DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

05-02-2021 11:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 05.02.2021 um 10.30 UTC



Im Norden windig, zeitweise auch stürmisch. Am Montag im Süden und Nordwesten
etwas Schnee, am Mittwoch und in der Nacht zum Donnerstag im Süden vorübergehend
milder, von West nach Ost durchziehend Schnee, in tiefen Lagen teils auch Regen.
Am Donnerstag erneuter Kaltlufteinbruch.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 12.02.2021


Am Montag liegt Deutschland im Bereich eines breiten, aber flachen
Langwellentroges in 500 hPa. Dieser verlagert sich über dem Norden Deutschlands
nur wenig ostwärts, über dem Süden schwenkt seine Achse jedoch im Tagesverlauf
von Ost nach West durch. Im südlichen Trogbereich kommt es durch PVA zu
Hebungsprozessen, die durch ein Höhentief, welches von Südwest nach Nordost über
Nordbayern zieht, verstärkt werden. In der Folge werden in der Südhälfte
Niederschläge erwartet. Da die Schneefallgrenze dort zwischen 200 und 600 m
liegt, ist in tieferen Lagen zumindest gebietsweise mit Regen, ansonsten jedoch
mit zumeist schwachen, lokal aber auch mäßigen Schneefällen zu rechnen. Im
Bodendruckfeld bildet sich eine High-Over-Low-Situation ab, was hohen Luftdruck
über Skandinavien und tiefen Luftdruck über dem Mittelmeer bedeutet. Die
resultierende bodennahe östliche bis nordöstliche Strömung mäandert leicht,
insbesondere von Frankreich zur Nordsee zeigt sich ein nach Norden weisender
Bodentrog. Durch diesen wird der Gradient zusammengedrückt, was im Umfeld der
Nordsee zu oftmals ablandigen steifen Böen (Bft 7), direkt an der Nordsee
dagegen zu stürmischen Böen oder Sturmböen (Bft 8-9) führen sollte. An der
Ostsee weht der Wind auch lebhaft, letztendlich durch den Abstand zum Keil aber
um etwa 1 Bft geringer. Da sich im Tagesverlauf an der englischen Nordseeküste
ein Höhentief intensiviert, ist auch der Nordwesten von leichten Schneefällen
betroffen, die in Verbindung mit dem dort lebhaften Wind auch wieder verweht
werden sollten. Der Temperaturgradient zeigt sich scharf konturiert mit Werten
um -3 Grad in 850 hPa im Südwesten und unter -12 Grad im Nordosten. Das bedeutet
im Südwesten positive Höchstwerte bis zu +7 Grad, die Nordosthälfte präsentiert
sich dauerfrostig mit Höchstwerten, die lokal kaum über -8 Grad liegen.
In der Nacht zum Dienstag wandert die Achse des Troges weiter nach Osten ab. Das
Höhentief zieht etwas nach Norden, wobei es an Intensität gewinnt. Die
Verlagerung führt aber dazu, dass über dem Nordwesten die Schneefälle nachlassen
bzw. nach Nordwesten herausziehen. Auch über dem Süden ziehen auf der Rückseite
der Trogachse die Niederschläge ab, so dass es verbreitet trocken bleibt. Dazu
trägt auch ein Bodenkeil bei, der sich von Norden nach Deutschland schiebt und
somit den am Tage noch dominierenden Trog abdrängt. Er sorgt auch für eine
Windabschwächung an den Küsten, so dass zum Morgen nur noch steife und einzelne
Stürmische Böen das Maß der Dinge sein sollten - was auch die Größenordnung für
die Böen auf den Alpengipfeln sein sollte. Über dem Osten sinken die 850er
Temperaturen noch etwas auf teilweise unter -15 Grad, über dem Süden bleibt es
bei Werten um -3 Grad. Das bedeutet Minima im Oberrheingraben um null Grad, im
Nordosten und in ungünstigen Mittelgebirgslagen wird strenger Frost bis -15 Grad
erwartet.

Am Dienstag nähert sich von Westeuropa ein neuer langwelliger Troganteil in 500
hPa, der mit dem zugehörigen Höhentief bis zum Abend die Biskaya erreicht. Das
zugehörige kräftige Bodentief erreicht zu diesem Zeitpunkt die Südküste der
Bretagne. Auf der Vorderseite des Tiefs wird in den Süden mildere Luft
gesteuert, so dass die 850er Werte im Alpenvorland auf bis zu +2 Grad ansteigen.
Damit verschärft sich der Temperaturgradient wieder etwas, dann über dem
Nordosten bleibt es zumindest gebietsweise bei 850-hPa-Temperaturen um -16 Grad.
Zu bemerkenswerten Wettererscheinungen führt der scharfe Temperaturgradient aber
nicht. In der Höhe zeigt sich die Strömung trogvorderseitig leicht antizyklonal,
was auf eine gewisse Stabilität der Schichtung hindeutet. Der Gradient wird
weiter auseinandergezogen, allenfalls über dem Norden weht der Wind weiter
lebhaft, aber wohl nicht warnwürdig. Die Höchstwerte werden bei leicht föhnigen
Verhältnissen am Alpenvorland bei bis zu 7 Grad erwartet, im Nordosten steigt
das Quecksilber bei mäßigem Dauerfrost teils nicht über -6 Grad.
In der Nacht zum Mittwoch überquert die Achse des westeuropäischen
Langwellentroges weite Teile Frankreichs und erreicht das Elsass. Das zugehörige
Höhentief macht sich auf den Weg zu den Seealpen, was zu einer klassischen
Leezyklogenese über dem Golf von Genua / dem Löwengolf führt. Dort werden in der
Folge auch die stärksten Niederschläge erwartet, der Südwesten Deutschlands ist
wohl nur rudimentär vom Schneefall (Eifel) oder Regen (Pfalz bis Oberrhein)
betroffen. Dabei gehen die Niederschläge zunehmend im Regen über, da von Süden
die Temperaturen ansteigen und sich die 850er Isotherme bis zum Main nach Norden
schiebt. Die Milderung macht sich aber auch im Norden bemerkbar. Zwar liegen an
der dänischen Grenze die 850-hPa-Temperaturen weiter um -15 Grad, in den übrigen
Gebieten vollzieht sich aber, bei weiter negativen Temperaturen, eine Erwärmung.
Neben dem äußersten Südwesten kann es auch an den Küsten noch ein paar
Schneeschauer geben. Sonst ist es trocken. Die Tiefstwerte liegen dabei um null
Grad im Markgräfler Land und um -12 Grad an der Oder und in höherem
Mittelgebirgslagen.

Am Mittwoch und in der Nacht zum Donnerstag ziehen das beschriebene Boden- du
Höhentief über Oberitalien ostwärts, was dort für reichlich Regen und Schnee
sorgt. Über Deutschland nehmen die Hebungsprozesse durch das Höhentief an der
englischen Nordseeküste wieder zu. Dieses intensiviert sich, und in der Nacht
greift sein südlicher Teil auf den Norden über. Höhenkaltluft unter -32 Grad
labilisiert die Schichtung ebenso wie PVA und eine diffluente Höhenströmung. Im
Tagesverlauf sollten die Niederschlagsschwerpunkte im Westen liegen, in der
Nacht sollten sie in den Osten ziehen. Die Verlagerung sollte dabei vor allem
auch der Verlagerung der größten Scherungswerte folgen (Stichwort:
Gegenstromlage). Letztendlich dürfte in den tiefsten Lagen am Tage Schneeregen
oder Regen, sonst aber durchgängig Schnee fallen. Die mildere Luft wird aus dem
Süden wieder abgedrängt. Stattdessen fließt zwischen dem abziehenden Tief und
einem von Westen auf den Südwesten übergreifenden Hoch wieder ein (kräftiger)
Schwall Kaltluft ein, so dass zum Morgen die 850er Temperaturen wieder zwischen
-10 und -15 Grad liegen.

Am Donnerstag schiebt sich von Westen ein Höhenrücken herein, dessen Achse in
der Nacht zum Samstag Deutschland erreicht. Dieser stützt eine vom Nordmeer zu
den Alpen gerichtete Hochdruckbrücke. Diese sorgt für eine Wetterberuhigung, nur
im Nordosten kann es am Donnerstag anfangs noch etwas schneien. Danach bleibt es
trocken. Da die Divergenzachse der Brücke allmählich über Deutschland hinweg
nach Osten zieht, setzt sich von Westen und Südwesten wieder etwas mildere Luft
durch. Dies gilt insbesondere für den Freitag, an dem ein neues Tief von Westen
her auf die Südwesthälfte übergreifet. Während am Freitagabend die 850er Werte
im äußersten Nordosten weiter unter -15 Grad liegen, steigen sie im Südwesten
auf 5 Grad. Damit fallen die übergreifenden Niederschläge überwiegend als Regen
oder gehen von Schnee in Regen über.

In der erweiterten Mittelfrist zieht am Samstag ein Kurzwellentrog über
Deutschland hinweg, dem am Sonntag ein neuer Höhenrücken folgt. Damit sollte der
Sonntag trocken bleiben, am Samstag fällt im Süden und in der Mitte Regen, in
den Hochlagen auch Schnee.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis in den Montag hinein zeigen der aktuelle Lauf und seine Vorläufe recht
ähnliche synoptische Muster, dies gilt z.B. auch für die kräftige, leicht
mäandrierende Ostströmung über dem Norden und der Mitte sowie die
Temperaturverteilung oder das Geopotential, wobei bei letzterem sich schon
deutlichere Unterschiede in der Positionierung der >Höhentiefs zeigen.

Am Dienstag simuliert der aktuelle Lauf den Gradienten über dem Norden etwas
schärfer als die Vorläufe. Bezüglich des Bodendrucks zeigt sich ferner, dass der
gestrige 00-UTC-Lauf am Dienstag um 12 UTC noch ein Tief südlich der
Loire-Mündung zeigte, welches bei den jüngeren Läufen in oder sogar westlich der
Biskaya liegt. Auch im Geopotentialfeld zeigen sich Unterschiede, u.a. über der
Nordsee oder Nordeuropa, wo der aktuelle lauf ein flaches Höhentief über der
Nordsee nunmehr deutlich weiter westlich positioniert als die Vorläufe.

Ab Mittwoch zeigte der gestrige 00-UTC-Lauf ein Anhalten der leicht
mäandrierenden östlichen Bodenströmung sowie eine leicht wellende, westliche
Höhenströmung. Diese Muster wurden von den jüngeren Läufen komplett
umgekrempelt. Nunmehr zeigt sich - von Lauf zu Lauf stärker - auch über
Norddeutschland eine Trogstruktur, und ebenso ein großräumiges Tief über den
Alpen und Oberitalien. Damit wird auch ein Kaltluftvorstoß über Westeuropa
angedacht, bei dem die Vorläufe noch (deutlich) verhaltener agierten.

Am Donnerstag setzt sich die Phasenverzögerung des aktuellen Laufs im Vergleich
zu den Vorläufen fort. Der von Westen heranrückende Keil wird aktuell deutlich
langsamer simuliert als in den Vorläufen - und der dem Keil vorlaufende Trog
weist aktuell eine deutlich größere Amplitude auf als die Vorläufe. In der Folge
simuliert der aktuelle Lauf über Westeuropa und dem westlichen Mitteleuropa
einen massiven Kaltluftvorstoß, der bis zu 10 Grad niedrigere 850er-Werte zur
Folge hat, als dies noch in den Vorläufen angedacht war. Die Modellunterschiede
sind somit in der zweiten Wochenhälfte recht markant.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Am Montag zeigen alle Modelle die High-Over-Low-Situation über Europa. Das
Geopotentialfeld mit zwei Höhentiefs über der östlichen Nordsee und
Benelux/Nordfrankreich, wie es GFS oder ICON zeigen, erinnert an die Vorläufe
des aktuellen EZMW-Laufs.

Am Dienstag rahmen GFS (schnelle Verlagerung) und ICON (langsame Verlagerung)
das Biskaya-Tief des EZMW ein. Der insgesamt recht gleichförmigen westlichen
Höhenströmung des EZMW über Mitteleuropa prägen GFS und ICON kräftige
kurzwellige Strukturen auf, wobei der entsprechende Trog bei GFS über
Süddeutschland, bei ICON dagegen über Norddeutschland zu finden ist.

Am Mittwoch haben die drei betrachteten Modelle alle ein kräftiges Tief im
Bereich Oberitalien / nördliches westliches Mittelmeer auf der Agenda. Dieses
simuliert EZMW aber am großräumigsten, mit entsprechenden Auswirkungen auf die
Temperaturverteilung - die vorderseitig des Tiefs einsetzende Milderung ist bei
EZMW deutlich stärker als bei GFS oder ICON. Auch sind die mit dem Tief
verbundenen Niederschläge bei EZMW stärker und verbreiteter als bei den anderen
Modellen.

Im weiteren Verlauf gleichen sich EZMW und ICON etwas an, u.a. bezüglich der von
Westen hereindriftenden, von Nord nach Süd verlaufenden Hochdruckbrücke, aber
auch bezüglich des abziehenden Langwellentroges. Bei GFS soll von Westen ein
neues Tief auf den Süden Deutschlands übergreifen. Die damit verbundene WLA
steht im Gegensatz zur KLA bei EZMW oder ICON. In der Folge berühren sich über
Schwaben am Donnerstagmittag im 850-hPa-Niveau die 0-Grad-Isotherme von GFS und
die -15-Grad-Isotherme von ICON!
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die EZMW-Cluster zeigen für das Zeitfenster +72 bis +96 Stunden nur ein Cluster,
das in der Kategorie "Negative NAO" liegt und somit auch die
High-Over-Low-Situation über Europa widerspiegelt.

Im Zeitfenster +120 bis +168 Stunden zeigen sich drei Cluster (21, 19 und 11
Mitglieder). Der Haupt- und Kontrolllauf liegen in Cluster 1. Cluster zwei
wechselt von der Kategorie "Negative NAO" in eine Blockierungslage, die anderen
Cluster bleiben durchweg im Bereich der "Negativen NAO".

In der erweiterten Mittelfrist werden zwei Cluster angeboten, die auch das
auseinanderlaufen der Modellergebnisse aufzeigen. Die Cluster sind fast gleich
groß (26 und 25 member), der Hauptlauf befindet sich in Cluster 1, der
Kontrolllauf in Cluster 2, und während Cluster 1 durchweg in der Kategorie
"Positive NAO" liegt, befindet sich der zweite durchweg in einer
Blockierungslage - mal schau'n, wer am Ende die Nase vorne hat.

Die Rauchfahnen des EZMW für Offenbach zeigen anfangs 850er Temperaturen um null
Grad, wobei ab Sonntag ein Rückgang zu erkennen ist, der laut des Kontrolllaufs
bis in die zweite Wochenhälfte anhalten soll. Der Hauptlauf zeigt dagegen ein
zwischenzeitliches Maximum am Mittwoch. Auffällig: Die Unsicherheit der
Vorhersagen zeigt sich schon ab Montag in der deutlich zunehmenden Streuung der
Ensemblemitglieder. Der Geopotentialverlauf zeigt dagegen weniger Streuung. Nach
einem Rückgang des Geopotentials bis zum Montag zeigen alle Ensemblemitglieder
anschließend wieder einen Geopotentialanstieg, die dann zunehmende Streuung
resultiert nur aus der unterschiedlichen Stärke des Anstiegs.

Die GFS-Ensembles zeigen insgesamt ähnliche Muster wie die EZMW-Ensembles, der
Temperaturrückgang in 850 hPa in der ersten Hälfte der kommenden Woche wird aber
von GFS sehr viel moderater angesetzt als dies bei EZMW der Fall ist.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Wind:
Am Montag bei COSMO-LEPS an der Küste 80%- bis 100%-Wahrscheinlichkeit für Böen
Bft 7, im Binnenland allmählich abnehmende Wahrscheinlichkeiten. Am Montag an
der Küste Wahrscheinlichkeiten um 40% für Böen Bft 7, im Binnenland
wahrscheinlich keine warnwürdigen Böen.

Am Montag bei EFI geringe Signale für signifikante Böen an der Küste.


Strenger Frost/Dauerfrost:
Die COSMO-LEPS-Wahrscheinlichkeiten für strengen Frost in der Osthälfte
Deutschlands liegen abseits des Harzes bei bis zu 70%. Die
Dauerfrostwahrscheinlichkeit liegt laut COSMO-LEPS über dem Norden und der Mitte
sehr verbreitet bei 100%.

Die EZMW-EPS-Wahrscheinlichkeiten für strengen Frost in der Osthälfte
Deutschlands liegen abseits des Harzes bei bis zu 80% und damit noch etwas höher
als die bei COSMO-LEPS. Die Dauerfrostwahrscheinlichkeit schätzt EZMW-EPS über
dem Norden und der Mitte wie auch COSMO-LEPS sehr verbreitet mit 100% ein. Der
EFI zeigt entsprechend bis zum Freitag über dem Norden und der Mitte Signale für
signifikant vom Modellklima abweichende Minimum- und Maximumtemperaturen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, EZMW-EPS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Martin Jonas