DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

12-02-2021 18:30
SXEU31 DWAV 121800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 12.02.2021 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Omegalage mit arktischer Kaltluft über Mitteleuropa. Anfang der neuen Woche von
Westen her deutliche Milderung mit Glatteisgefahr im Westen.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
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Aktuell ... herrscht weiterhin eine ziemlich gestörte nordhemisphärische
Zirkulation vor. Der troposphärische Polarwirbel ist schon seit längerem in
mehreren Teilwirbeln zerbrochen. Über Mitteleuropa hat sich dabei eine Omegalage
etabliert. Zwischen einem atlantischen Langwellentrog und einem Trog über
Osteuropa stößt ein Keil über die britischen Inseln bis weit ins Nordmeer vor.
Das korrespondierende Bodenhoch liegt dabei etwas Phasenverschoben mit seinem
Zentrum über Südnorwegen mit einem reduzierten Luftdruck von über 1045 hPa und
beeinflusst weite Teil Deutschlands. Über Deutschland hat sich eine nordöstliche
Strömung eingestellt, wobei arktische Polarluft mit 850-hPa-Temperaturen
zwischen -13 und -15 °C eingeflossen ist. In der Höhe zieht an der Westflanke
des europäischen Langwellentrogs ein Randtrog südwärts ab. In der Osthälfte
liegt bodennah relativ feuchte Luft bis in eine Höhe von etwa 850 hPa. Mehr oder
weniger dichte Stratus bzw. Stratokumulusbewölkung ist die Folge. Die geringe
Hebung des Troges reicht aus, um in der arktischen Kaltluft immer wieder ein
paar Schneeflocken aus diesen Wolken rieseln zu lassen. Dies insbesondere in den
Nordoststaulagen des Thüringer Waldes, des Harzes und des Erzgebirges. Dabei
wird aber kein nennenswerter Neuschneezuwachs erwartet.
In der Nacht zieht der Trog unter Abschwächung südwärts und es setzt sich auch
von Nordostdeutschland weitestgehend Absinken durch. Nur zwischen Thüringer
Bücken, Süd-Sachsen-Anhalt bis nach Sachsen hält sich die Hochnebelartige
Bewölkung.
Ansonsten zieht aktuell an der Südostflanke des Hochs ein Tiefdruckgebiet von
Südfrankreich ins Mittelmeer und verschärft dabei den Gradienten zu dem
Südnorwegen-Hoch über den Südwesten Deutschlands. Mit über 55 kt auf 850 hPa aus
Ost baut sich eine stärkere Low-Level-Jet auf (Bisen-Lage). Die untersten
Schichten sind stabil geschichtet, sodass die 850 hPa-Windgeschwindigkeiten nur
schlecht nach unten transferiert werden. Somit reicht es in tieferen Lagen nur
für starke Böen. Im Bergland gibt es Sturmböen, in den Hochlagen teils schwere
Sturmböen, auf exponierten Berggipfeln sogar einzelne orkanartige Böen. Da der
lockere Anteil an der Schneehöhe im Südwesten etwa 10 cm beträgt, kommt es dort
zu Schneeverwehungen. Entsprechende Wanungen laufen.
Sonst gibt es in der Nacht verbreitet strengen Frost zwischen -10 und -17 °C, in
Kältelöchern vor allem in den zentralen Mittelgebirgen lokal um oder auch unter
-20 °C.

Samstag ... ändert sich an der Gesamtsituation relativ wenig. Während die
Keilachse etwas nach Osten vorankommt, zieht der Trog über dem Südosten
allmählich südostwärts ab. Das Hoch weitet einen zweiten Kern über Deutschland
aus, sodass in ganz Deutschland stärkeres Absinken einsetzt, wobei die 850
hPa-Temperatur beginnt anzusteigen. Im Osten wird mit einer nördlichen Strömung
in der Grundschicht noch die relativ feuchte Luft unterhalb der Absinkinverson
herangeführt, wodurch sich dort dichtere Hochnebelfelder halten. Sonst wird es
verbreitet sonnig. Abgesehen von einigen Flussniederungen im Westen bleibt es
bei Dauerfrost. Das Mittelmeertief zieht Richtung Sizilien, wodurch der Gradient
im Südwesten aber nur langsam auffächert und sich die Bise im Tagesverlauf nur
etwas abschwächt. In den Niederungen gibt es weiterhin starke bis steife Böen
(Bft 6 -7), während es in den Hochlagen zu teils schweren Sturmböen (Bft 9 -10)
kommt. Somit muss weiterhin mit Schneeverwehungen gerechnet werden.


In der Nacht zum Sonntag bleibt es bei teilweise Hochnebelfeldern im Osten.
Sonst verläuft die Nacht klar. Dabei muss wieder verbreitet mit strengem Frost
gerechnet werden. Das Mittelmeertief kommt weiter Ostwärts vorn, wodurch der
Gradient im Süden etwas auffächert und sich die Bisen-Lage entspannt.

Sonntag ... verstärkt sich vorderseitig des atlantischen Langwellentroges die
Warmluftadvektion, wodurch der Keil sich kräftigt und seine Achse nun von
Frankreich über die Nordsee bis Westnorwegen vorstößt. Das Bodenhoch über
Deutschland verlagert sein Zentrum Richtung Südostdeutschland. Dadurch steigen
die Chancen, dass sich die Hochnebelfelder im Osten im Tagesverlauf auflösen.
Kräftiges Absinken und WLA lässt im Westen die 850-hPa-Temperatur deutlich
ansteigen, sodass die 0°C-Isotherme an die deutsche Grenze kratzt. Während sich
im Osten die Arktikluft nur langsam erwärmt, wird die Bodeninversion im Westen
weitestgehend weggeheizt und geht in eine isotherme Schichtung bis etwa 900 hPa
über. Somit steigt dort im Tiefland die Temperatur tagsüber wieder in den
positiven Bereich. Es bleibt weitestgehend sonnig, ehe im Nordwesten hohe
Wolkenfelder, induziert durch die WLA, übergreifen.
Zudem nimmt der Gradient im Westen weiter zu, sodass der Südostwind auffrischt
und in einigen Leelagen starke Böen bringt.
In der Nacht zum Montag schwenkt die Achse des Keils nach Deutschland herein,
wodurch ganz Deutschland unter kräftige WLA gelangt. Dadurch breiten sich von
Westen her hohe und mittelhohe Wolken auf Deutschland aus. Während im Osten in
der Nacht noch verbreitet mit strengem Frost zu rechnen ist, gibt es im Westen
im Vergleich zu den Vortagen eine deutliche Frostabschwächung.

Montag ... ändert sich allmählich die Wetterlage. Das Bodenhoch wird weiter nach
Osten verdrängt. Am Rande des Atlantiktroges läuft ein Kurzwellentrog über die
Nordsee. Deutlich Phasenverschoben ist dieser mit einem Bodentrog verbunden, in
dem eine Warmfront eingelagert ist. Diese erfasst mit ihren Niederschlägen
bereits in den Morgenstunden den Westen Deutschlands und zieht bis zum Abend
unter Abschwächung in den Osten. Dahinter dreht die Strömung auf Südwest, wobei
die 850-hPa-Temperatur im Westen auf Werte über 0°C ansteigt. Während sich die
mittleren Schichten deutlich erwärmen und sich dort in den Vorhersagetemps
zunehmend eine warme Nase zeigt, kühlen die bodeennahen Luftschichten, die durch
die Absinkinversion ausgetrocknet sind, durch die einsetzenden Niederschläge
zunächst immer mehr ab, ehe sich Rückseitig der Warmfront auch bodennah deutlich
wärmere Luft durchsetzt. Dies macht die Vorhersage schwierig. Nach derzeitigem
Stand ist davon auszugehen, dass die Niederschläge im äußersten Westen als
gefrierender Regen auf den noch gefrorenen Boden fallen. Beim weiteren
Vorankommen nach Osten, fallen die Niederschläge dort zunehmend als Schnee, ehe
sie auch dort wahrscheinlich in gefrierenden Regen übergehen. Diesbezüglich
bestehen aber noch große Unsicherheiten. Der Spread in den
ECMWF-ENS-Vorhersagesoundings beträgt mehrere Kelvin. In der Osthälfte bleiben
die Temperaturen in der Vertikalen in fast allen ENS-Mitgliedern durchgehend
unter 0 °C, wobei dort dann deshalb mit Schnee gerechnet werden muss. Auch die
Niederschlagsmengen sind noch unsicher. In den Staulagen der Mittelgebirge muss
man derzeit von etwa 5 bis 10 cm Neuschnee ausgehen. In den östlichen
Mittelgebirgen weniger. Des Weiteren nimmt der Gradient deutlich zu, sodass es
an den Nordrändern der westlichen Mittelgebirge zu starken Windböen kommt.
In der Nacht zum Dienstag läuft die Front über den Osten Deutschlands gegen das
Hochdruckgebiet an, wobei sie kaum noch vorankommt. Wahrscheinlich fällt dort
bei leichtem Frost bis in die Niederungen noch Schnee.
In den Westen wird feuchte subtropische Luft herangeführt, in der es kaum zu
Auflockerungen kommt. Abgesehen von den Gipfellagen der Mittelgebirge bleibt es
dort voraussichtlich weitestgehend frostfrei.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle sind bis einschließlich Sonntag sehr ähnlich. Große Unsicherheiten
ergeben sich am Montag. Allerdings ist nach Durchsicht der Ensembles im Westen
eine Glatteislage sehr wahrscheinlich.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Christian Herold