DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

07-02-2021 10:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 07.02.2021 um 10.30 UTC



Winterlich kalt bis sehr kalt. Gebietsweise Schneefälle, vor allem entlang den
Küsten. Dort auch erhöhte Gefahr von Schneeverwehungen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 14.02.2021


Am Mittwoch zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums, schwenkt ein Trog
über die Iberische Halbinsel hinweg und sorgt im westlichen Mittelmeerraum für
Zyklogenese. Dieses Tief zieht rasch weiter zur Adria. Das führt im Süden teils
auch noch in der Mitte Deutschlands zu leichtem Niederschlag, meist wohl als
Schnee, aber auch (gefrierender) Regen könnte im äußersten Süden ein Thema sein.
Wenn das Tief dann am Abend die Adria erreicht, sorgt etwas Richtung Nordost
drehender Wind, dass die Kaltluft noch einmal deutlich in Richtung Alpen Boden
gut macht. Im restlichen Land ist es auf Grund des Einflusses eines kräftigen
Hochs über Skandinavien und dem Nordmeer, ruhig, teils sogar sonnig, mitunter
gibt es leichten Schneefall. Der Wind weht mäßig aus Nordost. Dabei muss in der
Nacht zum Donnerstag generell mit mäßigem bis strengem Frost gerechnet werden.
Am Donnerstag gelangt Deutschland auf die Rückseite eines Troges, der von
Finnland über das Baltikum und Polen bis zum Balkan reicht. Rückseitig gelangt
Deutschland zunehmend unter den Einfluss eines Hochs über dem Nordmeer und
Skandinavien. Dadurch wird von Norden trockene und kalte bis sehr kalte
Polarluft herangelenkt. Die letzten leichten Schneefälle ziehen sich somit in
den Osten bzw. Südosten zurück. Lediglich unmittelbar an der Küste sind
Schneeschauer nicht völlig auszuschließen.
Am Freitag verstärkt sich das Hoch im Bereich der Nordsee und Nordmeer weiter,
das von einem Höhenrücken im Bereich der Britischen Inseln gestützt wird.
Gleichzeitig zieht das osteuropäische Bodentief weiter in Richtung Belarus und
Westrussland. Hochreichend kalte (-14 bis -17 Grad in 850 hPa, -30 bis -40 Grad
in 500 hPa) Luft (cA) flutet das ganze Land bis auf den Südwesten. Der Wind weht
weiter mäßig um Nord und die winterliche Kälte hält an. Insgesamt wird wenig
Bewölkung simuliert, allerdings sollte man schon erwarten, dass bei dieser
Konstellation über den Meeresgebieten ordentlich Konvektion in Gang kommt, so
dass mit den nördlichen Winden einige Abschnitte der Küste Schnee abbekommen
dürften, vor allem im Bereich der Ostsee auch mit Verwehungsgefahr.
Samstag verstärkt sich der Höhenrücken über Westeuropa weiter, so dass wir in
einer recht kräftigen nördlichen Höhenströmung liegen und sich die Kaltluft
immer weiter nach Süden verlagert, während ganz im Norden bodennah von der See
her etwas Milderung einsetzt, da der Wind weiter aus Nord weht. Vor allem im
Osten kommt es zu leichten Schneefällen.
Am Sonntag bildet sich über der Nordsee und dem Süden Skandinaviens eine
kräftige Antizyklone und über Osteuropa ein markantes Höhentief. An der
Westflanke dieses Höhentiefs sorgen Hebungsprozesse für zeitweilige Schneefälle,
die bis in den Südosten Deutschlands reichen werden. Im Norden und Westen
Deutschlands macht sich dagegen Hochdruckeinfluss und trockenes Wetter
bemerkbar.
In der erweiterten Mittelfrist weitet sich die Antizyklone insgesamt etwas mehr
nach Skandinavien hin aus, so dass auch der Hochdruckeinfluss in Deutschland
sich etwas verstärkt, über Osteuropa bleibt das Höhentief erhalten, es sorgt im
äußersten Osten Deutschland noch für ein paar Schneeflocken. Der mäßige, teils
strenge Frost bleibt vorerst erhalten.



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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Tiefdruckentwicklung am Mittwoch wurde von den Vorläufen noch weiter
nördlich gezeigt, mit mehr Niederschlag und etwas milderer Luft über
Süddeutschland. Die Tendenz geht ganz klar in Richtung kälter, aber auch
ruhiger. Somit ist die Konsistenz der jüngsten beiden Läufe bis nächsten Sonntag
gut bis sehr gut.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Der Blick auf die externen Modelle zeigt am Mittwoch leichte Unterschiede zum
IFS. So zeigt das Gros der Modelle am Mittwoch eine leicht nördlichere Zugbahn
des Tiefs und damit ein etwas weiteres Ausgreifen der milderen Luft nach
Süddeutschland hinein. Vergleichsweise unstrittig ist die Prognose für den
Donnerstag, wobei IFS tendenziell etwas kälter ist als die anderen Modelle. Alle
Modelle zeigen aber den massiven Kaltluftblock im Osten, der den Osten
Deutschlands auch im Griff behalten soll. Vor allem nach GEM soll sich
nachfolgend auch die Kaltluft wieder nach Westen ausdehnen.

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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Für den Zeitraum Donnerstag, 00 UTC bis Samstag, 00 UTC werden insgesamt fünf
Cluster aus dem IFS-EPS gebildet. Diese ähneln sich stark. Bei den
Unsicherheiten im Süden am Mittwoch und am Freitag im Südwesten können auch die
Cluster nicht weiterhelfen. C1 bis C4 zeigen den Übergang der Wetterlage von
"negativer NAO" zu "Blocking". C5 (mit nur 5 Mitgliedern) zeigt dagegen einen
"atlantischen Rücken" und zeichnet sich dadurch aus, das bis zum Samstag das
Geopotential über Deutschland geringer ist, was für niedrigere Temperaturen
spricht. In der erweiterten Mittelfrist gibt es drei deutlich unterschiedliche
Cluster: C1 (19 Mitglieder + Hauptlauf) zeigt hohes Potential über dem Nordmeer
und Trogeinfluss von Osten her. Mehr Winter geht nicht. C2 (18 Mitglieder) zeigt
ein Abhobeln des Rückens und wieder eine westliche Höhenströmung und auch
Bodenströmung. C3 (14 Mitglieder, incl. Kontrolllauf) zeigt das Potenzialmaximum
über Südskandinavien und ein Hoch über uns, somit vor allem bodennahe Kaltluft.

Die IFS- Rauchfahnen für ausgewählte Trendstädte von Nordost nach Südwest
(Berlin, Offenbach, Freiburg) zeigen Folgendes: In Berlin werden ab Mittwoch in
850 hPa -10 bis -17 Grad erwartet, mit einzelnen Ausreißern nach oben zum
kommenden Wochenende. Dann steigt auch das Geopotential etwas an. Leichte
Niederschlagssignale sind immer drin.
In Offenbach geht das Temperaturniveau von -8 auf -15 Grad zurück, um dann
wieder auf -10 Grad anzusteigen. Ausreißer nach oben gibt es immer, die Tendenz
ist aber klar kalt bis zum Schluss.

Noch weiter im Südwesten, in Freiburg, verbleibt der Hauptlauf um -10 Grad, der
Schwerpunkt des Ensembles steigt aber über -5 Grad. Die Streuung am nächsten
Wochenende ist extrem und reicht von -14 bis +5 Grad. Am Freitag und Samstag
zeigen auch viele EPS-Mitglieder wieder stärkere Niederschlagssignale.

Die GFS-Rauchfahnen sehen in Berlin recht ähnlich aus wie die IFS-Rauchfahnen.
In Offenbach und Freiburg geht dagegen die Temperatur in 850 hPa bei weitem
nicht so stark zurück wie bei IFS. Viele Läufe liegen um 0 Grad. Zudem fällt
hohes Geopotential und wenig Niederschlag nächstes Wochenende auf, was auf
Hochdruckeinfluss hindeutet. Unter einer Inversion könnte es dann trotzdem sehr
kalt sein. Dennoch muss festgestellt werden, dass das GFS-Ensemble (00 UTC) in
seiner Gesamtheit viel weniger in Richtung der starken Kälte des IFS tendiert.

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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen



Der EFI zeigt im Mittelfristzeitraum in den kommenden Tagen nur Kältesignale.

Schneefall/gefrierender Regen:
Nach Cosmo-LEPS besteht eine geringe Neigung zu markanten Schneefällen im
Alpengebiet am Mittwoch. Nach IFS-EPS sind ab Freitag im Südwesten mehr als 10
cm Schnee in 12 Stunden nicht ganz ausgeschlossen. Hier könnte auch gefrierender
Regen drohen.
In den Globalmodellen nicht gezeigt, aber wohl wahrscheinlich sind immer wieder
Schneefälle aufgrund des Lake-Effekts, die sehr leicht markante Kriterien
erreichen können und während der gesamten kommenden Woche an allen
windexponierten Küstenabschnitten auftreten können. Auch Unwettergefahr besteht.
Böen der Stärke 6 bis 7 reichen in der Kaltluft problemlos auch für Verwehungen.

Auch in anderen Regionen können leichte Verwehungen der vorhandenen Schneedecke
nicht ausgeschlossen werden.

Sturm:
Am Dienstag besteht nach Cosmo-LEPS an ostexponierten Küstenabschnitten eine
erhöhte Gefahr von stürmischen Böen. Am Donnerstag besteht an exponierten
Abschnitten der Ostsee noch eine geringe Gefahr hierfür.

Dauerfrost:
Vom Osten bis zur Mitte wird im gesamten Mittelfristzeitraum Dauerfrost
erwartet. Im Süden und Westen setzt dieser teils erst ab Donnerstag ein.

Strenger Frost: Während der gesamten nächsten Woche besteht vom Osten bis zur
Mitte jede Nacht die Gefahr strengen Frostes, ab Donnerstag auch im Süden. Im
Norden kann es vor allem bis Donnerstag in den Nächten teils strengen Frost
geben. Je nach genauer Entwicklung kann es in der zweiten Wochenhälfte teils
auch sehr strengen Frost bis unter -20 Grad geben.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS-EPS, MOS-MIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Stefan Külzer