DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

18-08-2016 09:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 18.08.2016 um 10.30 UTC



Ab Dienstag von Südwesten her noch einmal hochsommerlich warm bis heiß. Etwa ab
dem Wochenende im Südwesten und Westen zunehmende Gewitterneigung.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 25.08.2016


Am Sonntag greift ein Trog auf Deutschland über und sorgt für einen
wechselhaften Wettercharakter mit häufigen Schauern und wiederholt auch kurzen
Gewittern. Diese können mit stürmischen Böen einhergehen. Dabei bleibt es meist
mäßig warm.
Bereits in der Nacht zum Montag verlagert sich dieser Trog rasch nach Osten,
gefolgt von einem breiten Höhenrücken, der durch Warmluftadvektion gestützt
wird. Dabei ist in die vorderseitige nordwestliche Strömung eine Warmfront
eingelagert, die am Montag im Nordwesten und Norden zeitweise für Niederschläge
sorgt. Von Südwesten und Süden her kräftigt sich im Tagesverlauf antizyklonaler
Einfluss und führt vermehrt zu Auflockerungen und Aufheiterungen.
Danach kräftigt sich der mit seiner Achse unmittelbar westlich von Deutschland
liegende Höhenrücken und weitet sich nach Südskandinavien aus. Mit dessen
zögernder Ostverlagerung gelangt das Vorhersagegebiet in den Zustrom von sehr
warmer Luft aus dem südwesteuropäischen Raum. Bis Dienstagabend erfolgt im
äußersten Südwesten, bis Mittwochabend bis in die mittleren Gebiete hinein sowie
im gesamten Süden ein Anstieg der Temperaturen im 850 hPa-Niveau auf 20 Grad und
darüber, was bei ungehinderter Einstrahlung Temperaturmaxima von 35 Grad zur
Folge haben würde. Dabei bleibt es durchweg niederschlagsfrei.
Am Donnerstag schwenkt die erste Teilachse des Höhenrückens ostwärts; weiter
westlich regeneriert sich dieser Rücken. Von Skandinavien her dringt ein Trog
nach Süden vor, so dass dann auf den Norden mehrschichtige Bewölkung, aber ohne
nennenswerte Niederschläge, übergreifen kann. Folglich bleibt die Erwärmung auf
hochsommerliche Temperaturen sehr wahrscheinlich auf den Süden und die mittleren
Gebiete beschränkt.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum greift der Trog von
Skandinavien her auf Osteuropa über und weitet sich über die Baltischen Staaten
zur Ukraine aus. Kaltluftadvektion lässt dann über Skandinavien ein ausgedehntes
Bodenhoch entstehen. Aus diesem strömt sehr trockene, aber noch warme Luft in
den Norden und Nordosten Deutschlands ein.
Auf den Südwesten und den äußersten Westen kann ab Samstagabend eine flache
Tiefdruckrinne übergreifen, in deren Bereich sich erste und zum Teil heftige
Gewitter entwickeln können.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Mittwoch folgt der aktuellste Lauf der Entwicklung, wie sie
die beiden gestrigen Modellläufe zeigten. Prognoserelvante Unterschiede lassen
sich bis dahin nicht feststellen.
Der Trog, der am Donnerstag auf Skandinavien übergreift, ist nur beim
aktuellsten Lauf zu finden. Somit liefert für den erweiterten mittelfristigen
Vorhersagezeitraum auch nur der heutige 00 UTC-Lauf Hinweise für eine gedämpfte
Temperaturentwicklung im Norden und Nordosten Deutschlands.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bereits ab Sonntag zeigen sich Unterschiede zwischen den Modellen der einzelnen
Vorhersagezentren. Während EZMW und GFS eine relativ rasche Ostverlagerung des
Troges annehmen, wird dieser nach LFPW, ICON und dem Modell des kanadischen
Wetterdienstes langsamer nach Osten verlagert und tropft nach letzterem Modell
sogar nach Süden aus. Die Folge wäre eine eher verzögerte Erwärmung.
Zur Wochenmitte entwickelt ICIN den Höhenrücken kräftiger und zeigt im Gegensatz
zu den anderen Modellen sogar ein abgeschlossenes Höhenhoch.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum deutet auch GFS einen über
Skandinavien hinweg ostwärts schwenkenden Kurzwellentrog an, der im Norden und
Osten Deutschlands die Erwärmung dämpft; ganz im Norden und Nordosten
Deutschlands würde demnach die 25 Grad-Marke nicht erreicht. Nach dem
kanadischen Modell tropft dieser Trog über Deutschland aus; das Cut-Off-Tief
soll sich demnach über den Westen Deutschlands hinweg südwärts verlagern.
Demnach würde nur zur Wochenmitte und nur im Südwesten Deutschlands die 30
Grad-Marke erreicht oder etwas überschritten.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS folgt der oben beschriebenen Entwicklung. Dabei ist es vor allem
der jüngste Modelllauf, der bis Monatsende einen sehr warmen bis heißen
Witterungsabschnitt zeigt. Wenn auch die beiden ungestörten Modellläufe am
oberen Rand der Verteilung zu finden sind, so sind bzgl. der 850-er Temperaturen
nur Einzellösungen unterhalb von 10 Grad zu finden. Der Temperaturrückgang im
Norden und Nordosten Deutschlands, der vom Haupt- und Kontrolllauf gezeigt wird,
lässt sich nur von wenigen Lösungen des Ensembles nachvollziehen. Das Verhalten
dieses Troges, aus welchem der Temperaturrückgang resultieren soll, ist noch als
unsicher einzuschätzen.

Das EPSW des EZMW folgt der oben beschriebenen Entwicklung. Auch hier liegen die
beiden ungestörten Läufe am oberen Rand der Verteilung. Zwar steigt ab Mitte der
kommenden Woche der Spread deutlich (mehr als beim GFS), aber unterhalb der 10
Grad-Marke der Temperaturen im 850 hPa-Niveau gibt es nur wenige Member.
Niederschlagssignale werden nur sehr sparsam simuliert.
Das Clustering lässt an der Blockierungslage keinen Zweifel. Die Variante des
kanadischen Modells (mit dem über Deutschland austropfenden Trog) findet sich
darin nicht wieder. Somit sollte einem spätsommerlichen Witterungsabschnitt bis
weit ins Monatsende hinein nicht allzu viel im Wege stehen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Sonntag sind wiederholt Schauer und kurze Gewitter zu erwarten, dabei sind
Wind- und vereinzelt stürmische Böen, auf höheren Berggipfeln Sturmböen möglich.

Am Montag gibt es im Nordosten noch einzelne Schauer, wahrscheinlich aber keine
Gewitter mehr. Im Nordwesten frischt der Wind auf, an der Nordseeküste und in
exponierten Lagen der westlichen Mittelgebirge sind dann stürmische Böen
möglich.
Am Dienstag sind abgesehen von örtlichen Frühnebelfeldern keine wetterbedingten
Gefahren zu erwarten. Am Mittwoch muss im Südwesten und im Süden in tieferen
Lagen mit zunehmender Wärmebelastung gerechnet werden.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS(EZMW) hin zu etwas höheren Temperaturen anpassen
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann