DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

31-01-2021 09:01
SXEU31 DWAV 310800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 31.01.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL

Im Norden und Osten noch winterlich mit strengem Nachtfrost. Von Südwesten
Milderung mit Gefahr von Glatteis insbesondere im Bergland. Vor allem zum
Dienstag im höheren Bergland Sturmböen. Am Dienstag im Norden Luftmassengrenze,
Glatteis und markanter Schneefall nicht ausgeschlossen.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... hat es die Kaltluft bis in den Süden geschafft, zumindest fast. Im
Südwesten und direkt an den Alpen liegen noch Reste der Warmluft. An Ober- und
Hochrhein bewegen sich die Morgentemperaturen bei etwas Regen zwischen 5 und 2
Grad. Im Rest des Landes ist die Temperatur in der eingeflossenen polaren
Kaltluft auf Werte um oder unter den Gefrierpunkt zurückgegangen. So wirklich
hochwinterlich kalt ist es in dem Streifen geworden, wo die Luftmassengrenze am
Freitag ordentlich Schnee abgeladen hat. Allein schon an den Morgentemperaturen,
die zwischen -10 und -17 Grad liegen, kann sehr schön den Schneestreifen
erkennen. 15 cm Schnee und strenger Frost, viel besser kann ein hochwinterlicher
Sonntagmorgen nicht beginnen. Und der weitere Tagesverlauf verspricht nach
Auflösung von Nebelfeldern freundlich mit Sonnenschein und leichtem Dauerfrost
zu werden. Verantwortlich dafür ist Zwischenhocheinfluss. Etwas unsicher ist
noch, inwiefern sich der Nebel auch tatsächlich auflöst, bzw. wie schnell. Die
Region liegt genau in der Achse des Bodenhochs und damit unter gradientschwachen
Verhältnissen.

Je weiter man noch Südwesten und Süden schaut, desto weniger winterlich ist der
Tagesverlauf. Die frontalen Reste verschwinden nicht wirklich aus Deutschland.
Mit dem Übergreifen eines Kurzwellentroges im Laufe der zweiten Tageshälfte
beginnt sich die milde Meeresluft wieder langsam nach Nordosten zu bewegen. Die
Folge sind immer wieder leichte Niederschläge im Südwesten und in Alpennähe, die
sich am Nachmittag dann auch wieder auf Rheinland-Pfalz ausweiten. In 850 hPa
liegt die 0 Grad Isotherme etwa im Bereich der leichten Niederschläge. Insofern
fallen diese häufig als Regen bei Maxima zwischen 3 und 7 Grad. In höheren
Berglagen kann es Richtung Eifel und Hunsrück auch geringfügig schneien. Eine
Warnung ist dafür tagsüber aber sicher nicht notwendig.

Ansonsten bleibt für den Tag nur noch der Wind zu erwähnen, der vorübergehend an
der Ostsee stark böig aus westlichen Richtungen auffrischt. Zudem fallen in
Küstennähe zeitweise ein paar Schneeschauer, die aber sicher zumeist nur einen
geringen Ertrag bringen und daher allenfalls Glättewarnungen notwendig machen.

In der Nacht auf Montag greift der Kurzwellentrog auf Deutschland über und
drückt die Warmluft weiter nach Nordosten. Die 0 Grad Isotherme greift bis zum
Morgen etwa bis zu den mittleren Landesteilen aus. In Verbindung mit dem Trog
sowie infolge von WLA wird auch etwas Hebung induziert, sodass sich die
Niederschläge im Südwesten intensivieren und etwa bis zur Mitte ausgreifen. Bei
positiven Minima im Südwesten und am Niederrhein ist dies in den Niederungen
vielfach Regen ohne Glättegefahr. Im Übergangsbereich zur kalten Luft könnte
dies dann aber doch kritisch werden. So kann in den mittleren Landesteilen, wo
die Temperatur in 850 hPa noch leicht negativ ist, auch ein wenig Schnee fallen.
Die Mengen sind aber nur gering.
Weiter nach Südwesten in den Berglagen von Sauer-Siegerland, Westerwald, Taunus,
Hunsrück, Eifel, Odenwald... ergibt sich eine Mischung aus etwas Schnee und
nachfolgend Übergang in Regen, der bei Tiefstwerten im Frostbereich zu Glatteis
führen kann. Durch die verhältnismäßig milde Vorgeschichte ist Frost tief in den
Böden kein Problem, sodass es nur vorübergehend zu einer Glättesituation im
markanten Bereich führen dürfte. Die genaue Entwicklung muss aber im Nowcasting
gemonitort werden, da nicht komplett ausgeschlossen werden kann, dass das
Glatteis vereinzelt auch einmal unwetterartig werden kann.

Im Norden und Osten merkt man von der Milderung nichts und so muss über Schnee
erneut mit strengen Nachfrösten zwischen -10 und -16 Grad gerechnet werden. Die
Luftmasse ist ziemlich trocken, wie man den Taupunkten entnehmen kann. Nebel mit
entsprechender Glätte sollte im Vergleich zur Vornacht also eher die Ausnahme
sein.

Montag... schiebt sich in Verbindung mit dem Kurzwellentrog ein kleines
Bodentief über NRW bis nach Sachsen-Anhalt. Nördlich bzw. östlich davon kommt
der Wind aus Ost bis Südost. Entsprechend wird der Tag im Norden und Osten teils
freundlich und trocken bei oftmals leichtem Dauerfrost.

Im Bereich des Tiefs und südlich davon schiebt sich der Niederschlag weiter nach
Osten. Teils regnet es länger anhaltend. Die größten Niederschlagsmengen werden
nach Südwesten simuliert. Die deutsche Modellkette sowie Euro4 zeigen für den
Südschwarzwald die Möglichkeit für 12 bis 18 stündigen markanten Dauerregen.
Andere Modelle zeigen die Mengen geringer, sodass es eher grenzwertig ist und
man im Nichthochwasserfall sicherlich darüber hinweg sehen könnte.
Allerdings steigt auch die Nullgradgrenze auf über 1000 m und es gibt in den
höheren Lagen noch immer genug Schnee zum Abschmelzen. Folgt man SNOW4, so liegt
das Niederschlagsdargebot im 24h Bereich bis Dienstagmorgen bei bis zu 50 mm.
Eine Tauwetterwarnung im markanten Bereich erscheint für den Schwarzwald also
sinnvoll.
Selbiges gilt für das Allgäu, wo zumindest in Kombination zwischen Niederschlag
und Abschmelzenden Schnee die markante Warnschwelle überschritten werden könnte.


Im Übergangsbereich zur warmen Luft muss über der östlichen Mitte des Landes mit
geringfügigem Schneefall gerechnet werden. Mit dem Näherrücken der
Nullgradisotherme in 850 hPa geht der Niederschlag teils in Regen über, sodass
auch die Gefahr von gefrierendem Regen besteht, insbesondere im Bergland sowie
in Richtung Nordostbayern.

In der Nacht auf Dienstag zieht das Randtief über den Nordosten in Richtung
Ostsee ab. Diesem folgt ein Bodenhochkeil nach, ehe von Südwesten bis zum Morgen
eine neue Warmfront samt kräftiger WLA auf den Westen und Südwesten übergreift.

Die Niederschläge ziehen damit zunächst ostwärts ab. Am längsten regnet es noch
im Südosten und am Alpenrand. Gerade in Ostbayern besteht eine erhöhte
Glatteisgefahr. Besonders im höheren Bergland sind auch Unwetter ein Thema.

Im Norden und Osten gibt es Nachfröste, in Schleswig-Holstein auch nochmal nahe
an den strengen Frostbereich heran.

Bis zum Morgen schaffen es die neuen Niederschläge noch nicht so recht auf den
Westen und Südwesten überzugreifen, allerdings frischt der Wind in den Hochlagen
des Schwarzwaldes auf mit Sturmböen auf dem Feldberg.



Dienstag... kommt die Warmfront allmählich nach Nordosten voran. Am Boden bildet
sich eine Tiefdruckrinne aus, die sich nach dem aktuellen 00 z Lauf von ICON von
den Niederlanden über das südliche Niedersachsen bis nach Südbrandenburg
erstreckt. Dementsprechend dürfte sich erneute eine scharfe Luftmassengrenze
einstellen. So liegen die Höchstwerte nördlich der LMG bei Werten um den
Gefrierpunkt, während im Südwesten wieder bis +13 Grad erreicht werden.

Insgesamt scheint die LMG etwas weiter nördlich zu liegen, als vergangenen
Freitag. Demnach konzentriert sich der Hauptteil der Niederschläge vor allem
entlang eines breiten Streifens über der Mitte des Landes. Dort kann es länger
anhaltend und teils auch kräftig regnen, wohl aber unterhalb von Warnschwellen.
Im Süden fällt zwar auch Regen, allerdings halten sich die Mengen deutlich in
Grenzen und selbst mit dem weiter abtauenden Schnee reicht dies dann wohl nicht
für eine markante Warnung.

An der Grenze zur kalten Luft fällt länger anhaltend Schnee mit Mengen, die
durchaus die 5 cm überschreiten können, nicht ausgeschlossen, dass auch wieder
die markante Warnstufe notwendig ist. Eine Aussage dazu ist, aber zu dem frühen
Zeitpunkt noch nicht möglich.

Selbstverständlich wird es auch wieder einen schmalen Streifen geben, wo
gefrierender Regen auftreten kann, da die Kaltluft bodennah etwas weiter südlich
liegt, als die 0 Grad Isotherme in 850 hPa.

Auch Wind ist erneut ein Thema, mit Wind- und Sturmböen im höheren Bergland, auf
den Schwarzwald- und Alpengipfeln auch schwere Sturmböen. Wind aus Südwest. Als
Gegenpol treten an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste und an der Nordsee
ab dem späteren Abend starke bis stürmische Böen aus Ost bis Südost auf.

In der Nacht auf Mittwoch verschiebt sich die Luftmassengrenze samt Schneefall
und dem schmalen Glatteisstreifen langsam weiter nordostwärts. Dann sind vor
allem noch die Regionen vom Hamburger Raum bis mach Nordbrandenburg und
nordöstlich davon betroffen. Weiter nach Süden und Südwesten bleibt es hingegen
frostfrei und es regnet zeit- und gebietsweise.

Für den Süden deutet sich ein neuer Warmluftschub ab, was man auch gut in den
höheren Theta-Werten sieht. Dort sollten sich die Niederschläge im Laufe der
Nacht wieder intensivieren. Das gilt für die Regionen von den Vogesen, über den
Schwarzwald bis zu den Alpen. In Kombination mit dem weiteren Abtauen des noch
vorhandenen Schnees kann sich dann wieder eine markante Tauwetterlage
einstellen. Allerdings gibt es diesbezüglich noch Modellunterschiede. EZ und
insbesondere GFS sehen lange nicht so viel Niederschlag.

Modellvergleich und -einschätzung
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Prinzipiell wird die kurzfristige Entwicklung von den verschiedenen Modellen
sehr einheitlich gebracht. Das gilt auch für die neue LMG am Dienstag. Einzig
GFS tanzt mit einer südlicheren Version noch aus der Reihe. Details sind aber
freilich erst kurz vorher möglich.
Unsicherheiten gibt es noch zum Ende der Kurzfrist mit den sich intensivierenden
Niederschlägen im Süden und möglichem Dauerregen/Tauwetter (siehe Text).

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer