DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

18-02-2021 18:01
SXEU31 DWAV 181800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 18.02.2021 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Nachts Frontpassage mit Sturmböen auf den Bergen, im Südosten gefrierender
Regen. Nachfolgen zunehmender Hochdruckeinfluss.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC
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Aktuell ... greift ein Trog, der sich von den Färöer Inseln bis nach Frankreich
erstreckt, auf den Nordwesten Deutschlands über. Ein daran gekoppeltes
Frontensystem zieht in der Nacht zu Freitag rasch ostwärts ab. Kräftige WLA auf
der Trogvorderseite stützt einen breiten Höhenrücken, der sich von Tunesien über
Deutschland bis nach Norwegen erstreckt. Dieser wird mit Annäherung des Troges
vor allem über Mitteleuropa nach Osten abgelenkt. In der ersten Nachthälfte
befindet sich dessen Achse bereits über Osteuropa.
Mit Annäherung des Frontensystems nimmt auch der Druckgradient zu. Vor allem im
Westen und Norden treten Windböen (7 BFT) aus Südost auf. Auch an einigen Berg-
und Kammlagen treten stürmische Böen (8 BFT) auf. Auf dem Brocken und auf den
Feldberg sind auch Sturmböen (9 BFT) wahrscheinlich. Nach Frontpassage lässt der
Wind aber spürbar nach. Vor der Kaltfront liegen die 850 hPa Temperaturen
zwischen +3 und +7 Grad. Hinter der Kaltfront fließen kühlere Luftmassen um -2
Grad in 850 hPa ein.
In der Nacht zu Freitag bleibt es aber in weiten Teilen des Landes frostfrei. In
Südostbayern jedoch, wo sich am längsten der Hochdruckeinfluss hält und für
stärkere nächtliche Ausstrahlung sorgt, gibt es leichten Frost. Auch wenn die
frontgebundenen Niederschläge (Regen) im Süden nur von geringer Natur (meist <1
l/qm) sind, könnte es im Südosten des Landes doch zu gefrierenden Regen kommen.
Wie weit die Niederschläge in den Südosten des Landes vorrücken können, ist aber
noch unsicher. Da im Süden der Hochdruckeinfluss weiterhin stark bleibt, wird
die Front nach Süden hin blockiert und gerät unter Absinken.
Währenddessen kommt es über dem Ostatlantik erneut zu einer veritablen
Austrogung und vorderseitig zu einer erneuten kräftigen WLA. Diese kräftigt
ausgangs der Nacht zu Freitag den Höhenrücken über Südeuropa, so dass sich
dieser nach Trogabzug wieder über Westeuropa aufwölben kann.

Freitag ... entwickelt sich der nach Polen abgezogene Trog zu einem
Kaltlufttropfen, der sich im Laufe des Freitags nach Südosten verlagert und
nachfolgend mit dem Wettergesehen über Deutschland nichts mehr zu tun haben
wird. Vormittags sorgt der Trog aber noch für die eine oder andere Windböe an
der Ostseeküste, bis der Gradient auch dort soweit auffächert, das auch dort der
Wind abflaut.

Der wieder gestärkte Höhenrücken über Westeuropa verlagert sich an der
Vorderseite des atlantischen Troges langsam Richtung Mitteleuropa. Die über dem
Süden liegende Kaltfront löst sich unter dem wieder zunehmenden
Hochdruckeinfluss allmählich auf. Vor allem vormittags können aber noch ein paar
Tropfen Regen fallen. Die Achse des Rückens liegt in der Nacht zu Samstag mittig
über Deutschland. Ganz so wolkenfrei, wie das 500 GeoPot Feld muten lässt bleibt
es aber nicht. Der Höhenrücken wird von Warmluftadvektion überlaufen und sorgt
so für mehrschichtige Bewölkung die am Abend und in der Nacht zu Samstag in die
Mitte und den Norden zieht. Es bleibt aber niederschlagsfrei.
In 850 hPa ist es bei Temperaturen zwischen -1 und +3 Grad frischer als tags
zuvor. Am Boden kann sich die Luft bei zeitweiligem Sonnenschein aber auf
Höchstwerte zwischen 8 und 12, am Oberheingraben auch bis 15 Grad erwärmen.
Nachts kühlt es aber auf Werte zwischen 7 und 3, im Osten und Südosten auch bis
-2 Grad ab. Verbreitet muss aber mit leichten Bodenfrost gerechnet werden. Bei
der teils feuchten Grundschicht muss vor allem im Süden mit Dunst- und
Nebelbildung gerechnet werden.

Samstag ... amplifiziert sich der atlantische Langwellentrog weiter südwärts.
Auf dessen Vorderseite kann sich der Höhenrücken über Mitteleuropa weiter
stärken und bis nach Nordnorwegen ausgreifen. Insgesamt steilt die
südsüdwestliche Grundströmung weiter auf, so dass es an den Alpen auch etwas
föhnig werden kann. Eventuell reicht es für die Alpengipfeln für stürmische Böen
aus Süd. Auch auf dem Brocken sind stürmische Böen denkbar. Ansonsten bleibt es
windtechnisch betrachtet warnfrei über Deutschland.

Auf der Westflanke des Höhenrückens strömen zunehmend mildere Luftmassen (in 850
hPa um +10 Grad) in den Westen ein. Die Luft erwärmt sich am Tage zwischen 11
Grad im Osten und bis 18 Grad im Westen. Nachts kühlt es zwischen +8 Grad am
Niederrhein und bis -2 Grad im Südosten ab. Abgesehen von dem Nordwesten, tritt
verbreitet Bodenfrost auf. Nach Süden hin gibt es nachts erneut eine gewisse
Dunst- und Nebelneigung.

Am Abend und in der Nacht zu Sonntag nähert sich der atlantische Trog weiter an,
dabei steilt die Strömung noch etwas auf und der Gradient nimmt an der
Westflanke des Rückens etwas zu. Vor allem im Aachener Raum und in den
westlichen Mittelgebirgen kommt es bei einer südöstlichen Anströmung zu einigen
Wind- evtl. auch zu stürmischen Böen.

Sonntag ... bleibt der Höhenrücken weiterhin bestimmend für unser
Wettergeschehen. Der atlantische Trog amplifiziert noch etwas weiter nach Süden
und nähert sich Westeuropa weiter an. Der Höhenrücken wird von dem nähernden
Trog etwas nach Osten verdrängt, damit bleibt der Zustrom recht milder
Luftmassen erhalten. Die dazugehörige Frontalzone bleibt aber weiterhin westlich
bzw. auch nördlich von uns. Die +10 Grad in 850 hPa befindet sich nun verbreitet
über Deutschland. Nach Auflösung nächtlicher Nebel- und Dunstfelder wird es ein
recht sonniger und sehr milder Frühlingstag mit Höchstwerten bis 20 Grad.


Modellvergleich und -einschätzung
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Ob es Freitag früh für gefrierenden Regen reicht, ist aktuell noch unsicher,
bzw. wird von den betrachteten Modellen unterschiedlich simuliert.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Christina Speicher