DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

03-02-2021 19:01
SXEU31 DWAV 031800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 03.02.2021 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Nördlich einer Luftmassengrenze Schnee, vereinzelt auch gefrierender Regen und
damit Glatteis. Zudem in der Südhälfte zeitweise Sturmböen, im Westen vereinzelt
Gewitter. Am Donnerstag vor allem in der Mitte vorübergehend Wetterberuhigung.
Am Freitag an der See auffrischender Ostwind mit einzelnen 8er Böen, ganz im
Norden wieder verstärkt Schneefall, in der Nacht zum Samstag erste Verwehungen.
Am Samstag von der Lausitz bis nach Niedersachsen aufkommender Schneefall, ab
dem Abend teils markante Mengen, in der Nacht zum Sonntag lokal über 15 cm
Neuschnee möglich (Unwetter). Dazu vor allem in der 2. Nachhälfte teils starke
Schneeverwehungen. Im Grenzbereich zum Schneefall am Südrand auch gefrierender
Regen möglich.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
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Aktuell ... Südlich eines Höhentiefkomplexes mit Kernen über dem südlichen
Nordmeer und Karelien zieht ein Kurzwellentrog von Norddeutschland nach
Ostpolen. Das zugehörige Wellentief wandert sehr rasch vom Niederrhein über
Norddeutschland und Brandenburg weiter nach Polen. Dabei wird die sich nördlich
des Tiefzentrum befindende Luftmassengrenze nur vorübergehend nach Norden, auf
der Rückseite des Tiefs dann wieder nach Süden gelenkt. Gegen Morgen sorgt aber
im westlichen Niedersachsen der auf Südwest drehende Wind erneut für eine
leichte Nordverlagerung. Auf der Nordseite des Tiefs gibt es ein kräftiges
Niederschlagsgebiet, so dass der Regen knapp nördlich der Luftmassengrenze auch
wieder in Schnee übergehen kann. Die Neuschneemengen belaufen sich aber meist
auf 2 bis 4 cm in einem Streifen von der Wesermündung bis nach Vorpommern und
ins nördliche Brandenburg. Nur kleinräumig könnte es mal rund 5 cm oder etwas
mehr Schnee geben. In der nördlichen Mitte bringt das Tief längere Zeit Regen
und im Süden fallen örtlich Schauer. Gewitter sind ab dem späten Abend
unwahrscheinlich. Der Wind ist südlich des Tiefs vor allem im Bereich der
´herumgeholten´ Okklusion ein Thema: In der Mitte und im Süden treten
vorübergehend stürmische Böen und exponiert Sturmböen auf der Karte. An der
Küste treten auf der Nordseite der Luftmassengrenze steife bis stürmische Böen
aus Ost bis Nordost auf. In der 2. Nachthälfte wird der Wind aber allgemein
schwächer. Die Nachtwerte liegen nördlich der Grenze bei 0 bis -2 Grad, im
Bereich der Grenze bei 1 oder 2 Grad und in der Mitte und im Süden bei 3 bis 7
Grad.

Donnerstag ... weitet sich der schmale Ostatlantiktrog noch etwas nach Süden bis
zu den Kanaren aus. Dadurch steilt die Strömung über Westeuropa etwas auf und
die vorderseitige WLA begünstigt den Aufbau eines Keils, der zu einem Höhenhoch
über Nordafrika reicht. Das Hoch über Skandinavien baut infolge des
NVA-generierten Druckanstiegs sogar eine schwache Brücke zum Hoch über der Adria
auf, die nur noch durch die schwache Tiefdruckrinne an der Luftmassengrenze
entlang der Elbe (Stand 18 UTC, vorher etwas weiter südwestlich) unterbrochen
wird. Immerhin sorgt das überlagerte Absinken aber dafür, dass die
Wetteraktivität weiter zurückgeht und so fallen meist nur noch 1 bis 4 l/qm
binnen 12 Stunden - über Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und
Nordostbrandenburg meist als Schnee, sonst als Regen oder Schneeregen. Im
Übergangsbereich ist vor allem in den Früh- und Abendstunden eine geringe
Glatteisgefahr nicht wegzudiskutieren, tagsüber sollten die Beläge jedoch durch
die Bank weg positiv sein.

Im Rest des Landes zeigt sich bei kurzen Auflockerungen auch gelegentlich mal
die Sonne, bevor die Ausläufer einer Warmfrontwelle, die den Rücken umläuft, auf
den äußersten Südwesten mit leichten Regenfällen übergreift. In der
Südwesthälfte ist es ungewöhnlich mild mit Temperaturen von 10 bis 14 Grad.
Nordöstlich der Elbe bleibt es dagegen bei 0 bis 4 Grad kalt und im
Übergangsbereich liegen die Werte entsprechend dazwischen.
Auch der Wind lässt nach Abzug des Tiefs immer mehr nach, so dass auch die
Sturmböen im östlichen Bergland, sowie Windböen an exponierten Küstenabschnitten
im Tagesverlauf der Vergangenheit angehören.

In der Nacht zum Freitag liegen wir zwar in der Höhe noch unter der breiten
Keilachse, allerdings greift auf der Vorderseite des stationären Tiefs über den
Britischen Inseln Warmluftadvektion von Westen auf Deutschland über. Zudem wird
mit der niedertroposphärisch, südwestlichen Strömung die warme Luftmassengrenze
im Süden, die erwärmte Meeresluft (T850 um 0 Grad) von warmer Subtropikluft über
Südfrankreich (T850 >5 Grad) trennt, bis zum Morgen in etwa bis auf Höhe des
Mains gedrückt. Südlich davon fällt gebietsweise Regen (2 bis 9 mm), der lokal
auch knapp zweistellige Summen binnen 12 Stunden bringen kann (GFS, Euro4).
Insofern dauert die kurzzeitige Entspannung in den Hochwasserregionen nur etwas
mehr als einen Tag an.

Im Zuge der WLA treten auch in Schleswig-Holstein und im Nordwesten zum Morgen
leichte Niederschläge auf (Aktivierung der Luftmassengrenze). Von
Schleswig-Holstein bis nach Nordostbrandenburg fällt dabei etwas Schnee, nach
Südwesten hin auch teils gefrierender Regen. Gegen Morgen lässt der Niederschlag
durch die negative Vorticityadvektion weitgehend nach. So gibt es im Norden und
Osten, wo der Wind generell auf Ost bis Südost dreht, leichten Frost zwischen 0
und -4 Grad, in Vorpommern bei Auflockerungen auch mäßigen Frost. Im Süden und
Westen sowie in der Mitte bleibt es wie gehabt bei +1 bis +6 Grad frostfrei.

Freitag ... schwenkt die Keilachse zur Odermündung und Deutschland gelangt auf
die Vorderseite des Tiefs über den Britischen Inseln respektive des inzwischen
abgeschnürten Cut-Offs an der Westküste Portugals. Damit greift die bereits o.
e. WLA auch nach Ostdeutschland aus und verstärkt sich nach etwas. So verstärken
sich im Tagesverlauf hinter der Keilachse die Niederschlagssignale. Nur ganz im
Nordosten ist es gebietsweise trocken. Schwerpunktmäßig konzentrieren sich die
Niederschläge aber nach wie vor auf den unmittelbaren Bereich der
Luftmassengrenzen (zwischen Weser und Elbe sowie von der Mosel bis ins nördliche
Baden-Württemberg). Von Schleswig-Holstein bis nach Nordbrandenburg fällt etwas
Schnee. Allerdings hält dort der Ostwind mit trocken-kalter Kontinentalluft, so
dass am Boden nur wenig ankommt. Über Rügen ist die -10 Grad Isotherme in 850
hPa nicht mehr weit und unter Berücksichtigung der flachen Kaltluftschicht am
Boden reicht es im Nordosten nun schon vermehrt für Temperaturen bei 0 Grad oder
im geringen Dauerfrostbereich. Im Zuge der sich verstärkenden Luftmassengrenzen
nimmt auch der Gradient wieder zu, so dass insbesondere an der Nordsee Windböen,
auf den Inseln später auch erste stürmische Böen aus Ost auftreten. Für
Schneeverwehungen sind die Neuschneemengen mit nur wenigen Zentimetern aber noch
zu gering.

Im Tagesverlauf setzt zudem in den Alpen Föhn ein, wobei der Gradient
voraussichtlich noch nicht ausreicht (4-6 hPa zwischen Bozen und Innsbruck), um
in die Täler durchzubrechen.

In der Nacht zum Freitag ändert sich nicht besonders viel, durch die WLA bleibt
die Keilformation über uns noch erhalten. Jedoch sinkt der Luftdruck über
Süddeutschland weiter und es entsteht dort ein Bodentrog des Tiefdrucksystems
über West- und Südwesteuropa. Da der Druck über der Ostsee weiter recht hoch
bleibt, verschärft sich der Gradient über dem Nordosten mit vermehrten steifen
bis stürmischen Böen aus Ost bis Südost. Im Bereich der Luftmassengrenze bzw.
weiter nördlich gibt es nur leichte Schneefälle, nach Südwesten hin auch
gefrierender Regen, wobei die Mengen aber nur zwischen 0,5 und 4 mm liegen
innerhalb von 12 Stunden. In der Mitte verstärken sich die Regenfälle, die aber
bei 4 bis knapp über 10 mm nicht warnwürdig sind.

Samstag ... Durch die andauernde WLA über Deutschland wird der Höhenkeil bei uns
noch schärfer und erreicht abends den Osten. An der Warmfront bildet sich über
Frankreich eine Frontalwelle, die abends die Westgrenze erreicht. Weiter östlich
laufen die Warmfront im Süden und die Luftmassengrenze über dem Norden und Osten
zusammen. So dauern die Niederschläge über der Mitte Deutschlands an mit
ähnlichen Mengen wie in der Nacht zuvor. Dabei dringt die Kaltluft etwas weiter
nach Südwesten vor und erreicht wahrscheinlich den Norden Thüringens und
Ostwestfalen, wo es anfängt zu schneien. Die Neuschneemengen liegen nördlich der
Luftmassengrenze voraussichtlich aber meist im Bereich zwischen 2 und 8 cm in 12
Stunden. Markante Schneewarnungen könnte man sich aber durch Schneeverwehungen
etwa im Bereich von der Oberlausitz bis zum südöstlichen Niedersachsen
vorstellen.
Von der Nordsee bis in den Norden Brandenburgs ist es dagegen meist trocken.
Auch vom Bayerischen Wald bis zum Schwarzwald fällt kaum Niederschlag.
Die Temperaturgegensätze verstärken sich: In der Nordosthälfte gibt es kalte -4
bis +1 Grad und im Südwesten weiter sehr milde 8 bis 14 Grad. Im Streifen
dazwischen sind +2 bis +7 Grad angesagt.
Der Wind bleibt an der See stark bis stürmisch und im Nordwesten können
ebenfalls steife Windböen auftreten. Im Süden weht der Wind meist nur schwach.

In der Nacht zum Sonntag verschärft sich die Luftmassengrenze weiter und von
Westen her nähert sich ein Höhentrog. Dies führt dazu, dass sich von Brandenburg
bis nach Niedersachsen die Schneefälle verstärken. Gebietsweise können 10 bis 15
cm, örtlich aber auch mehr als 15 cm Neuschnee fallen. Zusammen mit dem
kräftigen Ostwind, 7er und einzelne 8er Böen bringt, wird eine
Schnee-Unwetterlage wahrscheinlicher!


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Simulationen haben sich mittlerweile angenähert. Damit wird eine
Schnee-Unwetterlage im Norden und im Osten wahrscheinlicher. Wo die Schwerpunkte
liegen, lässt sich allerdings noch nicht festlegen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden