DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

18-02-2021 13:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 18.02.2021 um 10.30 UTC



Ruhiges und sehr mildes Vorfrühlingswetter.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 25.02.2021


In der kommenden Woche zeigt IFS eine durchwegs antizyklonale Wetterlage, die
zudem von sehr milden Luftmassen geprägt ist. Am Sonntag, zum Beginn des
Mittelfristzeitraums, wölbt sich ein Rücken vom zentralen Mittelmeerraum über
Mitteleuropa hinweg bis nach Skandinavien auf, wobei Deutschland westlich des
Achse des Rückens liegt. Dieser ist von weit nach Süden ausgreifenden Trögen
flankiert. Bodennah steht hohem Luftdruck über Südosteuropa tiefer Luftdruck im
Westen und Südwesten Europas gegenüber. In allen Niveaus herrschen südliche
Windkomponenten vor, so dass eine sehr milde Luftmasse nach Deutschland gelangt,
die an den Alpen auch noch schwach föhnig erwärmt wird. In 850 hPa werden meist
8 bis 10 Grad, an den Alpen sogar noch etwas mehr erreicht. In trockener
Luftmasse darf nach Auflösung von Frühnebelfeldern mit viel Sonne gerechnet
werden. Die Höchstwerte erreichen frühlingshafte 12 bis 16 Grad, im Lee einiger
Mittelgebirge (vor allem im Westen) auch etwas mehr, in einigen Niederungen
etwas weniger.
Am Montag verschiebt sich die Achse des Rückens etwas nach Osten, die beiden
unseren Rücken flankierenden Tröge tropfen allmählich ab. Am Wetter in
Deutschland ändert sich nichts.
Am Dienstag wird der Rücken über Skandinavien abgehobelt, es verbleibt ein
Höhenhoch mit Schwerpunkt über dem Balkan, wohingegen Höhentiefs über Algerien
und der Levante liegen. Weil sich das Bodenhoch etwas nach Süden verschiebt und
nördlich unseres Landes der Druck fällt, dreht der Wind von Südost auf Südwest.
Zudem gelangen Frontreste eines Nordmeertiefs über unser Land und bringen dem
Norden Wolken, aber kaum Regen. Das Temperaturniveau geht in 850 hPa geringfügig
zurück auf 2 Grad im Norden und 8 Grad im Süden. Auch bodennah dürfte dies zu
einer leichten Abkühlung führen.
Am Mittwoch wölbt sich der Höhenrücken erneut auf und liegt auch noch am
Donnerstag über unserem Land. Zwischen hohem Luftdruck im Südosten und tieferem
Luftdruck im Nordwesten kommt der Wind schwach aus Süd. Damit wird erneut
mildere Luft herangeführt. Eine Kaltfront zieht am Donnerstag von Nordwesten
heran und sorgt auf ihrer Rückseite über Westeuropa für Druckanstieg, so dass
der Wind auf West dreht. Am Abend erreicht die Front selbst den Nordwesten des
Landes und schleift in der Nacht zum Freitag über den Norden Deutschlands
hinweg, wobei wenig Regen fällt. Das Temperaturniveau geht vor allem im Norden
etwas zurück.
Am Freitag schwenkt die Kaltfront noch etwas weiter nach Südosten und bringt der
Nordosthälfte Deutschlands viele Wolken und Regen. Ihr folgt ein Höhentrog, doch
anschließend folgt schon wieder ein Rücken. Dieser stützt ein Hoch, dass sich
zum Samstag über der Nordsee einnistet. Damit stellt sich wieder ruhiges und
trocknes Wetter ein, aber bei deutlich kühlerem Temperaturniveau als zuvor.
Zudem gelangt in den Nordosten des Landes in die Grenzschicht recht feuchte
Luft.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen Laufes mit seinen beiden Vorgängerläufen ist bis
nächsten Donnerstag hervorragend. Erst in der erweiterten Mittelfrist zeigte der
gestrige 00-UTC-Lauf das Übergreifen der Kaltfront und den nachfolgenden Trog
etwas zögerlicher, während der gestrige 12-UTC-Lauf dem heutigen 00-UTC-Lauf
sehr stark ähnelt.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis zum kommenden Freitag zeigt GFS eine sehr ähnliche Entwicklung wie IFS. GEM
und UKMO zeigen ab Dienstag eine etwas weniger antizyklonale Variante, so dass
bei GEM am Dienstag etwas Regen auch mal etwas weiter nach Norddeutschland
hereinzieht. ICON lässt am Dienstag in der zweiten Tageshälfte eine Kaltfront
weit nach Deutschland eindringen, die erst am Mittwoch als Warmfront wieder nach
Norden geführt wird. Damit wäre deutlich mehr Wind im Spiel und auch Regen in
der gesamten Nordhälfte.
In der erweiterten Mittelfrist ergeben sich größere Unterschiede. GFS lässt
ebenso kältere Luft einsickern, dann allerdings unter zunehmend zyklonalen
Verhältnissen. Bei GEM wird dagegen die kältere Luft schneller wieder nach Osten
abgedrängt und das Hoch zieht bis nach Deutschland.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Mittelfristzeitraum (Di, 00 UTC bis Do, 00 UTC) verteilt sich das
IFS-Ensemble auf insgesamt vier Cluster, die sich aber über Mitteleuropa stark
ähneln und durchwegs eine große positive Geopotentialanomalie zeigen. Auffällig
ist lediglich Cluster 2 (15 Mitglieder), der am Dienstag einen etwas markanteren
Kurzellentrog über die Nordsee laufen lässt. Dies könnte dann im Norden
Deutschland vielleicht etwas mehr Regen und etwas Wind bringen. In der
erweiterten Mittelfrist gibt es nur ein Cluster. Dieses zeigt weiterhin hohes
Geopotential und eine Hochdrucklage, wobei der Norden Deutschlands von Fronten
gestreift werden könnte.
Betrachten wir die Rauchfahnen des IFS an drei fabelhaften Orten Deutschlands,
stellvertretend für den Norden, die Mitte und den Süden des Landes: In Hamburg
zeigt die Kurvenschar der 850-hPa-Temperatur eine größere Delle am kommenden
Dienstag, von etwa 10 Grad auf 3 Grad. Danach soll die Temperatur am Mittwoch
ein erneutes Maximum mit 9 Grad erreichen, bevor sie langsam bei größer
werdender Streuung zurückgeht. Das Potential ist durchwegs auf hohem Niveau und
erreicht am Mittwoch sein Maximum. Danach steht ebenso ein Rückgang an bei
Zunahme der Streuung. Ab Donnerstag nehmen schwache Niederschlagssignale zu. In
Offenbach fällt die Temperaturdelle am Dienstag schwächer aus und
Niederschlagssignale gibt es erst am Freitag, dann aber deutlicher. In Augsburg
ist das Temperaturniveau bis kommenden Donnerstag bei geringer Streuung
durchwegs sehr hoch und nimmt erst danach ab. Auch das Potential bleibt gegen
Ende noch sehr hoch, was unterstreicht, dass der Norden vielleicht an den Rand
der Frontalzone gerät, der Süden aber unter Hochdruckeinfluss verbleibt.
Trotzdem zeigen sich am Freitag und Samstag Niederschlagssignale.
Die GFS-Rauchfahnen (Kantuzergramme) zeigen eine sehr ähnliche Entwicklung. Zum
Ende (nächsten Freitag) ist aber vor allem in Hamburg eine deutlichere Tendenz
zum Temperatur- und Potentialrückgang zu erkennen. Nach Süden zu wird dieses
Signal unsicherer, ist bei GFS aber auf jeden Fall deutlicher als bei IFS.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Das Einzige was im Mittelfristzeitraum als signifikant zu betrachten ist, ist
die hohe Temperatur. Dies zeigt auch der EFI.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, IFS-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann