DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

14-02-2021 10:01
SXEU31 DWAV 140800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 14.02.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang von HM zu SWz
Kommende Nacht in der Osthälfte strenger Frost.
Am Montag zunächst im Westen und Nordwesten, dann auch bis zur Mitte
aufkommender Niederschlag, meist in Form von gefrierendem Regen. Dabei
Glatteisbildung (Unwetter). Im Osten und Nordosten am Nachmittag und Abend
anfangs Schnee, später zögernd in teils gefrierenden Regen übergehend. Im
Südwesten nur wenig Niederschlag.
Am Dienstag im äußersten Osten und Südosten anfangs noch Glatteis möglich.
Außerdem auf exponierten Bergen Sturmböen, am Montag auch an der Nordfriesischen
Küste Böen Bft 8 möglich.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... Deutschland liegt zwischen einem von Nordosteuropa ausgehendem Trog
über Osteuropa, der nach Süden bis zum zentralen Mittelmeer reicht und einem von
Südwesteuropa ausgehenden Höhenkeil über der Nordsee. Das Trog-Keil-Muster
verlagert sich langsam ostwärts, so dass die Keilachse zum Tagesende Südnorwegen
und Benelux erreicht. Vorderseitig wird die von Südskandinavien über den Osten
Deutschlands bis zum westlichen Mittelmeer reichende Hochdruckzone gestützt, die
sich nur wenig nach Südosten verlagert. Während im Osten heute anfangs
hochnebelartige Bewölkung vorherrscht, scheint ansonsten meist die Sonne. Ab
Mittag zieht im Westen Cirrusbewölkung auf und gegen Abend auch mittelhohe
Bewölkung. In den Westen strömt bereits auch in 850 hPa mildere Luft mit
850-hPa-Temperaturen zwischen -3 und -7 Grad und dort werden es mit Hilfe der
Sonne immerhin 1 bis 5 Grad mit den höchsten Werten am Niederrhein. Ansonsten
ist es bei 0 bis -4 Grad häufig dauerfrostig. Bleibt der Hochnebel im Osten
länger bestehen, sind auch Höchstwerte unter -5 Grad möglich. Der Wind ist
anfangs im Südwesten oberhalb 1000 m stürmisch und auf exponierten Bergen kann
es auch Sturmböen geben. Im Westen frischt mit Annäherung einer Warmfront der
Wind auf und in der Eifel und weiter nördlich kann es erste 7er Böen geben.
In der Nacht zum Montag erreicht der Keil etwas abgeschwächt mit seiner Achse
Nordwestdeutschland. Er wird von kräftiger Warmluftadvektion überlaufen, die in
Verbindung steht mit der Warmfront eines Islandtiefs, die um 06 UTC etwa die
Rheinmündung erreicht. Etwas Niederschlag wird voraussichtlich allenfalls die
Westgrenze beeinflussen (nach GFS in Nordwestdeutschland aufkommender leichter
Schneefall). Der Südostwind frischt auf und bringt in freien Lagen
Westdeutschlands und auf den Nordseeinseln 7er Böen. Auf exponierten Bergen sind
auch stürmische Böen möglich. Im Westen und Nordwesten wird der Tiefstwert von
-2 Grad bereits abends erreicht. Ansonsten kühlt es auf -4 bis -9 Grad, im Osten
und Südosten auf -10 bis -15 ab und lokal gibt es auch sehr strengen Frost
zwischen -16 und -20 Grad (Erzgebirge, Bayerischer Wald.)

Montag... Verlagert sich der Keil unter Abschwächung zur Oder bzw. nach
Südostbayern und die Warmfront erreicht bis 18 UTC etwa eine Linie
Hamburg-Zentrale Mittelgebirge und die nachfolgende schwache Kaltfront läuft
dann auf die Warmfront auf. Das Bodenhoch wird dabei weiter nach Osten und Süden
abgedrängt. Das frontale Niederschlagsgebiet breitet sich im Tagesverlauf von
West nach Ost aus und erreicht am späteren Abend auch die Oder und den
Bayerischen Wald. Nach Südwesten hin wird bei einigen Modellen kaum Niederschlag
berechnet (IFS, Euro4 und GFS). Schon im Vorfeld der Front erwärmt sich in 850
hPa die Luft auf positive Temperaturen, während die ausgetrockneten unteren
Schichten sich durch den einsetzenden Niederschlag eher abkühlen. Daher zeigen
die Vorhersagetemps eine ausgeprägte warme Nase, d.h. der Schnee schmilzt und
fällt als Regen in die kalte bodennahe Schicht auf den gefrorenen Grund. Daher
muss man davon ausgehen, dass es im Westen, Nordwesten und in der Mitte
verbreitet zu gefrierenden Regen (Unwetter) kommt. Weiter nach Osten hin wird
die Schmelzflächen in den Temps deutlich geringer simuliert, sodass dort anfangs
mit Schnee gerechnet werden kann. Hier werden sogar bis Dienstagfrüh
Temperaturen knapp unter 0 Grad in 850 hPa simuliert. In der Mitte ist die
Schneephase nur sehr kurz, so dass der Glatteisregen in den Auswirkungen
dominant ist. Im Osten und Nordosten sind nochmals 5 bis 8 cm Neuschnee möglich,
teils aber auch nur 2 bis 5 cm. Die simulierten Niederschlagsmengen liegen im
Westen und in der Mitte meist zwischen 2 und 6 mm, örtlich bis 10 mm.

Weiterhin nimmt mit der Front der Gradient vorübergehend zu und der Süd bis
Südwestwind frischt deutlich auf. Auf den Berggipfeln und an der Nordsee sind
wieder steife bis stürmische Böen, exponiert oder sogar Sturmböen drin.

Außer im äußersten Osten und Südosten steigen die Temperaturen fast überall über
den Gefrierpunkt, am Rhein bis auf 7 Grad, sonst auf 1 bis 4 Grad, wobei die
Höchstwerte meist abends erreicht werden. Es ist aber durchaus vorstellbar, dass
bodennah im Osten Bayerns und in der Lausitz, teils aber auch an der Oder die
Temperaturen bei 0 oder -1 Grad hängen bleibt. In der Oberlausitz sorgt dabei
der Wind aus dem kalten Thüringer Becken noch für geringen Dauerfrost.

In der Nacht zum Dienstag überquert die Front dann den Osten und Südosten und
kommt in Polen und Tschechien an. Im Bereich des frontalen Niederschlagsgebiets
gibt es vor allem im Osten noch Schnee, evtl. in Süddeutschland noch
gebietsweise gefrierender Regen. In der 2. Nachthälfte fällt wahrscheinlich dann
nur noch etwas Sprühregen der im Osten und Südosten sowie in den Mittelgebirgen
noch gefrieren kann. Reste der Warmfront eines Tiefs neuen Tiefs westlich von
Schottland sorgen gegen Morgen im Westen neuerlich für etwas Regen
Die Nacht bleibt im Westen frostfrei, sonst liegen die Werte häufig um 0 Grad
und im Osten und Südosten gibt es leichten, im Bayerischen Wald und im
Erzgebirge vereinzelt auch mäßigen Frost. In der feuchten Mischluft bildet sich
über den kalten Bodenoberflächen häufig Nebel oder Hochnebel.

Dienstag... Bereits in der Nacht zum Dienstag hat sich der Höhenrücken knapp
westlich von uns regeneriert und der entstehende breite Keil schwenkt zum
östlichen Deutschland. Der osteuropäische Trog tropft zum östlichen
Mittelmeerraum ab und wirkt sich nicht mehr auf unser Wetter aus. Westlich des
Keils schwenkt ein Kurzwellentrog Richtung Mitteleuropa, der mit dem nunmehr
hochreichenden Tief bei Schottland verbunden ist. In Deutschland kommt dadurch
WLA auf. Bis 18 UTC steigen damit an der Oder die Temperaturen auf knapp über
null Grad, im Westen dagegen auf mehr als +5 Grad. Während ICON die Warmfront
des neuen Tiefs nordwestlich von Schottland auflösen lässt (In der TKB befindet
sich lediglich die Okklusion des Tiefs am Ärmelkanal) simuliert GFS in der Mitte
und im Süden noch etwas Regen an der sich auflösenden Warmfront. ICON berechnet
ganz im Süden noch Restniederschlag, wobei man sich in Südostbayern auch noch
gefrierenden Regen vorstellen kann, was auch im äußersten Osten der Fall sein
kann. Im äußersten Nordwesten und Norden fällt der leichte Regen in seiner
üblichen nichtgefrierenden Form. Auf der Vorderseite der sich nähernden
Kaltfrontokklusion soll sich die Bewölkung von Westen und Südwesten her im
Tagesverlauf durch Windzunahme auflockern. Die Milderung macht weitere
Fortschritte: Im Westen und Südwesten dürfte es bereits örtlich 10 bis 12 Grad
mild werden (bevorzugt in den Lee-Lagen auf an den Nordseiten der Gebirge).
Sonst werden bis zum Spätnachmittag 4 bis 9 Grad und ganz im Osten und Südosten
auch nur 1 bis 3 Grad erreicht. Vielleicht bleibt das Quecksilber in einigen
Kältelöchern auch noch bei 0 Grad hängen.

In der Nacht zum Mittwoch zieht der zur Kaltfrontokklusion gehörende Trog nach
Deutschland und die Front erreicht die Oder. Die Schneefallgrenze liegt meist in
den Kammlagen der Mittelgebirge, da die 850-hPa-Temepratur auf knapp unter 0
Grad sinkt. Der Schnee wird daher kaum von Warnrelevanz sein, der gefrierende
Regen könnte aber im äußersten Osten und Südosten noch eine Rolle spielen. Auf
den Bergen frischt der Wind mit starken bis stürmischen Böen auf.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren recht einheitlich die Milderung.
Was die Niederschlagsphase angeht so simulieren die meisten Modelle im Westen
und Nordwesten sowie in der Mitte bevorzugt die gefrierende Phase.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden