DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

30-01-2021 10:30
SXEU31 DWAV 300800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 30.01.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Grenzwetterlage

Anfangs im Süden Tauwetter, teils unwetterartig.
Kommende Nacht außer ganz im Südwesten verbreitet Glätte durch Schnee und Eis.
In der Nacht zum Montag im Südwesten örtlich gefrierender Regen, der sich im
Laufe des Montags zur Mitte ausdehnt.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... Deutschland liegt auf der Südseite eines Höhentiefkomplexes über dem
Nordmeer, Skandinavien und Nordwestrussland in einer nordwestlichen
Höhenströmung, wobei ein Höhenkeil von Frankreich her unter Abflachung nach
Südwestdeutschland zieht. Rückseitig bewegt sich ein hochreichendes Tief
südwestlich von Irland zum Ärmelkanal, wobei das Höhentief Anschluss an die
Frontalzone über England bekommt. Die Warmluftadvektion dieses Systems greift
weit über den Keil hinaus und ist verbunden mit dem Frontensystem dieses Tiefs,
das von Frankreich her auf uns übergreift. Dieses System läuft auf die in der
Mitte sehr langsam nach Süden sich verlagernde scharfe Luftmassengrenze auf, die
Kaltluft im Norden von der milden Luft im Süden trennt. Die Luft, die mit den
atlantischen Fronten nach Süddeutschland fließt ist noch etwas milder als die
aktuell noch vorhandene Luftmasse (knapp unter null Grad in 850 hPa). Damit
verschärft sich noch die Luftmassengrenze, die sich mittags etwa auf einer Linie
Wiesbaden-Nürnberg und um 18 UTC etwa auf einer Linie Saarbrücken-Ingolstadt
befindet. Nördlich der Grenze gehen die Niederschläge rasch in Schnee über,
wobei ein 100 bis 200 km breites Schneefallgebiet entsteht. Knapp nördlich der
Grenze ist auch vorübergehend mal gefrierender Regen nicht ausgeschlossen, was
aber nicht ganz so kritisch ist, da die Böden nicht gefroren sind (ab
Spätnachmittag kritisch). Im Osten kann es anfangs im Trogbereich noch zu
leichtem Schneefall kommen, der aber im Tagesverlauf nachlässt. Südlich der
Luftmassengrenze ist in den Tauwetter- bzw. Dauerregenregionen ist der
Warmluftnachschub gewährleistet und so kann die Schneedecke weiter schrumpfen.
Während der Alpenraum heute nur wenig Niederschlag abbekommt bringt das
Frontensystem im Schwarzwald erneut 10 bis 20 mm Regen innerhalb von 12 Stunden,
während sonst nur noch 4 bis 10 mm runterkommen. In Staulagen von Hunsrück und
Pfälzer Wald aber auch knapp über 10 mm ähnlich wie in der Nähe der
Luftmassengrenze, wo aber die Niederschläge teils in Schnee übergehen. Die
Tauwetterwarnungen vom Taunus bis zum Bayerischen Wald können im Tagesverlauf
wegfallen, da von Nordosten die Kaltluft einströmt.
Die Höchstwerte erreichen in der Nordhälfte nur -1 bis +2 Grad und im Harz sowie
im Erzgebirge gibt es Dauerfrost zwischen -5 und -2 Grad. In der Mitte werden 3
bis 6 Grad erreicht, wobei hier die Temperatur auf etwa 0 Grad im Tagesverlauf
zurückgeht und in Südbayern, Baden-Württemberg und in der Südpfalz bleibt es mit
7 bis 10 Grad sehr mild.
Mit Bildung eines Cut-Off-Tiefs über den Seealpen fächert der Gradient sowohl in
der Höhe als auch am Boden langsam auf, so dass im Tagesverlauf keine
Windwarnungen auf den Bergen im Süden mehr nötig sind.

In der Nacht zum Sonntag zieht das Tief unter Abschwächung im Westen vom
Ärmelkanal in das Gebiet knapp südlich von Paris. Gleichzeitig bildet sich im
Bereich des Cut-Off-Tiefs über Oberitalien ein neues Bodentief. Im Randbereich
des sich über dem Nordosten regenerierenden Troges des nordosteuropäischen
Höhentiefkomplexes bildet sich teils durch KLA bedingt eine flache
Hochdruckzone, die im Boden von Schottland über Holland bis nach Südpolen
reicht. So klart der Himmel im Norden und Osten häufig auf und die Luft kann
sich vor allem über den Schneeflächen kräftig abkühlen, so dass es Frost
zwischen -3 und -10 Grad gibt. Örtlich wird es sogar noch kälter (Mosmix-Werte
örtlich zu hoch!).
Mit dem leichten Druckanstieg wird die Luftmassengrenze noch etwas nach Süden
gedrückt, etwa ins Alpenvorland und zum mittleren Schwarzwald. Entsprechend kann
es in einem Streifen nördlich der Grenze noch 1 bis 5 cm Neuschnee innerhalb von
6 Stunden geben, ehe gegen Morgen der Niederschlag schwächer wird. Mit den auch
im Südschwarzwald niedrigeren Temperaturen (Mischluft!) endet die
Tauwettersituation im Schwarzwald und in den Alpen. Abgesehen vom äußersten
Südwesten und Süden muss verbbreitet mit Straßenglätte gerechnet werden
(Tiefstwerte in der Mitte und im nördlichen Süddeutschland unter Wolken meist -3
bis 0 Grad).
Nördlich der Hochdruckzone können im Küstenbereich im Laufe der Nacht einzelne
Schnee-, Regen- oder Graupelschauer mit Glättebildung auftreten. Örtlich bildet
sich Nebel.

Sonntag... Zieht der Höhentrog endgültig nach Polen und Österreich ab und es
folgt von Frankreich erneut ein sich abflachender Höhenkeil nach, der nach
Südwestdeutschland driftet. Im Süden bleibt aber die Luftmassengrenze liegen, ja
zum Abend hin bekommt sie sogar einen leichten Antrieb nach Norden. So kann es
von Südostbayern bis nach Süd- und Mittelbaden zeitweise noch etwas Niederschlag
geben, nach Norden hin als Schnee, ganz im Süden als Regen. Im Norden und Osten
ist es im Bereich der Hochdruckzone teils gering bewölkt, teils aber auch
längere Zeit neblig-trüb. Im Küstenbereich bringt aber der Westwind etwas
Durchmischung und hier kann es einzelne Schnee,- Graupel oder Regenschauer
geben. Dabei frischt der Wind an der Ostsee vorübergehend auf und bringt
exponiert 7er Böen. Ansonsten ist der Wind nur schwach.
Die Höchstwerte liegen von Niedersachsen bis in den Osten zwischen -2 und +2
Grad, sonst werden 1 bis 5 Grad erreicht.

In der Nacht zum Montag ist im Norden und Osten anfangs teils gering bewölkt,
später ziehen in den südlichen Bereichen Wolkenfelder auf. Im Küstenbereich sind
noch einzelne teils winterliche Schauer möglich.

Bald nähert sich von Frankreich erneut ein Tiefausläufer eines neuen Tiefs
westlich von Irland. Durch Druckfall über Frankreich wird die Luftmassengrenze
wieder nach Norden geführt und Hebung an einen nach Frankreich laufenden
Randtrog sorgt dafür, dass leichte Niederschläge im Laufe der Nacht den gesamten
Südwesten erreichen. Anfangs fällt dabei Schnee, der später nach Südwesten hin
in teils gefrierenden Regen übergeht.
Außer ganz im Südwesten wird es verbreitet frostig. In den anfangs gering
bewölkten Gebieten im Norden und Osten gibt es mäßigen Frost, über Schnee
vereinzelt auch strengen Frost. Ansonsten stehen 0 bis -4 Grad auf der Karte.


Montag... Der Trog über Frankreich zieht nach Deutschland. Gleichzeitig läuft
die Okklusion in die Luftmassengrenze rein und ein Randtief entwickelt sich über
Belgien und zieht nach NRW. Damit wird die Luftmassengrenze vor allem nach
Westen hin nordwärts gedrückt, so dass sich die Niederschläge bis zu den
nördlichen Mittelgebirgen ausdehnen.

Am Nord- und Ostrand des Niederschlagsgebietes fällt noch meist Schnee, während
nach Südwesten der Schnee in Regen übergeht, der teils gefriert. Davon betroffen
ist am ehesten Rheinland-Pfalz, Hessen und Unterfranken.

Die zu erwartenden Mengen sind allerdings nicht besonders groß und liegen meist
bei nur 1 bis 5 mm/12 h.
Im Norden bleibt es trocken, lediglich im Nordseeküstenbereich kann es
vereinzelt Schneeschauer geben.
Es gibt allerdings Unsicherheiten in der Lage der Luftmassengrenze, da das
Teiltief im Westen unterschiedlich simuliert wird (s. u.).
Aufgrund des aufgelockerten Gradienten ist Starkwind kein Thema. Die
Temperaturen liegen zwischen -2 Grad an der Oder und +10 Grad am Oberrhein.

In der Nacht zum Dienstag verlagert sich das Niederschlagsgebiet über die Mitte
und den Süden weiter in Richtung Osten. Es zeigt sich weiterhin die Trennung
zwischen relativ milder Luft im Süden und dadurch mit Regen, in der nördlichen
Mitte und teils im Osten dagegen leichter Schneefall. Größere Mengen sind nicht
zu erwarten. Im Norden ist die Bewölkung teilweise aufgelockert.
Die Temperaturen fallen im Norden und Osten in den Frostbereich. In der
Südwesthälfte ist es frostfrei.

Gegen Morgen setzten im äußersten Südwesten neue Regenfälle infolge aufkommender
kräftiger WLA ein.


Modellvergleich und -einschätzung
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Bis Sonntagabend simulieren die Modelle recht ähnlich.
Am Montag gibt es Unterschiede: EZMW setzt das Randtief ins Münsterland (18
UTC), GFS ins Rhein-Main-Gebiet. Entsprechend dehnt sich die milde Luft bei EZMW
weiter nach Norden aus, während bei GFS zumindest der nördliche
Mittelgebirgsraum noch kalt bleibt mit Schneefällen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden