DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

19-02-2021 08:30
SXEU31 DWAV 190800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 19.02.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
SWa
Vielfach sonniges Frühlingswetter, im Westen und Südwesten lokal bis nahe 20
Grad. In den Nächten im Osten und Süden aber teils frostig und örtlich dichter
Nebel.


Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
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Freitag... zieht die weitgehend okkludierte Front eines sich auffüllenden Tiefs
mit Zentrum nördlich der Färöer über Vorpommern ostwärts ab. Im Südteil verläuft
sie über Tschechien und entlang der Donau eher strömungsparallel schleifend,
bevor sie über Frankreich als Warmfront rückläufig wird. Während damit von
Berlin bis nach Rügen der leichte Regen mit Stundensummen die kaum einmal 1 l/qm
überschreiten in den Vormittagsstunden rasch endet, regnet es entlang und
südlich der Donau noch bis in den Mittag hinein immer wieder leicht vor sich
hin, mehr als 5 l/qm kommen in der Summe aber auch dort nicht zusammen. Der
angedachte gefrierende Regen in Teilen Ostbayerns trat glücklicherweise nur ganz
vereinzelt und sehr kleinräumig auf, da sich die Abkühlung vor Erreichen der
Front durch die weit vorlaufende mehrschichtige Bewölkung in Grenzen hielt. So
gingen die Belagstemperaturen auch im östlichen Zipfel Niederbayerns nur auf
Werte nahe 0, aber nicht großartig darunter zurück. Zudem traten erste
signifikante Niederschlagssummen erst jetzt am Vormittag und nicht in den frühen
Morgenstunden auf.

Bevor sich der medial bereits mehrfach gewürdigte Rücken im Vorfeld eines
atlantischen Langwellentroges über Mitteleuropa aufwölbt, passiert uns im
Nordosten unmittelbar postfrontal noch ein kleines Höhentief, das in 500 hPa
immerhin Temperaturen nahe -30 Grad aufweist. Bevor die Labilität mit Lapse
Rates von -0.7K/100m allerdings greifen kann, ist die höhenkälteste Luft schon
über Polen angelangt und starke NVA bewirkt überlagerndes Absinken, so dass auch
nach Abzug der Front keine nennenswerten Schauer auftreten.

Vielmehr lockert die Bewölkung (mit Ausnahme des frontalen Restgeschehens im
Süden) unter dem Rücken zeitweise auf, der lediglich im Norden und Nordwesten
von schwacher Warmluftadvektion überlaufen wird. Dementsprechend ziehen dort
zeitweise dichtere, meist aber nur hohe oder mittelhohe Wolkenfelder durch. Der
Höhenrücken stützt auch am Boden einen Keil, dessen Achse sich von den Alpen im
Tagesverlauf bis zur 1015 hPa-Isobare über Schleswig-Holstein erstreckt. Die
Frontpassage bringt in der Höhe vorübergehend ein Schwall subpolarer Meeresluft
mit 850 hPa Temperaturen unter 0 Grad mit sich, weshalb sich die Höchstwerte mit
10 bis 16 Grad, in Teilen Bayerns (wo es am längsten regnet) sowie im Nordosten
mit 5 bis 10 Grad noch etwas im Zaum halten. Der Wind weht schwach, im Norden
mäßig und dreht im Tagesverlauf von West auf Süd. An der vorpommerschen Küste
können in exponierten Lagen einzelne Windböen (Bft 7) angekratzt werden.

In der Nacht zum Samstag schießt rückseitig Kaltluft in den Ostatlantiktrog
hinein, womit dieser sich weiter nach Süden bis fast schon zu den Kanaren
ausweiten kann. Als Konsequenz steilt die Strömung über Mitteleuropa weiter auf
und der Rücken baut sich weiter nach Norden bis nach Mittelschweden auf.
Gemeinsam mit dem sich ostwärts anschließenden Trogkomplex, der von Russland bis
in den Nahen Osten reicht, sind die Zutaten für eine stabile Omegalage
gegebenen.

Die Ausläufer des wellenden Frontenzuges über der Nordsee und westlichen Biskaya
streifen dabei weiterhin den Norden und Nordwesten des Landes mit mittelhohen
Wolkenfeldern. Ein paar Tropfen gibt es aber höchstens auf den Nordseeinseln.
Sonst ist es teils klar und bei nur schwacher Luftbewegung (vorrangig Süd bis
Südost) muss vor allem in Bayern, wo es zuletzt geregnet hat, sowie in generell
in Flussnähe in der Südhälfte Deutschlands mit teils dichten Nebelfeldern
gerechnet werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass dabei Sichtweiten von 150 Metern
unterschritten werden, liegt laut WarnMos bei satten 50-70% zwischen München und
Regensburg mit Schwerpunkt entlang der Donau. Die Herausgabe von Warnungen
könnte in diesen Bereichen eventuell schon mit Vorlauf von mehr als einer Stunde
getroffen werden. Sonst finden sich vor allem noch im Umfeld der Rhön im WarnMos
nennenswerte Signale von 30-50%.

Je nach Taupunktverteilung und Timing der Nebelbildung tritt in Teilen Ost- und
Süddeutschlands gebietsweise leichter Frost bis -2 Grad auf. Vereinzelt kann es
zu leichten Reifablagerungen kommen. Am Nordrand der Mittelgebirge in NRW sinken
die Tiefstwerte hingegen gerade mal leicht unter die +10 Grad-Marke.

Samstag... entwickelt sich aus einer Welle südlich von Irland ein ausgewachsenes
Sturmtief, das am Abend mit einem Kerndruck von 965 hPa die Hebriden erreicht.
Durch die sich verstärkende WLA über der Nordsee, respektive Norwegischen See,
wird der Rücken über Mitteleuropa gestützt. Die Achse liegt oberhalb von 600 hPa
mehr oder weniger genau über Deutschland, unterhalb davon leicht östlich über
Polen. Damit wird niedertroposphärisch die weitere Warmluftzufuhr aus Südwesten
gesichert. Die Advektion erfolgt dabei direkt aus Marokko und Algerien und dank
der strammen Strömung auch fast ohne Umwandlung (xS). So schiebt sich bis zum
Abend die +10 Grad Isotherme in 850 hPa von Frankreich kommend bis in den Westen
Deutschlands herein und auch an der Alpennordseite wird föhnbedingt ein
Warmluftberg mit mehr als 10 Grad im Grenzschichtniveau aufgebaut. Entlang der
Oder sind es in der gealterten Luftmasse immerhin auch schon +5 Grad (xSp).

Nun stellt sich entsprechend die Frage nach den Höchstwerten - wie steht es also
um Einstrahlung und Durchmischung? Die WLA-Streifschüsse im Norden und
Nordwesten werden allmählich zur freien Nordsee und Richtung Dänemark
rausgedrückt, so dass die Sonne auch in Norddeutschland zumindest
durchschimmernd zu sehen sein wird. Südlich davon wird einiges an ausgedehnten
Cirrus- und Cirrostratusfeldern simuliert, die auch in Verbindung mit dem
Herantransport von Saharastaub stehen können. Schaut man sich die Trajektorien
und Ausbreitungsrechnungen dafür an, so erkennt man schon eine gewisse
Konzentration gerade über dem Westen und Süden des Landes, der durchaus
plausibel ist.

Die Durchmischung ist vor allem im Westen dank des mäßigen Südostwindes gut, der
in den Leelagen von Eifel und Rothaargebirge bei Oberwinden von 30 Knoten in 925
hPa auch zeitweise Windböen (Bft 7) bringen kann. Gleiches gilt für
windanfällige Lagen in Ostsachsen (Stichwort: Böhmischer Wind) und den Nordrand
des Harzes. Sonst weht der Wind nur schwach.

Insofern muss man festhalten, dass angesichts von prognostizierten Höchstwerten
von 18-19 Grad lokal im Westen und Südwesten (MOS-Mix und auch die
deterministischen Modelle) die Trübung eher den entscheidenden Ausschlag gegen
die Überschreitung der 20 Grad-Marke geben sollte.

Die Nacht zum Sonntag verläuft ähnlich wie die Vornacht. Im Südosten tritt
stellenweise leichter Frost auf und gebietsweise bildet sich Nebel - nur ganz
vereinzelt mit Glätteerscheinungen durch Reifbildung zuvor oder gefrierende
Nebelnässen mit dessen Bildung. Auch die Signale im WarnMos sind ähnlich, wenn
auch mit etwas geringerer horizontaler Ausdehnung. Sonst ist es oft gering
bewölkt und entlang der Flussläufe in den Frühstunden teils ebenso mit Bildung
flacher Nebelfelder bei Tiefstwerten zwischen 8 und 0 Grad.

Sonntag... verlagert der Höhenrücken seine Position nur unwesentlich nach Osten,
womit sich das freundliche Frühlingswetter nahtlos fortsetzt. Durch den
beginnenden Cut-Off Prozess über der Iberischen Halbinsel wird die südliche
Höhenströmung noch antizyklonaler über Deutschland akzentuiert, womit sich auch
hohe Wolkenfelder immer häufiger auflösen sollten und der direkte Zustrom der
Saharastaub getränkten Luft über Frankreich abreißt. Zähe Nebelfelder entlang
der Donau sollten bis spätestens zum frühen Nachmittag mehrheitlich der
Vergangenheit angehören.

Allerdings geht parallel dazu der Gradient im Westen zum Nachmittag ein wenig in
die Knie, da der Druck über Frankreich beginnt zu steigen. Insofern bleibt
fraglich, ob es denn am Sonntag lokal für 20 Grad reicht - tendenziell etwas
wahrscheinlicher als am Samstag. Wie auch immer, aufmerksame Leser des "Thema
des Tages" wissen ohnehin, dass selbst 20 Grad weitab jedweder Rekorde für
Februar liegen und inzwischen im Schnitt fast alle 2 Jahre auftreten. Insofern -
einfach genießen (soweit möglich), selbst wenn es "nur" 10 bis 15 Grad werden
wie Osten und Südosten.

Böen der Stärke 7 Bft in Verbindung mit Böhmischem Wind sind am Sonntag etwas
wahrscheinlicher, da neben der Druckkomponente die thermische eine immer größere
Rolle spielt. So läuft das Böhmische Becken mit Nebel und Hochnebel voll, so
dass mit man +5 Grad im Nebel und bis +15 Grad auf deutscher Seite doch einen
beträchtlichen Temperaturgegensatz auf engstem Raum hat. Zudem bekommen der
Brocken und die Alpengipfel zeitweise Sturmböen ab. Für einen Föhndurchbruch bis
in die Täler könnte es am Nachmittag bis zu 7 hPa prognostizierter Drucktendenz
zwischen Bozen und Innsbruck kurzzeitig reichen.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen in den Basisfeldern keine relevanten
Unterschiede.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Robert Hausen