DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

15-02-2021 10:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 15.02.2021 um 10.30 UTC



Nach Niederschlägen zu Beginn setzt sich meist trockenes und mildes Wetter
durch.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 22.02.2021


Die Mittelfrist startet mit einem Keil über Deutschland. Allerdings steht über
Westeuropa ein Trog bereit, der in der Nacht zum Freitag ostwärts durchschwenkt
und mit seiner Achse Deutschland gegen Freitagmittag verlässt. Aus dem Trog
tropft ein Höhentief ab, das sich in der Folge süd-südostwärts verlagert und
rasch an Einfluss auf unser Wetter verliert. Anschließend baut sich ein
markanter Keil über Mitteleuropa auf, der uns mit Ausnahme kleinerer Randwellen
bis zum Ende der Mittelfrist erhalten bleibt.

Im Detail bedeutet die Lage für den Donnerstag ab den Nachmittagsstunden Regen,
in den Gipfellagen der Mittelgebirge auch nasser Schnee. Mit leicht ansteigendem
Druckgradienten sind zudem in den Berglagen stürmische Böen oder Sturmböen
möglich. Da sich der Trog aufgrund des neuen Rückens nicht so stark
amplifizieren kann wie bisher angenommen, weiten sich die Niederschläge nicht
bis an die Alpen aus. Südlich der Donau bleibt es voraussichtlich trocken.

Nach Abzug des Troges bzw. Abtropfen des Tiefs über Polen, setzt sich von
Südwesten her der Rücken in Deutschland allmählich durch und hält die
atlantischen Störungen fern. Nur im Nordwesten und Norden können noch Ausläufer
eines kräftigen Tiefs mit Zentrum bei den Britischen Inseln am Samstag dichtere
Wolken und etwas Regen bringen.

Von Sonntag bis Mittwoch setzt sich der Keil in weiten Teilen des Landes durch.
Dabei liegt die Achse am Sonntag direkt über Deutschland. Am Montag flacht der
Keil im Norden des Landes etwas ab und die Strömung wird zyklonaler. Allerdings
werden Tiefdruckgebiete über dem Atlantik weit nach Norden abgelenkt, sodass ihr
Einfluss auf unser Wetter voraussichtlich gering bleibt.

Bemerkenswert sind die Temperaturabweichungen über Deutschland und über der
gesamten Westhälfte Europas. Mit Höchstwerten bei uns ab Samstag meist zwischen
10 und 15 Grad beträgt die Abweichung bis zu +10 K über Norm. Entsprechend
schlägt auch der EFI mit bis zu 0,9 an.

In den Nächten besteht nur noch in der Südosthälfte Gefahr vor leichtem Frost,
in der Nordwesthälfte ist es frostfrei. Zum Ende des Mittelfristzeitraums geht
die Frostgefahr weiter zurück.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Am Donnerstag liegen wir unter einem Keil, dem bereits in der Nacht zum Freitag
ein Trog folgt. Dieser wird im aktuellen Lauf deutlich weniger scharf gerechnet.
Entsprechend greifen kalte Luft und Niederschläge nicht so weit nach Süden aus.
Auch ein am Freitagabend abtropfendes Tief wird nun statt im Süden des Landes
über der Ostsee bzw. Polen gerechnet. Dies bremst die Erwärmung der Luft in 850
hPa im Nordosten und Osten des Landes. Im übrigen Bundesgebiet sowie in der
weiteren Vorhersage unterscheidet sich der aktuelle EZ-Lauf kaum vom gestrigen 0
UTC Lauf (-24h). Der gestrige 12 UTC Lauf hatte einen scharfen Keil für den
Beginn der kommenden Woche drin, dieser wurde aber im aktuellen Lauf wieder
deutlich flacher gerechnet, was eine breitere Milderung zur Folge hat.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Zu Beginn der Mittelfrist ergeben sich bei den vorliegenden Modellen noch
Unterschiede in Bezug auf die Amplitude des Troges bzw. das Abtropfen des Tiefs
und damit das Ausgreifen von kalter Luft und Niederschlägen. Während EZ im
aktuellen Lauf die Amplitude stark verkürzt und das Tief erst Freitagmittag über
Polen abtropft, reicht sie bei ICON und GFS bis in den Alpenraum. ICON lässt
zudem am Freitagmorgen ein Höhentief über der Mitte Deutschlands abtropfen, GFS
Freitagmittag über Norddeutschland. Einiger werden sich die Modelle mit der
Verlagerung des Höhentiefs über Osteuropa süd-südostwärts und dem Aufbau des
Höhenkeils von Südwesten her. Ab Samstagmittag wird die großräumige Lage dann
recht einheitlich simuliert.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Zeitraum +76 bis +96 gibt es drei Cluster (NAO positiv). Sie unterschieden
sich kaum voneinander. Sowohl Haupt- als auch Kontrolllauf befinden sich in
Cluster eins.
Auch im Zeitraum bis +168 gibt es nur drei Cluster, wobei die Mehrheit wieder
NAO positiv ist, nur ein Szenario macht ein Blocking für Samstag. Haupt- und
Kontrolllauf liegen auch hier im ersten Cluster.

In der erweiterten Mittelfrist gibt es 4 Cluster, diese teilen sich auf NAO
positiv (C2 und 3) und Blocking (C1 und 4) auf. Haupt- und Kontrolllauf lassen
sich in C2 finden. Allerdings sind dort für einzelne Tage ebenfalls Szenarien
für eine blockierende Lage zu finden. Es scheint also ruhig weiter zu gehen, ob
die Kälte aus Osten zurückkommt, ist unklar.

Die Rauchfahnen weisen für den unsicheren Freitag große Differenzen auf. T850
liegt im N-S-Querschnitt über Deutschland zwischen -6 und +6 Grad. Wobei für
München Haupt- und Kontrolllauf eher im oberen Drittel der Member zu finden
sind. Für die Mitte und den Norden Deutschlands liegen diese im unteren Drittel.
Ab der Nacht zum Samstag scharen sich die Ensembles dicht um Haupt- und
Kontrolllauf, die Varianzen nehmen also ab.
Zum Ende der Mittelfrist werden die Fahnen wieder breiter. Bemerkenswert ist
hier, dass Kontrolllauf und Hauptlauf bei Temperatur und Geopotential am oberen
Ende der Fahnen zu finden sind. T850 um +9 Grad, Geopot500 um 580 gpdm. Die
Mehrheit der Ensembles liegt darunter.
Bei den Plumes für Hamburg fällt zu Beginn der neuen Woche eine deutliche Delle
in Geopot500 und T850 auf. Das ist auf das Abflachen des Keils zurückzuführen
und könnte ein Indiz für einen kurzen Wetterumschwung im Norden des Landes sein.



Fazit: Es herrscht große Einigkeit, auch in der Unsicherheit.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Im Vorhersagezeitraum sind signifikante Wettererscheinungen unwahrscheinlich.
Lediglich auf exponierten Mittelgebirgsgipfeln können einzelne Sturmböen
auftreten.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, DMO-ICON und DMO-IFS, sowie MOS-Mix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jacqueline Kernn