DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

13-02-2021 10:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 13.02.2021 um 10.30 UTC



Wechselhaft mit zeitweiligem Regen, von West nach Ost Milderung, am Dienstag
regional erhöhte Glatteisgefahr. Zum Wochenende voraussichtlich verstärkender
Hochdruckeinfluss.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 20.02.2021


Dienstag ... ist das europäische Wetter geprägt durch einen vom westlichen
Mittelmeerraum über Mitteleuropa bis nach Dänemark verlaufenden Rücken sowie
zwei begrenzenden Langwellentröge östlich und westlich davon. Der östlich des
Rückens befindliche Trog hat seinen Schwerpunkt über dem westlichen Russland und
läuft spitz in den östlichen Mittelmeerraum zu. Dieser wirkt sich auf das
Wettergeschehen in Deutschland aber kaum mehr aus, ganz im Gegensatz zum
atlantischen Pendant. In diesen weniger amplifizierten Trog sind Randtröge
eingebettet, wobei einer davon in Verbindung mit einem Bodentief (Kernisobare
980 hPa) nordwestlich von Schottland steht. In Deutschland resultiert daraus
WLA, die sich auf ihrem Weg in Richtung Osten gegen den osteuropäischen
Kaltluftkörper durchsetzen muss. Zum Mittagstermin werden entlang der Oder in
850 hPa Temperaturwerte um -2 Grad erwartet, im Westen dagegen um +5 Grad. Die
geringen Warmfrontniederschläge verlaufen am Vormittag von der Nordsee über
Hessen bis zum Alpenrand, am Nachmittag weiten sich diese unter weiterer
Abschwächung ostwärts aus, erreichen den äußersten Osten aber zunächst nicht.
Die meisten Modelle setzen dabei auf die flüssige Phase, sodass vor allem in der
Osthälfte Glatteis durch gefrierenden Regen auftreten kann. Im Westen sowie
großen Teilen der Mitte sollte diese Gefahr bereits gebannt sein. In der Nacht
zum Mittwoch baut der vorhin erwähnte Randtrog den Rücken über Deutschland
weiter ab, gleichzeitig weitet sich der Bodentrog von der Nordsee in Richtung
Ostsee aus. In den Frühstunden wird der Kern des Bodentiefs westlich von
Dänemark gezeigt, die daran gebundene Warmfront verläuft über Südschweden in
Richtung Polen. Die nachfolgende, thermisch schwach ausgeprägte Kaltfront,
erreicht im Laufe der ersten Nachthälfte die Westhälfte, nach Mitternacht auch
den Osten. Die Schneefallgrenze liegt meist in den Kammlagen der Mittelgebirge,
an den Alpen etwas über 1000 m. Der Schnee wird daher kaum von Warnrelevanz
sein, der gefrierende Regen in der Osthälfte ist aber weiter auf der
Tagesordnung. Auf den Bergen frischt der Wind mit starken bis stürmischen Böen
auf.

Mittwoch ... schwenkt der Bodentrog nordostwärts in Richtung Ostsee, dahinter
baut sich ein von Frankreich nach Norddeutschland gerichteter Keil auf. Dieser
wird zunehmend auch wieder vom sich regenerierenden Rücken über Westeuropa
gestützt, bevor sich in der Nacht der Trog auf dem Atlantik deutlich
amplifiziert und den Rücken von Westen her etwas abbaut. Dabei wird von einem
neuen, von Irland in das Seegebiet nordwestlich von Schottland ziehenden Tief,
eine Warmfront von Westen her über Deutschland hinweggesteuert. Bemerkbar macht
sich diese primär durch dichtere Bewölkung, die Niederschläge dürften, nachdem
diese an den Alpen und im Osten abgeklungen sind, nur gering ausfallen. Etwas
längeren Sonnenschein gibt es im Südwesten, dort werden mit 10 Grad auch die
bundesweiten Höchstwerte erwartet. Entlang der Grenze zu Polen ist es deutlich
kühler, aber auch dort endet der Dauerfrost. Der Wind ist weiterhin vor allem
auf den Bergen mit starken bis stürmischen Böen spürbar. In der Nacht zum
Donnerstag schiebt sich die Achse des Rückens in die Osthälfte des Landes, der
atlantische Trog weitet sich in Richtung Iberische Halbinsel aus. Meist bleibt
es trocken, im Süden oft auch klar, nur im äußersten Norden kann leichter Regen
fallen. Mit leichtem Frost muss primär im Osten und Süden gerechnet werden. Der
Wind auf den Bergen schwächt sich etwas ab.

Donnerstag ... beeinflusst der vorhin erwähnte, zu Mittag von der Nordsee über
Frankreich bis nach Zentralspanien verlaufende Trog, die Westhälfte
Deutschlands. Das darin eingebettete, weitgehend schon okkludierte Frontensystem
bringt dort tagsüber leichten bis mäßigen Regen, der sich in der Nacht zum
Freitag ostwärts ausweitet. Bei den simulierten Luftmassentemperaturen um 0 Grad
spielt der Schnee weiterhin nur in den Kammlagen der Mittelgebirge eine Rolle,
an den Alpen gibt es oberhalb von 1200 bis 1400 m etwas Neuschnee. ICON bietet
dabei um 2 K tiefere Werte an, damit gibt es diesbezüglich aber noch kleine
Unschärfen. Bei Höchstwerten zwischen 5 und 12 Grad (mit Ausnahme des äußersten
Ostens, dort bleibt es weiterhin kühler) und den flüssigen Einträgen in die
Schneedecke stellt sich natürlich regional die Frage nach den Abtauprozessen.
Aus heutiger Sicht wird zwar sicherlich einiger Schnee schmelzen, die
Überschreitung der Tauwetterschwellen scheint aber eher unwahrscheinlich zu sein
- das heißt aber nicht, dass manche Bäche trotzdem steigen können. Besonders
nach Osten zu ist außerdem vereinzeltes Glatteis noch nicht ganz vom Tisch. Der
Wind ist unverändert.

Freitag und Samstag ... sind gekennzeichnet durch den sich über West- und
Nordwesteuropa aufbauenden Rücken. Am Boden stützt dieser ein sich etablierendes
Hoch über Mitteleuropa, das sich zunehmend verstärkt und festigt. Der bis dahin
wechselhafte Charakter weicht damit zunehmend einer über weite Strecke
trockenen, zunehmend milden und teils sonnigen Wetterphase. Bei
Luftmassentemperaturen bis +10 Grad würde außerdem ein erster Vorgeschmack des
Frühlings bemerkbar sein. Warnrelevante Wettervorgänge wären nicht zu erwarten.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen Laufs ist am Dienstag und Mittwoch als gut zu
bezeichnen. Am Donnerstag ergeben sich von Lauf zu Lauf Unterschiede: Während
die gestrigen Läufe den Kaltluftkörper über Osteuropa beständiger zeigten (der
12-UTC-Lauf noch stärker als sein Vorlauf), wird dieser im heutigen 00-UTC-Lauf
schneller von Westen her abgebaut. Donnerstag und die Nacht zum Freitag werden
demnach mit dem Übergreifen eines weiteren Frontensystems deutlich feuchter als
am gestrigen Tag beschrieben. Der nachfolgende, umfangreiche Rücken wird
außerdem etwas progressiver und nun mit Schwerpunkt über Westeuropa simuliert.
Hier ist das Modell also noch etwas im Fluss und man sollte mit
deterministischen Aussagen zurückhaltend sein.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


EZMW und ICON simulieren die ersten Tage der Mittelfrist relativ ähnlich. Es
bestehen zwar geringe Unterschiede beim zeitlichen Ablauf und teils auch Stärke
der Niederschlagsgebiete, diese sind aber zunächst nicht prognoserelevant. Auch
der sich etablierende Rücken zum Beginn der erweiterten Mittelfrist ist in ICON
zu finden, in GFS sogar noch etwas umfangreicher. Der Pfad scheint damit klar zu
sein, kleinere Abweichungen sind in der Mittelfristvorhersage durchaus
verkraftbar.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


EPS:
Die Rauchfahnen für repräsentative Orte in Deutschland zeigen zwei klar
umrissene Zeitabschnitte: Von Dienstag bis in den Freitag hinein wechselhaft mit
zeitweiligen Niederschlagssignalen und einer T850 hPa, die um den 0-Punkt
schwankt. Die Streuung ist dabei relativ gering. Mit dem ansteigenden
Geopotential zum Wochenende nehmen dementsprechend die
Niederschlagswahrscheinlichkeiten ab und die Luftmasse wird etwas wärmer. Es
gilt jedoch zu beachten, dass die Temperaturkurve im obersten Streuungsbereich
verläuft, etwas kältere Lösungen sind daher durchaus noch möglich.

CLUSTER:
+120 ... +168h: Es liegen 5 Cluster vor, sowohl Haupt- als auch Kontrolllauf
sind in C4 mit 10 Mitgliedern zu finden. C1 und C2 weisen jeweils 13 Member auf.
Dabei dominiert bei C4 das Muster positive NAO, während bei C1 und C2 zum Ende
des Zeitraums auf Blocking gewechselt wird. Für Mitteleuropa ergeben sich aber
nur wenig Unterschiede, die positive Geopotentialabweichung ist in allen
Clustern zum Wochenende hin zu finden.

+192 ... +240h: Die Clusteranzahl erhöht sich auf 6, wobei weiterhin eine
Mischung von positive NAO und Blocking vorliegt. Das erhöhte Geopotential über
der Mitte des Kontinents sticht dabei sofort ins Auge, wenngleich die genaue
Orientierung und Größe des Rückens variabel simuliert wird. Beispielsweise
zeigen auch einige Member, dass sich der Schwerpunkt des Höhenhochs in Richtung
Skandinavien verlagert - damit könnte es ganz schnell um einiges kälter werden
als zunächst gedacht. Allerdings stützt die Mehrzahl der Cluster die vorhin
erwähnten Lösungen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


GLATTEIS:
Am Dienstag vor allem in der Osthälfte und im zentralen Mittelgebirgsraum
örtlich Glatteis durch gefrierenden Regen wahrscheinlich, in der Nacht zum
Mittwoch Erhöhung der Wahrscheinlichkeit (Unwetter kann nicht ausgeschlossen
werden). An den Folgetagen nur geringe Gefahr für Glatteis, aber im Osten nicht
völlig ausgeschlossen.

WIND:
Auf den Bergen zeitweise stürmische Böen oder Sturmböen.

TAUWETTER:
Aus heutiger Sicht keine ausreichenden flüssigen Einträge in die Schneedecke.
Daher Niederschlagsdargebot voraussichtlich unterhalb der Warnschwelle.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW-EPS und EZMW-MOS
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VBZ Offenbach / Mag.rer.nat. Florian Bilgeri