DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

15-02-2021 18:01
SXEU31 DWAV 151800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 15.02.2021 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
In der Nacht gefrierender Regen mit Glatteis, im Osten zunächst Schnee. Im
weiteren Verlauf deutlichere Milderung.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC
-------------------------------------------------------------
Aktuell ... liegen wir im Bereich eines sich aufwölbenden Keils, der sich von
der Iberischen Halbinsel bis ins Nordmeer erstreckt. Im Verlauf der Nacht
erneuert kräftige WLA auf der Vorderseite eines Troges über dem östlichen
Atlantik den Keil von Westen her, sodass sich an der Lage der Achse quasi nichts
ändert. Am Boden überquert die okkludiert Front den Norden und den Osten. Im
Süden wird die Front zurückgehalten und zunehmend rückläufig. Grund dafür ist
der Übergang der Front in die Warmfront des Tiefs YUKON, dass westlich von
Schottland ins Nordmeer zieht.

Dadurch wird erwärmten Meeresluft zu uns geführt, die für eine geschlossene
Wolkendecke sorgt. Sollte sie dennoch örtlich aufreißen, so kann sich vor allem
über Schnee dichten Mischungsnebel geben. Weiterhin besteht in den
Mittelgebirgen die Gefahr von Sichtbehinderungen durch aufliegende Wolken.

Mit der Front verbunden ist weiterhin ein Niederschlagsgebiet. Diese fallen im
Osten meist als Schnee. Weiter im Westen, am Übergang zum Regen ist aber auch
weiterhin mit Glatteisregen zu rechnen, wenn auch in geringerer Verbreitung und
Intensität wie heute tagsüber. Auf der Rückseite der Front kann es weiterhin in
der feuchten Grundschicht zu gefrierendem Nieselregen kommen. Weiterhin darf
auch das Überfrieren von Nässe aufgrund des weiterhin kalten Bodens nicht
vergessen werden. Auch im Südosten muss vor allem in den kalten
Mittelgebirgstälern mit gefrierendem Regen mit Glatteis gerechnet werden. Dabei
sind auch unwetterartige Ereignisse nicht ausgeschlossen.

Im Westen bleibt es in der Nacht frostfrei, während es nach Osten zu leichten,
im Bereich der östlichen Mittelgebirge auch mäßigen Frost gibt.


Dienstag ... überstreicht die Achse des Keils Deutschland von West nach Ost, was
für antizyklonalen Einfluss spricht. Dem wirkt jedoch kräftige WLA entgegen. Am
Boden erreicht den Norden schon in der Frühe eine Warmfront, ihr folgt in den
Mittagsstunden die Kaltfront und bis Tagesende erreicht die dann weitgehend
okkludierte Front den Osten. Nennenswerte Hebungsprozesse sind an der Front
nicht zu erwarten. Aber im Süden und Osten fallen anfangs noch etwas Schnee oder
teilweise gefrierender Sprühregen.

Freundliche Abschnitte sind vor allem im Süden und teils auch im äußersten
Westen zu erwarten. Erwähnenswert ist weiterhin der Wind. Er weht aus Südwest
bis West und nimmt mit Herannahen der Front zu. Dabei kann es vor allem auf
exponierten Lagen der Gebirge zu steifen bis stürmischen Böen kommen (Bft 7 bis
8).

Die andauernde Advektion von Warmluft sorgt bis zum Abend dafür, dass die
Temperatur in 850 hPa auf Werte zwischen 1 Grad an der Oder und 8 Grad im
Südwesten ansteigt. Daher sind in der Südwesthälfte am Nachmittag Höchstwerte
über 10 Grad wahrscheinlich, am Oberrhein bei Sonne u.U. 13 bis 15 Grad. Auch in
der Osthälfte sind 2 bis 5 Grad drin.

In der Nacht zu Mittwoch überquert das okkludierte Frontensystem des Tiefs
YUKON, das mittlerweile bei Island liegt, die Mitte und den Osten der Republik.
Verstärkt wird die frontale Wetteraktivität durch einen Kurzwellentrog, der den
Norden und die Mitte von West nach Ost überquert. Die Niederschläge fallen als
Regen, die Schneefallgrenze liegt meist bei über 1000 m. Unter Umständen kann es
in einigen Tälern der süd- und ostdeutschen Mittelgebirge noch gefrierenden
Regen geben. Die Mengen liegen meist bei 2 bis 5 mm in 12h, an der Ostsee teils
auch bis 10 mm/12h. die Nacht bleibt meist frostfrei, lediglich im Südosten gibt
es vereinzelt Luftfrost, verbreiteter allerdings Bodenfrost. Daher ist dort
vereinzelt mit überfrierender Nässe zu rechnen


Mittwoch ... sorgt WLA in den Keil bei uns erneut für dessen Regeneration. Der
kurzwellige Trog und die Front haben sich mittlerweile in Richtung Nordosten
verzogen. Dahinter steigen sowohl der Druck als auch das Potential an. Anfangs
gibt es im äußersten Osten und Südosten noch letzte Niederschläge, meist als
Regen, in den Alpen als Schnee. Rückseitig strömt leicht erwärmte Meeresluft zu
uns. Diese führt zu Maximalwerte von 5 Grad im Nordosten und auf bis zu
frühlingshaften 13 Grad am Oberrhein.

Weiterhin ist Wind am Mittwoch ein Thema. Vor der herannahenden Kaltfront eines
Tiefs westlich von Schottland verstärkt sich der Gradient. Warnwürdige Böen gibt
es vor allem in den Kammlagen der Mittelgebirge, am Nachmittag vereinzelt aber
auch Böen der Stärke Bft 7 im Bereich Emsland und Münsterland.

In der Nacht zum Donnerstag kommt es im Bereich des Ärmelkanals an der Front zu
einer Verstärkung eines Wellentiefs hin zu einem abgeschlossenen Tief. Ein auf
der Vorderseite entstandenes Niederschlagsgebiet erreicht in der Nacht die
Küstenregion mit Regen. Dabei werden für Schleswig-Holstein gebietsweise 5 bis
10 mm/12h Regen simuliert.

Weiterhin muss in weiten Teilen des Landes aufgrund des kalten Bodens mit Nebel
gerechnet werden. Die Nachttemperaturen sinken im Süden in den leichten
Frostbereich, in der Mitte und im Norden sinken die Temperaturen auf 6 bis 1
Grad. Allerdings wird es in der gesamten Südhälfte Bodenfrost geben.


Donnerstag ... schwenkt der Keil rasch in Richtung Osten und von Westeuropa
nähert sich ein Trog, der bis Tagesende auf den Westen übergreift. Anfangs gibt
es im Norden noch etwas Regen, im Rest des Landes ist es zunächst trüb aber
trocken, ehe in den Abendstunden das Niederschlagsband eines weiteren
Frontensystems auf den Westen übergreift. Auf der Vorderseite wird zuvor milde
Luft zu uns geführt, sodass die T850 bis zum Abend auf Werte zwischen 8 Grad in
Süddeutschland sowie 2 Grad im Nordosten ansteigt.
Weiterhin nimmt mit dem Frontensystem auch der Wind wieder zu, Warnschwellen
werden aber nur auf den Alpengipfeln bzw. auf einigen Gipfeln der westdeutschen
Mittelgebirge überschritten.
Die Tageshöchstwerte liegen am Donnerstag bei 8 bis 13 Grad, lediglich im
Nordosten bei 4 bis 6 Grad.

In der Nacht erreicht die Front und das Niederschlagsgebiet auch den Osten. Nach
Durchgang der Kaltfront sinkt die T850 im Westen wieder unter den Gefrierpunkt.

Die Niederschläge sind jedoch meist in der flüssigen Phase, lediglich im
Südosten, dort wo die Temperaturen auf Werte um den Gefrierpunkt sinken, kann es
zu Glatteis kommen. Sonst liegen die nächtlichen Tiefstwerte bei 2 bis 5 Grad.


Modellvergleich und -einschätzung
----------------------------------------------------------------
Die Modelle zeigen für die nächsten Tage nur unwesentliche Unterschiede.
Allerdings muss für das Monitoring der Glatteislage bis morgen früh weiterhin
"auf Sicht" gefahren werden.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Rolf Ullrich