DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

10-02-2021 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 10.02.2021 um 10.30 UTC



Tagsüber verbreitet Dauerfrost, nachts strenger Frost teils unter -20 Grad. Im
Westen und Südwesten in Hochlagen mitunter stark böiger Wind.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 17.02.2021


Am Samstag und in der Nacht zum Sonntag liegt Deutschland zwischen einem
Höhenrücken über Westeuropa und einem Langwellentrog über Osteuropa. Ein
kurzwelliger Troganteil erreicht nach dem deterministischen Lauf des EZMW zum
Morgen die Alpen und wandert dann zügig nach Süden aus. Im Bereich des
Kurzwellentroges kann es in den südöstlichen Mittelgebirgen und an den Alpen ein
paar Flocken geben. Nachdem diese herausgezogen sind, ist es in ganz Deutschland
trocken. Der Höhenrücken über Westeuropa stützt ein kräftiges Hoch, das sich von
Südnorwegen bis zum den Alpen erstreckt und dessen Divergenzachse - bei
zögerlicher östlicher Verlagerung - etwa von Schleswig-Holstein bis nach Bayern
orientiert ist. Das durch den Höhenrücken induzierte Absinken sorgt insbesondere
im Westen für viel Sonne, nach Osten zeigen sich mehr Wolken, der
Wettercharakter ist aber auch dort ein freundlicher. Es bleibt sehr kalt. Die
850er Temperaturen liegen zu Tagesbeginn im Süden zum Teil bei unter -15°C, im
Norden dagegen teils nur bei -8°C. Da auf der Westflanke der Divergenzachse von
Süden WLA zu beobachten ist, steigen die 850er Temperaturen im Westen bis zum
Sonntagmorgen auf etwa -5°C. Im Osten bleibt es dagegen im 850 hPa bei Werten
bis -10°C. Daraus resultieren am Tage Höchstwerte zwischen -9 und -1°C, nachts
sinken die Werte auf -5 bis -20°C, lokal kann es auch noch etwas kälter werden.
Durch Leeeffekte frischt im Südwesten der Wind mitunter böig auf, im
Hochschwarzwald können dabei steifen oder stürmische Böen (Bft 7-8) auftreten.

Am Sonntag und in der Nacht zum Montag ändert sich die synoptische Lage nicht
wesentlich. Die 500-hPa-Geopotentialkonfiguration mit westeuropäischem
Höhenrücken und osteuropäischem Langwellentrog wird etwas nach Osten verschoben,
was in der Folge auch für das Bodenhoch gilt. Da der Druck über Südskandinavien
fällt, ist bezüglich des Hochschwerpunkts neben der geschilderte östlichen auch
eine südliche Verlagerung auszumachen, sodass das Zentrum des Hochs ausgangs der
Nacht zum Montag über Ostbayern bzw. dem Böhmischen Becken zu finden sein
sollte. Dabei verliert das Hoch auch seine meridionale Ausrichtung. All das
ändert aber nur wenig am Wettergeschehen. Es ist insgesamt freundlich mit viel
Sonne. Im 850 hPa hält die Milderung im Westen an, zum Montagmorgen liegen die
entsprechenden Werte im äußersten Westen um -1°C, und auch die Tagehöchstwerte
in 2 m Höhe erreichen mit bis zu +3 Grad im Westen wieder den positiven Bereich.
Im Osten bleibt es dagegen bei 850er-Temperaturen bis -10°C, was 2-m-
Tageshöchstwerten in ungünstigen Lagen von -8°C entsprechen sollte. Die
nächtlichen Minima reichen von -1°C im Westen bis -20°C in Mittelgebirgslagen
über Schnee, lokal ist erneut mit noch niedrigeren Werten zu rechnen. Über dem
Westen wird der Druckgradient etwas gestaucht, da über Großbritannien der Druck
fällt. Als Konsequenz daraus weht in den westlichen Mittelgebirgen ein stark
böiger Südostwind.

Am Montag schleppt sich der Höhenrücken nach Osten, seine Achse erreicht dabei
in der Nacht zum Dienstag den Nordwesten Deutschlands. Da der Rücken über
Skandinavien etwas nach Südosten kippt, steigt über der Ostsee der Druck und das
Bodenhoch weitet sich entsprechend nach Nordosten aus. Damit weist es in der
Nacht zum Dienstag nach dem deterministischen EZMW-Lauf zwei Kerne auf, einen
weiterhin über dem Böhmischen Becken, den anderen über dem Baltikum. Dem
Höhenrücken folgt auf dem nahen Ostatlantik ein weiterer Langwellentrog, mit dem
ein Bodentief korrespondiert, welches sich in der Nacht zum Dienstag Irland
nähert. Darüber hinaus wandert über der zentralen Nordsee, von einem
kurzwelligen Troganteil auf der Rückseite des Höhenrückens geführt, ein
Frontensystem Ostwärts. Beide Systeme sorgen noch nicht für Niederschläge. Aus
ihnen resultiert aber WLA und Bewölkungsaufzug, letzteres am Tage vor allem in
der Westhälfte, in der Nacht dann auch über dem Osten und Süden. Über dem Westen
steigen in der Folge auch die 850er Temperaturen auf bis zu 4°C am
Dienstagmorgen an. Auch über dem Osten ist diesbezüglich ein positiver Trend zu
erkennen mit Minima nur noch im Bereich von -5°C. Damit sollten Höchstwerte von
-7 bis +4°C möglich sein. In der Nacht bleibt es am Niederrhein frostfrei, im
Mittelgebirge geht es wieder unter die -10-Grad-Marke.

Am Dienstag bzw. in der Nacht zum Mittwoch erreicht die Achse des Höhenrückens
die Mitte Deutschlands. In seine Rückseite bohrt sich ein markanter
Kurzwellentrog, der von der Biskaya über den Ärmelkanal zur Nordsee zieht. Mit
diesem ist bodennah ein Frontenzug verbunden, dessen Niederschläge aber auch dem
Weg nach Nordosten mehr und mehr nachlassen. Dadurch sind in der Nacht zum
Mittwoch allenfalls an der Nordseeküste, eventuell auch im Westen ein paar
Tropfen möglich. Die Milderung in 850 hPa schreitet voran, am Mittwochmorgen
liegen die Temperaturen in 850 hPa bei 0 bis +3°C, die diesen Temperaturanstieg
verursachende WLA sorgt für wechselnde, zum Teil auch starke Bewölkung.

Am Mittwoch stabilisiert sich der Höhenrücken wieder, das Geopotential steigt
und am Boden orientiert sich auch der Druck wieder nach oben. In den Osten
sickert wieder etwas kältere Luft, so dass die 850er Werte in der Nacht zum
Donnerstag in einer Spanne von +3°C im Westen und -2°C im Osten zu finden sein
sollten.

In der erweiterten Mittelfrist am Donnerstag du Freitag bleibt hohes
Geopotential wetterbestimmend.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Übereinstimmung des aktuellen EZMW-Laufs mit seinen Vorläufen ist gut! Bis
zum Sonntag zeigen sich in den 850-hPa-Temperaturfeldern sowie in den
Geopotentialmustern nur sehr geringe Unterschiede. Im Bodendruckfeld sind über
Deutschland ebenfalls nur geringe Unterschiede feststellbar, über Westeuropa
zeigt sich hingegen eine gewisse Spreizung der Modellergebnisse.

Die gute Übereinstimmung hält auch am Montag noch an, wenngleich die insgesamt
zögerliche Verlagerung des Höhenrückens nach Osten vom aktuellen Lauf noch eine
Nuance verhaltener simuliert wird als in den Vorläufen. Dennoch: Die Muster sind
insgesamt sehr ähnlich, deutlicher erkennbare Unterschiede zeigen sich vor allem
über Westeuropa, und dies sowohl beim Bodendruck als auch in den Geopotential-
und Feuchtefeldern.

Auch am Mittwoch zeigen sowohl der aktuelle Lauf als auch die Vorläufe unisono
hohes Geopotential über Mitteleuropa, mit dem weiterhin erkennbaren
zögerlicheren östlichen Ausgreifen des aktuellen Laufs im Vergleich zu den
Vorläufen. Auch das Hoch über dem östlichen Mitteleuropa und dem nahen Osteuropa
haben alle Modellläufe auf dem Schirm.

Erst am Donnerstag werden die Modellunterschiede auch deutlich wetterrelevant
unterschiedlich. Der in den Vorläufen noch sichtbare markante Kurzwellentrog
über der Nordsee und die damit verbundenen Niederschläge hat der aktuelle Lauf
im Gegensatz zu den Vorläufen nicht mehr im Programm.

Dennoch: Die Übereinstimmung muss für den Mittelfristzeitraum als gut bezeichnet
werden!
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch im Vergleich verschiedener Modelle zeigt sich eine gute Übereinstimmung.

ICON verlagert am kommenden Wochenende den Höhenrücken wie auch das Bodentief
ein wenig schneller ostwärts als EZMW - im Grunde nicht der Rede wert. Dieses
Auseinanderlaufen von EZMW und ICON setzt sich am Montag fort, wobei der
Höhenrücken bei EZMW über Skandinavien - im Gegensatz zur mitteleuropäischen
Situation - etwas schneller vorankommt als bei ICON. Am Dienstag lässt ICON
einen markanten Kurzwellentrog von Westen hereinschwenken, ein Bild, das in
ähnlicher Form die Vorläufe von EZMW gezeichnet haben. Danach nähern sich ICON
und EZMW aber wieder mit einem sich regenerierenden Rücken am Mittwoch an.

Auch GFS zeigt bis Montag eine sehr gute Übereinstimmung mit EZMW. Die Achse des
Höhenrückens ist bei beiden Modellen am Montagmittag sogar fast deckungsgleich.
Das GFS-Bodenhoch ist etwas großräumiger aufgestellt als das bei EZMW und der
Schwerpunkt liegt weiter im Norden, dem grundsätzlichen Hochdruckeinfluss über
Deutschland tut dies aber keinen Abbruch. Selbst am Dienstag zeigen GFS und EZMW
bei dem von Westen hereinschwenkenden Trog eine sehr große Ähnlichkeit, aber zu
diesem Zeitpunkt ist schon zu erkennen, dass die beiden Modelle im Weiteren
getrennte Wege gehen. Denn bei GFS wird der Höhenrücken am Mittwoch über
Frankreich abgeschnürt, was dort dann ein relatives Geopotentialminimum zur
Folge hat - während EZME den Rücken von Südwesten, wie schon erwähnt,
regeneriert.

UKOM fährt insgesamt eine etwas langsamere Schiene als die drei anderen hier
angesprochenen Modelle - am ehesten noch mit GFS vergleichbar. Während in der
Nacht zum Dienstag die Höhenrücken-Achsen der anderen auf den äußersten Westen
übergreifen, bleit UKMO mit seiner Achse noch (wenn auch sehr knapp9 über
Benelux. Das korrespondierende Bodenhoch setzt UKMO etwas weiter nördlich an als
die anderen Modelle. Aber auch hier gilt: Bis in die kommende Woche hinein
herrscht über den Hochdruckeinfluss über Mitteleuropa Einigkeit.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Zeitraum +72 bis +96 Stunden werden 6 Cluster angeboten. Die Vielzahl der
Cluster täuscht darüber hinweg, dass alle Cluster in eine Blockierungslage
hineinlaufen. Dabei liegt der Kontrolllauf in Cluster 3 und der Hauptlauf in
Cluster 1, beides Cluster, die sich (wie auch die Cluster 2 und 6) durchweg in
der Blockierungslage befinden. Die genannten 4 Cluster umfassen insgesamt
Ensemblemember.

Im Zeitfenster +120 bis +168 Stunden werden erneut 6 Cluster angeboten. Der
erste und der letzte Cluster (16 und 4 Mitglieder) liegen weiterhin durchweg in
der Blockierungslage. Die anderen Cluster wechseln von der Blockierungslage in
die Kategorie "Positive NAO", Cluster 5 mit seinen 5 Mitgliedern liegt sogar
durchweg in der Kategorie "Positive NAO". Dieser Wechsel der Wetterkategorie
ändert aber nichts daran, dass alle Cluster über Mitteleuropa durchweg eine
Keilstruktur zeigen. Nur der mit 4 Mitgliedern kleinste Cluster deutet den
Übergang in eine High-Over-Low-Situation an.

Die Rauchfahnen für Offenbach zeigen einen bis zum Beginn der kommenden Woche
andauernden Trend zu höherem Geopotential, wobei die Streuung nur eine
verhaltene Zunahme zeigt, was für die Verlässlichkeit der Prognosen spricht.
Während der kommenden Woche soll das Geopotential auf hohem Niveau bleiben,
wobei allerdings dann die Streuung zunimmt. Dennoch sind deutliche Ausreißer
nach unten und damit hin zu geringerem Geopotential die Ausnahme. Die Temperatur
in 850 hPa verharrt laut der EZMW-Ensembles bis Samstag auf niedrigen Niveau
knapp über -15 Grad. Ab Samstag ist dann bis zur Mitte der kommenden Woche mit
einem Anstieg der 850er-Temperaturen zu rechnen. Ab Dienstag sollen diese dann
um die 0-Grad-Marke pendeln, mit einer Zunahme der Streuung und - wie auch bei
Geopotential - nur vereinzelten Ausreißern nach unten.

Die GFS-Ensembles stützen die Einschätzung der EZMW-Ensembles (Temperaturanstieg
von knapp über -15 Grad auf etwa null Grad in 850 hPa sowie Anstieg des
Geopotentials).
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


COSMO-LEPS zeigt in der Nacht zum Samstag sehr verbreitet (Ausnahme Norden und
große Flusstäler des Westens) hohe Wahrscheinlichkeiten bis 100% für strengen
Frost. In der Nacht zum Sonntag ziehen sich diese hohen Wahrscheinlichkeiten auf
große Gebiete der östlichen und zentralen Mitte sowie des Südens zurück. Im der
Nacht zum Montag liegen die entsprechenden Wahrscheinlichkeiten nur noch in der
östlichen Mitte bei bis zu 60%.

Bezüglich nächtlicher Minima unter -20 Grad liegen die
COSMO-LEPS-Wahrscheinlichkeiten (wenig glaubhaft) durchweg bei oder nur knapp
über null!

Die Wahrscheinlichkeiten für nächtlichen Frost liegen bis Sonntag durchweg bei
100%! Erst in der Nacht zum Montag werden diese Wahrscheinlichkeiten im Westen
etwas angeknabbert (Wahrscheinlichkeiten 70-90%).

In den westlichen und südwestlichen Mittelgebirgen liefert COSMO-LEPS in der
Spitze Wahrscheinlichkeiten bis über 60% für steife Böen Bft 7.

EFI zeigt bis zum Dienstag (bei abnehmender Intensität und Ausbreitung) Signale
für signifikant niedrigere Temperaturen als im Klimamittel.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, EZMW-EPS, ICON
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Martin Jonas