DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

13-02-2021 09:01
SXEU31 DWAV 130800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 13.02.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HM
In den Nächten teilweise strenger Frost, im Bergland Südwestdeutschlands anfangs
noch Sturmböen. Am Montag Milderung und vor allem im Westen Gefahr von Glatteis.


Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... wandert der Keil über Westeuropa weiter ostwärts und seine Achse
bleibt jedoch westlich von uns. Flankiert wird der Keil von zwei Trögen, einer
im Osten über Mittel- und Osteuropa und ein weiterer im östlichen Atlantik. Auf
der Vorderseite des Keils etabliert sich über uns eine antizyklonal konturierte
Nordwest- bis Nordströmung. Darunter kann sich das Bodenhoch verstärken und im
Tagesverlauf weiter nach Süden, bis zu den Alpen, ausdehnen. Ein Bodentief, das
in den Frühstunden noch bei Korsika liegt, wandert im Tagesverlauf in Richtung
Südosten ab.

Ansonsten ist es meist recht freundlich und aufgrund des Absinkens und der
zunehmend südöstlichen Strömung steigt die Temperatur in 850 hPa an. Sind es
morgens noch -15 bis -9°C so steigt sie bis zum Abend auf -11° bis -7°C an.
Meist setzt sich die Sonne durch, lediglich in Teilen der Mitte und des Ostens
halten sich zähe niedrige Wolken. Die Tageshöchstwerte steigen auf 0° C am
Rhein, sonst auf -2 bis -7° C, in den Mittelgebirgen auch darunter.

In der Nordosthälfte weht heute meist nur ein schwacher Wind aus Ost, im Süden
und Westen dreht der Wind teilweise auf Südost und ist in Teilen Süddeutschlands
mitunter auch recht frisch. Vor allem am Alpenrand weht der Wind in Böen stark
bis teilweist auch steif, sodass es dort bis zum Nachmittag mit
Schneeverwehungen gerechnet werden muss. Gegen Abend entspannt sich der Gradient
dann. Weiterhin sind auf dem Gipfeln des Schwarzwaldes Sturmböen bis hin zu
Orkanböen ein Thema.

In der Nacht zum Sonntag ändert sich wenig. Die Divergenzachse des Bodenhochs
wird noch etwas weiter nach Osten verschoben. Der Wind im Südwesten und Süden
schwächt sich ab, allerdings muss in exponierten Lagen weiterhin mit steifen bis
stürmischen Böen (Bft. 7 bis 8) gerechnet werden. Die Nacht ist verbreitet klar,
nur im Osten und Nordosten gibt es noch Restfeuchte, sodass neben
hochnebelartiger Bewölkung auch Nebelfelder entstehen können. Es wird knackig
kalt mit Tiefstwerten zwischen -5 und -10° C im Südwesten und Nordosten, sonst
zwischen -10 und -15°C, in schneebedeckten Mulden und Tälern des Berglands auch
um -20°C.


Sonntag... dominiert weiterhin die Omegastruktur des Strömungsmusters. Dabei
verläuft die Progression des Keils in Richtung Osten sehr langsam, immerhin
erreicht die Keilachse am Abend den Westen Deutschlands. Das damit
korrespondierende Bodenhoch schwächt sich etwas ab und verlagert seinen
Schwerpunkt von Ostdeutschland nach Österreich und somit gelangen wir auf seine
Rückseite überall in eine südöstliche bis südliche Strömung. Das Absinken dauert
an und führt zu einer weiteren Abtrocknung, sodass es der Restfeuchte im Norden
und Nordosten zunehmend an den Kragen geht.
Somit ist es meist sonnig, lediglich im Westen ziehen im Tagesverlauf hohe
Wolken auf. Dies weist auf das Herannahen atlantische Frontensystem hin, die
jedoch noch weit im Westen liegen, da die Blockadewirkung des Hochs eine weitere
Progression in Richtung Osten verhindern.

Das Absinken hat als weiteren Effekt einen Anstieg der T850 zur Folge. Die Werte
erreichen am Tagesende im Westen +2°C, an der Oder auch nur "noch" -9°C. Die
Temperaturen in Bodennähe steigen im Westen und Norden auf 1 bis 5°C, während
sonst leichter Frost vorherrscht.
Der Südostwind nimmt in der Südwesthälfte im Tagesverlauf zu und in exponierten
Lagen sowie an der Nordsee kann es am Nachmittag erste steife Böen, auf den
Berggipfeln auch stürmische Böen geben.

In der Nacht zum Montag schwenkt die Achse des Keils in den Norden und Westen
und dadurch gelangt der gesamte Vorhersageraum unter kräftige WLA. In der Folge
breiten sich dichte mittelhohe und hohe Wolken von Westen her über das ganze
Land aus. Das führt vor allem im Westen zu einer deutlichen Frostabschwächung.
In der der Osthälfte muss dagegen verbreitet wieder mit strengem Frost gerechnet
werden.


Montag... kommt es zu einer markanten Wetterumstellung. Das Bodenhoch wird
weiter nach Osten und Süden abgedrängt und von Westen her erreicht ein
Frontensystem mit einer Warmfront den Westen. Die Front okkludiert und erreicht
am Abend in etwas die Mitte. Damit verbunden ist ein Niederschlagsgebiet und
dass macht die Vorhersage kompliziert. Denn die mittleren Schichten haben sich
deutlich erwärmt, während die ausgetrockneten unteren Schichten sich durch den
einsetzenden Niederschlag abkühlen. Hinzu kommt der noch nicht aufgetaute Boden.
Daher zeigen die Vorhersagetemps eine ausgeprägte warme Nase, d.h. der Schnee
schmitzt und fällt als Regen auf den gefrorenen Boden. Daher muss man davon
ausgehen, dass es im Westen verbreitet zu einer Glatteislage kommen kann. Weiter
nach Osten hin wird die Schmelzflächen in den Temps deutlich geringer simuliert,
sodass dort mit Schnee gerechnet werden kann. Allerdings gibt es dabei noch
deutliche Unterschiede zwischen den Modellen, sodass eine endgültige
Regionalisierung der Glatteislage erst mit den kommenden Läufen der Modelle
möglich ist. Im Osten sind nochmals 5 cm Neuschnee möglich, im Westen gibt es
zudem Signale für bis zu 10 mm /12h Regen.

Weiterhin nimmt mit der Front der Gradient zu und der Süd bis Südwestwind
frischt deutlich auf. Auf den Berggipfeln sind wieder stürmische Böen oder sogar
Sturmböen drin.

Außer im äußersten Osten und Südosten steigen die Temperaturen fast überall über
den Gefrierpunkt, am Rhein bis auf 6 Grad, sonst 1 bis 4 Grad.

In der Nacht zum Dienstag überquert die Front dann den Norden und die Mitte und
verliert zunehmend an Struktur. Im Bereich des frontalen Niederschlagsgebiets
gibt es vor allem im Osten noch Schnee, evtl. in Süddeutschland noch
gebietsweise gefrierender Regen. Die Front wird von Westen her durch ein
Wellentief über Südengland und dem Kanal rückläufig. Ein damit verbundene
Niederschlagsgebiet erreicht am Morgen mit Regen den Westen.
Die Nacht bleibt im Westen frostfrei, sonst gibt es leichten, im Südosten auch
mäßigen Frost.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modellergebnisse unterscheide sich im Kurzfristzeitraum nicht wesentlich.
Bei der Fragestellung einer Glatteislage am Montag ist ICON und das Super HD in
seinen Prognosen sehr forsch und geben deutliche Signale für eine verbreitete
Glateislage. Das IFS ist dagegen zurückhaltender.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Rolf Ullrich