DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

08-02-2021 09:01
SXEU31 DWAV 080800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 08.02.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL HNFz
Über der Mitte teils noch markante Schneefälle. Ab Dienstagabend bis
Mittwochnacht teils unwetterartige Schneefälle und Schneeverwehungen durch
Lakeeffekt nördlich von Hamburg. An der See noch Sturmböen, im Laufe der
Kurzfrist allmählich nachlassend. Nachts bei Aufklaren Tiefstwerte unter -20
Grad!

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... bewegt sich ein Höhentief langsam von Belgien nach Mitteldeutschland.
An seiner (Nord)ostflanke hat kräftige Warmluftadvektion in den Nachtstunden von
Nordbayern bis zur Mitte des Landes für teils kräftige und unwetterartige
Schneefälle mit Stundenmengen von teils mehr als 5 l/qm gesorgt. Mittlerweile
sind die Schneefälle weiter nordwärts vorangekommen. Diese werden im
Vormittagsverlauf vor allem die nördliche Mitte betreffen und sich im Vergleich
zur Nacht etwas abschwächen. Am Nachmittag wird das Niederschlagsband dann unter
weiterer Abschwächung nahezu ortsfest, sodass der äußerste Norden davon gar
nicht mehr erfasst wird.

Über 12 h aufsummiert können über der nördlichen Mitte von NRW bis nach
Brandenburg und Berlin 5 bis 10 cm fallen. Durch die nordöstliche
Anströmungsrichtung zeichnet sich staubedingt ein Niederschlagsmaximum
nordöstlich vom Sauer-Siegerland ab. Demnach können von Ostwestfalen bis nach
Südniedersachsen 10 bis 15 cm in 12 h fallen. Ein zweites Maximum zeichnet sich
im Anstau des Harzes ab. Die deutsche Modellkette ist da etwas zurückhaltender,
aber externe Modelle wie das SuperHD zeigen in einem schmalen Streifen über
Sachsen-Anhalt bis nach Leipzig ran ebenfalls Mengen zwischen 10 und 15 cm, vor
allem am Vormittag. Ein drittes Maximum wird vor allem von der deutschen
Modellkette betont und betrifft besonders das östliche Brandenburg bis nach
Polen. Es steht in Verbindung mit einer Trogachse und einer Windkonvergenz im
mittleren Troposphärenniveau. Dort werden ebenfalls 10 bis 15 cm an Neuschnee
bis zum Abend prognostiziert. Externe Modelle sehen dieses Maximum zwar auch,
aber nicht ganz so ausgeprägt.
Die Schneeverwehungen sind allgemein kein größeres Thema mehr, da der Wind im
Tagesverlauf weiter nachlässt.
Im Rest des Landes gibt es ebenfalls zeitweise Niederschläge. Größere
Neuschneemengen werden aber nicht erwartet.

In den südlichen Landesteilen hat sich die Kaltluft, die sich insbesondere auch
im unteren Troposphärenniveau zeigt, noch nicht durchsetzen können. Der Wind
kommt dort weiter aus südwestlichen Richtungen, bei 850 hPa Temperaturen um oder
über -5 Grad. Demnach werden etwa südlich des Main noch zarte Plusgrade
erwartet, im Alpenvorland auch bis +7 Grad. Dort kann sich auch gelegentlich die
Sonne zeigen.

Eine ganz andere Luftmasse befindet sich nördlich des Mains. Die
Radiosondenaufstiege zeigen eindrücklich ein Kaltluftbollwerk im unteren
Troposphärenniveau bis etwa 850 hPa. Dort liegen die Werte bei bis zu -17 Grad.
Darüber erkennt man die von Süden aufgleitende Warmluft mit einem Anstieg der
Temperatur auf über -10 Grad. Dies erklärt auch die verhältnismäßig hohen
Niederschlagsraten trotz der niedrigen bodennahen Temperaturen und Taupunkte. So
steigen die Höchstwerte von Südniedersachsen bis nach Brandenburg und Sachsen
oft nur auf -7 bis -10 Grad.

Der Wind ist vor allem im Norden noch recht lebhaft. So werden im Landesinneren
Windböen, an der See Sturmböen erwartet. An exponierten Küstenabschnitten sind
vor allem am Vormittag auch noch schwere Sturmböen im Bereich des Möglichen.
Dort gibt es zudem einige freundliche Abschnitte. Im Laufe der zweiten
Tageshälfte kommt dann der Leeeffekt ausgehend von der Ostsee langsam in Gang
und es können sich erste Schauerstraßen ausbilden.

In der Nacht auf Dienstag zieht das Höhentief weiter über den Osten des Landes
bis nach Polen. Damit lassen auch die die Niederschläge allgemein weiter nach.
In der ersten Nachthälfte kann es noch ein paar Zentimeter Neuschnee in
Ostbayern sowie von Ostwestfalen bis nach Südniedersachsen geben. Sonst bleibt
es bei nur wenig Neuschnee.

Eine Ausnahme bildet das erweiterte Ostseeumfeld, wo der Lake Effekt zunehmend
in Gang kommt. So zeichnet sich im unteren Troposphärenniveau die Ausbildung
einer konvergenten Struktur an. Diese zeichnet sich bei 20 bis 30 kn Wind aus
Nordost in 925 hPa ausgehend von Ostsee bis knapp nördlich von Hamburg und
weiter westwärts fortsetzend. Die verschiedenen Lokal- und Globalmodelle zeigen
da eine gute Übereinstimmung. In diesem Streifen, der sich im weiteren Verlauf
teils bis nach Holland erstreckt, werden zum Teil größer Neuschneemengen
vorhergesagt. Vornehmlich von höher aufgelösten Modellen. So können vor allem im
südlichen Schleswig-Holstein in einem 6 h Zeitraum durchaus auch mal 10 bis 15
cm Neuschnee fallen. Den externen Modellen folgend könnte auch das nördliche
Rügen und Zingst mit davon betroffen sein. Weiter landeinwärts fallen die Mengen
entsprechend geringer aus. In Kombination mit dem im Küstenumfeld weiterhin
stark böigen, an der See auch noch stürmischen Wind, sind dann auch größere
Schneeverwehungen denkbar.
Die Schneefälle können vor allem in Ostholstein bis in den Unwetterbereich
hineingehen, zumal die Schauerstraße auch über den Tag hinein weiter nahezu
ortsfest verbleibt und erst im Laufe der der Nacht auf Mittwoch nachlässt. So
werden über einen 36 h Zeitraum Neuschneemengen zwischen 20 und 40 cm
vorhergesagt.

Darüber hinaus ist noch der Frost zu erwähnen, der fast überall zu erwarten ist.
In einem breiten Streifen über der nördlichen Mitte gibt es strenge Nachtfröste
zwischen -10 und -15 Grad. In den östlichen Landesteilen werden Auflockerungen
angedeutet, sodass dort in den Ensemble Modellen auch erhöhte
Wahrscheinlichkeiten für kleiner -20 Grad zu finden sind!


Dienstag... verbleibt Deutschland weiter im Trogbereich. Die Kaltluft kann
weiter Boden nach Süden gut machen. Es bleibt im Süden von Baden-Württemberg und
Bayern aber immer noch bei leichten Plusgraden. Sonst stellt sich leichter bis
mäßiger Dauerfrost ein. IN einem breiten Streifen über der Mitte liegen die
Maxima nur zwischen -10 und -6 Grad.

Durch den zyklonalen Einfluss kann es gebietsweise noch etwas Niederschlag
geben. Größere Mengen sind aber nicht zu erwarten. Betroffen sind vor allem die
Nordostanstaugebiete der Mittelgebirge. Anders sieht es in dem Streifen
ausgehend von der Ostsee aus, wo es weiter kräftig und teils unwetterartig
schneit (siehe Beschreibung aus der Nacht).

Sonnige Auflockerungen gibt es vor allem im Lee von Sauer- und Siegerland, im
Rheinland. Aber auch in anderen Leegebieten sowie im Norden abseits der
Schauerstraße kann sich die Sonne immer mal wieder zeigen.

Der Wind bleibt vor allem im Küstenumfeld weiterhin lebhaft mit teils Bft 8
Böen. Dort sind im Schneefallgebiet auch weiterhin Schneeverwehungen möglich.

In der Nacht auf Mittwoch ändert sich an der Grundkonstellation wenig. Die
Schauerstraße ausgehend von der Ostsee bleibt vor allem in der ersten
Nachthälfte noch aktiv mit 6h Mengen um 10 l/qm in Ostseenähe und abnehmend
weiter landeinwärts. Erst in der zweiten Nachthälfte schwächt sich diese
aufgrund der abnehmenden konvergenten Struktur ab.

Sonst ist es oft trocken, ehe in der zweiten Nachthälfte neue Schneefälle auf
den Südwesten übergreifen. Diese stehen in Verbindung mit WLA, die zu einem
Höhentief über Westfrankreich gehört. Damit können 1 bis 5 cm fallen.

Über der Mitte lockert die Wolkendecke zum Teil stärker auf. Damit nehmen auch
die Wahrscheinlichkeiten für Temperaturen unter -20 Grad deutlich zu (siehe ICON
EPS).


Mittwoch... zieht das Höhentief weiter in Richtung westlicher Mittelmeerraum.
Über Norditalien kann sich dann ein Bodentief ausbilden. An seiner Nordflanke
beeinflussen Feuchtefelder die Südhälfte Deutschlands. Niederschläge fallen vor
allem südlich des Mains. IN Richtung Alpen liegen die Höchstwerte bei 850ern
knapp unter 0 Grad, immer noch leicht im positiven Bereich, sodass dort auch
Regen dabei sein kann. Zwischen Donau und Main können hingegen ein paar
Zentimeter Neuschnee im Tagesverlauf herunterkommen (1 bis 5 cm in 12h, örtlich
etwas mehr).

Im Umfeld der Ostseeküste gibt es weiter Schneeschauer bzw.
Schneeschauerstraßen. Die zu erwartenden Mengen sollten allerdings nicht mehr so
hoch ausfallen, da zum einen der Feuchtegehalt der Luftmasse weiter abnimmt und
zum anderen keine so ausgeprägte konvergente Struktur mehr zu erkennen ist.

In der Mitte und im Osten bleibt es bei mäßigen Dauerfrösten zwischen -10 und -5
Grad. Vor allem in den Leegebieten und in Norddeutschland zeigt sich zudem
zeitweise die Sonne. Der Wind spielt eigentlich nur noch an der See und in
höheren Berglagen eine Rolle, zumeist aber im gelben Bereich.

In der Nacht auf Donnerstag erreicht die Frostluft nun auch das Alpenvorland.
Mit der Drehung der Winde auf nördliche Richtungen schneit es vor allem an den
Alpen noch längere Zeit. Dort sind in Staulagen durchaus auch bis 10 cm möglich.


Etwas Schnee ist mit Schauern auch im erweiterten Ostseeumfeld zu erwarten. Im
Anstau des Westerzgebirges bis 5 cm. Im Rest des Landes, wenn überhaupt nur
geringe Mengen.

Die Auflockerungen nehmen zu und damit auch die Gebiete mit strengem Frost.
Örtlich können auch nochmal die -20 Grad erreicht werden.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle sind im Kurzfristbereich in guter Übereinstimmung.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer