DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

30-01-2021 18:30
SXEU31 DWAV 301800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 30.01.2021 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Im Süden nachlassende, meist leichte Schneefälle. Im Norden gebietsweise
strenger Frost. Ab Montag von Südwesten her zunehmende Niederschlagsneigung. Vor
allem rund um Schwarzwald und Alpenrand erneut Dauerregen und Tauwetter möglich.


Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
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Aktuell ... hat sich über weiten Landesteilen kalte, teilweise feuchte Luft von
Skandinavien her breitgemacht. Die Grenze zu milder Meeresluft liegt aktuell
über dem Südwesten und Süden und kommt nur noch wenig weiter südwärts voran.
Sonntag früh dürfte eine Linie von Nordbaden zum westlichen, bayerischen
Alpenrand erreicht sein. Grund dafür sind eine Tiefentwicklung über Oberitalien
und ein Randtrog über Frankreich, die die Ausdehnung der kalten Polarluft nach
Süden bremsen.
Nördlich der Luftmassengrenze fällt von Rheinland-Pfalz bis Niederbayern
verbreitet Schnee, mit nachlassender Tendenz. In tiefen Lagen bleibt teilweise
kaum etwas liegen, oberhalb 200 bis 400m sind 1 bis 5, örtlich nahe 10 cm
Neuschnee in 12 Stunden zu erwarten. Südlich davon regnet es bis in Lagen über
1000m weiter, allerdings dürften auch dort die Intensitäten abnehmen und die
Tauwetterwarnungen können auslaufen.
Über weiten Teilen des Nordens und der Mitte hat sich schwacher
Zwischenhocheinfluss durchgesetzt, trotz der leicht zyklonalen nordwestlichen
Höhenströmung.
Es klart teilweise auf und die Temperaturen sinken - außer gebietsweise im Süden
- in den leichten bis mäßigen Frostbereich, vor allem über Schnee ist im Norden
gebietsweise strenger Frost wahrscheinlich. Ganz im Norden dagegen dreht der
Wind am Rand eines Troges, der über Skandinavien nach Südosten schwenkt, auf
westliche Richtungen, frischt etwas auf und es kommt an der Ostsee exponiert zu
einzelnen Böen Bft 7. Dazu driften von der See einige, teils kräftige Schnee-,
Schneeregen- oder Graupelschauer zu den Küsten und ins angrenzende Binnenland.

Sonntag ... dreht die Höhenströmung am Rand des großen nordeuropäischen Troges
etwas mehr auf westliche Richtungen. Vor dem nächsten Randtrog über Frankreich,
wird sie vorübergehend etwas antizyklonaler.
Wir liegen (meist) im Einflussbereich polarer Kaltluft und unter einer schwachen
Hochdruckbrücke über Nord- und Mitteldeutschland.

Die Luftdruckgegensätze bleiben gering, sodass abgesehen von den Küstenregionen
der Wind nur schwach unterwegs ist. Ganz im Norden, vor allem an der Ostsee
kommt es dann zum Tief über Nordosteuropa exponiert zu einzelnen steifen Böen,
Bft 7, aus West bis Südwest. Wie nachts ist das aber nicht unbedingt
warnrelevant

Die Luftmassengrenze scheint den äußersten Südwesten (Südbaden) aber tatsächlich
nicht verlassen zu wollen. Hier finden sich nach wie vor Reste der milden Luft,
in der es auf 800 bis 1000m hinauf etwas regnen kann. Ansonsten lässt der
Schneefall ganz im Süden weiter nach. Am ehesten im Stau der Alpen kommen bis
zum Abend einige, wenige cm Neuschnee hinzu.

Zum Abend weiten sich die Wolken über dem Südwesten wieder nach Norden aus und
auch in Rheinland-Pfalz und dem Saarland sind leichte Regen- und Schneefälle
möglich.
Auch im erweiterten Küstenumfeld sind ein paar schwache Schneeschauer nicht
ausgeschlossen.
Am freundlichsten wird es in den mittleren Landesteilen, unter der zonalen
Hochdruckzone, wo die Sonne länger scheint.

Die Höchstwerte liegen von Niedersachsen bis in den Osten teils um 0 Grad, sonst
werden 1 bis 4 Grad erreicht, am südlichen Oberrhein und am Hochrhein bis +7
Grad.

In der Nacht zum Montag ist es über dem Norden und Osten zunächst teils gering,
sonst meist wechselnd bis stark bewölkt. Über Schleswig-Holstein und an der
Ostsee, auch etwas landeinwärts sind durch kleine Tröge und diabatische Effekte
ein paar Schneeschauer, an der Nordsee Schneeregenschauer möglich.
Im Laufe der Nacht weitet sich eine Tiefdruckrinne über Benelux nach
Westdeutschland aus. Die aufkommenden Warmluftadvektion führt zu kompakter
Bewölkung, die sich über den Südwesten und die Mitte nach Nordosten ausbreitet.
Nachfolgend kommen auch wieder Niederschläge auf. Ganz im Südwesten fällt bei
leichten Plusgraden meist Regen, sonst teilweise Schnee oder gefrierender Regen.

Abgesehen vom Südwesten wird es verbreitet frostig. In den zunächst klaren
Gebieten im Osten und der Mitte gibt es mäßige Fröste, über Schnee im Nordosten
durchaus auch wieder teils strengen Frost um -10 Grad.

Montag ... läuft vor einem Höhenrücken über Westeuropa ein sich etwas
kräftigender Randtrog nach Osten bis Südosten ab und führt -aus der sich nach
Osten ausweitenden Bodenrinne - zur Bildung eines schwachgradientigen Tiefs über
Deutschland.

Im Norden und Osten bleibt es bei zeitweiligen Auflockerungen in kalter Luft
meist trocken, ansonsten breitet sich starke Bewölkung aus und es kommt
verbreitet, meist aber nur zu leichten Niederschlägen. Zunächst forciert durch
Warmluftadvektion, dann eher durch den nachrückenden Trog.

Mangels Gradient kann sich die milde Luft nicht überall durchsetzen. Am ehesten
noch im Südwesten, wo wieder 6 bis 10 Grad erwartet werden, sonst liegen die
Maxima meist zwischen 1 und 5 Grad. Im Norden werden gebietsweise Werte um den
Gefrierpunkt erreicht.

Die Niederschläge fallen im Norden, über weiten Teilen der Mitte und nach
Südosten hin zunächst als Schnee und gehen dann teilweise in Regen über, im
Südwesten und Westen fällt Regen, dazwischen ist teilweise gefrierender Regen
möglich, nicht zuletzt, weil sich mangels Gradient die kalte Luft in einigen
Regionen bodennah zäh behaupten kann, bzw. der Boden etwas gefroren ist.
Die Mengen sind meist nicht groß, nur im Schwarzwald fallen wieder 10 bis 20 mm
in 12 Stunden und das bis deutlich über 1000 m als Regen.

Der Wind frischt in einigen Hochlagen über dem Süden und der Mitte stärker auf,
wo die Gipfel 7 bis 8 Böen abbekommen, exponiert im Süden Sturmböen bis schwere
Sturmböen aus Südwest.

In der Nacht zum Dienstag zieht das Tief unter Auffüllung nach Polen ab, während
sich über Westeuropa das nächste Frontensystem nähert. Außer den Regenfällen im
Süden lassen die Niederschläge (Schneeregen, Schnee oder gefrierender Regen) von
Westen her nach. Bei schwachem Zwischenhocheinfluss lockern die Wolken im
Nordwesten und Westen stärker auf und auch das ein oder andere Nebelfeld kann
sich bilden. Die Temperatur geht im Norden und Osten häufig etwas unter den
Gefrierpunkt zurück, sonst liegen die Temperaturen eher leicht darüber.

Dienstag ... schiebt sich die Frontalzone von Westen her nach Deutschland
herein. Die erwähnten Tiefausläufer (zu einem Teiltief über dem Ärmelkanal)
greifen (zunehmend schleifend und nur noch zögernd nach Norden vorankommend) von
Westeuropa auf Deutschland über und lassen teils kräftige Niederschläge
aufkommen, die außer dem Norden weite Landesteile überziehen. Am nördlichen Rand
fällt Schnee. Bei erneuter Zufuhr sehr milder Meeresluft und auffrischendem Wind
steigt die Schneefallgrenze im Süden und Südwesten dagegen auf über 1500 m.
Intensität und Ausdehnungen der Niederschläge sind unsicher, im nördlichen und
östlichen Bergland sind um 10 cm Neuschnee in 12 Stunden möglich. In tiefen
Lagen bleibt teilweise Neuschnee oder Schneematsch, was aber auch vom Timing der
Schneefälle abhängt. Der äußerste Norden bleibt weitgehend niederschlagsfrei.

Sowohl der Ostwind im Norden, als auch der Südwestwind weiter südlich frischen
auf. Während der Ostwind lediglich über der Nordsee Richtung Bft 7 tendiert,
sind die tiefen Lagen im Südwesten mit starken bis steifen Böen (6-7 Bft) dabei,
im Bergland gibt es Sturmböen (9 Bft), exponiert im Schwarzwald und den Alpen
schwere Sturmböen oder orkanartige Böen (10 bis 11 Bft).

Die Temperaturen staffeln sich entsprechend der Luftmassen. In der kalten
Polarluft über dem Norden werden kaum 0 Grad überschritten, im Südwesten sind in
sehr milder Meeresluft vor allem am Oberrhein 13 bis 14 Grad möglich.

Beginnend im Verlauf des Montags akkumuliert sich längerfristig (48/72h) im
Südwesten wieder einiges an Regen. Es darf nicht nur in Staulagen (Schwarzwald,
Alpen) wieder an Dauerregen gedacht werden, je nach dem was dort noch an Schnee
liegt, eventuell an Tauwetter. Beides kann unwetterartig ausfallen.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Entwicklung ist bis Montag recht sicher, dann divergieren die Modelllösungen
stärker, obwohl der grobe Fahrplan einigermaßen steht. Neben einer
vorübergehenden Grenzwetterlage mit Schnee und eventuell Glatteis über dem
Norden ist im Süden/Südwesten bei milden Temperaturen ergiebiger Regen mit
warnrelevanten Niederschlagssummen nicht unwahrscheinlich.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner