognostiziert ICON am Freitag
über der Mitte und dem Südwesten Regenmengen zwischen 2 und 11 l/qm in 24
Stunden.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die "Rauchfahne" für Offenbach zeigt sowohl bei der Temperatur 850 hPa als auch
beim Geopotential 500 hPa über nahezu den gesamten Vorhersagezeitraum einen sehr
engen Verlauf der Ensemble Member. So wird der beschriebene sehr milde und
trockene Witterungsabschnitt auch vom Ensemble gestützt. Ab Freitag nimmt der
Spread zwar zu, der Temperaturrückgang wird aber sowohl vom Haupt- und
Kontrolllauf als auch von der Mehrheit der Member gezeigt. Niederschlagssignale
sind nur geringfügig vorhanden, was für die eher trockene Frontpassage spricht.
Auch in der Rauchfahne des ICON-EPS sind nur geringfügige Signale vorhanden,
sodass die Niederschlagsprognose des deterministischen ICON eine Einzellösung
darstellt und somit eher unwahrscheinlich ist.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Wie bereits gestern an dieser Stelle angemerkt wurde, sind tatsächlich
signifikant für diese Jahreszeit nur die Höchstwerte der kommenden Tage. So
zeigt auch der EFI über den gesamten Vorhersagzeitraum hinweg entsprechende
Signale.

Sonst bleibt an dieser Stelle nur anzumerken, dass am Mittwoch und Donnerstag
auf dem Brocken zeitweise Sturmböen Bft 9 aus Südwest auftreten. Sonst werden
keine Wettergefahren erwartet.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Johanna Anger